Geld leihen und verleihen? So beugt man Konflikten vor

«Kannst du mir vielleicht fünfzehn Franken für den Kinoeintritt leihen? Ich gebe sie dir nächste Woche zurück!» Dass sich Kinder und Jugendliche Geld gegenseitig leihen und verleihen, ist gang und gäbe. Dennoch sollten Eltern solche Situationen im Auge behalten: Diese können Hinweise sein, dass der Nachwuchs Schwierigkeiten hat, mit Geld umzugehen.

Geld leihen und verleihen im Alltag von Kindern und Jugendlichen

Liam (10) möchte sich unbedingt das neueste Game seiner Lieblingsvideospielreihe kaufen. Er hat aber sein gesamtes Sackgeld bereits ausgegeben. Darum bittet er seinen Freund Elio (10) um Geld: «Kannst du mir bitte 50 Franken leihen? Ich gebe sie dir nächste Woche zurück – versprochen!» Elio überlegt kurz, ob er Liam das Geld leihen soll. Dieser schuldet ihm bereits 20 Franken und Elio ist unsicher, ob Liam die Schulden diesmal begleichen wird.

Das Beispiel zeigt: Geld leihen und verleihen kommt im Alltag von Kindern und Jugendlichen vor. Während kleinere Beträge oft unproblematisch erscheinen, können häufiges Leihen oder grössere Summen auf Probleme hinweisen – wie etwa unzureichende finanzielle Planung oder Schwierigkeiten, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen. In diesem Fall kann häufiges Leihen auf eine fehlende Budgetierung hindeuten oder aber dazu führen, dass Kinder und Jugendliche den Überblick über ihre Finanzen verlieren. 

Auf der anderen Seite sind Kinder, die häufig um Geld angefragt werden oder Geld verleihen mit Drucksituationen konfrontiert. Sie geben dann unter Umständen mehr ab, als sie selber stemmen können. Eltern sind daher gut beraten, ein Augenmerk auf Situationen zu legen, in denen der Nachwuchs Geld leiht oder verleiht.

Geld leihen oder verleihen ist nicht automatisch problematisch

Eltern sollten sich stets bewusst sein: Weder das Leihen noch das Verleihen von Geld sind grundsätzlich negativ behaftet. Wenn der Nachwuchs seine Schulden stets begleichen kann und den Überblick behält, wem er wann wie viel Geld schuldet, zeugt dies von einem gesunden Verständnis für den verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Die Herausforderung für Eltern besteht darin, in solchen Situationen zu erkennen, ob der Nachwuchs mit diesem Thema Schwierigkeiten hat und wie man ihn dabei unterstützen kann.

Wenn sich das Kind häufig Geld von anderen leiht

«Geld verleihen ist in der Regel ein Thema innerhalb der Familie oder im engsten Freundeskreis», sagt Christoph Walter. Er hat die Leitung der Jugendberatung JuAr Basel inne, welche Jugendliche und junge Erwachsenen des Kantons Basel-Stadt unter anderem auch zu Fragen rund um Schulden sowie den Umgang mit Geld allgemein berät.

Wachsam sollte man als Eltern sein beziehungsweise werden, wenn der Nachwuchs das geliehene Geld nicht mehr zurückzahlen kann und Schulden anhäuft, rät der Experte. 

Tritt das häufige Leihen von Geld von anderen in Kombination mit regelmässiger Nachfrage um mehr Sackgeld oder einen Vorschuss davon auf, kann dies ein Anzeichen für Probleme mit dem Umgang mit Geld sein. Weitere mögliche Hinweise auf solche Schwierigkeiten sind häufige beziehungsweise zu viele Ausgaben oder Mühe mit der Budgetverwaltung.

Christoph Walter rät Eltern im Zuge dessen, das Thema anzusprechen und dabei ehrliches Interesse zu zeigen: «Eltern können den Nachwuchs bei dieser Gelegenheit fragen, warum das Sackgeld nicht reicht und wofür all das geliehene Geld benötigt wird.» Eine Massnahme zur Unterstützung könnte die Einführung eines Jugendlohns sein, fügt Christoph Walter an. «So kann ein selbstbestimmter Umgang mit Geld besser gelernt und gleichzeitig Frustrationstoleranz geübt werden.» Stellt sich etwa heraus, dass das Kind zu Impulskäufen neigt, können die Eltern es für bewusste Kaufentscheide sensibilisieren.

Nebst der Einführung eines Jugendlohns gibt es noch weitere Möglichkeiten, um den Nachwuchs im Umgang mit Geld zu unterstützen: Beispielsweise bietet die Einführung eines festen Taschengeldplans – etwa in Form eines Kakebos – eine klare Struktur und Hilfe bei der Finanzverwaltung. Die Erstellung eines Budgets, bei der die monatlichen Ausgaben geplant werden, fördert darüber hinaus ein besseres Verständnis für den Umgang mit Geld. 

Unter Umständen hat der Nachwuchs das Konzept des Sparens auch noch nicht ganz verinnerlicht und kann noch nicht nachvollziehen, warum sich Sparen und damit verbunden das Erreichen von Sparzielen lohnt. In den folgenden beiden Artikeln finden sich kreative Ideen, um Kinder zum Sparen zu motivieren und Tipps, mit denen das Einteilen von Geld leichter fällt.

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Gemeinsam mit 23 anderen Kantonalbanken der Schweiz haben wir jugendbudget.ch lanciert. Die Seite thematisiert Fragestellungen rund um das Thema Kinder und Geld. Sie bietet Eltern Ideen, Anregungen und Hilfestellungen, wie sie Geldthemen mit ihren Kindern besprechen können.