
12. Mai 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Obligationen sind besser als ihr Ruf
Während der langen Negativzinsphase zwischen 2015 und 2022 sind die Obligationen aus den Portfolios der Privatkunden praktisch verschwunden. Auch bei den Pensionskassen wurden sie grossmehrheitlich durch Aktien, Immobilien oder Alternative Anlagen ersetzt. Im aktuellen Umfeld droht ihnen nach einem kurzen Revival wieder das gleiche Schicksal.
Im Fokus
Während der langen Negativzinsphase zwischen 2015 und 2022 sind die Obligationen aus den Portfolios der Privatkunden praktisch verschwunden. Auch bei den Pensionskassen wurden sie grossmehrheitlich durch Aktien, Immobilien oder Alternative Anlagen ersetzt. Im aktuellen Umfeld droht ihnen nach einem kurzen Revival wieder das gleiche Schicksal. Eine Durchschnittsrendite von 0.68% im Swiss Bond Index löst keine Begeisterungsstürme aus. Bei den Anleihen der Eidgenossenschaft ist die Rendite bis zu einer Laufzeit von fünf Jahren wieder null oder gar negativ. Eine fünfjährige Pfandbriefanleihe deckt mit einer Rendite von 0.30% gerade mehr oder weniger die Depotgebühren. Bei einer Laufzeit von 10 Jahren gibt es mit einer Rendite von 0.80% aber auch für Obligationen mit einer sehr guten Schuldnerqualität noch einen messbaren Ertrag. Dieser ist jedoch mit einem erheblichen Zinsrisiko verbunden, sollten die Zinsen steigen.
Obligationen als Stabilisator im Portfolio
In unserer Anlagephilosophie haben die Obligationen nicht die Aufgabe des Renditetreibers. Diese ist den Aktien vorbehalten. Die Obligationen sollen vielmehr als Gegenstück der Aktien in schwachen Marktphasen die Performance des Portfolios stabilisieren und die Verluste in Grenzen halten. Das hat mit Ausnahme von 2022 gut funktioniert. Der starke Zinsanstieg als Reaktion auf den globalen Inflationsschub hat in jenem Jahr auch bei Obligationen zu Verlusten von mehr als 10% geführt. Im April, als die Aktienmärkte unter dem Zollgewitter von Donald Trump einbrachen, haben die Obligationen ihre zugedachte Aufgabe jedoch wieder mit Bravour erfüllt.
Keine unnötigen Risiken eingehen
Obligationen sind nicht risikolos. Bei steigenden Zinsen verlieren sie an Wert. Das lässt sich nicht vermeiden. Die anfallenden Verluste können bei Anleihen mit einer längeren Langzeit beträchtlich werden. Im Unterschied zu anderen Anlageklassen werden die Verluste bis zum Verfall der Obligation jedoch sicher wieder aufgeholt, sofern die Anleihe zurückbezahlt wird. Entsprechend wichtig ist, dass der Bonität der Emittenten die nötige Sorgfalt und Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es lohnt sich nicht, in diesem Bereich grosse Konzessionen einzugehen. Der Renditeaufschlag entschädigt bei Anleihen in Schweizer Franken das zusätzliche Kreditrisiko nicht überzeugend. Das gleiche gilt für das Währungsrisiko bei Fremdwährungsobligationen. Auf währungsgesicherter Basis macht ein Anteil an Obligationen in einer anderen Währung mit einem höheren Zinsniveau dennoch Sinn. Deren Vorteil ist nicht die Mehrrendite, die durch die Währungsabsicherung eliminiert wird, sondern das breitere Universum der Emittenten.
Auf eine gute Staffelung achten
Obligationen sind kein Trading-Instrument. Dazu sind die Transaktionskosten in Form der Bid-Ask-Spreads zu gross. Bei der Gestaltung des Portfolios ist daher auf eine gute Staffelung der Verfalltermine zu achten. So können regelmässig neue Obligationen mit einer Laufzeit von sieben bis zehn Jahren gekauft werden, aus Kostengründen wenn möglich im Rahmen von Neuemissionen. Damit kann über einen Zinszyklus hinweg der effektive Marktzins für Anleihen dieses Laufzeitbandes verdient werden.
Video-Podcast der SGKB
Der US-Präsident beherrscht mit Ankündigungen und Polemik die Schlagzeilen. Die Finanzmärkte reagieren mit Verunsicherungen und die klassischen sicheren Häfen Gold und Schweizer Franken sind gesucht. Unser Chief Investment Officer Thomas Stucki schätzt die aktuelle Marktsituation ein.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.29%, S&P500: -0.07%, Nasdaq: +0.00%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.39%, DAX: +0.63%, SMI: +0.21%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: +0.10%, HangSeng: +0.93%, S&P/ASX 200: +0.21%
Nach der Aufholjagd der letzten Wochen haben die Aktienmärkte eine Pause eingelegt. Die Meldungen über die negativen Auswirkungen der US-Zollpolitik auf die eigene Wirtschaft häufen sich. Ob und wie das die Meinung von Donald Trump ändern wird, ist offen. Seine Aussagen dazu bleiben widersprüchlich. Der S&P 500 verlor letzte Woche 0.47%. Die europäischen Aktien stiegen 0.46%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 0.83% abschloss.
Der erste Schock an den Aktienmärkten nach den Zollankündigungen von Donald Trump ist verdaut. Zuletzt zeigten sich moderate Erholungstendenzen. Die zwischenzeitlich starken Tagesschwankungen haben spürbar nachgelassen, was positiv ist. Dennoch bleibt die Frage, wie stark die Zölle die Konjunktur belasten werden. Je länger die Unsicherheit anhält, desto stärker fallen die wirtschaftlichen Schäden aus. Mit starken Kursschwankungen ist deshalb weiterhin zu rechnen. In diesem Umfeld muss man sich zurückhaltend positionieren und die Lage aufmerksam beobachten. Der Fokus muss auf einer konsequenten Diversifikation des Portfolios liegen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.406%; DE: 2.562%; CH: 0.306%
Die Inflationsrate in der Schweiz lag im April bei 0.0% und damit deutlich unter den Erwartungen. Gleichzeitig steigt der Franken, was die importierte Inflation in den nächsten Monaten weiter nach unten drücken wird. Die SNB wird daher nicht darum herumkommen, im Juni den Leitzins noch einmal zu senken. Detaillierter gehen wir auf diesen Zusammenhang in unserer neuesten Zinspublikation ein, die hier bezogen werden kann.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8340
Euro in US-Dollar: 1.1228
Euro in Franken: 0.9364
Der US-Dollar gibt ein Lebenszeichen von sich. Meldungen über eine Einigung zwischen den USA und China in den Zollfragen, so nebulös diese auch sind, hat den US-Dollar zum Franken etwas ansteigen lassen. Das Vertrauen in den Greenback ist aber angeschlagen, weshalb wir sein Potenzial als gering einstufen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 61.44 pro Fass
Goldpreis: USD 3'278.40 pro Unze
Trump versprach, dass die Ölindustrie in den USA boomen wird. Er befreite sie von unerwünschten ökologischen Auflagen und bekämpft medienwirksam die Erneuerbaren Energien. Dennoch sprechen die Ölfirmen von Krise und nicht von Boom. Die Zölle auf Stahl und Aluminium lassen die Kosten für ihre Ausrüstung steigen und bei einem Ölpreis unter 65 US-Dollar pro Fass machen sie Verluste.
Wirtschaft
Am nächsten Mittwoch werden in den USA die Inflationsdaten für den April veröffentlicht. Diese werden in der Tendenz tief ausfallen. Bis sich die Folgen der Zölle in der Preisstatistik auswirken, dauert es noch ein paar Monate. Die Zurückhaltung der Konsumenten zeigt sich aber bereits jetzt in den Preisen für Flüge und anderen Dienstleistungen, die billiger werden.
Thomas Stucki

8021 Zürich

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