06. Oktober 2025, CIO-Sicht | Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Lichtblicke für den Euro

Der US-Dollar hat gegenüber dem Franken in diesem Jahr über 12% an Wert eingebüsst. Der Euro hält sich hingegen zum Franken stabil. Die Stärke des Euro mit der Schwäche des US-Dollars zu erklären, greift jedoch zu kurz.

Im Fokus

Der US-Dollar hat gegenüber dem Franken in diesem Jahr über 12% an Wert eingebüsst. Die Kursgewinne an den amerikanischen Aktienbörsen haben sich für Schweizer Anlegerinnen und Anleger dadurch weitgehend in Luft aufgelöst. Der Euro hielt sich mit einem Rückgang von rund 0.5% zum Franken stabil. Der Gewinn von 15% bei den europäischen Aktien zeigt sich somit auch in den Schweizer Depotauszügen. Die Stärke des Euro mit der Schwäche des US-Dollars zu erklären, greift zu kurz. Bei allen Zweifeln, die angesichts der Geschichte des Euro während den letzten fünfzehn Jahren verständlich sind, basiert sie auch auf positiven Entwicklungen in der Eurozone.

Italien gewinnt an Stabilität

Vor kurzem machte Schlagzeilen, dass die Risikoprämie der Staatsanleihen Frankreichs gleich hoch ist wie diejenige Italiens, und eine neuerliche Eurokrise wurde heraufbeschworen. Es stimmt, dass sich für 10-jährige französiche Anleihen im Vergleich zu deutschen Papieren der Renditeaufschlag von 0.4% auf 0.8% verdoppelt hat. Unterschlagen wird jedoch, dass sich die Risikoprämie Italiens seit dem Amtsantritt von Georgia Meloni vor drei Jahren von 2.4% auf 0.8% reduziert hat. Dazu haben neben der für italienische Verhältnisse schon fast unwirklich anmutenden politischen Stabilität auch die Gelder aus dem EU-Aufbaufonds nach Corona beigetragen. Die Italiener haben aber Ordnung in ihren Staatshaushalt gebracht. Das Budgetdefizit ist auf 3.5% gesunken und mit dem Budgetvorschlag für das nächste Jahr erfüllen sie das Maastricht-Kriterium für das Budgetdefizit von 3%. Die Schuldenquote Italiens ist seit dem Corona-Höchst von 160% des BIP auf 135% gesunken, was immer noch hoch ist. Aber die Entwicklung stimmt, wobei ein Teil der Schulden während des Inflationsschubs der letzten Jahre weg inflationiert wurde.

Hoffnung für Deutschland

Die deutsche Wirtschaft wächst seit längerem nicht mehr. Die strukturellen Probleme der deutschen Industrie und die Fragen des überbordenden Sozialstaats sind ungelöst. Die Deutsche Bahn fährt noch nicht zuverlässiger und die Infrastruktur ist in vielen Teilen Deutschlands immer noch marode. Es zeigen sich aber auch Zeichen der Hoffnung auf eine konjunkturelle Besserung. Die Erwartungen der deutschen Unternehmen, gemessen an der Unterkomponente des IFO-Index, ist auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dem damit verbundenen Anstieg der Energiekosten gestiegen. Die Zölle von Trump haben die Erwartungen der Firmen zumindest im September nur geringfügig belastet. Bis die Massnahmen der Regierung von Friedrich Merz greifen, dauert es noch eine Weile. Eine bessere Stimmung bei den Firmen ist aber eine gute Grundlage für zusätzliche Investitionen. Positives zeigt sich auch im Immobilienmarkt, welcher die Talsohle durchschritten hat. Veränderungen im Immobilienmarkt haben breite Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, sowohl im Negativen als auch im Positiven.

Geldpolitik der EZB wird vernünftiger

Die EZB konzentriert sich wieder stärker auf ihr Kerngeschäft der Geldpolitik und will nicht mehr auch noch die Welt retten. Die Inflationsrate ist weitgehend unter Kontrolle und mit 2.3% nahe bei ihrem Ziel. Das ermöglichte eine kontrollierte und ruhige Senkung des Leitzinses von 4.0% auf konjunkturfördernde 2.0%, womit das Ende des Senkungszyklus erreicht ist. Da die Zinsen in den USA weiter sinken werden, spricht die abnehmende Zinsdifferenz für eine anhaltende Stärke des Euro zum US-Dollar.

Konstrukt Euro bleibt fragil

Das Konstrukt der Eurozone bleibt anfällig. Dazu sind die strukturellen Unterschiede der verschiedenen Länder zu gross und die Interessen zu vielfältig. Die Grundlagen sind jedoch da, damit der Euro eine ruhigere und stabilere Phase vor sich hat. Davon profitieren nicht nur die Investitionen in europäischen Aktien, sondern auch die Schweizer Wirtschaft.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.51%, S&P500: +0.01%, Nasdaq: -0.28%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.10%, DAX: -0.18%, SMI: +0.64%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +4.52%, HangSeng: -0.61%, S&P/ASX 200: -0.11%

Die Schliessung der amerikanischen Bundesverwaltung interessiert die Aktienmärkte bislang nur am Rande. Wichtiger ist, dass der Druck von Trump auf die Pharmaindustrie nicht so stark ist wie befürchtet. Der S&P 500 legte letzte Woche 1.09% zu. Die europäischen Aktien stiegen 2.76%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 4.10% abschloss.

Obwohl die Unsicherheitsfaktoren zahlreich sind und das globale Wirtschaftswachstum gedämpft wird, zeigen sich die Aktienmärkte robust. Viele Indizes markieren neue Höchststände. Insbesondere in den USA sind die Unternehmensergebnisse erfreulich ausgefallen und die Gewinnerwartungen für die kommenden Monate bleiben positiv. Einer der Haupttreiber ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Halbleitern, die vom weltweiten KI-Boom befeuert wird. Allerdings ist Marktbreite nochmals gesunken und die Kursentwicklung wird verstärkt von wenigen Schwergewichten getragen. Diese Konzentrationsrisiken sowie die einseitige Positionierung vieler Investoren erhöhen die Anfälligkeit für Korrekturen. Gleichwohl überwiegt derzeit an den Märkten das Vertrauen, dass Chancen und Risiken einander die Waage halten.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.148%; DE: 2.698%; CH: 0.240%

Die Fed wird Ende Monat über den nächsten Zinsentscheid diskutieren und die Leitzinsen wohl um weitere 0.25% senken. Das FOMC als geldpolitisches Gremium wird seinen Entscheid jedoch auf einer nebulösen Einschätzung der US-Konjunktur treffen müssen. Durch den Government Shutdown werden die staatlichen Statistiken nicht mehr aktualisiert und veröffentlicht. Das betrifft insbesondere den Arbeitsmarktbericht und die Inflationsrate.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.7959
Euro in US-Dollar: 1.1722
Euro in Franken: 0.9329

Am Devisenmarkt ist es ruhig geworden. Der US-Dollar kann sich knapp unter der Marke von 0.80 Franken stabilisieren. Der Euro und die anderen Währungen machen zum Franken auch keine grossen Sprünge.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 61.88 pro Fass
Goldpreis: USD 3'938.92 pro Unze

Der Goldpreis scheint keine Grenzen zu kennen. Was dahintersteckt und wie wir die Lage im Goldmarkt einschätzen, stellen wir in unserem neuen Kommentar zu den Rohstoffmärkten dar.

Wirtschaft

USA: ISM-Dienstleistungen (September)
letzter: 52.0; erwartet: 51.7; aktuell: 50.0

Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management für den Dienstleistungssektor in den USA ist auf den konjunkturneutralen Wert von 50 Punkten gesunken. Höhere Einkaufspreise und weniger Aufträge haben die Stimmung gedämpft. Wie vieles in den USA sind im Moment auch diese Zahlen vorsichtig zu interpretieren. Der am gleichen Tag von S&P veröffentliche vorlaufende Indikator für die Dienstleistungen zeigt eine anhaltende Expansion des Sektors an.

Thomas Stucki

Portraitfoto von Thomas Stucki, Leiter Investment Center bei der St.Galler Kantonalbank
Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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