11. Dezember 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Keine Überraschung der Fed
Die US-Notenbank hat gestern ihren Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt. Die Marktbewegungen blieben entsprechend überschaubar.
Fokus: US-Notenbank senkt Leitzins
Wie erwartet, hat die US-Notenbank Fed gestern ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3.50-3.75% gesenkt. Dies ist die dritte Senkung in Folge. Analog zur letzten Sitzung begründete Fed-Präsident Jerome Powell den Entscheid mit den Risiken des schwächelnden Arbeitsmarktes, welche diejenigen der erhöhten Inflation aktuell überwiegen. Beim Entscheid im 12-köpfigen Offenmarktausschuss gab es drei Gegenstimmen. Der von Trump eingesetzte Stephen Miran votierte für eine stärkere Zinssenkung. Zwei Mitglieder des Gremiums wollten den Leitzins unverändert belassen.
Wenig Bewegung bei Zinsaussichten
Wie üblich galt das Interesse der Märkte auch Hinweisen auf den möglichen weiteren Zinspfad. Dazu veröffentlichte das Fed die anonymisierten Leitzins-Prognosen der einzelnen Mitglieder des Offenmarktausschusses. Diese zeigen ein ähnliches Bild wie bei der letzten Veröffentlichung im September: Im Median wird mit je einer weiteren Zinssenkung in den Jahren 2026 und 2027 gerechnet. Innerhalb des Gremiums gibt es aber eine erhebliche Streuung mit Abweichungen in beide Richtungen. Für die nächste Zinssitzung im Januar rechnen die Future-Märkte aktuell nicht mit einer weiteren Zinssenkung.
Kaum neue Daten wegen Shutdown
Der jüngste Zinsentscheid der Fed war insofern speziell, als dass die Notenbank aufgrund des Shutdowns der US-Bundesregierung über vergleichsweise wenig neue Informationen verfügte. Zudem hatte US-Präsident Donald Trump in den letzten Wochen implizit bereits über seinen Wirtschaftsberater Kevin Hassett als Nachfolger von Jerome Powell gesprochen. Powells Amtszeit dauert noch bis im Mai 2026. Die offizielle Bekanntgabe seiner Nachfolge ist für Januar vorgesehen.
Heute Zinsentscheid der SNB
Die Schweizerische Nationalbank wird heute ihre neuste geldpolitische Lagebeurteilung bekannt geben. Wir erwarten, dass die SNB den Leitzins bei 0 Prozent belässt.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.07%, SPI: -0.04%, SMIM: +0.31%
Der Schweizer Aktienmarkt beendete den Mittwochshandel nahezu unverändert. Nach schwachem Start konnte sich der SMI am Nachmittag erholen, unterstützt von positiven Nachrichten zu einer Roche-Studie, und schloss 0.1% im Minus. Das Geschehen blieb insgesamt ruhig, da Anleger vor dem anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank vorsichtig agierten. Die Aktien von Amrize (+2.2%) führten den SMI gestern an. Zu den weiteren Gewinneraktien am Schweizer Aktienmarkt gehörten Kühne + Nagel (+1.2%) und Roche (+2.1%). Das Pharmaunternehmen meldete positive Studiendaten zu seinem experimentellen Brustkrebsmittel Giredestrant. Das Medikament verringerte das Risiko eines invasiven Rückfalls und verlängerte die krankheitsfreie Zeit im Vergleich zu bestehenden Therapien. Das Unternehmen will die Ergebnisse nun den Zulassungsbehörden in den USA, Europa und weiteren wichtigen Märkten vorlegen. Eine rückläufige Kursentwicklung zeichnete sich für Novartis (-1.3%), Swiss Life (-1.4%) und Holcim (-2.2%) ab. Die Titel des Baustoffproduzenten wurden durch eine Ratingabstufung eines Brokers belastet. Am breiten Markt legten unter anderem Bystronic (+4.1%), Belimo (4.7%) und Idorsia (+8.9%) zu. Tiefere Kurse stellten Arbonia (-4.9%) und Cicor (-27.9%). Cicor senkte seine Umsatz- und Gewinnerwartungen wegen schwächerer Nachfrage in Deutschland und des starken Frankens. Ab 2026 wird wieder mit organischem Wachstum gerechnet, gestützt durch Aufträge aus der Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsindustrie.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.18%, DAX: -0.13%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am Tag des US-Zinsentscheids verhalten und blieben richtungslos. Der länderübergreifende EuroStoxx50 fiel um 0.2%, der französische CAC40 um 0.4% und der deutsche DAX um 0.1%. Auf Einzeltitelebene verbuchten die Aktien von Ferrari einen Kursverlust von 3.0% und befinden sich nun auf dem tiefsten Niveau seit Januar 2024. Ein Broker stufte den Wert ab und verwies auf die ungünstige Dynamik, strukturelle Probleme und gesenkte Auslieferungserwartungen für den F80. Weiterhin im Höhenflug befinden sich die Titel von Siemens Energy (+4.9%). Die Aktien des Elektro- und Energietechnikhersteller sprangen nach positiven Signalen vom US-Konkurrenten GE Vernova deutlich an. GE Vernova vermeldete eine Verdoppelung seiner Dividende, eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms und die Anhebung der Gewinnziele.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +1.05%, S&P 500: +0.67%%, Nasdaq: +0.33%
Die amerikanischen Aktienmärkte legten am Mittwoch kräftig zu, da Anleger die Zinssenkung der Fed positiv aufnahmen und die Aussicht auf stärkeres Wachstum bei nachlassender Inflation begrüssten. Der Dow Jones erreichte den höchsten Stand seit Mitte November und stieg zum Schluss um 1.05%. Der S&P 500 gewann 0.7%, während der Nasdaq um 0.3% zulegte. Bei den Einzelaktien standen die Titel von GE Vernova (+15.6%) nach positiven Unternehmensmeldungen ganz oben. Die Uber-Aktien (-5.5%) ziehen sich von jüngsten Höhen zurück, da Waymo (Tochterunternehmen von Alphabet) im Bereich der autonomen EV-Fahrdienste an Momentum gewinnt. Waymo liefert seit dem Frühjahr monatlich über eine Million fahrerlose Fahrten und plant die Expansion in 20 weitere US-Städte im 2026.
Unternehmensberichte
Adobe gab eine positive Prognose für das Fiskaljahr bis November 2026 mit erwarteten Umsätzen von USD 25.9 bis 26.1 Mrd. ab (+10%). Das Unternehmen erwartet für das nächste Jahr eine Steigerung der wiederkehrenden Umsätze (ARR) von 10.2%. Die Ergebnisse des abgelaufenen Quartals übertrafen die Erwartungen leicht und zeigten Adobes stabile Rolle im globalen KI-Ökosystem sowie die Adaption seiner KI-Tools. Der Gewinn pro Aktie befand sich bei USD 5.5, ein Plus von 14.4% zum Vorjahr. Der Umsatz konnte um 10.5% auf USD 6.2 Mrd. gesteigert werden. Der ARR stieg ebenfalls zweistellig mit 10.8%. Die Aktie handelte in der Nachbörse nahezu unverändert.
Kapitalmärkte
Rendite 10-jährige Staatsanleihen
USA: 4.13%; DE: 2.85%; CH: 0.29%
Obwohl der Zinsentscheid der US-Notenbank keine grossen Überraschungen mit sich brachte, führte er an den Kapitalmärkten zu gewissen Bewegungen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ging gestern um 6 Basispunkte zurück. Die aktuelle Rendite ist mit rund 4.13% leicht höher als im Schnitt der letzten drei Monate.
Währungen
Euro in Franken: 0.935
US-Dollar in Franken: 0.800
Euro in US-Dollar: 1.168
Ebenfalls beeinflusst durch den US-Zinsentscheid verlor der US-Dollar gestern gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert. Der leicht tiefere Preis von knapp 80 Rappen pro US-Dollar entspricht etwa dem Mittelwert des laufenden zweiten Halbjahres.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 58.2 pro Fass
Goldpreis: USD 4'212.3 pro Unze
An den Rohwarenmärkten fiel in den letzten Tagen die Entwicklung von Silber ins Auge. Das Edelmetall hat erstmals die Marke von 60 USD pro Unze überquert. Dazu beigetragen haben auch die tieferen US-Zinsen. Diese erhöhen tendenziell die Attraktivität von Edelmetallen, welche selbst keine Zinsen abwerfen.
Wirtschaft und Konjunktur
Neben dem Zinsentscheid der US-Notenbank wurden gestern keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe publiziert.
Florian Hiltpold
8021 Zürich
Roman Elbel
8021 Zürich
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