15. Dezember 2025, CIO-Sicht | Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Hüte dich vor dem US-Dollar
Eines der prägendsten Ereignisse des Finanzjahres 2025 war der Einbruch des US-Dollars im April, von dem er sich nicht mehr erholt hat. Handelsgewichtet hat der Greenback in diesem Jahr 7% verloren.
Im Fokus
Eines der prägendsten Ereignisse des Finanzjahres 2025 war der Einbruch des US-Dollars im April, von dem er sich nicht mehr erholt hat. Handelsgewichtet hat der Greenback in diesem Jahr 7% verloren, was an den Devisenmärkten keine Extrembewegung ist. Gegenüber dem Franken und dem Euro beträgt die Abwertung aber satte 13%. Der Unterschied erklärt sich dadurch, dass der Yen ebenfalls ein schwaches Jahr hingelegt hat und dass die Chinesen ihre Währung faktisch an den Dollar binden. Der Yuan ist daher im April zum Franken ebenfalls abgestürzt.
Jammern über einen zu starken Dollar
Donald Trump behauptet immer, dass der US-Dollar zu stark sei und die anderen Länder die Amerikaner über den Tisch ziehen. Der Aussenwert des US-Dollars ist heute 38% höher als 2011. Das hat aber viel damit zu tun, dass die US-Wirtschaft sich stärker von der Finanzkrise erholte als die Wirtschaft der anderen Industrieländer. Dadurch haben die Firmen und die Anleger stark in den USA investiert. Das hat nicht nur der Konjunktur geholfen, sondern auch tatkräftig dazu beigetragen, das Leistungsbilanzdefizit der Amerikaner zu decken und den Staatshaushalt über Wasser zu halten. Viel zum Dollar-Anstieg hat 2014 auch die Eurokrise rund um Italien und Griechenland beigetragen. Zuletzt hat der US-Dollar 2021/22 an Wert zugelegt, als die Fed den Leitzins stärker angehoben hat als andere Zentralbanken. Der Vorwurf der bewussten Währungssteuerung auf Kosten der USA hat lediglich gegenüber den Chinesen etwas für sich.
Wahrnehmung der Unabhängigkeit der Fed als zentrales Element
Wie es mit dem US-Dollar weitergeht, hängt stark davon ab, ob es Trump gelingt, die Kontrolle über die Zinspolitik der Fed zu übernehmen. Ein wichtiges Puzzle-Teil in der Wahrnehmung der Finanzmärkte ist dabei die Wahl des Nachfolgers von Jerome Powell. Diese ist sicherlich wichtig, da der Präsident die Kommunikation der Fed bestimmt. Genauso wichtig wird aber sein, ob und wie stark die anderen Mitglieder des Fed-Entscheidungsgremiums ihre geldpolitische Verantwortung wahrnehmen und sich bei Bedarf gegen überzogene Zinsforderungen stellen. Die Erfahrungen mit anderen Institutionen wie dem Kongress, den Universitäten und dem Supreme Court lassen diesbezüglich Zweifel aufkommen. Sollten sie aus Angst vor Trump die Leitzinsen stärker senken als aus Sicht der Inflationsentwicklung oder dem Zustand der Wirtschaft angebracht wäre, würde der US-Dollar das schon bisher beschädigte Vertrauen vollends verlieren.
Für den US-Dollar spricht 2026 wenig
Trump wird vor den Zwischenwahlen im nächsten November alles daransetzen, die Zinsen in den USA zu senken. Mit tieferen Hypothekarzinsen will er gegen hohe Nahrungsmittel- und Autopreise prahlen. Das wird schwierig sein, da die langen Zinsen steigen, wenn der Leitzins aus politischen Überlegungen zu tief ist. Beides ist für den US-Dollar eine Belastung. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa sowie der Schweiz wird im Geldmarktbereich kleiner werden. Die Zinsen in den USA sind im Vergleich zu anderen Währungsräumen hoch und die Fed wird auf eine Abschwächung der Konjunktur mit Zinssenkungen reagieren. Wir vertrauen auf die Standhaftigkeit der Fed-Mitglieder und gehen von zwei weiteren Zinssenkungen auf 3% im nächsten Jahr aus. Der US-Dollar wird zum Franken dadurch schwächer und unter die Marke von 80 Rappen sinken. Sollte Trump sich durchsetzen und der Leitzins bei 2% oder gar darunter zu stehen kommen, werden die 75 Rappen für einen US-Dollar nicht mehr fern sein. Man kann argumentieren, dass die Stimmung für den US-Dollar so schlecht ist und dass so stark auf einen schwachen US-Dollar gewettet wird, dass es am Schluss anders kommt als gedacht. Das kann sein, aber solange die US-Regierung ihre Haltung und ihre Machtpolitik nicht ändert, spricht sehr wenig für eine Auferstehung des Greenback.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.50%, S&P500: -1.07%, Nasdaq: -1.69%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.58%, DAX: -0.44%, SMI: -0.14%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -1.25%, Hang Seng: -1.15%, S&P/ASX 200: -0.72%
An den Aktienmärkten fehlten zuletzt die grossen Impulse. Umso wichtiger werden dadurch Meldungen einzelner Unternehmen. Das ist kurz vor Jahresende nicht unüblich. Der S&P 500 verlor letzte Woche 0.63%. Die europäischen Aktien sanken 0.06%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 0.27% abschloss.
Die Schlagzeilen über eine mögliche Blasenbildung bei KI-Werten sorgen für Verunsicherung. Die zunehmenden Verflechtungen grosser Technologiekonzerne sowie der verstärkte Einsatz von Zweckgesellschaften zur Finanzierung von Investitionen bleiben Risikofaktoren, die es zu beobachten gilt. Trotz hoher Bewertungen bleibt die Gewinndynamik im Technologiesektor intakt. Die Auswirkungen des Government Shutdowns dürften das Wachstum in den USA im vierten Quartal bremsen. Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich aber nach wie vor robust, auch wenn Anzeichen einer Abschwächung sichtbar sind. Der Konsum und die Investitionen im Technologiebereich stützen das US-Wachstum, was für eine solide Allokation in den Aktien spricht.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.176%; DE: 2.857%; CH: 0.341%
Die Renditen der Franken-Obligationen sind in den letzten Tagen deutlich gestiegen. Ausgelöst wurde der Zinsanstieg in der Eurozone, nachdem aus der EZB ein Kommentar gekommen ist, dass der nächste Zinsschritt eine Zinserhöhung sein werde. So unklar diese Aussage auch ist, hat sie doch genügt, Überlegungen zu einer Zinserhöhung der SNB im nächsten Jahr aufkommen zu lassen. So rasch wird sich die SNB angesichts der tiefen Inflation und der Unsicherheit in der Wirtschaft jedoch nicht Gedanken über höhere Zinsen machen.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.7961
Euro in US-Dollar: 1.1734
Euro in Franken: 0.9341
Der Zinsentscheid der SNB für die Weiterführung ihrer Nullzinspolitik hat am Devisenmarkt keine Wellen geworfen. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Die Devisenhändler schauen nach Washington.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 57.72 pro Fass
Goldpreis: USD 4'339.45 pro Unze
Der Ölpreis steht weiter unter Druck. Im Fokus der Händler steht das bestehende Überangebot an Erdöl und die Bemühungen der US-Regierung, mit Russland nach einem Ende des Krieges in der Ukraine wieder ins Geschäft zu kommen. Die Beschlagnahmung eines Tankers vor Venezuela hat dagegen den Ölpreis nicht bewegt.
Wirtschaft
In diesen Tagen werden nur wenige Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Das hat vor allem mit der üblichen Flaute zu Monatsmitte zu tun. Ende Woche nimmt die Spannung wieder zu, wenn nachträglich die US-Arbeitsmarktdaten für den November publiziert werden.
Thomas Stucki
8021 Zürich
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