01. Dezember 2025, CIO-Sicht | Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Der Monat der Zentralbanken
Kurz vor Weihnachten gehört die Bühne noch einmal den Zentralbanken. Die Aufmerksamkeit des Publikums wird nicht bei allen Auftritten gleich sein.
Im Fokus
Kurz vor Weihnachten gehört die Bühne noch einmal den Zentralbanken. Die Aufmerksamkeit des Publikums wird nicht bei allen Auftritten gleich sein. Christine Lagarde wird sich mit einer Nebenrolle zufriedengeben müssen. Zinspolitisch hat sie mit der EZB nichts zu bieten. In Japan ist dagegen offen, ob die Bank of Japan den Leitzins ein zweites Mal in diesem Jahr erhöhen wird. Die Inflation in Japan verharrt hartnäckig bei 3%. Die globalen Finanzmärkte wird die BoJ mit ihrem Zinsentscheid jedoch nicht mehr bewegen wie im August des letzten Jahres, als ihre erste Zinssenkung den Nikkei ins Elend stürzte. Nach unten zeigt der Weg der Zinsen in Grossbritannien. Die Bank-Rate der Bank of England ist mit 4.0% trotz regelmässigen Senkungen immer noch zu hoch.
SNB on hold
Die Finanzwelt wird die SNB auch nicht bewegen. Ihr Auftritt wird aber zumindest in der Schweiz auf Interesse stossen, auch wenn das Festhalten an der Nullzinspolitik keine Überraschung sein wird. Die Analysten und Ökonomen werden vor allem auf die Inflationsprognose achten, welche allenfalls einen Hinweis auf die zukünftige Zinspolitik andeuten kann. Den Rest der publizierten Lagebeurteilung wird man sich sparen können. Zu durchgestylt und in alle Richtungen abgesichert werden die Formulierungen sein. Bei der anschliessenden Pressekonferenz wird man vor allem darauf achten müssen, welche Aussagen Martin Schlegel zu allfälligen Negativzinsen macht.
Offener Ausgang in den USA
Die Hauptrolle wird einmal mehr von der Fed übernommen. Jerome Powell wird noch einmal seine professionelle Einstellung zur Geldpolitik zeigen können und damit den Unmut von Donald Trump auf sich ziehen. Ob die Fed die nächste Zinssenkung bereits im Dezember beschliessen wird oder bis Ende Januar wartet, ist aus heutiger Sicht offen. Zu nebulös ist durch die Verzögerungen bei den staatlichen Statistiken die aktuelle Datenlage in den USA. Für die Wirtschaft und die Finanzmärkte ist der Zeitpunkt der Zinssenkung auch nicht entscheidend. Interessanter wird sein, wie sich die Meinungen innerhalb des Gremiums verteilen und wie stark die Fed-internen Kandidaten für die Nachfolge Powells mit der Unterstützung starker Zinssenkungen Trump gefallen wollen. Die gleichzeitig publizierten Zinsprognosen der verschiedenen FOMC-Mitglieder, der sogenannte Dot-Plot, werden dahingehend genau seziert werden.
Musik spielt 2026 bei der Fed
Von der SNB und der EZB erwarten wir 2026 keine Änderung bei den Zinsen. Somit werden wir uns den Entwicklungen in der Fed widmen können. Die wichtigste Frage ist dabei die Nachfolge von Jerome Powell als Präsident. Loyalität zu Donald Trump wird vorausgesetzt. Die Finanzmärkte werden genau beobachten, ob die gewählte Person neben der Loyalität auch über ökonomische und geldpolitische Kompetenzen verfügt. Wichtig wird auch sein, wie sich die restlichen Mitglieder des FOMC gegenüber überzogenen Zinssenkungsanträgen verhalten und ob sie bereit sind, den Präsidenten oder die Präsidentin der Fed zu schwächen, indem sie ihn oder sie überstimmen. Der sensibelste Seismograph darüber, wie die Beurteilung des Marktes ausfällt, wird der US-Dollar sein.
Audio-Podcast der SGKB
Seit acht Monaten belasten die US-Strafzölle das wirtschaftliche Umfeld. Wo wir nach dem Zolldeal zwischen der Schweiz und den USA stehen und wie wir die internationalen Entwicklungen sehen, ordnen unsere Strategieanalysten Céline Koster und Roman Elbel in ihrem Podcast ein.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.61%, S&P500: +0.54%, Nasdaq: +0.61%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.27%, DAX: +0.29%, SMI: +0.02%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -2.02%, HangSeng: +0.29%, S&P/ASX 200: -0.57%
Wie in der Woche von Thanksgiving üblich, war der Handel an den Börsen ruhig. Die zunehmenden Zinshoffnungen in den USA haben dabei den positiven Grundton vorgegeben. Der S&P 500 legte letzte Woche 3.73% zu. Die europäischen Aktien stiegen 2.78%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 1.79% abschloss.
An den Aktienmärkten haben die Schwankungen zugenommen. Die Finanzmärkte beurteilen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank im Dezember wechselnd, was die Nervosität erhöht. Zusätzlich sorgen Schlagzeilen über eine mögliche Blasenbildung bei KI-Werten für Verunsicherung. Die zunehmenden Verflechtungen grosser Technologiekonzerne sowie der verstärkte Einsatz von Zweckgesellschaften zur Finanzierung von Investitionen bleiben Risikofaktoren, die es zu beobachten gilt. Trotz hoher Bewertungen bleibt die Gewinndynamik im Technologiesektor intakt. Die Auswirkungen des Government Shutdowns dürften das Wachstum in den USA im vierten Quartal bremsen. Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich aber nach wie vor robust, auch wenn Anzeichen einer Abschwächung sichtbar sind. Der Konsum und die Investitionen im Technologiebereich stützen das US-Wachstum, was für eine solide Allokation in den Aktien spricht.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.042%; DE: 2.689%; CH: 0.192%
Ob die Fed Mitte Dezember den Leitzins senkt oder nicht, bestimmt momentan das Geschehen an den Kapitalmärkten. Je nach Veränderung der Erwartungen steigen oder fallen die Renditen der Obligationen. Dabei ist der Termin im Dezember nur einer von vielen für eine mögliche Zinssenkung der Fed. Bereits Ende Januar folgt der Nächste.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8041
Euro in US-Dollar: 1.1598
Euro in Franken: 0.9326
Nichts Neues an den Devisenmärkten. Es fehlen die grossen Impulse, die die eine Währung als den grossen Gewinner und eine andere als den grossen Verlierer aussehen lassen und die Spekulation anzieht. Ein schleppender Handel ist die Folge. Im Aussenhandel tätige Unternehmen dürften darüber nicht unglücklich sein.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 59.66 pro Fass
Goldpreis: USD 4'224.46 pro Unze
Der Goldpreis hat sich über der Marke von 4'000 US-Dollar pro Unze stabilisiert und etabliert. Die Nachfrage nach Gold als sichere Anlage ist ungebrochen. Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit überrascht das nicht.
Wirtschaft
Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (November) letztes: 101.5; erwartet: 101.0; aktuell: 101.7
Der vorausschauende Konjunkturindikator der ETH-Zürich hält sich stabil über dem Wert von 100 Punkten, der eine durchschnittliche Entwicklung der Schweizer Konjunktur anzeigt. Verbreitet wird über eine Zunahme der Nachfrage berichtet, sowohl im Binnenmarkt als auch im Export.
Thomas Stucki
8021 Zürich
Ihr nächster Schritt
Möchten Sie unsere Research-Berichte als Newsletter erhalten? Abonnieren Sie die Themen-Newsletter unseres Investment Centers oder verschaffen Sie sich mit unserem kompakten Anlagemagazin /sicht einen Gesamtüberblick.