Urs Strässle, ehemaliger Geschäftsführer der Büro Strässle AG, mit seinen Island-Pferden

Nachfolge gesucht!

Jährlich werden rund 20’000 Familienunternehmen in der Schweiz verkauft oder aufgelöst. Eine beachtliche Zahl. Und doch wird die konkrete Planung, damit die Familie eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für das Unternehmen findet, häufig vernachlässigt.

Nicht so bei der Büro Strässle AG aus Lichtensteig, die seit 1952 im Bereich Bürotechnik, Büromöbel und allgemeiner Bürobedarf tätig ist. Vor Kurzem konnte Urs Strässle, der das Unternehmen mehr als 30 Jahre geführt hat, erfolgreich seine Nachfolge regeln und die AG an einen passenden Käufer übergeben. Neue Inhaberin ist die Pius Schäfler AG aus Gossau und Armin Würth ist neuer Geschäftsführer bei Büro Strässle. Würth kennt die Branche bestens: Bei der Pius Schäfler AG war er fast 20 Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsleitung. Unterstützt wurde Strässle bei der Planung und Umsetzung der Nachfolge von der St.Galler Kantonalbank mit ihrem Kompetenzzentrum für Nachfolgeplanungen.

Urs Strässle hatte ursprünglich eine Lehre als Motorradmechaniker abgeschlossen. Als sein Vater, der damalige Geschäftsleiter der Büro Strässle AG, an Parkinson erkrankte, ist er in den Familienbetrieb eingestiegen. «Die ersten zehn Jahre waren wirklich hart. Ich war nicht vom Fach und kannte mich mit der Führung eines Unternehmens nicht aus. Vieles war einfach nur Learning by Doing. Meine Frau hat mich unterstützt und gemeinsam haben wir es geschafft», erklärt Urs Strässle.

Die Geschäfte entwickelten sich gut: Kundenorientierung, überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit machten das Büro Strässle zu einem interessanten Partner in der Region für KMU, Verwaltungen und Schulen. Das Unternehmen wuchs und Strässle investierte zusätzlich in den Online-Handel. Heute ist Büro Strässle grösster Fachhandelspartner von Toshiba Tec Schweiz und kümmert sich bei den Kunden vor allem um kostenoptimierte Komplettlösungen im Printbereich.


Interview mit Urs Strässle, ehemaliger Geschäftsführer bei Büro Strässle

Wann haben Sie sich erstmals mit der Nachfolge in Ihrem Unternehmen auseinandergesetzt?

Strässle: Das war um das Jahr 2018 herum. Unser Berater bei der St.Galler Kantonalbank meinte, dass wir uns langsam Gedanken darüber machen sollten. Ich selbst dachte, dass es doch noch zu früh sei. Meine Frau und ich sind dann aber an eine Abendveranstaltung der SGKB gegangen, wo es um dieses Thema ging. Dort haben wir Daniel Ehrat als Referenten kennengelernt. Er ist vom Kompetenzzentrum Nachfolgeplanung der SKGB und spezialisiert auf Nachfolgeberatungen. Wir haben sofort den Draht zu ihm gefunden und kamen mit ihm ins Gespräch.

Davor hatten Sie aber bereits in Eigenregie versucht, die Nachfolgeplanung anzupacken, richtig?

Ja, das stimmt. Wir dachten zuerst an eine interne Lösung, waren aber etwas skeptisch und entschieden uns, professionelle Unterstützung zu suchen.

Sie haben sich dann entschlossen, den Familienbetrieb zu verkaufen. War das kein schmerzlicher Prozess?

Nein, eigentlich nicht. Da sich keine familieninterne Lösung abzeichnete, zeigte sich ein Weg in diese Richtung. Herr Ehrat hat uns durch den ganzen Prozess begleitet und unsere Wünsche aufgenommen. Er führte verschiedene Gespräche mit unseren Kindern und Mitarbeitenden, was uns sehr am Herzen lag. Dies erfolgte Schritt für Schritt, sodass es immer weiter vorwärts ging.

Ich hatte nie das Gefühl, dass ich die Firma nicht verkaufen dürfe. Der Firmenname blieb ja und ich bin weiterhin als Verwaltungsrat involviert – also ganz aufgegeben habe ich das Unternehmen somit nicht.

Was waren Ihre Erwartungen gegenüber der St.Galler Kantonalbank?

Durch den interessanten Informationsabend kannten wir bereits das Beratungsmodell und den Prozess. Und auch unseren Ansprechpartner Daniel Ehrat hatten wir bereits kennengelernt, der uns sympathisch war.

Von daher waren wir einfach gespannt darauf, wie es vorangehen würde. Für uns war wichtig, dass wir einen professionellen Partner an der Seite hatten. Unsere Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Ich war überrascht, wie schnell wir einen passenden Käufer fanden und uns über den Verkaufspreis einig wurden.

Wo setzt der neue operative Geschäftsführer den Fokus?

Armin Würth bringt als Geschäftsführer viel Erfahrung aus der Branche mit und die Synergien durch das neue Mutterhaus Pius Schäfler AG. Kleinen und mittleren Betrieben bieten wir ein interessantes Digitalpaket an. Bei grösseren Kunden setzen wir auf unsere Schwesterfirma simplyfile AG für die Umsetzung im Prozessmanagement, bei der Automatisierung von Kreditorenprozessen, für das Vertragsmanagement sowie digitale Auftragsdossiers. Das sind interessante, neue Geschäftsfelder für uns.


Kompetenzzentrum Nachfolgeplanung begleitet KMU

Sechs Phasen der Unternehmensübergabe in der Nachfolgeplanung durch die SGKB
Die Unternehmensübergabe. Ein fliessender Prozess in sechs strukturierte Phasen.

Daniel Ehrat vom Kompetenzzentrum Nachfolgeplanung der St.Galler Kantonalbank kennt die Fragen, die sich in einem Nachfolgeprozess stellen, und weiss um die zahlreichen Stolpersteine. «Der Verkaufspreis ist immer ein Thema. Oft überschätzen die Verkäufer den Wert des Unternehmens und wollen einen Preis erzielen, der nicht realistisch ist», so Ehrat.

Die Nachfolge ist ein Teil des Lebenskonzeptes einer Unternehmerin oder eines Unternehmers, bei dem emotionale Aspekte auf konkrete Sachfragen stossen. Darum gilt es in diesem Prozess auch, Fragen zu Wertvorstellungen und Lebensinhalten schlüssig zu beantworten:

Für die Nachfolge stehen schliesslich verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. «Am idealsten ist natürlich eine familieninterne Lösung. Wenn das nicht möglich ist, kommt eventuell ein Management-Buy-out infrage, bei dem Mitarbeitende das Unternehmen übernehmen und weiterführen. Wenn auch diese Variante nicht möglich ist, wird nach einem externen Käufer für das Unternehmen gesucht», erklärt Ehrat.

Und wie geht es Urs Strässle heute, nachdem er sein Unternehmen erfolgreich an einen Nachfolger übergeben hat? «Mir geht es sehr gut. Ich widme mich nun meinem Hobby, dem Training von jungen Island-Pferden. Das beschäftigt und erfüllt mich. So bin ich aktuell drei bis vier Mal in der Woche mit den Pferden zusammen und gebe ausserdem noch Reitstunden oder Reitcoaching. Als ich noch voll im Unternehmen tätig war, wusste ich gar nicht, dass mir dies solchen Spass bereiten würde!», sagt Strässle und freut sich bereits auf das nächste Training.

Ihr nächster Schritt

Die Nachfolgeregelung ist ein diskretes, oftmals ganz persönliches Projekt, das am besten im vertrauten Rahmen der Familie und im engsten Freundeskreis vorbereitet wird.

Gerne machen wir mit Ihnen eine erste Auslegeordnung und besprechen das mögliche Vorgehen.