Eine Hand hält ein iPhone über dem Symbole für Menschen schweben

Vom Engpassfaktor zum Erfolgsfaktor Mensch

Tiefe Arbeitslosenquote, Fachkräftemangel und eine kritische demographische Entwicklung – die Unternehmen stehen vor grossen Herausforderungen, wenn es um ihr Personal geht. Das Konjunkturforum der IHK St.Gallen-Appenzell und der St.Galler Kantonalbank beleuchtete dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven.

«Der Fachkräftemangel entwickelt sich immer mehr zu einem breiten Arbeitskräftemangel. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung», erklärte IHK-Direktor Markus Bänziger am diesjährigen Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» der IHK St.Gallen-Appenzell und der St.Galler Kantonalbank. Die präsentierten Zahlen zur demografischen Entwicklung sind eindrücklich: Im Jahr 2029 gehen in der Ostschweiz 13'000 Arbeitskräfte aus dem geburtenstärksten Jahrgang 1964 in Pension, aber nur 8000 Junge mit Jahrgang 2009 dürften neu in den Arbeitsmarkt eintreten. Bänziger symbolisierte diese Differenz bildlich mit einer grossen und weitgeöffneten Schere, die er kurzerhand aus seinem Werkzeugkasten holte.

Vollbeschäftigung als Herausforderung

Die Arbeitslosenquote in der Ostschweiz ist historisch tief. Sie liegt bei etwa 1,5 Prozent. Das heisst, es herrscht praktisch Vollbeschäftigung. Was für die Arbeitnehmenden gut ist, stellt die Unternehmen vor grosse Herausforderungen: Bereits jetzt be­­urteilen über 90 Prozent der ­regionalen Unternehmen den Arbeitsmarkt angesichts des Arbeitskräftemangels als sehr oder eher angespannt. Und: Zwei von drei Ostschweizer Unternehmen bekunden derzeit erhebliche bis grosse Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Dies schreiben Roland Scherer und Kristina Zumbusch vom Institut für Systemisches Management und Public Governance an der Universität St.Gallen in ihrer Studie «Zukunft Werkplatz Ostschweiz – Engpassfaktor Mensch», erstellt im Auftrag der IHK St.Gallen-Appenzell.

New Work auf dem Vormarsch

Immer wieder fällt an diesem Abend das Stichwort «Employer Branding»: Heute müssen sich Unternehmen bei den Arbeitnehmenden bewerben und ihnen etwas bieten, damit sie an ihr Fachpersonal kommen. Dazu gehört auch die Etablierung einer New-Work-Kultur, die für immer mehr Mitarbeitende ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber ist. Dies gilt vor allem auch für die junge Generation Z, die neu in den Arbeitsmarkt tritt. Zu New Work zählen unter anderem: mehr Flexibilität, Agilität bei Prozessen und Strukturen, flache Hierarchien, mehr Individualität und Verantwortung für den einzelnen Mitarbeitenden sowie Homeoffice-Möglichkeiten. 

Gratis Yoga für die Gen-Z?

Finden Ostschweizer Unternehmen aktuell noch ihr Personal? Und wie gehen sie dabei vor? Im Podiumsgespräch mit Bühler-Personalchefin Irene Mark-Eisenring, Abacus-Personalchefin Yvonne Seitz-Strittmatter und Katharina Lehmann, Chefin der Holzbaugruppe Lehmann, wurde schnell klar: Aktuell können alle drei Unternehmen das benötigte Personal noch rekrutieren, aber es wird schwieriger. Es gilt daher noch mehr als bisher, den Mitarbeitenden gut zu schauen, sie wenn immer möglich zu halten und gemeinsam mit ihnen nach individuellen Lösungen zu suchen – besonders wenn es darum geht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Spass an der Arbeit, Sinnhaftigkeit, spezielle Benefits werden immer wichtiger. So profitieren die Mitarbeitenden bei Abacus von kostenlosen Yoga-Lektionen und Fitness. Katharina Lehmann betonte aber auch, dass trotz allem auch die Leistung und das Engagement der Mitarbeitenden stimmen müssten, schliesslich sei ihr Unternehmen keine soziale Institution.

Weitere Impressionen und Stimmen zum Konjunkturforum: