Basel III: Was KMU jetzt wissen müssen

Seit 1. Januar 2025 sind die finalen Basel-III-Regulierungen in Kraft getreten. Diese bringen entscheidende Änderungen im Hypothekargeschäft: Während die Eigenmittelanforderungen an Banken für selbstgenutzte Immobilien leicht sinken, steigen sie insbesondere bei hoch belehnten Renditeobjekten deutlich. Was bedeutet dies für KMU?

Bei Basel III handelt es sich um einen von der Basel Committee on Banking Supervision entwickelten regulatorischen Rahmen, um die Stabilität des globalen Bankensystems zu verbessern. Basel III schreibt unter anderem eine risikogerechtere Verteilung der Eigenmittelerfordernisse vor, führt Verschuldungsgrenzen ein und definiert strenge Liquiditätsstandards. Das Ziel ist es, die Banken zu stärken, das globale Finanzsystem stabiler zu machen und die Risiken zu verringern. Dies betrifft jedoch nicht nur die Banken, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt und die Immobilienwirtschaft. Insbesondere die höheren Eigenkapitalanforderungen und Risikogewichtszuschläge für Wohn- und Renditeliegenschaften werden die Kreditvergabe und die Finanzierungskosten beeinflussen. KMU dürfen in selbstgenutzten Gewerbeliegenschaften hingegen Entlastungen erwarten.


Portraitfoto von Christian Sutter, Leiter Privat- und Geschäftskunden St.Gallen / Niederlassungsleiter bei der St.Galler Kantonalbank

Wir haben uns mit Christian Sutter, Leiter Privat- und Geschäftskunden Region St. Gallen der St.Galler Kantonalbank, über dieses komplexe Thema unterhalten.

Inwiefern betrifft Basel III die SGKB als Bank? 

Für uns als Bank bringt Basel III eine Verlagerung der Eigenmittel mit sich. Während selbstbewohnte Liegenschaften entlastet werden, muss für Renditeobjekte oder auch für Baukredite für Rendite- und Promotionsobjekte wesentlich mehr Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden. 

Welche Massnahmen hat die SGKB getroffen, um für die Umsetzung gewappnet zu sein?

Die neuen Regulierungen sind ziemlich komplex. Zuerst haben wir eine Projektgruppe gebildet, die sich mit den Details der neuen regulatorischen Vorschriften vertraut machte. In einem zweiten Schritt mussten die internen Systeme, Weisungen und Prozesse auf die neuen Bestimmungen angepasst werden. Diese Umstellung beanspruchte aufgrund der Komplexität rund ein halbes Jahr. Und schliesslich mussten auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult werden. 

Welche Änderungen bringt Basel III für (KMU-)Kunden der SGKB mit sich? 

Generell gilt, dass unter einem regulatorischen Gesichtspunkt Hypotheken auf selbstgenutzten Liegenschaften, ob Wohn- oder Gewerbeliegenschaften, entlastet werden. Kredite auf vermieteten Liegenschaften hingegen werden teurer. Entscheidend ist allerdings nicht nur das Objekt. Ein wesentlicher Einflussfaktor liegt in der Belehnungshöhe. Höhere Finanzierungen werden teurer und die Banken werden versuchen, die höheren Eigenkapitalkosten auf die Kunden zu überwälzen.

Was ändert sich in der Kreditvergabe bzw. bei den Kreditkosten für KMU?

Für selbstgenutzte und tief belehnte Gewerbe- oder Industrieobjekte ist Basel III vorteilhaft. Die Kosten von Investitions- und Betriebskrediten werden sich mit der Umstellung auf Basel III nicht wesentlich verändern. 

Wie können sich KMU am besten auf die Veränderungen durch Basel III vorbereiten?

Die neue Regulierung ist vielschichtig. Die Veränderungen betreffen bei weitem nicht nur die Eigenmittelunterlegung. So gelten zum Beispiel seit dem 1. Januar auch neue Amortisationsrichtlinien. KMU empfehle ich, bei einem Finanzierungsbedarf oder Fragen zu diesem Thema den Kontakt direkt mit ihrem Bankkundenberater zu suchen.

Was halten Sie persönlich von Basel III?

Gegenüber dem alten Ansatz reagieren die neuen Eigenmittelunterlegungsvorschiften wesentlich sensitiver auf Risiken. Kredite mit tiefen Risiken werden entlastet, Kredite mit höheren Risiken werden verteuert. Aus einer ökonomischen Perspektive macht das meines Erachtens viel Sinn. Natürlich kann aber kein regulatorisches Rahmenwerk die Realität vollkommen richtig abbilden.

Christian Sutter, vielen Dank für das Interview.