
02. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Zurückhaltung vor dem Liberation Day
Vor dem für heute angekündigten umfangreichen US-Zollprogramm, vom US-Präsidenten als «Liberation Day» bezeichnet, entwickelten sich die europäischen Aktienmärkte trotz Zurückhaltung positiv.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.70%, SPI: +0.67%, SMIM: +0.55%
Der Schweizer Aktienmarkt gab in einem volatilen Handel einen Teil der Gewinne gegen Handelsende wieder ab. Vor den heute erwarteten Ankündigungen betreffen umfassenden US-Zöllen herrschte eine gewisse Zurückhaltung. Für Gegenwind sorgte anfänglich die negative US-Börseneröffnung und die enttäuschende Entwicklung des ISM-Einkaufsmanagerindex. Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im März stärker als erwartet eingetrübt. Der Leitindex SMI schloss schlussendlich 0.7% höher. Im 1. Quartal 2025 hat sich der SMI mit einer Performance von 8.6% (inkl. Dividende +10.0%) überzeugend entwickelt. Dies vor allem dank den defensiven Schwergewichten Nestlé (+19.3%), Roche (+17.4% inkl. Dividende) und Novartis (+14.3% inkl. Dividende). Bei den grosskapitalisierten Aktien standen gestern 15 Gewinner fünf Verlierern gegenüber. Die grössten Abgaben musste der Augenheilkonzern Alcon (-1.1%) hinnehmen. Der Kurs brach am späteren Nachmittag ohne Neuigkeiten ein. Angeführt wurde das Feld von Logitech (+2.0%), ABB (+1.4%) und SwissRe (+1.4%). Im breiten Markt fiel die Aktie des IT-Grossverteilers ALSO (+6.0%) auf. Die Neuaufnahme mit «Kaufen» eines Brokers wurde positiv aufgenommen. Die Aktien des Solarmodulherstellers Meyer Burger sprangen 15.3% nach oben. Das Unternehmen konnte in Italien einen Liefervertrag gewinnen.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.37%, DAX: +1.70%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten gestern eine Gegenbewegung zur schwachen Wocheneröffnung. Positiv wirkten sich auch gesunkene Inflationszahlen aus dem Euroraum aus. Der länderübergreifende EuroStoxx50 legte um 1.4% zu, nach vier Handelstagen mit Verlusten. Der deutsche DAX und der französische CAC40 gewannen ebenfalls 1.7% bzw. 1.1% hinzu. Auf Sektorenebene gaben nur die Energiewerte nach. Am positivsten entwickelten sich die Bereiche Technologie, Industrie, Finanzen und Grundstoffe.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.03%, S&P 500: +0.38%, Nasdaq: +0.87%
Die amerikanischen Aktienmärkte schlossen vor Ankündigung der mutmasslich weitreichenden US-Zölle uneinheitlich. Der Leitindex Dow Jones gab minimal um 0.03% nach. Der marktbreite S&P500 legte um 0.4% und der technologielastige Nasdaq um 0.9% zu. Grund für das bessere Abschneiden waren die stärker gewichteten Technologie-Schwergewichte, die sich von den jüngsten Verlusten etwas erholten. Bei den Einzelwerten stand Johnson & Johnson im Fokus. Die Aktie brach um 7.7% ein, nachdem der Konzern um den Streit um angebliche Gesundheitsrisiken bestimmter Babypuder vor Gericht einen Rückschlag hinnehmen musste. Aus Branchensicht entwickelten sich die zyklischen Bereiche Zyklischer Konsum, Kommunikationsdienste und Technologie überdurchschnittlich. Abgaben musste der Bereich Gesundheit hinnehmen.
Unternehmensberichte
Der Lebensmittelhersteller Orior erzielte im abgelaufenen Jahr 2024 einen um 0.2% tieferen Umsatz von CHF 642.1 Mio. Organisch lag das Wachstum bei 0.5%. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA brach um 58% auf CHF 22.5 Mio. ein. Die entsprechende EBITDA-Marge sank um 4.8 Prozentpunkte auf 3.5%. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von CHF 35.2 Mio. (2023: Gewinn von CHF 19.9 Mio.). Grund dafür waren vorwiegend Wertberichtigungen und Restrukturierungsmassnahmen. Die Nettoverschuldung stieg entsprechend von CHF 117 Mio. auf CHF 181 Mio. und die Eigenkapitalquote fiel von 22.5% auf 8.8%. Die Dividende wurde gestrichen. Die Zahlen bestätigen die bereits bekannten Eckwerte von Anfangs März. Für das laufende Jahr wird ein organischer Umsatzrückgang von 4% bis 6% erwartet. Im Juni sollen neue Ziele kommuniziert werden. Monika Friedli-Walser wird als Delegierte des Verwaltungsrats vorläufig den CEO-Posten übernehmen und soll auch Verwaltungsratspräsidentin werden.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.19%; DE: 2.68%; CH: 0.51%
Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Anleihen pendelte sich wie am Vortag bei rund 4.20% ein und liegt damit 60 Basispunkte unter dem Jahreshoch vom Januar. Auch die Renditen der deutschen Bundesanleihen und der Schweizer Eidgenossenanleihen sind von ihren Jahreshöchstständen im März um 20 bzw. 30 Basispunkte zurückgegangen. Die Aufmerksamkeit richtet sich heute auf neue Informationen zur US-Zollpolitik sowie auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag, der den Puls der US-Wirtschaft misst.
Währungen
Euro in Franken: 0.9539
US-Dollar in Franken: 0.8837
Euro in US-Dollar: 1.0795
Die Devisenmärkte hatten gestern eine Reihe von Konjunkturdaten zu verdauen, die jedoch keine grösseren Marktbewegungen auslösten. Am Nachmittag geriet der US-Dollar nach schwächeren Stimmungsindikatoren aus dem verarbeitenden Gewerbe zwischenzeitlich etwas unter Druck. Die Stimmung in der US-Industrie hatte sich im März stärker als erwartet eingetrübt. Ansonsten dominiert weiterhin das Thema Zölle den Devisenhandel.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 71.23 pro Fass
Goldpreis: USD 3'116.15 pro Unze
Der Goldpreis erreichte mit 3'149 US-Dollar pro Feinunze ein neues Allzeithoch, konnte dieses Niveau aber nicht bis zum Handelsschluss halten. Gold zählte im vergangenen Jahr zu den erfolgreichsten Anlageklassen und dieser Trend setzt sich auch im neuen Jahr fort. Mit einem Plus von 19% im ersten Quartal 2025 erlebte das Edelmetall das beste Quartal seit 1986.
Der Ölpreis der US-Sorte WTI blieb gestern richtungslos und pendelte über der Marke von 71 US-Dollar pro Barrel, einem Wert, der bereits zu Jahresbeginn erreicht wurde. Im ersten Quartal zeigte der Ölmarkt dann doch etwas Volatilität, mit einem Höchststand von 80 US-Dollar im Januar und einem Tiefststand von 66 US-Dollar im März.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (März)
letzter: 50.3; erwartet: 49.5; aktuell: 49.0
Die März-Umfrage des Institute for Supply Management war durch Zölle und wirtschaftliche Unsicherheit geprägt, wobei der ISM-Index auf 49 Punkte fiel und somit unter die Wachstumsschwelle rutschte. Die Indikatoren für Nachfrage und Produktion verschlechterten sich, insbesondere gingen die Auftragseingänge stark zurück, was die Beschäftigungsaussichten trübt. Zudem stiegen die Inputpreise, besonders für Metalle. Die Befragten äusserten die Sorge, ob Unternehmen auf Widerstand stossen werden, sollten sie versuchen, diese höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, deren Budgets bereits angespannt sind.
Schweiz: Einkaufsmanagerindex Industrie (März)
letzter: 49.6; erwartet: 50.5; aktuell: 48.9
Der Einkaufsmanagerindex der Schweizer Industrie verbleibt mit 48.9 Punkten unter der Wachstumsschwelle von 50. Trotz leichter Verbesserungen im Vergleich zum vierten Quartal 2024 bleibt die Gesamtsituation getrübt. Die Produktionskomponente konnte ihre vorherige Verbesserung nicht aufrechterhalten, allerdings stabilisierte sich der Auftragsbestand weiter. Die Einkaufspreise blieben weitgehend stabil, obwohl steigende Kosten für Metalle, Elektronik und Agrarprodukte gemeldet wurden.
Eurozone: Konsumentenpreise (März)
letzter: 2.3%; erwartet: 2.2%; aktuell: 2.2%
Im März stiegen die Konsumentenpreise in der Eurozone um 2.2% gegenüber dem Vorjahresmonat, genau wie erwartet, und markierten damit einen leichten Rückgang im Vergleich zu Februar, als die Inflationsrate bei 2.3% lag. Dies beendet einen Aufwärtstrend der vorherigen Monate. Die Kerninflation, die volatile Preise für Nahrungsmittel und Energie ausschliesst, sank von 2.6% auf 2.4%. Diese Abschwächung des Preisdrucks könnte der Europäischen Zentralbank am 17. April Spielraum geben, die Leitzinsen weiter zu senken.
Daniel Wachter

8021 Zürich

Tobias Kistler

8021 Zürich

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