14. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Zollrisiken zurück auf dem Radar

In der vergangenen Woche ist die 90-tägige Zollpause abgelaufen. Trump drohte verschiedenen Länder, darunter der EU mit deutlich höheren Zöllen und setzte eine weitere Frist für Verhandlungen bis zum 1. August.

Im Fokus

Am letzten Mittwoch ist die von Trump ausgerufene 90-tägige Zollpause abgelaufen. Bei der Ankündigung der Zollpause hatte die US-Regierung ambitionierte Ziele formuliert und angekündigt, innerhalb von 90 Tagen 90 Handelsabkommen abzuschliessen. Tatsächlich konnten bislang jedoch nur drei wage Vereinbarungen erzielt werden – mit Grossbritannien, Vietnam und China. Daher hat Trump die Frist um gut vier Wochen verlängert, bis zum 1. August. Parallel dazu verschickte Donald Trump in der vergangenen Woche Zollbriefe an über 20 Länder. Darin kündigte er Zölle in der Höhe von 25 bis 50 Prozent an, sofern bis zum 1. August keine Einigung in den Verhandlungen erzielt wird.

EU drohen Zölle von 30 Prozent

Am Samstag erhielt auch die Europäische Union (EU) ein Schreiben aus dem Weissen Haus. Der US-Präsident droht der EU mit neuen Importzöllen von 30 Prozent ab dem 1. August. Zudem forderte er die Abschaffung europäischer Zölle auf US-Güter und kündigte noch höhere Zölle an, sollte die EU Gegenmassnahmen beschliessen. Die EU setzt weiterhin auf eine Verhandlungslösung, bereitet aber auch Gegenmassnahmen vor. Ein Paket solcher Massnahmen im Umfang von 21 Milliarden Euro, das als Reaktion auf die Zölle auf Stahl und Aluminium beschlossen worden ist, bleibt aufgrund der laufenden Verhandlungen aber weiter ausgesetzt. Zölle in der Höhe von 30% würden die europäische Wirtschaft hart treffen und insbesondere in exportorientierten Ländern wie Deutschland zu einer erheblichen Abkühlung führen. Die Zölle würden jedoch auch die US-Wirtschaft treffen und könnten die Inflation in den USA anheizen. Die EU als Ländergruppe ist der wichtigste Handelspartner der USA.

Schweiz wartet weiter

Die Schweiz wartet weiter auf Nachrichten aus Washington. Zuletzt gab es Signale, dass die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss stehen. Gemäss verschiedenen Medienberichten liegt eine ausgehandelte Vereinbarung vor. Es fehlt aber noch das Einverständnis aus dem Weissen Haus. Allerdings zeigen die jüngst versendeten Zollbriefe, dass auch fortgeschrittene Verhandlungen keinen Schutz vor höheren Zöllen bieten. Trump drohte zuletzt mit pauschalen Zöllen von 15 bis 20 Prozent gegen alle Länder, mit denen noch keine Einigung erzielt wurde. Neben den Unsicherheiten rund um die US-Zölle gegen die Schweiz belastet auch die drohende Zollerhöhung gegen die EU die Schweizer Wirtschaft. Die EU ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz, wobei ein Teil der Exporte in die EU später weiter in die USA exportiert wird. Ausserdem würde auch eine konjunkturelle Abkühlung in Europa die Schweizer Wirtschaft belasten.

Diverse weitere Länder erhielten Post von Trump

Neben der EU erhielten diverse weitere Länder in der vergangenen Woche ein Schreiben von Donald Trump. Darunter weitere wichtige Handelspartner wie zum Beispiel Japan und Südkorea. Auch die Nachbarstaaten Kanada und Mexiko erhielten ein Schreiben von Trump, in dem er mit Zöllen von 35 respektive 30% drohte. Damit erzeugt Trump maximalen Druck auf die betroffenen Länder, mit dem Ziel, die Verhandlungen voranzutreiben. Neben Zöllen gegen diverse Länder kündigte Trump auch Zölle auf Kupfer in der Höhe von 50% an.

Geringe konjunkturelle Visibilität

Wie stark die wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Zollpolitik ausfallen werden, ist weiterhin unklar. Die Konjunkturdaten zum ersten Halbjahr sind aufgrund von Vorholeffekten im Vorfeld der US-Zölle verzerrt. Das hohe Importvolumen im Vorfeld des sogenannten Liberation Day ist ein wichtiger Grund, warum die US-Wirtschaft im ersten Quartal geschrumpft ist. Spiegelbildlich haben wichtige Handelspartner einen kurzfristigen Boom erlebt. In den Zahlen des zweiten Quartals zeichnet sich nun die Gegenbewegung ab: Die Exporte aus der Schweiz oder der EU in die USA gingen zum Teil erheblich zurück. Vor diesem Hintergrund dürften sich die mittelfristigen Auswirkungen der US-Zollpolitik voraussichtlich erst anhand der Zahlen des zweiten Halbjahrs genauer identifizieren lassen. Es ist jedoch weltweit mit einer konjunkturellen Abkühlung zu rechnen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden zudem umso weitreichender sein, je länger die aktuelle Phase der Unsicherheit anhält. Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden die Verhandlungsergebnisse der einzelnen Länder entscheidend sein.

US-Handelspolitik bleibt im Fokus der Märkte

Die US-Handelspolitik bleibt damit im Fokus der Märkte. Die Marktteilnehmenden reagieren jedoch deutlich weniger stark auf einzelne Ankündigungen des US-Präsidenten als noch zu Beginn des Handelskonflikts. Dies zeigte sich auch in der vergangenen Woche als Trump die neuen Zolldrohungen verschickte. Sowohl an den Aktienmärkten als auch am Kapitalmarkt fielen die Reaktionen vergleichsweise moderat aus. Auch der US-Dollar geriet nicht stark unter Druck. Trotzdem bleibt die Zollpolitik das dominierende Thema an den Märkten und kann immer wieder Nervosität aufkommen lassen. Auch grössere Bewegungen sind jederzeit wieder möglich.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.63%, S&P500: -0.33%, Nasdaq: -0.22%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -1.01%, DAX: -0.82%, SMI: -1.60 %

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.22%, HangSeng: +0.38%, S&P/ASX 200: -0.11%

In über zwanzig Schreiben hat US-Präsident Donald Trump vergangene Woche neue Strafzölle ab dem 1. August angekündigt, darunter 35 % auf kanadische Importe. Dies unterstreicht, dass selbst fortgeschrittene Verhandlungen wie im Beispiel von Kanada keine Garantie gegen unerwartete Handelsmassnahmen bieten. Die Aktienmärkte reagierten insgesamt jedoch gelassen. Zwar sorgten die jüngsten Entwicklungen zum Wochenschluss für Belastung, doch der S&P 500 und EuroStoxx50 notieren weiterhin nahe ihren Allzeithochs. Auf Wochensicht legten die europäischen Aktien um 1.79% zu, während der S&P500 0.3% nachgab. In der Schweiz zeigte sich ein gemischtes Bild. Der breit gefasste SPI verbuchte eine Wochenperformance von +0.14%, während der Leitindex SMI Abgaben von 0.29% verzeichnete. Der SMIM, welcher die mittelkapitalisierten Unternehmen umfasst, konnte hingegen deutlich zulegen und gewann 1.27% zu.

In der vergangenen Woche machte Nvidia erneut Schlagzeilen. Der US-Chiphersteller ist weltweit das erste Unternehmen, das die Marke von USD 4 Bio. Börsenwert überschritten hat - dank des anhaltenden Booms rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Nvidia hat seit Jahresbeginn um über 22% an Wert gewonnen. Auf dem zweiten Platz liegt aktuell der Softwarehersteller Microsoft mit einem Marktwert von USD 3.74 Bio., gefolgt vom iPhone-Hersteller Apple mit einem Marktwert von USD 3.15 Bio. In der Schweiz haben letzte Woche Barry Callebaut und EMS-Chemie die Berichtsaison eingeläutet. Der Schokoladenhersteller kämpft weiterhin mit hohen Kakaopreisen, musste einen Absatzrückgang bekanntgegeben und passte die Jahreszielsetzung nach unten an. EMS-Chemie verzeichnete ebenfalls einen Umsatzrückgang, konnte im 1. Halbjahr 2025 jedoch überraschend den operativen Gewinn steigern. Auf Wochensicht fielen die Aktien von Barry Callebaut um 9.7%, während EMS-Chemie 4.4% an Wert zulegen konnte. Am Wochenende informierte der US-Präsident die Europäische Union in einem Schreiben über die Erhöhung der Zölle auf 30% auf EU-Waren ab dem 1. August 2025 – ein Wert, der die bisherigen Erwartungen deutlich übertrifft. Ob die Aktienmärkte die Nachricht ebenso gelassen aufnehmen wie in den vergangenen Tagen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen – zumal viele Anleger auf das Prinzip TACO setzen: «Trump Always Chickens Out», was sich mit «Trump macht immer einen Rückzieher» übersetzen lässt. Die Schweiz wartet weiterhin auf Nachrichten aus Washington. Zuletzt hatte Trump allerdings mit pauschalen Zöllen von 15% oder 20% für Länder gedroht, mit denen noch keine Einigung erzielt wurde. Es ist gut möglich, dass die Kursschwankungen in den kommenden Tagen deutlich zunehmen werden. In diesem Umfeld macht es Sinn sich zurückhaltend zu positionieren und die Lage aufmerksam zu beobachten. Der Fokus liegt auf einer konsequenten Diversifikation des Portfolios. In der kommenden Woche nimmt die Berichtssaison richtig Fahrt auf. Neben mehreren US-Banken legen hierzulande Grosskonzerne wie ABB, Novartis, Partners Group und Richemont ihre Zahlen vor.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J:
USA: 4.42%; DE: 2.73%; CH: 0.47%

Am Kapitalmarkt sorgten die neuen Zolldrohungen nicht für eine grosse Beunruhigung. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe schwankte zwischen 4.32% und 4.43% und beendete die Handelswoche 6 Basispunkte höher. Die Zinsen in der Schweiz und Europa stiegen ebenfalls leicht an. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe schloss 12 Basispunkte höher, jene der Eidgenossenanleihe mit gleicher Laufzeit legte um 5 Basispunkte zu.

Währungen

Euro in Franken: 0.9305
US-Dollar in Franken: 0.7973
Euro in US-Dollar: 1.1671

Auch an den Devisenmärkten geriet der Zollkonflikt wieder in den Fokus. Die Bewegungen fielen jedoch vergleichsweise moderat aus. Der Schweizer Franken tendierte gegenüber dem US-Dollar leicht tiefer. Auch der Euro büsste gegenüber dem US-Dollar etwas an Wert.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 68.56 pro Fass
Goldpreis: USD 3'356.58 pro Unze

An den Rohstoffmärkten stand in der vergangenen Woche der von Trump angekündigte Zoll auf Kupferimporte im Fokus. Der US-Präsident kündigte an, dass ab dem 1. August die Kupferimporte in die USA mit einem Zoll von 50% belegt werden. Der Kupferpreis in den USA erreichte daraufhin am Dienstag ein Rekordhoch.

Der Ölpreis schwankte in der vergangenen Woche zwischen 66 und 69 US-Dollar. Auf Wochensicht legte die US-Sorte WTI 2.1% zu. Auch der Goldpreis verbuchte leichte Gewinne und schloss die Woche 0.5% höher. Nachdem er zu Wochenbeginn noch schwächer tendierte, erhielt er im Wochenverlauf Rückenwind durch das Wiederaufflammen des Zollkonflikt.

Wirtschaft und Konjunktur

China: Exporte (YoY, Juni)
letzte: 4.8%; erwartet: 5.0%; aktuell: 5.8%

Trotz des Handelsstreits mit den USA sind die chinesischen Exporte im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5.8% gewachsen. Die Zollpause mit den USA wurde genutzt, um Waren vorzeitig in die USA zu liefern. Die Exporte in die USA gingen gegenüber dem Vorjahr nur noch um 16% zurück, nachdem sie noch im Mai 34% tiefer lagen. Ein Teil des Rückgangs konnte durch einen stärkeren Handel mit anderen Ländern kompensiert werden.

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster, Strategieanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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