23. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Zahlenflut am Schweizer Aktienmarkt

Heute stehen unter anderem die Quartalszahlen von Roche, Lonza, Kühne + Nagel, SGS, Galderma und Inficon im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.07%, SPI: -0.10%, SMIM: -0.03%

Der Schweizer Aktienmarkt kam gestern in einem von Zurückhaltung geprägten Handelsumfeld nicht vom Fleck. Neue Impulse erhoffen sich die Marktteilnehmer in den nächsten Tagen von den vielen anstehenden Quartalsberichten. Die Auftaktverluste konnte der SMI bereits in der ersten Tageshälfte weitgehend wettmachen und schloss schliesslich 0.1% tiefer. Die Hälfte der 20 grosskapitalisierten Werte schloss mit Kursgewinnen. Dass trotzdem ein leichtes Minus resultierte, war unter anderem dem Schwergewicht Nestlé (-0.9%) geschuldet, das von schwachen Zahlen des Kosmetikunternehmens L’Oréal belastet wurde. Nestlé hält im Rahmen einer strategischen Beteiligung rund 20% der Aktien des französischen Konzerns. Ebenfalls schwach entwickelten sich die Zykliker Kühne + Nagel (-0.7%), Logitech (-0.9%) und ABB (-1.4%). Auch bei Swisscom (-0.6%) standen die Zeichen nach den jüngsten Kursanstiegen auf Gewinnmitnahmen. Auf der Gewinnerseite standen unter anderem die Aktien von Zurich Insurance (+0.8%), Geberit (+0.9%) und Holcim (+1.1%). Zuoberst im Tableau standen ohne ersichtlichen Grund die Aktien des Augenheilkundekonzerns Alcon (+1.1%), der am 12. November seine Quartalszahlen vorlegen wird. Im breiten Markt gehörten mit Ypsomed (+1.0%), Tecan (+1.1%) und Sonova (+1.5%) ebenfalls einige Medizintechnikunternehmen zu den Gewinnern. Auftrieb gab es zudem vor dem heutigen Zahlenset für die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS (+0.7%). Adecco (-5.2%) wurde nach schwachen Zahlen des Branchennachbarn Randstad in Sippenhaft genommen. Deutliche Abgaben setzte es auch für den Textilmaschinenhersteller Rieter (-7.8%) ab, der mit seinen 3. Quartalszahlen die Analystenerwartungen verfehlte und zudem den Jahresausblick kappte. Noch stärker unter Druck standen die Aktien von Doc Morris (-9.3%). Sie wurden von Berichten um mögliche neue Konkurrenten auf dem Online-Apothekenmarkt belastet.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.84%, DAX: -0.74%

Die europäischen Aktienmärkte verloren zur Wochenmitte an Terrain. Verhaltene Quartalsberichte und schwache Vorgaben aus den USA lasteten auf dem Risikoappetit der Marktteilnehmer. Der EuroStoxx50 drehte im Laufe des Nachmittags noch deutlich ins Minus und schloss 0.8% tiefer. Der zyklisch ausgerichtete DAX gab ebenfalls 0.7% nach. Die Aktien von L’Oréal sackten um 6.7% ab, nachdem der französische Kosmetikkonzern mit seinen 3. Quartalszahlen enttäuschte. Mit Enttäuschung quittiert wurde auch der Quartalsbericht von Hermes, der wegen eines schwächer als erwartet ausgefallenen Lederwarengeschäfts und Wechselkurseffekten die Analystenschätzungen verfehlte. Positiv aufgenommen wurde dagegen das Zahlenset von Barclays (+4.9%). Die britische Bank erhöhte nach einem besser als erwarteten Quartal das Renditeziel für das Gesamtjahr und kündigte ein Aktienrückkaufprogramm über GBP 4 Mrd. an.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.71%, S&P500: -0.53%, Nasdaq: -0.93%

An den amerikanischen Aktienmärkten setzten gestern Gewinnmitnahmen ein. Sorgen um eine Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie durchzogene Quartalsberichte belasteten das Handelsumfeld. Der Dow Jones gab 0.7% nach, während der breiter gefasste S&P500 um 0.5% zurückfiel. Der technologielastige Nasdaq sackte um 0.9% ab. Im Fokus standen unter anderem die Quartalszahlen von Netflix. Weil das Streaming-Unternehmen keine Abozahlen mehr veröffentlicht, lag der Fokus primär auf der Gewinnentwicklung. Diese blieb hinter den Analystenerwartungen zurück, was bei der stark gelaufenen Aktie für Gewinnmitnahmen und ein Kursminus von 10.1% sorgte. Ebenfalls belastet von enttäuschenden Quartalzahlen gaben die Aktien von Texas Instruments 5.6% nach. Auch bei A&T reichte der jüngste Zahlenbericht nicht für eine positive Reaktion. Die Aktien des Telekomunternehmens verloren 1.9%.

Unternehmensberichte

Roche präsentierte heute Morgen die Umsatzzahlen zu den ersten 9 Monaten des Jahres. Der Pharmakonzern steigerte den Umsatz um 2% auf CHF 45.86 Mrd. Bereinigt um den Einfluss des erstarkten CHF erreichte der Pharmakonzern damit ein Wachstum von 7%. Getrieben war das Wachstum von der Pharmadivision, die dank starken Verkäufen von Wachstumsträgern wie Phesgo (Brustkrebs), Xolair (Food-Allergien), Hemlibra (Hämophilie), Vabysmo (Augenkrankheiten) und Ocrevus (MS) um 9% wuchs. Im kleineren Diagnostikbereich betrug das währungsbereinigte Wachstum hingegen lediglich 1%. Dies war vor allem auf eine schwache Entwicklung in China zurückzuführen, die von einem neuen Preismodell belastet wurde. Die Umsatzzielsetzung für 2025, die ein Wachstum im mittleren, einstelligen Prozentbereich anstrebt, wurde bestätigt. Beim Kerngewinn rechnet Roche neu mit einem Anstieg im hohen einstelligen, bis tief zweistelligen Prozentbereich (zuvor: hoch einstellig). Das Ergebnis liegt im Rahmen der Analystenerwartungen.

Lonza hat heute im Rahmen eines qualitativen Updates über die jüngste Geschäftsentwicklung orientiert. Der Pharma-Auftragsfertiger zeigte sich im Update zufrieden mit der Entwicklung, die im Rahmen der Jahresziele ausgefallen ist. In Bezug auf die geplante Ausgliederung des Kapselgeschäfts habe man weitere Fortschritte gemacht. An der Jahreszielsetzung, die im CDMO-Kerngeschäft ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum zwischen 20% und 21% sowie eine Kern-EBITDA-Marge zwischen 30% und 31% umfasst, hält das Management fest. Die Auslastung der von Roche übernommenen US-Fabrik Vacaville, bei der Lonza von einem Umsatz von «rund USD 500 Mio.» ausgegangen war, liegt am oberen Ende der Prognose und ist zudem etwas profitabler als geplant. Der Zwischenbericht fällt im Rahmen der Erwartungen aus.

Kühne + Nagel musste im 3. Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahresquartal einen Umsatzrückgang von 7% auf CHF 6.04 Mrd. ausweisen. Der um die schwankungsanfälligen Frachtraten bereinigte Rohertrag nahm um 4% auf CHF 2.1 Mrd. ab. Der EBIT reduzierte sich um 37% auf CHF 285 Mio. und unter dem Strich blieb ein 39% tieferer Reingewinn von CHF 206 Mio. Überkapazitäten und Margendruck belasteten das Marktumfeld negativ. Daneben sorgten negative Wechselkurseffekte aufgrund des starken Schweizer Franken für eine zusätzliche Belastung. Aufgrund des Gegenwinds hat der Frachtlogistiker ein Kostensenkungsprogramm lanciert, mit dem jährlich über CHF 200 Mio. eingespart werden sollen. Die Produktivität soll durch Prozessoptimierungen und den verstärkten Einsatz von Automatisierung erhöht werden. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten wurde der Ausblick reduziert. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern neu einen EBIT von über CHF 1.3 Mrd. (zuvor: CHF 1.45 Mrd. bis CHF 1.65 Mrd.). Das Zahlenset liegt beim Umsatz leicht über den Erwartungen, verfehlt diese aber auf Stufe EBIT und beim Ausblick.

SGS legte heute einige Eckdaten zum 3. Quartal 2025 vor. Der Warenprüf- und Inspektionskonzern steigerte den Umsatz im Vorjahresvergleich um 1.8% auf CHF 1.73 Mrd. Der starke CHF belastete das Ergebnis um deutliche 6.1%. Organisch, also bereinigt um Währungs- und Akquisitionseffekte erreichte SGS ein Wachstum von 6% und lag damit genau in der Mitte der Zielbandbreite von 5% bis 7%. Damit beschleunige sich das Wachstum im Vergleich zum 2. Quartal wieder etwas. Die Zielsetzung für das Gesamtjahr 2025 wurde bestätigt. Das Zahlenset übertrifft die Analystenerwartungen.

Die Dermatologiespezialistin Galderma steigerte den Umsatz in den ersten Monaten des Jahres währungsbereinigt um 15% auf USD 3.7 Mrd. Im Bereich «injizierbare Ästhetik» stieg der Umsatz währungsbereinigt um 10.5% auf USD 1.9 Mrd., während das Geschäfts mit Hauptpflegeprodukten 8.2% auf USD 1.1 Mrd. anzog. Im kleinsten Bereich «Therapeutische Dermatologie» stieg der Umsatz dank der erfolgreichen Einführung des Hautmedikamentes Nemluvio um 40.4% auf 0.8 Mrd. Die Jahreszielsetzung wird erneut angehoben. Neu rechnet Galderma mit einem Umsatzwachstum von 17% bis 17.5% (zuvor: 12% bis 14%) und einer operativen EBITDA-Kernmarge von 23.1% bis 23.6% (zuvor: 23%). Die Einflüsse der US-Zölle sind in der neuen Zielsetzung bereits enthalten. Das Zahlenset übertrifft die Analystenerwartungen.

Der Halbleiterzulieferer Inficon erzielte im 3. Quartal 2025 einen 4.9% tieferen Umsatz von USD 163.9 Mio. Organisch lag der Umsatzrückgang bei 7.0%. Der Auftragseingang im Verhältnis zum Umsatz (Book-to-bill ratio) lag über 1. Das Quartal wurde negativ durch die Verschiebung von Produktionslinien nach Malaysia und deren Hochfahren beeinflusst. Ebenfalls negativ fielen die Verkäufe in China (-22.4%) und Verkäufe von «Security und Safety»-Produkten nach Nordamerika aus. Die Bruttomarge sank von 47.4% auf 43.0%. Neben negativen Wechselkurseffekten belasteten temporäre Effekte aus Handelsstreitigkeiten, Zöllen und bestimmten strategischen Doppelspurigkeiten. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT sank von USD 34.9 Mio. in der Vorjahresperiode auf USD 22.9 Mio. Unter dem Strich resultierte ein rund einen Drittel tieferer Reingewinn von USD 17.3 Mio. Inficon passt den Ausblick für das Gesamtjahr an. Für den Umsatz wird die Spanne von USD 660 bis 690 Mio. auf USD 660 bis 680 Mio. verengt. Die erwartete EBIT-Marge wird neu bei 16% bis 17% erwartet (zuvor: rund 18%). Mit dem Ergebnis wurden die Analystenerwartungen klar verfehlt.

Galenica steigerte den Umsatz im 3. Quartal 2025 um 4.7% auf CHF 3.0 Mrd. Damit entwickelte sich die Apothekenbetreiberin etwas weniger stark als der Pharma-Markt, der im gleichen Zeitraum rund 5.1% wuchs. Im Vergleich zum 1. Halbjahr (+5.0%) schwächte sich das Wachstum leicht ab, auch bedingt durch eine anspruchsvolle Vorjahresbasis. Die Jahreszielsetzung, die eine Umsatzwachstumsbandbreite von 3% bis 5% sowie einen EBIT-Anstieg von 7% bis 9% veranschlagt, wurde bestätigt. Das Zahlenset erfüllt die Analystenerwartungen.

In den ersten 9 Monaten 2025 erzielte Gurit einen 23.9% tieferen Umsatz von CHF 239.9 Mio. Zu konstanten Wechselkursen lag das Minus bei 23.9%. In der Sparte «Wind Materials» betrug der Rückgang zu konstanten Wechselkursen 26%, bei «Manufactoring Solutions» -6.6%, «Marine and Industrial» ging 9.6% zurück. Der Ausblick für das Gesamtjahr mit einem Umsatz von rund CHF 300 Mio. und einer bereinigten EBIT-Marge auf der Höhe von 2024 wurde bestätigt. Das Resultat lag innerhalb der Analystenerwartungen. 

Bachem informierte gestern Abend über den Fortschritt im Zusammenhang mit der laufenden Kapazitätserweiterung in Bubendorf. Der Pharmaauftragsfertiger geht beim «Gebäude K», das zuletzt unter Verzögerungen gelitten hatte, weiterhin von einem Hochfahren nach Plan und ersten Produktionsvolumen noch im laufenden Jahr aus. Die kommerzielle Produktion soll dann im Verlaufe von 2026 hochgefahren werden. Die geplanten Investitionen zwischen 2026 und 2030 im Zusammenhang mit dem Ausbau beziffert Bachem auf USD rund USD 250 Mrd. 

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.96%; DE: 2.57%; CH: 0.15%

Mangels neuer Konjunkturdaten und anderer marktrelevanter Neuigkeiten bewegten sich die Renditen an den Kapitalmärkten gestern wenig. Die Rendite auf die massgebende 10-jährige US-Staatsanleihe verbleibt weiterhin unter der Marke von 4% – so tief wie noch nie seit der zweiten Wahl von US-Präsident Trump. Auch bei der Eidgenossenanleihe mit derselben Laufzeit ist das Renditeniveau mit knapp 0.15% weiterhin tief. Die letzte Phase mit so geringen Renditen war im Frühling 2022.

Währungen

Euro in Franken: 0.9247
US-Dollar in Franken: 0.7973
Euro in US-Dollar: 1.1598

Anfang Woche hatte der Schweizer Franken gegenüber dem Euro ein neues Allzeithoch erreicht und auch gestern zeigte sich beim Währungspaar keine klare Gegenbewegung. Ein Euro kostet weiterhin weniger als 92.5 Rappen. Vor dem Hintergrund der globalen Unsicherheiten bleibt die Schweizer Währung als sicherer Hafen gefragt. Zusätzlichen Auftrieb gab die Schwäche des japanischen Yen – ein alternativer sicherer Hafen. Dieser verzeichnete in den vergangenen Wochen Verluste, da von der neuen japanischen Premierministerin wieder eine expansivere Fiskalpolitik erwartet wird.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 60.60 pro Fass
Goldpreis: USD 4'091.33 pro Unze

Nach dem Rückgang um rund 5% vom Dienstag stabilisierte sich der Goldpreis gestern im Bereich von 4'000 und 4'150 US-Dollar pro Unze. Gegenüber Anfang Monat resultiert damit immer noch ein Plus von rund 6%. Der Ölpreis der US-Sorte WTI stieg gestern um rund 4% an und übertraf wieder die Marke 60 US-Dollar pro Fass. Hintergrund sind die von der US-Regierung verhängten Sanktionen gegen die beiden russischen Ölkonzerne Lukoil und Rosneft.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht.

Matthias Müller

Portraitfoto von Matthias Müller, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
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Angela Truniger

Portraitfoto von Angela Truniger, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
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Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
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