03. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Vietnam schliesst Zollabkommen mit den USA

Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnete gestern leichte Kursgewinne und blieb damit hinter den meisten internationalen Handelsplätzen zurück. Im heutigen Fokus beleuchten wir den gestern angekündigten Zoll-Deal zwischen den USA und Vietnam.

Im Fokus: US-Zollabkommen mit Vietnam

Gemäss Mitteilung von US-Präsident Trump haben die USA mit Vietnam eine Übereinkunft über die zukünftigen Zölle erzielt. Demnach gilt für Einfuhren vietnamesischer Güter in die USA künftig ein Zollsatz von 20%. Im Gegenzug hebt Vietnam sämtliche Zölle für US-Produkte auf. Damit haben die USA kurz vor dem Ende der 90-tägigen Zollpause mit einem dritten Land einen «Deal» abgeschlossen. Mit Blick auf weitere Abkommen ist dabei insbesondere der Zollsatz auf Einfuhren in die USA interessant. Mit den vereinbarten 20% liegt dieser deutlich unter dem Wert von 46%, welcher Trump am sogenannten Liberation Day für Vietnam angekündigt hat. Gleichzeitig untermauert die Vereinbarung die These, dass das allgemeine Zollniveau für Einfuhren in die USA auch nach Abschluss der aktuellen Verhandlungsphase erheblich höher sein dürfte als noch vor dem Liberation Day. Dies gilt besonders für Länder mit hohen bilateralen Handelsüberschüssen. Vietnam ist das Land mit dem drittgrössten Handelsüberschuss gegenüber den USA, hinter China und Mexiko. Das Land ist ein wichtiger Produktionsstandort für US-Textil- und Sportwarenhersteller wie Nike oder GAP.

Ein genauer Zeitplan für weitere Zollvereinbarungen, unter anderem auch mit der Schweiz, ist weiter nicht bekannt. Es ist denkbar, dass in den nächsten Tagen weitere Abkommen bekannt werden. Welche Zölle für Länder ohne Deal nach Ablauf der Zollpause Mitte nächster Woche gelten werden, ist aktuell schwierig abzuschätzen. Neben der Wiedereinführung höherer Zollsätze ist auch denkbar, dass die USA die Zollpause für alle oder ausgewählte Staaten nochmals verlängern werden.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.24%, SPI: +0.31%, SMIM: +0.71%

Der Schweizer Aktienmarkt beendete den gestrigen Handelstag mit leichten Kursgewinnen. Derzeit stehen vor allem der Handelskonflikt und die demnächst ablaufende Frist für Handelsdeals mit den USA grösseren Kursavancen im Wege. Vor allem dank einer starken Entwicklung des Schwergewichts Novartis und avancierenden UBS-Aktien beschloss der SMI den Tag trotzdem 0.2% höher. Die UBS erhielt Rückenwind durch starke US-Bankenwerte, die den gesamten Bankensektor beflügelten. Mit ABB (+0.8%), Kühne + Nagel (+1.4%), Holcim (+1.9%) und Logitech (+2.1%) standen weitere wirtschaftssensitive Titel weit oben im Tableau. Novartis kletterte ohne relevante Neuigkeiten um 0.5% nach oben. Nicht vom Fleck kamen dagegen die beiden anderen Schwergewichte Roche (-0.1%) und Nestlé (-0.2%). Am Ende des Tableaus büssten Zurich Insurance 1.8% ein, nachdem ein Broker den Versicherungskonzern auf seine Verkaufsliste nahm. Auch die anderen beiden Versicherungswerte Swiss Re und Swiss Life (jeweils -0.9%) wurden in Sippenhaft genommen. Im breiten Markt kletterten SGS um 2.1% nach oben. Der Warenprüf- und Zertifizierungskonzern kündigte gestern eine grössere Akquisition in den USA an. Mit einem Umsatzbeitrag von geschätzt USD 460 Mio. im Jahr 2026 und zusätzlichen Synergieeffekten steigert SGS seinen US-Fussabdruck und erkauft sich zusätzliche Wachstumschancen in den Bereichen Luftfahrt, Verteidigung und Energie. Der Zukauf wurde am Markt mehrheitlich positiv kommentiert. Daneben fielen AMS Osram mit einem Kursprung von 10.2% auf. Der Lampen- und Sensorenhersteller knüpfte an den jüngsten Aufwärtstrend an, der von einer optimistischen Brokerstudie initiiert worden war. Unverändert schlossen die Aktien von Galenica. Der Apothekenbetreiber vermeldete die Übernahme des schweizweit viertgrössten Labor-Betreibers. Den Einstieg ins Diagnostikgeschäft sieht Galenica als strategische Ergänzung zum bestehenden Geschäft und erhofft sich daraus neue Wachstumsmöglichkeiten.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.69%, DAX: +0.49%

Die europäischen Aktienmärkte schlossen trotz der Unsicherheit im Zusammenhang mit der demnächst auslaufenden Zoll-Übergangsfrist und einer bisher fehlenden Einigung zwischen den USA und der EU moderat höher. Der EuroStoxx50 avancierte um 0.7%, während der zyklischer aufgestellte DAX 0.5% anzog. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Autowerte im Fokus, die von einer Branchenstudie eines Brokers profitierten. Besonders gefragt waren die Aktien von BMW, die 5.0% höher schlossen. Ebenfalls deutliche Kursavancen zeigten die Rohstofftitel. Rio Tinto (+2.7%), Glencore (+5.1%) und ArcelorMittal (+5.9%) erhielten Rückenwind von gestiegenen Eisenerzpreisen. Nicht gefragt waren dagegen Immobilientitel, die nach der starken Entwicklung der letzten Monate unter Gewinnmitnahmen litten.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.02%, S&P 500: +0.47%, Nasdaq: +0.94%

Die amerikanischen Aktienmärkte rückten vor dem heute mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht mehrheitlich vor. Der S&P 500 kletterte um 0.5% nach oben, während der Nasdaq nach dem schwachen Vortag um 0.9% anzog. Die meisten Standardwerte kamen hingegen nicht vom Fleck. Entsprechend schloss der Dow Jones (-0.02%) praktisch unverändert. Eine Ausnahme waren die Aktien von Nike, die nach der Ankündigung des Handelsabkommens zwischen Vietnam und den USA um 4.1% avancierten. Vietnam ist der mit Abstand wichtigste Produktionsstandort des Sportartikelherstellers. Tesla verteuerten sich um 5.0%, nachdem der Autohersteller über einen Rückgang von 13.5% bei den Fahrzeugauslieferungen im 2. Quartal berichtete. Der Markt hatte anscheinend mit noch schwächeren Zahlen gerechnet.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.26%; DE: 2.66%; CH: 0.44%

An den Kapitalmärkten gaben gestern die britischen Staatsanleihen zu reden. Am Dienstag hatte die dortige Regierung geplante Kürzungen von Sozialleistungen kurzfristig zurücknehmen müssen. Gestern sorgten nun Spekulationen um eine mögliche Entlassung der fiskal-konservativen Schatzkanzlerin Rachel Reeves für zusätzliche Unsicherheiten. In der Folge stieg die Rendite auf 10-jährige britische Staatsanleihen stark an und notierte 16 Basispunkte höher als am Vortag. Im Sog dieser Entwicklung gingen auch die Renditen an den meisten anderen Kapitalmärkten nach oben. Beim 10-jährigen deutschen «Bund» war beispielsweise ein Anstieg um 9 Basispunkte zu verzeichnen. In den USA werden für heute neue Zahlen zum Arbeitsmarkt erwartet, welche die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed wesentlich beeinflussen könnten. Vergleichsweise schwache Zahlen würden die Wahrscheinlichkeit von baldigen Zinssenkungen tendenziell erhöhen.

Währungen

Euro in Franken: 0.9337
US-Dollar in Franken: 0.7921
Euro in US-Dollar: 1.1789

Die Diskussionen um die Fiskalpolitik in Grossbritannien hatten auch Auswirkungen auf die Devisenmärkte. Das britische Pfund verlor gegenüber allen anderen wichtigen Währungen deutlich an Wert. Profitieren konnten davon unter anderem der Euro und der US-Dollar. Im Vergleich zur Vorwoche verliert die US-Währung aber insgesamt weiter an Terrain. Ein Euro kostet weiterhin fast 1.18 US-Dollar.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 67.02 pro Fass
Goldpreis: USD 3'353.31 pro Unze

Der Ölpreis stieg gestern im Verlauf des Nachmittags leicht an, nachdem US-Präsident Trump den Abschluss der Handelsvereinbarung mit Vietnam angekündigt hatte. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI stabilisierte sich anschliessend im Bereich von 67 US-Dollar und damit rund 1.5 Dollar über dem Schnitt der letzten Tage. Der Goldpreis bewegte sich gestern wenig. An den Tagen davor hatte er die Verluste aus der Vorwoche wieder wettmachen können. Eine Unze kostet damit wieder rund 3'350 US-Dollar.

Wirtschaft und Konjunktur

Gestern wurden keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Heute werden im Verlauf des Nachmittags unter anderem neue Zahlen zum US-Arbeitsmarkt publiziert.

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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