05. Mai 2025, Aktienmärkte | Meine Anlagewelt

US-Zollpolitik sorgt für Furore

Die Aktienmärkte gerieten im April zeitweise stark unter Druck und schwankten heftig. Trumps überraschend harte Zollpolitik führte zu Monatsbeginn zu deutlichen Kursverlusten. Eine 90-tägige Zollpause und ein vorübergehend moderaterer Ton des US-Präsidenten sorgten ab Monatsmitte für eine Gegenbewegung. Die Unsicherheiten bleiben jedoch bestehen.

Der April war geprägt von starken Marktschwankungen, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und eine überraschend drastische Umsetzung der US-Zollpolitik. US-Präsident Trump führte einen pauschalen Importzoll von 10% sowie zusätzliche länderspezifische Strafzölle ein. Dies sorgte weltweit für erhebliche Nervosität. Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursverlusten, während Gold als klassischer sicherer Hafen neue Rekordstände erreichte. Der US-Dollar geriet angesichts der wachsenden wirtschaftspolitischen Unsicherheit deutlich unter Druck. Stark betroffen waren auch die US-Börsen: Die US-Leitindizes verzeichneten Tagesverluste von bis zu 6% - der stärkste Einbruch seit der Pandemie im Jahr 2020. Die Marktteilnehmer befürchten negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und auch auf die USA. Steigende Preise durch höhere Importkosten könnten die Inflation anheizen, während der Konsum unter Druck gerät, was sich dämpfend auf die Unternehmensgewinne auswirken dürfte. Zudem wurde das Vertrauen in die Stabilität der globalen Lieferketten erheblich erschüttert. Eine unerwartete 90-tägige Zollpause für die meisten Länder, darunter auch die Schweiz, sowie eine gemässigtere Tonlage Trumps sorgten für eine Erholung ab Monatsmitte.

Schweizer Aktienmarkt im Gegenwind

Auch der traditionell defensive Schweizer Aktienmarkt geriet in den Sog der globalen Unsicherheit und musste Kursverluste hinnehmen. Da die USA zu den wichtigsten Exportdestinationen der Schweiz gehören, hätte ein geplanter US-Strafzoll von 31 % auf Schweizer Güter erhebliche Auswirkungen. Besonders betroffen wären Unternehmen ohne lokale Produktionsstätten in den USA, wie der Computerzubehörhersteller Logitech, die Luxusgüterkonzerne Swatch und Richemont oder Halbleiterzulieferer wie VAT und Comet. Höhere Exportpreise belasten die Wettbewerbsfähigkeit, Investitionsentscheide werden aufgrund der Unsicherheiten aufgeschoben, und die Ausblicke fallen teils vorsichtiger aus. Der internationale Nahrungsmittelkonzern Nestlé und Lindt + Sprüngli hielten sich dank ihres defensiven Profils und ihrer lokalen Produktionsstätten besser. Ebenfalls besser entwickelten sich Unternehmen, die nur in der Schweiz und Europa tätig sind wie Swisscom, Geberit oder Galenica. Positiv überraschte der Gebäudetechnikspezialist Belimo, der in einem schwierigen Marktumfeld dank einer starken Nachfrage nach Rechenzentren die Gewinnprognose anheben konnte.

Visibilität bleibt gering – Qualität zählt

Angesichts der politischen Unsicherheiten und der Sorgen um eine konjunkturelle Eintrübung bleibt die Visibilität für Anleger begrenzt. In diesem Umfeld rückt die Qualität der Einzeltitel wieder stärker in den Fokus. Unternehmen mit einer soliden Preissetzungsmacht, einer starken Bilanz und einer globalen Diversifikation bieten derzeit gute Voraussetzungen, um sich in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich zu behaupten.

US-Aktien weiterhin abgeschlagen

Quelle: Bloomberg; Kursentwicklung indexiert (01.01.2025 = 100), Stand: 30.04.2025

Angela Truniger

Portraitfoto von Angela Truniger, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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