
28. März 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
US-Zollpolitik drückt auf die Stimmung
Die angekündigten US-Zölle auf alle Autoimporte verunsicherte und drückte die Aktienmärkte in die Verlustzone. Heute steht der Kapitalmarkttag von Holcim im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.67%, SPI: -0.17%, SMIM: -0.59%
Der Schweizer Aktienmarkt startete mit deutlichen Verlusten in den gestrigen Handelstag, konnte diese jedoch im Laufe des Tages etwas eindämmen. US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwochabend Zölle in der Höhe von 25% auf alle Autoimporte angekündigt und verschärft damit insbesondere mit der Europäischen Union den Handelskonflikt. Dies schürte die Konjunktur- und Inflationssorgen. Als weitere Belastung kamen in der Schweiz verschiedene Dividendenabgänge hinzu. Der Leitindex SMI schloss 0.7% tiefer. Bei den 20 SMI-Werten standen 12 Verlierer acht Gewinnern gegenüber. Am Tabellenende notierten die Aktien von UBS (-4.1%). Zum einen belastete die drohende Verschärfung der Bankenregulierung, zum anderen drückten Ratingänderungen und negative Brokerkommentare auf den Aktienkurs. Unter deutlichen Abgaben litt auch Roche (-2.8% oder CHF 8.60). Allerdings handelte der Genussschein gestern ohne die Dividende von CHF 9.70, womit die Aktie eigentlich im Plus notierte. Bei Sika (-2.9% bzw. CHF 6.50) ist der Kursrückgang teilweise auf den Dividendenabgang von CHF 3.60 je Aktie zurückzuführen. Allerdings litten die europäischen Bauzulieferer generell unter Abgaben, denn auch Holcim (-3.1%) gab am Tag vor dem Investorentag klar nach. Ebenfalls unter deutlichen Kursrückgängen litten Logitech (-2.6%), Partners Group (-1.3%) oder Sonova (-1.2%). An der Tabellenspitze notierte hingegen Alcon, der um 5.2% avancierte. Der Augenheilkundespezialist führte gestern seinen Kapitalmarkttag durch und bestätigte seine Mittel- und Langfristziele. Der Umsatz in Lokalwährungen soll langfristig jährlich zwischen 6% und 8% wachsen. Des Weiteren peilt Alcon ein Wachstum des Gewinns pro Aktie zwischen 12% und 15% an. Fester notierten auch die beiden defensiven Schwergewichte Novartis (+1.0%) und Nestlé (+0.6%). Der Nahrungsmittelkonzern wurde durch Berichte gestützt, wonach dieser über die Zukunft seines Wassergeschäfts verhandle. Auf dem breiten Markt fiel Schindler (-4.3% bzw. CHF 12.40) auf, der gestern eine Dividende von CHF 6.00 pro Aktie ausschüttete. Unter Abgabedruck standen auch die Aktien von Schweizer Automobilkonzernen. EMS-Chemie (-0.01%) schloss praktisch unverändert, während Autoneum, Feintool, SFS und Komax Abgaben zwischen 0.2% und 2.7% hinnehmen mussten. Mit einem Kurssprung von 7.7% fiel Leonteq gestern positiv auf. An der Generalversammlung des Finanzdienstleisters setzte sich der Aktionär Raiffeisen durch, so dass nicht wie vom Verwaltungsrat vorgeschlagen 25 Rappen pro Aktie, sondern nun CHF 3.00 pro Aktie ausgeschüttet werden.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.57%, DAX: -0.70%
Die europäischen Aktienmärkte notierten am gestrigen Handelstag überwiegend in der Verlustzone. Die US-Zollpolitik drückt deutlich auf die Stimmung. Die wichtigsten europäischen Indizes gaben bei Börsenstart klar nach, konnten sich im Handelsverlauf jedoch etwas fangen und grenzten die Verluste ein. Der deutsche DAX verlor 0.7%, während beim länderübergreifenden EuroStoxx 50 ein Minus von 0.6% resultierte. Der französische CAC40 und der britische FTSE100 gaben um 0.5% bzw. 0.3% nach. Gegen den Trend notierte der italienische FTSE MIB, welcher 0.1% zulegte. Insbesondere Autoaktien zählten zu den grossen Tagesverlierern. Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis verloren alle zwischen 1.5% und 4.3% an Wert. Einzig Ferrari (+1.8%) gelang am Nachmittag der Sprung in die Gewinnzone. Der Sportwagenbauer bestätigte trotz den angekündigten US-Zöllen die Prognosen für das laufende Jahr. Als Reaktion auf die Zölle plant Ferrari in den USA, die Preise bestimmter Modelle um bis zu zehn Prozent zu erhöhen. Auf Sektorenebene konnten sich die defensiveren Bereiche Versorger, Basiskonsum und Energie positiv in Szene setzen. Unterdurchschnittlich notierten hingegen die Sektoren Grundstoffe, Technologie und Industrie.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.37%, S&P 500: -0.33%, Nasdaq: -0.53%
An den amerikanischen Aktienmärkten zeigten sich die Marktteilnehmer verunsichert. Die wichtigsten Indizes durchbrachen im Handelsverlauf mehrfach die Nulllinie und schlossen schliesslich leicht im Minus. Der marktbreite S&P500 gab 0.3% nach, während der Leitindex Dow Jones 0.4% an Wert verlor. Der technologielastige Nasdaq ging 0.5% tiefer aus dem Handel. Im Fokus standen erneut die Zollankündigungen des US-Präsidenten auf allen Autoimporten sowie zentralen Autoteilen. Damit wächst die Sorge vor einer deutlichen Verschärfung des globalen Handelskonflikts weiter, was die Inflation anheizen und das Wirtschaftswachstum bremsen könnte. Die Aktien der Autohersteller General Motors (GM) und Ford zählten mit Abgaben von 7.4% bzw. 3.9% zu den grössten Verlierern. Der Chiphersteller AMD (-3.2%) gab nach einer Ratingrückstufung durch einen Broker deutlich nach. Aus Branchensicht notierte der Basiskonsumsektor an der Tabellenspitze, gefolgt von den Bereichen Versorger und Gesundheit. Unter Abgaben litten hingegen die Bereiche Kommunikationsdienste, Energie und Technologie.
Unternehmensberichte
Holcim hält heute seinen Kapitalmarkttag ab und informiert über die Zukunftspläne nach der geplanten Abspaltung des nordamerikanischen Geschäfts, welches noch im 1. Halbjahr 2025 als Amrize an der US-Börse kotiert werden soll. Der Zementkonzern will mit seiner neuen Strategie «NextGen Growth 2030» gezielt in die attraktivsten Märkte investieren und der Umsatzanteil im wertschöpfungsstarken Bereich «Building Solutions», der die Bereiche Bausysteme, Beton und Beläge umfasst, soll bis 2030 auf die Hälfte des Konzernumsatzes gesteigert werden. Das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum soll zwischen 3% und 5% liegen, während der wiederkehrende Betriebsgewinn (recurring EBIT) um 6% bis 10% wachsen soll. Davon ausgenommen sind grosse Übernahmen. Holcim rechnet mit einer Gesamtkapazität für Kapitalallokationen von CHF 18 bis 22 Mrd. Gleichzeitig sieht Holcim Investitionen in das organische Wachstum vor und will eine attraktive und progressive Dividendenpolitik verfolgen. Zudem peilt Holcim eine durchschnittliche Cash Conversion Rate, also der freie Geldfluss im Verhältnis zum wiederkehrenden EBITDA, von 50% an. Im Jahr 2024 erzielte das Unternehmen ohne das Nordamerikageschäft einen Umsatz von CHF 16.3 Mrd. und eine recurring EBIT-Marge von 17.4%.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.34%; DE: 2.77%; CH: 0.57%
Die Sorge vor den von US-Präsident Trump angekündigten Zöllen auf alle Autoimporte liess die Renditen der als sicher geltenden amerikanischen Staatsanleihen auch gestern erstmal weiter ansteigen. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury stieg bis zur Mittagszeit auf knapp 4.40% und damit auf ein neues Monatshöchst. Im weiteren Tagesverlauf sanken die US-Zinsen jedoch wieder, so dass sie heute Morgen im Vergleich zu gestern fast unverändert notieren. Kaum Veränderung zeigte auch die Rendite der deutschen Bundesanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Die Rendite der 10-jährigen Eidgenossenanleihe sank im Tagesverlauf hingegen um weitere 5 Basispunkte.
Währungen
Euro in Franken: 0.9515
US-Dollar in Franken: 0.8822
Euro in US-Dollar: 1.0785
Hatte der US-Dollar nach der Ankündigung neuer Zölle auf Autoimporte am Mittwochabend noch zugelegt, verlor der Greenback gestern gegenüber den meisten Währungen wieder an Terrain. Insbesondere der Euro konnte gegenüber dem US-Dollar wieder an Boden gut machen. Gegenüber dem Schweizer Franken zeigte sich die Gemeinschaftswährung Euro ebenfalls leicht stärker.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 69.87 pro Fass
Goldpreis: USD 3'081.85 pro Unze
Die durch die US-Zollpolitik hervorgerufene Unsicherheit beflügelt den Goldpreis weiter. Der Preis für eine Unze Gold stieg im gestrigen Tagesverlauf um 40 US-Dollar an. Heute Morgen legte der Goldpreis um weitere 20 US-Dollar zu. Damit notiert der Goldpreis aktuell bei über 3'080 US-Dollar pro Unze und somit mehr als 2% höher als noch gestern früh.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Bruttoinlandprodukt (4. Quartal, QoQ)
letzter: 3.1%; erwartet: 2.3%; aktuell: 2.4%
Gemäss der dritten und letzten Schätzung für das Bruttoinlandprodukt des Büros für Wirtschaft und Arbeit ist die US-Wirtschaft im letzten Quartal 2024 annualisiert um 2.4% und damit etwas stärker als erwartet gewachsen. Im Vergleich zum Vorquartal hat die US-Wirtschaft somit deutlich an Schwung verloren. Am meisten zum Wachstum beigetragen hat erneut der private Konsum. Dieser ist im Vergleich zum Vorquartal um 4.0% gestiegen und zeigt, dass insbesondere der US-Binnenmarkt weiter robust ist. Ein negativer Beitrag kam von den Investitionen.
Patrick Häfeli

8021 Zürich

Anja Felder

8021 Zürich

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