
13. Oktober 2025, CIO-Sicht | Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
US-Wirtschaft im Nebel
Die US-Aktienmärkte erreichten letzte Woche neue Höchststände. Gleichzeitig wird die Einschätzung der US-Wirtschaftslage durch den Government Shutdown beeinträchtigt.
Im Fokus
Die Aktienmärkte zeigen sich von der unbesorgten Seite und erreichen laufend neue Höchststände. Getrieben werden sie von der Erwartung grosser Investitionen in KI und in sonstige Technologie. Die Bewertungen der entsprechenden Aktien sind stolz. Aus Sicht vieler Anleger und Analysten sind die Bewertungen gerechtfertigt, da die Gewinne der Firmen in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Der Gegenpol zu den sorglosen Aktien bietet das Gold, der sichere Hafen schlechthin. Nicht nur Zentralbanken, sondern auch andere Investoren bauen ihre Positionen im Gold aus, wie der Volumenanstieg in den Gold-ETF zeigt. Der Goldpreis steigt dadurch auf neuen Höhen. Wer recht hat, wird sich zeigen. Das Zünglein an der Waage spielt dabei die US-Wirtschaft. Hält das Wachstum an, sind die Aktienkurse gut unterstützt. Fällt sie in eine Rezession, braucht man Gold. Daher ist die Beobachtung der Wirtschaftsentwicklung in den USA für die Beurteilen der Finanzmärkte zentral.
Fehlende und verzerrte US-Konjunkturdaten
Die Einschätzung der US-Wirtschaftslage wird durch den Government Shutdown beeinträchtigt. Viele Konjunkturdaten werden nicht mehr veröffentlicht, solange die Verwaltung geschlossen ist. Da auch das Erheben der Daten eingestellt ist, wird nach dem Ende des Shutdowns die Qualität der dann veröffentlichten Daten ebenfalls zu hinterfragen sein. Die Ökonomen und Analysten weichen auf die Daten privater Anbieter aus oder erheben alternative Datensätze wie die Umsätze mit Kreditkarten, die Reservationen in Restaurants bis hin zu der Zahl der Besucher bei der Freiheitsstatue. Da die Historie fehlt, dürfte die Aussagekraft dieser Daten für die Prognose der Konjunktur allerdings beschränkt sein.
Stagnierendes Stellenwachstum
Die Pessimisten verweisen auf das stagnierende Stellenwachstum. Dass die Unternehmen mit der Anstellung zusätzlicher Leute vorsichtig geworden sind, ist unbestritten. Dass die Unternehmen sich mit dem Ausbau ihrer Tätigkeit zurückhalten, ist angesichts der Unsicherheit, welche Rahmenbedingungen morgen gelten, nachvollziehbar. Die Arbeitslosigkeit steigt jedoch nur wenig und liegt für US-Verhältnisse immer noch auf einem tiefen Niveau. Zudem steigt sie vor allem bei jungen Personen, während für die Altersgruppe in den mittleren Jahren, die für den Konsum am wichtigsten ist, das Arbeitsumfeld immer noch sehr gut ist. Schwer einzuschätzen ist, welchen Einfluss die von der Regierung betriebene Jagd auf Immigranten ohne Papiere auf den Arbeitsmarkt hat.
Konsum entscheidet
Der Anteil des privaten Konsums am BIP beträgt in den USA fast 70% und ist damit deutlich höher als in der Schweiz oder in Deutschland. Die letzten Konsumdaten sind gut ausgefallen. Welchen Einfluss vorgezogene Käufe haben, um zollbedingt erwarteten Preissteigerungen zuvorzukommen, ist aus den Daten nicht ersichtlich. Der Konsum ist nach wie vor ein positiver Treiber des Wachstums. Die Haushalte profitieren von steigenden Einkommen und geben das Geld aus. Solange dies der Fall ist, ist der Fall in eine Rezession unwahrscheinlich.
Respekt, aber keine Angst, ist gefragt
Das Gefühl, dass an den Aktienmärkten etwas falsch ist, beschleicht einem schon seit längerem. Trotzdem hat es sich gelohnt, dabei zu sein. Daran hat sich nichts geändert. Die Gefahr eines unmittelbaren Crashs beurteilen wir als gering. Zu gut ist die US-Wirtschaft unterwegs und zu stark ist das Momentum. Einfach blind der Herde zu folgen, ist aber nicht angebracht. Man benötigt den nötigen Respekt vor der hohen Bewertung vieler Aktien und ein feines Sensorium für die Entwicklungen in der US-Wirtschaft.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -1.90%, S&P500: -2.71%, Nasdaq: -3.56%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -1.68%, DAX: -1.50%, SMI: -1.01%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: geschlossen, HangSeng: -3.49%, S&P/ASX 200: -0.95%
Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist wieder aufgeflammt. Die von Donald Trump angedrohten Zusatzzölle von 100% auf chinesischen Importen haben die Aktienmärkte erschreckt und zum stärksten Kursrückgang an einem Tag seit dem April geführt. Der S&P 500 verlor letzte Woche 2.43% zu. Die europäischen Aktien sanken 2.13%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 0.02% abschloss.
Obwohl die Unsicherheitsfaktoren zahlreich sind und das globale Wirtschaftswachstum gedämpft wird, zeigen sich die Aktienmärkte robust. Viele Indizes markieren neue Höchststände. Insbesondere in den USA sind die Unternehmensergebnisse erfreulich ausgefallen und die Gewinnerwartungen für die kommenden Monate bleiben positiv. Einer der Haupttreiber ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Halbleitern, die vom weltweiten KI-Boom befeuert wird. Allerdings ist die Marktbreite nochmals gesunken und die Kursentwicklung wird verstärkt von wenigen Schwergewichten getragen. Diese Konzentrationsrisiken sowie die einseitige Positionierung vieler Investoren erhöhen die Anfälligkeit für Korrekturen. Gleichwohl überwiegt derzeit an den Märkten das Vertrauen, dass Chancen und Risiken einander die Waage halten.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.032%; DE: 2.644%; CH: 0.205%
Trotz schmerzhaften US-Zöllen ist die Gefahr einer Rezession in der Schweiz gering. Die Inflationsrate hat es auch schon länger nicht mehr in die Schlagzeilen geschafft. Darum gibt es für die SNB keinen Grund, den Leitzins noch weiter zu senken. Wie wir die Zinspolitik der SNB einschätzen und welche Auswirkungen das auf die Kapitalmarktzinsen hat, zeigen wir in einem Video-Beitrag.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8012
Euro in US-Dollar: 1.1620
Euro in Franken: 0.9309
Der US-Dollar konnte sich etwas erholen. Geholfen haben die politischen Probleme in Japan und in Frankreich. In beiden Ländern wird es schwierig sein, eine handlungsfähige Regierung aufzustellen. Ein Teil der grossen Short-Positionen im US-Dollar wird aufgelöst, nachdem sie sich kurzfristig nicht auszahlen. Eine Trendwende für den US-Dollar sehen wir darin nicht.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 59.74 pro Fass
Goldpreis: USD 4'056.61 pro Unze
Die Entspannung im Gazastreifen lastet auf dem Ölpreis. Andere Faktoren wie die gefüllten Lager und das Überangebot an Öl werden wieder wichtiger. Diese sprechen nicht für einen steigenden Ölpreis.
Wirtschaft
USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (Oktober)
letztes: 55.1; erwartet: 54.0; aktuell: 55.0
Die Stimmung bei den US-Konsumenten hat sich nur wenig verändert. Belastend wirkt immer noch die Erwartung steigender Preise. Sie gehen davon aus, dass diese im nächsten Jahr um 4.6% zunehmen werden. Auf das effektive Ausgabenverhalten hat sich die schlechte Stimmung bisher nur bedingt ausgewirkt.
Thomas Stucki

8021 Zürich

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