22. Mai 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

US-Schuldensituation rückt in den Fokus der Märkte

Die US-Aktienmärkte reagierten gestern verschnupft auf eine verhaltene Auktion von 20-jährigen US-Staatsanleihen und verloren deutlich an Terrain. Auf Unternehmensseite stehen heute die Zwischenberichte von Galenica und Target im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.22%, SPI: -0.22%, SMIM: -0.19%

Der Schweizer Aktienmarkt konnte seine jüngste Gewinnserie gestern nicht fortsetzen und schloss leicht tiefer. Da sich die Neuigkeiten aus dem Wirtschafts- und Unternehmensbereich in Grenzen hielten, rückten altbekannte Probleme wie die Sorgen um die Kreditwürdigkeit der USA in den Fokus. Der SMI konnte seine Verluste dank Unterstützung von den Schwergewichten im späteren Tagesverlauf eingrenzen und schloss 0.2% tiefer. Zu den klarsten Verlierern gehörten Swiss Re, Richemont, Alcon, UBS, Sonova und Sika, die zwischen 1.1% und 1.7% nachgaben. Für Auftrieb sorgten die beiden Schwergewichte Novartis (+0.5%) und Nestlé (+0.6%). Der Nahrungsmittelmulti wurde von Gerüchten rund um einen baldigen Verkauf des Wassergeschäfts angetrieben. Roche (-0.3%) fiel hingegen leicht zurück, nachdem die US-Arzneimittelbehörde bei der Zulassung eines Krebsmedikaments weitere Daten verlangte. Spitzenreiter im Leitindex waren die Aktien von Swiss Life (+1.6%), die nach dem Zwischenbericht vom Dienstag von positiven Anschlusskommentaren profitierten. Im breiten Markt reagierten die Aktien von Ypsomed (+5.5%) mit einem Freudensprung auf die gestrige Publikation der verschobenen Jahreszahlen. Der Auftragsfertiger überzeugte im neuen Kerngeschäft mit Injektoren mit einem starken Wachstum und übertraf die Analystenerwartungen. In die andere Richtung ging es für Julius Baer (-4.9%), die am Dienstagabend überraschend eine Gewinnwarnung publizierte. Dass die Privatbank aufgrund eines faulen Kredits erneut CHF 130 Mio. abschreiben muss, sorgte unter den Analysten für Ernüchterung und bei der Aktie für Verkaufsdruck. Auch die Aktien der Privatbank EFG (-0.7%) standen trotz starker Zahlen und soliden Neugeldzahlen leicht unter Druck. 

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: unverändert, DAX: +0.36%

An den meisten europäischen Aktienmärkten hielten sich die Kursbewegungen gestern in Grenzen. Nach der Erholung der letzten Wochen fehlen derzeit etwas die Impulse. Der EuroStoxx50 schloss schliesslich unverändert, während der der DAX um 0.4% nach oben kletterte. Aus Branchensicht gehörten Aktien aus den Bereichen Immobilien, zyklischer Konsum und Energie zu den Tagesverlierern. Überdurchschnittlich entwickelten sich Titel aus den Sektoren IT, Basiskonsum und Kommunikationsdienste.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -1.91%, S&P 500: -1.61%, Nasdaq: -1.41%

Die amerikanischen Aktienmärkte bauten ihre Eröffnungsverluste im Handelsverlauf deutlich aus und schlossen klar tiefer. Grund für den Rückschlag waren Sorgen um die Schuldensituation der USA, die durch eine verhaltene Staatsanleihen-Auktion und steigende Anlagerenditen angeheizt wurden. Der Dow Jones schloss 1.9% schwächer und praktisch auf dem Tagestief. Der breiter gefasste S&P 500 gab 1.6% nach, während der technologielastige Nasdaq um 1.4% zurückfiel. Neuigkeiten aus dem Unternehmensbereich blieben weitgehend Mangelware. Auf Einzeltitelebene fielen die Aktien von Palo Alto mit einem Kursrückschlag von 6.8% auf. Das IT-Sicherheitsunternehmen wurde trotz eines besser als erwarteten Quartalsberichts abgestraft. Ebenfalls negativ aufgenommen wurde der Zwischenbericht des US-Einzelhändlers Target (-5.2%), der hinter den Erwartungen zurückblieb. Bei den Schwergewichten waren die Alphabet-Aktien (+2.9%) entgegen dem allgemeinen Trend gefragt. Der Technologiekonzern äusserte sich an einer Investorenkonferenz positiv zu neuen KI-Anwendungen. 

Unternehmensberichte

Galenica veröffentliche heute Morgen Eckdaten zu den ersten vier Monaten des Jahres. Der Apothekenbetreiber steigerte den Umsatz zwischen Januar und April 2025 um 4.7% auf CHF 1.31 Mrd. Das Segment «Products & Care» erreichte ein Umsatzwachstum von 4.4%, während der Bereich «Logistics & IT» ein Plus von 4.8% verzeichnete. Insgesamt verbuchte Galenica ein leicht stärkeres Wachstum als der Gesamtmarkt, der um 4.3% wuchs. Treiber der soliden Wachstumsentwicklung waren unter anderem der Zukauf von Apotheken, die hohe Nachfrage nach GLP-1 Abnehmpräparaten und eine starke Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Der Ausblick für das Gesamtjahr, der ein Umsatzplus von 3% bis 5% sowie einen Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns von 4% bis 6% veranschlagt, wurde bestätigt. Gewinnzahlen wird das Unternehmen erst wieder mit dem Halbjahresbericht im August veröffentlichen. Das Zahlenset bleibt leicht über den Analystenerwartungen.

Target veröffentliche gestern vorbörslich die Zahlen zum 1. Geschäftsquartal 2025. Das Einzelhandelsunternehmen musste beim Umsatz einen Rückgang von 3.8% auf USD 23.85 Mrd. hinnehmen und verpasste die eigene Zielsetzung. Grund dafür war eine zurückhaltende Kaufstimmung bei den Kunden. Der bereinigte Gewinn pro Aktie erreichte USD 1.31 und blieb damit deutlich unter den Analystenerwartungen von USD 1.61. Die Jahresziele wurden nach unten angepasst. Neu erwartet das Management für 2025 einen Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte man mit einem Anstieg von einem Prozent gerechnet. Die Erwartungen für den Gewinn pro Aktie wurden auf USD 8.80 bis 9.80 zurückgeschraubt. In Bezug auf Preiserhöhungen als Folge der US-Strafzölle äusserte sich das Unternehmen zurückhaltend, unterstrich aber seine Bemühungen, immer mehr Produkte in den USA beziehen zu wollen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.59%; DE: 2.65%; CH: 0.42%

An den Kapitalmärkten gab gestern die Auktion neuer 20-jähriger US-Staatsanleihen zu reden. Der dabei resultierende maximale Zinssatz war mit 5.047% deutlich höher als im Schnitt der letzten sechs Auktionen (4.6%). Letztmals war im Herbst 2023 die Marke von 5% übertroffen worden. Vor dem Hintergrund der hohen US-Staatsschulden, kombiniert mit Trumps Steuerplänen und Diskussionen über die zukünftige Rolle des US-Dollars, verlangen Investoren aktuell eine klar höhere Kompensation. Erst letzte Woche hatte zudem die Ratingagentur Moodys als letzte der drei grossen Agenturen die Kreditwürdigkeit der USA von Aaa auf Aa1 herabgestuft. Im Sog der gestrigen Entwicklung erreichte auch die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen mit zwischenzeitlich über 4.6% den höchsten Wert seit drei Monaten.

Währungen

Euro in Franken: 0.9349
US-Dollar in Franken: 0.8247
Euro in US-Dollar: 1.1337

Der seit mehreren Tagen anhaltende Negativtrend beim US-Dollar hat sich gestern fortgesetzt. Profitieren konnte davon insbesondere der japanische Yen, aber auch der Euro. Ein Euro kostet weiter über 1.13 Dollar. Damit hat die US-Währung die Zugewinne nach der Handelsvereinbarung zwischen China und den USA von Mitte Mai wieder vollständig eingebüsst. Gegenüber dem Schweizer Franken hat sich der Dollar gestern nur wenig bewegt. Im Vergleich zu Anfang Jahr hat die Schweizer Währung zum Dollar aber weiterhin über 9% an Wert gewonnen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 61.68 pro Fass
Goldpreis: USD 3'334.73 pro Unze

Nachdem in der Nacht auf Mittwoch Spekulationen um weitere Spannungen zwischen Israel und dem Iran den Ölpreis kurzfristig an der Marke von 64 US-Dollar kratzen liessen, ist er gestern im Tagesverlauf wieder unter 62 Dollar pro Fass gefallen. Zum Rückgang beigetragen hat unter anderem die überraschende Meldung, dass die US-Ölreserven in der letzten Woche erneut gestiegen sind. Diese Reserven befinden sich nun auf dem höchsten Stand seit Juli 2024. Der Goldpreis zeigte gestern einen leichten Aufwärtstrend und befindet sich weiterhin über 3'300 US-Dollar pro Unze. 

Wirtschaft und Konjunktur 

Gestern wurden keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe publiziert.

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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