
31. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
US-Notenbank bleibt im Wait-and-See-Modus
Die gestrige Lagebeurteilung der Fed nährt die Erwartungen, dass die Leitzinsen in den USA in der zweiten Jahreshälfte nicht voreilig gelockert werden. Heute stehen in der Schweiz die Geschäftszahlen von Holcim, Clariant, Kardex, ams OSRAM, Interroll, Avolta und Comet im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.23%, SPI: -0.18%, SMIM: -0.23%
Der Schweizer Aktienmarkt schloss am Mittwoch leicht im Minus. Der SMI überschritt zwischenzeitlich die 12'000-Punkte-Marke, gab dann aber wieder nach und beendete den Handel 0.2% tiefer. Anleger waren wegen der anstehenden US-Zinsentscheidung vorsichtig. Zeitgleich sorgten neue US-Strafzölle gegen Indien für Unsicherheit. Die Wirtschaftsdaten aus den USA fielen hingegen positiv aus. Den Börsentag positiv beendeten unter anderem ABB (+0.9%), UBS (+1.1%), und Partners Group (+1.3%). Die UBS erzielte im 2. Quartal einen Gewinn über den Erwartungen und lehnte eine Verkleinerung des Geschäfts ab. Die Grossbank will trotz politischem Druck auf weiteres Wachstum und internationale Präsenz setzen. Tagesgewinner war Amrize mit einem Kurszuwachs von 1.7%. Verluste wiesen die Aktien von Logitech (-1.0%), Lonza (-1.0%), Kühne + Nagel (-1.1%), Swiss Re (-1.2%), Nestlé (-1.4%) und Givaudan (-1.5%) aus. Am meisten verloren die Titel vom Hörgerätespezialist Sonova (-3.6%). Belastet wurde die Aktien von den schwachen Quartalszahlen des italienischen Konkurrenten Amplifon. Am breiten Markt sprangen die Titel von Huber + Suhner (+18.5%) stark nach oben. Das Schweizer Unternehmen, das Komponenten und Systeme von elektrischen und optischen Verbindungstechnik herstellt, gab den Eingang von Grossaufträgen für POLATIS-Glasfaser-Switches bekannt. Noch mehr in die Höhe stiegen die Aktien von Idorsia (+23.1%). In die andere Richtung entwickelten sich die Kurse von Bucher (-4.1%), Autoneum (-5.2%) und Inficon (-6.4%).
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.26%, DAX: +0.19%
Die europäischen Aktienmärkte legten am Mittwoch leicht zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 gewann 0.3% an Wert. Der deutsche DAX legte um 0.2% und der französische CAC40 um 0.1% zu. Bei den Einzelwerten wurden die Aktien des Pharmakonzerns Novo Nordisk nach dem Kurssturz von Dienstag erneut erhöhtem Verkaufsdruck ausgesetzt und verloren 6.3%. Der französische Nahrungsmittelkonzern Danone konnte die Anleger mit starken Quartalszahlen überzeugen, was der Aktie zu einem Kurszuwachs von 7.4% verholfen hat. Aus Branchensicht waren die Sektoren Technologie, Nichtzyklischer Konsum und Versorger gesucht. Unter Verkaufsdruck standen hingegen die Bereiche Energie, Grundstoffe und Zyklischer Konsum.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.38%, S&P 500: -0.12%, Nasdaq: +0.15%
Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich am Mittwoch zurückhaltend nach dem Zinsentscheid der Fed. Die US-Notenbank beliess den Leitzins erwartungsgemäss unverändert. Der Leitindex Dow Jones verlor 0.4%, der S&P 500 gab leicht um 0.1% nach, während der technologielastige Nasdaq mit einem Plus von 0.2% schloss. Auf Einzeltitelebene verloren die Aktien von GE Healthcare trotz Anhebung der Gewinn- und Profitabilitätsziele für 2025 rund 7.8%. Nach Handelsschluss präsentierten Microsoft und Meta ihre Quartalszahlen. Beide Unternehmen übertrafen die Analystenprognosen und stiegen in der Nachbörse stark an. Auf Sektorenebene legten die Bereiche Versorger, Technologie und Kommunikationsdienste zu. Unterdurchschnittlich entwickelten sich hingegen die Branchen Energie, Immobilien und Grundstoffe.
Unternehmensberichte
Holcim verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 aufgrund des starken Schweizer Frankens einen Umsatzrückgang von 2.2% auf CHF 7.87 Mrd. In Lokalwährungen hätte ein Plus von 1.4% resultiert. Der wiederkehrende EBIT konnte um 3.0% auf CHF 1.44 Mrd. gesteigert werden, was einer 90 Basispunkte höheren EBIT-Marge von 18.3% entsprach. Der Reingewinn lag 35.2% über dem Vorjahr bei CHF 908 Mio. Holcim setzt sich im Zuge der «NextGen Growth 2030 Strategie» ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen zwischen 3% und 5% sowie ein wiederkehrendes EBIT-Wachstum in Lokalwährungen von 6% bis 10% zum Ziel. Es wird eine wiederkehrende EBIT-Marge von über 18% angestrebt und der freie Geldfluss soll um die CHF 2 Mrd. zu liegen kommen. Holcim erfüllt in etwa beim Umsatz und liegt beim wiederkehrenden EBIT über den Erwartungen.
Clariant verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 einen Rückgang der Umsätze um 4.3% auf CHF 1.981 Mrd. Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich um 1.3% auf 18.1%. Der operative Cashflow betrug CHF 116 Mio., die Free-Cashflow-Conversion lag bei 37%. Das Sparprogramm mit Einsparzielen von CHF 80 Mio. liegt im Plan, mit realisierten CHF 12 Mio. Einsparungen im ersten Halbjahr. Für 2025 bestätigt Clariant die Zielspanne für die bereinigte EBITDA-Marge von 17% bis 18%, senkt jedoch das erwartete Umsatzwachstum in Lokalwährungen auf 1% bis 3% aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten in den Endmärkten von zuvor 3% bis 5%. Das Zahlenset von Clariant verfehlt, ausser bei der EBITDA-Marge, die Analystenerwartungen.
ams OSRAM erzielte im 2. Quartal 2025 einen Umsatz von EUR 775 Mio. (-5% zum Vorjahr) und eine bereinigte EBITDA-Marge von 18.8% (+230 Basispunkte). Das Unternehmen realisierte Einsparungen von rund EUR 160 Mio. im Rahmen des «Re-establish the Base»-Programms. Der Free Cash Flow lag bei EUR -14 Mio. Für das 3. Quartal 2025 wird mit einem Umsatz zwischen EUR 790 und 890 Mio. und einer bereinigten EBITDA-Marge von rund 19.5% gerechnet. Das Unternehmen erwartet für die zweite Jahreshälfte 2025 eine stärkere Geschäftsentwicklung. Dennoch bleiben die Unsicherheiten bestehen, etwa wegen möglicher Auswirkungen auf die globale Auto- und Smartphoneproduktion sowie des USD-Wechselkurses und erhöhter US-Zölle. Für das Gesamtjahr wird der Free Cash Flow positiv und über EUR 100 Mio. erwartet. Das ausgewiesene Zahlenset erfüllt die Analystenerwartungen.
Kardex konnte im 1. Halbjahr 2025 den Umsatz um 12.4% auf EUR 415.7 Mio. steigern, wobei insbesondere das Segment Standardized Systems (Kardex Mlog und Kardex AS Solutions) überdurchschnittlich wuchs. Der EBIT lag 1.5% höher bei EUR 48.9 Mio., was einer 150 Basispunkte tieferen EBIT-Marge von 11.8% entsprach. Höhere Kosten für Forschung & Entwicklung, IT,Vertrieb und Marketing belasteten den EBIT. Insgesamt reduzierte sich der Reingewinn um 5.7% auf EUR 36.1 Mio. Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Marktschätzungen übertroffen. Trotz wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten zeigt sich Kardex zuversichtlich, die angepeilte EBIT-Marge in der Bandbreite von 10% bis 14% erzielen zu können. Kardex wird auch die kommenden zwei Jahr weitere Investitionen tätigen, um weiteres Wachstum zu erzielen.
Interroll verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 ein Rückgang von 0.8% auf CHF 284.1 Mio. beim Auftragseingang. In Lokalwährungen hätte ein Plus von 2.7% resultiert. Der Umsatz stagnierte mit einem Plus von 0.1% auf CHF 247.7 Mio. (Lokalwährungen + 3.6%), was die Widerstandsfähigkeit in einem schwierigen Marktumfeld unterstrich. Der EBIT lag 7.6% tiefer bei CHF 27.6 Mio., was eine 100 Basispunkte tiefere EBIT-Marge von 11.1% zur Folge hatte. Höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie erhöhte Marketingausgaben für wichtige internationale Messen waren dafür verantwortlich. Interroll sieht erste Anzeichen einer Marktstabilisierung und einer steigenden Nachfrage nach Grossaufträgen im Projektgeschäft. Das Zahlenset lag unter den Erwartungen.
Avolta verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 einen konsolidierten Umsatz von CHF 6.734 Mrd., was einem organischen Wachstum von +5.7% entspricht. Der Kern-EBITDA stieg im Vorjahresvergleich um 7.7% auf CHF 612 Mio. bei einer Marge von 9.3% (+30 Basispunkte). Das Ergebnis je Aktie (EPS) kletterte um 28.7% auf CHF 1.57. Operativ setzte Avolta das Wachstum getrieben von Regionen wie Europa, Nahost, Afrika, Asien-Pazifik und Lateinamerika fort. Nordamerika blieb stabil, wurde jedoch von einem geringeren Passagierverkehr in den USA belastet. Die mittelfristigen Ziele werden bestätigt. Dabei strebt das Unternehmen für das Jahr 2025 ein organisches Wachstumsziel von 5% bis 7% an. Die ausgewiesenen Zahlen liegen über den Analystenerwartungen.
Comet erzielte im 1. Halbjahr 2025 ein Umsatzwachstum von 20.0% auf CHF 227.2 Mio., getrieben vor allem durch die Division PCT mit einem Plus von 42.4%. Auch die Division IXM steigerte den Umsatz, während IXS schwächer abschnitt. Die EBITDA-Marge verbesserte sich auf 9.1% gegenüber 6.9% im Vorjahreszeitraum. Das Wachstum wurde von der starken Nachfrage nach Halbleitertechnik für KI-Anwendungen geprägt. Die schwächeren Märkte in der Röntgen-Division und Unsicherheiten durch Zölle und geopolitische Einflüsse führten aber zu einer vorsichtigeren Stimmung. Für das 2. Halbjahr erwartet Comet ein langsameres Umsatzwachstum, beeinflusst durch einen schwächeren Produktmix, regionale Effekte und Währungsschwankungen. Die Prognose für das Gesamtjahr 2025 wurde nach unten angepasst: Der Nettoumsatz soll nun zwischen CHF 460 Mio. und CHF 500 Mio. liegen, die EBITDA-Marge zwischen 10.0% und 14.0%. Comet verfehlt die Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.35%; DE: 2.70%; CH: 0.38%
Die gestrigen Konjunkturdaten nährten die Erwartung, dass die Fed die Zinszügel in der zweiten Jahreshälfte nicht voreilig weiter lockert – was Fed-Präsident Powell am Abend an der Pressekonferenz bestätigte. Im Vorfeld der geldpolitischen Lagebeurteilung der US-Notenbank stieg die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen im Tagesverlauf um fünf Basispunkte. Die Renditen des 10-jährigen Schweizer «Eidgenossen» und der deutschen Bundesanleihe bewegten sich hingegen seitwärts.
Währungen
Euro in Franken: 0.9293
US-Dollar in Franken: 0.8128
Euro in US-Dollar: 1.1433
Der US-Dollar bekam gestern Rückenwind von der US-Notenbank Fed, die vorerst die Füsse stillhält und den Leitzins nicht antastet. Auf Wochensicht ist der Dollar damit die stärkste G10-Währung, nachdem der Greenback zuvor bereits von der Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU profitiert hatte. Der Euro verlor seit Freitag 2.5% gegenüber dem Dollar und das Währungspaar notiert damit auf dem Stand von Anfang Juni. Auch zum Franken überschritt der Dollar erstmals seit Ende Juni wieder die Marke von 81 Rappen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 69.85 pro Fass
Goldpreis: USD 3'298.50 pro Unze
Die besser als erwarteten Konjunkturdaten und die zurückhaltenden Signale der US-Notenbank hinsichtlich möglicher Zinssenkungen stützten gestern den US-Dollar und setzten den Goldpreis unter Druck. Das Edelmetall notiert mit rund 3’300 US-Dollar pro Unze auf einem Monatstief, bewegt sich aber weiterhin innerhalb des Handelsbands, das seit mehreren Wochen zu beobachten ist.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Fed Leitzinsentscheid
letzte: 4.25% - 4.50%; erwartet: 4.25% - 4.50%; aktuell: 4.25% - 4.50%
Die US-Notenbank Fed hat gestern Abend den Leitzins wie erwartet unverändert belassen und damit dem politischen Druck von US-Präsident Trump standgehalten. Innerhalb des Offenmarktausschusses, der über die Zinsentscheidungen befindet, gab es aber auch zwei Gegenstimmen: Christopher Waller und Michelle Bowman plädierten für eine Senkung um 0.25 Prozentpunkte. Damit bleibt der Leitzins seit Jahresbeginn unverändert bei 4.25% – 4.50%. In der zweiten Jahreshälfte 2024 hatte die Fed den Zinssatz noch um insgesamt einen Prozentpunkt gesenkt. Zur Frage einer möglichen Zinssenkung im September erklärte Fed-Chef Powell, die Notenbank könne sich angesichts der robusten US-Wirtschaft Zeit lassen und auf mehr Klarheit über den weiteren wirtschaftlichen Kurs warten. Bis zur nächsten Sitzung in sieben Wochen dürften die Auswirkungen der US-Zölle auf Inflation und Arbeitsmarkt klarer werden.
USA: Bruttoinlandprodukt (2. Quartal, erste Schätzung, annualisiert)
letzte: -0.5%; erwartet: +2.6%; aktuell: +3.0%
Im Vergleich zum Vorquartal ist das reale Bruttoinlandprodukt der USA im zweiten Quartal 2025 um annualisierte 3.0% gewachsen. Verzichtet man auf die primär in den USA angewandte Annualisierung bedeutet dies ein Quartalswachstum von 0.7%. Zur Einordnung ist wichtig, dass das Wachstum im ersten Quartal durch Vorholeffekte zu den US-Zöllen nach unten gefallen war. Insofern wurde für die Monate April bis Juni mit der jetzt dokumentierten Gegenbewegung in die positive Richtung gerechnet. Der Effekt fiel aber etwas stärker aus als erwartet. Trotzdem zeigen die Zahlen auch gewisse Schwächesignale: Abstrahiert man die starken Schwankungen im Aussenhandel und fokussiert auf die Summe aus Privatkonsum und privaten Investitionen, resultiert im zweiten Quartal in Folge ein unterdurchschnittliches Wachstum.
Eurozone: Bruttoinlandprodukt (2. Quartal, erste Schätzung)
letzte: +0.6%; erwartet: 0.0%; aktuell: +0.1%
Gemäss der ersten Schätzung des Statistikdiensts Eurostat ist die Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Quartal 2025 leicht gewachsen. Das reale Bruttoinlandprodukt ist gegenüber dem ersten Quartal um 0.1% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug das Wachstum +1.4%. Nachdem das erste Quartal 2025 von Vorholeffekten im Zusammenhang mit den US-Zöllen begünstigt wurde, zeigte sich in der Periode von April bis Juni nun das erwartete gegenteilige Bild. Auf Länderebene verzeichneten unter anderem Deutschland und Italien leicht negative Wachstumsraten (je -0.1%). Im Gegensatz dazu sind Spanien (+0.7%) sowie Frankreich (+0.3%) gegenüber dem Vorquartal leicht stärker gewachsen als erwartet.
Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (Juli)
letzte: 96.3; erwartet: 97.9; aktuell: 101.1
Die Konjunkturaussichten in der Schweiz haben sich im Juli verbessert. Nachdem der KOF-Konjunkturbarometer im Juni auf den tiefsten Stand seit mehreren Jahren fiel, ist er im laufenden Monat mit +5 Indexpunkten überraschend stark gestiegen. Der aktuelle Wert ist mit 101.1 Punkten leicht über dem langfristigen Durchschnitt. Zum Anstieg beigetragen haben unter anderem die Industrie, das Gastgewerbe sowie übrige Dienstleistungen. Im Gegensatz dazu wirkte die geringere Auslandnachfrage belastend, was mit der US-Zollpolitik in Zusammenhang stehen dürfte.
Daniel Wachter

8021 Zürich

Roman Elbel

8021 Zürich

Florian Hiltpold

8021 Zürich

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