20. Mai 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

US-Bonitätsabstufung an den Märkten schnell verdaut

Vergangenen Freitag stufte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der USA herab. Die Auswirkungen waren an den Aktienmärkten nur kurzfristig spürbar. Nach der Publikation der Quartalszahlen steht heute Swiss Life im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.18%, SPI: +0.37%, SMIM: +0.64%

Der Schweizer Aktienmarkt notierte am gestrigen Handelstag den ganzen Tag leicht in der Verlustzone, drehte jedoch kurz vor Börsenschluss ins Plus und schloss leicht fester. Da keine wichtigen Konjunkturdaten publiziert wurden und die Berichtsaison so gut wie abgeschlossen ist, fehlten etwas die Impulse. Einzig die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Moody’s am vergangenen Freitag sorgte für Zurückhaltung. Der Leitindex SMI ging 0.2% aus dem Handel, nachdem er den ganzen Tag in einer engen Spanne leicht im Minus notiert hatte. Von den 20 SMI-Werten beendeten 12 den Tag mit positiven Vorzeichen, während acht Abgaben hinnehmen mussten. An der Tabellenspitze notierte der Telekomkonzern Swisscom (+1.3%), gefolgt von den Finanzwerten Swiss Life und UBS sowie dem Nahrungsmittelmulti Nestlé, die jeweils um 0.9% höher schlossen. Die beiden Pharmariesen Roche und Novartis konnten sich ebenfalls in die Gewinnzone hieven und gingen je 0.1% höher aus dem Handel. Am Tabellenende notierte der Zementhersteller Holcim (-2.6% oder CHF 2.52). Allerdings wurde die Aktie gestern ohne die Dividende von CHF 3.10 pro Aktie gehandelt, sodass der Rückgang rein optischer Natur war. Ebenfalls unter Abgaben litt Alcon (-1.1%). Der Augenheilkundespezialist hatte letzte Woche mit den Quartalszahlen enttäuscht und stand erneut auf dem Verkaufszettel. Auch die zyklischen Werte Partners Group (-0.6%), Swiss Re und Logitech (je -0.5%) gingen mit Verlusten aus dem Handel. Auf dem breiten Markt schloss der Telekomwert Sunrise (+0.9%) nach Publikation der Quartalszahlen fester. Sunrise musste im 1. Quartal 2025 einen Umsatzrückgang von 3.3% auf CHF 722.1 Mio. hinnehmen. Während Sunrise weniger Geräte verkaufen konnte, nahm die Anzahl Kunden leicht zu. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen nach Abzug der Leasingzahlungen (EBITDAaL) stieg leicht um 0.4% auf CHF 240 Mio. Das Unternehmen bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz stabil bleiben und der EBITDAaL leicht ansteigen. Beim Umsatz hat der Analystenkonsens mehr erwartet, während Sunrise beim Betriebsgewinn die Schätzungen übertraf. Positiv in Szene setzen konnten sich gestern die Aktien von Lindt & Sprüngli, die um 3.3% avancierten. Der Schokoladenhersteller profitierte von einem positiven Analystenkommentar.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.01%, DAX: +0.70%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich zum Start in die neue Börsenwoche von der uneinheitlichen Seite. Die grössten Abgaben musste der italienische FTSE MIB (-1.2%) hinnehmen. Der französische CAC40 (-0.04%) und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 (-0.01%) schlossen praktisch unverändert. Die stärksten Avancen zeigte der deutsche DAX (+0.7%) und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Aus Branchensicht waren die Sektoren Kommunikationsdienste, Basiskonsum und Industrie gefragt. Unter Abgaben litten hingegen die Bereiche Energie, Technologie, Zyklischer Konsum und Grundstoffe. An der Spitze des DAX standen die Aktien von Siemens Energy (+3.6%).

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.32%, S&P 500: +0.09%, Nasdaq: +0.02%

Die amerikanischen Aktienmärkte starteten mit Abgaben in den Tag und drehten im Handelsverlauf ins Plus. Anfänglich belastete die Bonitätsabstufung der USA die Märkte. Allerdings war die Verunsicherung nur von kurzer Dauer. Der Leitindex Dow Jones ging 0.3% höher aus dem Handel, während beim S&P 500 (+0.1%) und dem Nasdaq (+0.02%) die Gewinne moderater ausfielen. Auf Sektorenebene konnten sich die Bereiche Gesundheit, Basiskonsum, Industrie und Grundstoffe positiv in Szene setzten. Unter Abgabedruck standen hingegen die Sektoren Energie, Zyklischer Konsum und Technologie. An der Spitze des DowJones stand der Krankenversicherer UnitedHealth mit einem Plus von 8.2%. Damit knüpfte UnitedHealth an die am Freitag begonnene Erholung an und setzte die Aufwärtsbewegung vom zuvor erreichten Fünfjahrestief fort.

Unternehmensberichte

Heute Morgen publizierte Swiss Life die Zahlen zum 1. Quartal 2025. Die Bruttoprämien stiegen zwischen Januar und März um 5% auf CHF 7.92 Mrd. In Lokalwährungen betrug der Anstieg 6%. Die Fee-Erträge, das sind Gebühren für die Finanzberatung, der Vermögensverwaltung oder Erträge aus dem Verkauf von Vorsorgeprodukte, konnte Swiss Life um 3% auf CHF 659 Mio. steigern. In Lokalwährungen lag der Anstieg ebenfalls bei 3%. In der Vermögensverwaltung für Drittkunden konnte der Versicherer netto CHF 9.3 Mrd. an Neugeld akquirieren. Das Management bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr. Während die Erwartungen des Analysenkonsens mit den Bruttoprämien übertroffen werden konnte, blieben die Fee-Erträge leicht hinter den Erwartungen zurück. Gewinnzahlen legt Swiss Life für das 1. Quartal jeweils keine vor.

Der Vakuumventil-Hersteller VAT führt heute seinen Investorentag durch und hat im Vorfeld neue Mittelfristziele bekanntgegeben. Das Unternehmen geht neu bis 2027 von einem Umsatz zwischen CHF 1.5 und 1.7 Mrd. aus. Bis anhin wurde mit einem Umsatz zwischen CHF 1.8 bis 2.2 Mrd. gerechnet. Zudem setzt sich VAT für die Strategieperiode von 2025 bis 2029 neue Ziele. Der Umsatz soll in dieser Zeit im niedrigen bis mittleren Zehnprozentbereich wachsen. Am letzten Kapitalmarkttag war VAT von einem Wachstum im niedrigen Zehnprozentbereich ausgegangen. Die EBITDA-Marge soll zwischen 30% und 37% zu liegen kommen. Bis anhin war VAT von 32% bis 37% ausgegangen. Die Kapitalrendite sieht das Unternehmen weiterhin bei mindestens 45%. Insgesamt sieht sich VAT weiterhin gut positioniert. Die neuen Mittelfristziele liegen in etwa im Bereich der Markterwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.45%; DE: 2.59%; CH: 0.35%

Am Freitag entzog mit Moody’s auch die letzte der drei grossen Ratingagenturen den USA die Bestnote für ihre Kreditwürdigkeit. Am Kapitalmarkt blieb die Reaktion jedoch verhalten. Zwar stieg die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen gestern Morgen kurzzeitig über die Marke von 5 % – ein Niveau, das zuletzt im Herbst 2023 erreicht worden war. Im Tagesverlauf setzte jedoch eine Gegenbewegung ein. Auch die 10-jährigen US-Treasuries zeigten eine ähnliche Entwicklung. Schlussendlich gingen die Zinsen in den USA zum Wochenauftakt leicht zurück.

Währungen

Euro in Franken: 0.9377
US-Dollar in Franken: 0.8331
Euro in US-Dollar: 1.1256

Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s setzte den US-Dollar zum Wochenstart unter Druck. Die US-Währung büsste folglich gegenüber den meisten wichtigen Währungen an Wert ein. Bereits in den vergangenen Wochen war das Vertrauen in den US-Dollar angeschlagen. Neben dem US-Dollar war gestern auch der Franken nicht gesucht.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 62.72 pro Fass
Goldpreis: USD 3'213.72 pro Unze

Der Ölpreis zeigte gestern keine klare Richtung. Zunächst sorgte die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit für Abgabedruck, doch im späteren Handel konnten die Verluste wieder wettgemacht werden. Die US-Ölsorte WTI schloss letztlich 0.3% im Plus. Auch der Goldpreis verzeichnete zu Wochenbeginn leichte Gewinne. Neben dem schwächeren US-Dollar verlieh insbesondere die Ratingabstufung der USA dem Edelmetall Auftrieb.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Vorlaufende Indikatoren (April)
letzter: -0.8%; erwartet: -1.0%; aktuell: -1.0%

Der Index der vorlaufenden Indikatoren, welcher vom Conference Board erhoben wird, sank im April um 1.0%. Der Sammelindex setzt sich aus zehn Frühindikatoren, wie beispielsweise den Neuaufträgen in der Industrie oder den Arbeitslosenanträgen, zusammen. Zum Rückgang im April beigetragen haben unter anderem die Konsumentenerwartungen sowie die Aktienkurse und die Neuaufträge in der Industrie.

Eurozone: Inflation YoY (April)
letzter: 2.2%; erwartet: 2.2%; aktuell: 2.2%

Die Inflation in der Eurozone lag im April laut finaler Schätzung unverändert bei 2.2% und damit auf dem Niveau des Vormonats. Während die Energiepreise um 3.6% zurückgingen, verteuerten sich Dienstleistungen um 4.0% – ein stärkerer Anstieg als im März (3.5%). Die Kerninflation, ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel, stieg von 2.4% auf 2.7%.

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster, Strategieanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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