13. Mai 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

US-Aktienrally nach Annäherung zwischen USA und China

Die vorläufige Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China sorgte gestern weltweit für Kaufstimmung an den Aktienbörsen.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +1.09%, SPI: +1.05%, SMIM: +0.94%

Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern nach der Annäherung zwischen den USA und China im Zollstreit klar höher. Dass die gegenseitigen Zölle zumindest für die nächsten 90 Tage deutlich sinken werden, beflügelte den Risikoappetit der Markteilnehmer und liess insbesondere Zykliker und Aktien mit Bezug zu China deutlich ansteigen. Etwas gebremst wurden die Avancen von defensiven Werten, die mehrheitlich unter Verkaufsdruck standen. Der SMI beendete den Handelstag mit einem Plus von 1.1%. An der Spitze schossen die Aktien von Richemont und Logitech um 6.5% respektive 8.2% nach oben. Beide erwirtschaften einen bedeutenden Teil ihrer Umsätze in China. Dahinter reihten sich mit Sika (+3.2%), ABB (+3.5%), Kühne + Nagel (+4.1%), UBS (+4.4%) und Partners Group (+5.7%) verschiedene Zykliker und Finanzwerte unter den Gewinnern des gestiegenen Risikoappetits ein. Novartis (+0.9%) und Roche (+1.7%) verloren in der ersten Tageshälfte deutlich an Terrain, nachdem US-Präsident Trump am Wochenende Preissenkungen im Medikamentenbereich in Aussicht gestellt hatte. Nachdem Trump an einer Pressekonferenz am Nachmittag aber dann vor allem der Preispolitik der Länder ausserhalb der USA die Schuld für die hohen US-Preise gab und die Pharmakonzerne in Schutz nahm, drehten die Pharmaschwergewichte in die Pluszone. Auf der Verliererseite standen im Leitindex unter anderem Zurich Insurance (-0.7%), Swiss Re (-0.9%) und Swiss Life (-1.4%). Die Versicherungswerte hatten in den letzten Wochen von ihrem defensiven Status und den wenig von den Zöllen betroffenen Geschäftsmodellen profitiert und litten gestern unter Gewinnmitnahmen. Mit Givaudan (-1.2%), Nestlé (-1.6%) und Swisscom (-2.2%) verloren weitere Unternehmen mit defensiver Ausrichtung deutlich an Terrain. Im breiten Markt schossen die Aktien von Tecan um 6.2% nach oben, nachdem das Unternehmen im Rahmen eines qualitativen Updates über den Geschäftsverlauf im 1. Quartal 2025 orientiert hatte. Trotz des weiterhin anspruchsvollen Umfelds bestätigte der Hersteller von Diagnostikgeräten seinen Ausblick. Zu den Profiteuren der Zoll-Einigung gehörten unter anderem die Schweizer Halbleiter-Zulieferer VAT (+6.5%), Inficon (+5.4%) und Comet (+5.4%).

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.56%, DAX: +0.29%

Die europäischen Aktienmärkte erhielten zum Wochenauftakt ebenfalls Rückenwind von der Zoll-Einigung zwischen den USA und China und knüpften damit an die Erholung der letzten Wochen an. Der länderübergreifende EuroStoxx 50 beendete den Handelstag 1.6% höher. Nur knapp in die Pluszone schaffte es der deutsche Leitindex DAX, der 0.3% höher schloss. Auf Branchenstufe profitierten mit Industrie, IT, Grundstoffe und zyklischer Konsum erwartungsgemäss vor allem konjunktursensitive Sektoren vom gestiegenen Risikoappetit der Anleger. Der Luxusgüterkonzern LVMH (+7.0%) gehörte entsprechend zu den stärksten Titeln. Ebenfalls gefragt waren Aktien aus dem Energiesektor wie Shell (+2.1%), BP (+2.2%), oder Total Energies (+2.3%), die von einer Erholung der Erdölpreise angetrieben wurden. Als Geldgeber hinhalten mussten dagegen Aktien aus defensiven Sektoren wie Basiskonsum, Immobilien, Kommunikationsdienste und Versorger.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +2.80%, S&P 500: +3.26%, Nasdaq: +4.35%

Die US-Aktienmärkte reagierten mit Erleichterung und einer starken Rally auf die vorübergehende Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China. Der Dow Jones kletterte um 2.8% nach oben, während der S&P 500 um 3.3% anzog. Beflügelt von starken Technologiewerten sprang der Nasdaq um 4.4% nach oben. Die Aktien von Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla verzeichneten Kursavancen zwischen 2.4% und 8.1%. Die Aktien des Sportartikelherstellers Nike, der einen Grossteil seiner Waren in Asien herstellen lässt, schlossen 6.6% höher.

Unternehmensberichte

PSP veröffentlichte heute Morgen die Zahlen zum 1. Quartal 2025. Der Immobilienkonzern musste einen Rückgang des Liegenschaftsertrags um 2.5% auf CHF 86.9 Mio. hinnehmen. Allerdings hatte PSP im Vorjahresquartal von Sondereffekten profitiert. Auf vergleichbarer Basis erreichte der Liegenschaftsertrag ein Wachstum von 1.7%. Die Leerstandsquote erhöhte sich per Ende März auf 3.5%, nachdem sie per Ende 2024 noch bei 3.2% gestanden hatte. Der Betriebsgewinn (EBITDA ohne Neubewertungen) sank um 2.7% auf CHF 74.6 Mio. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein um 11.7% tieferer Reingewinn vor Neubewertungen von CHF 50.0 Mio. Der Reingewinn inklusive Neubewertungen sank um 25.2% auf CHF 60.6 Mio. Portfolioaufwertungen trugen noch CHF 13.7 Mio. zum Ergebnis bei, deutlich unter den CHF 31.2 Mio. vom Vorjahresquartal. An der Zielsetzung für 2025, die einen EBITDA vor Neubewertungen von rund CHF 300 Mio. und eine Leerstandsquote von 3.5% veranschlagt, wird festgehalten. Das Zwischenergebnis blieb leicht hinter den Analystenerwartungen zurück.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.46%; DE: 2.65%; CH: 0.37%

Die Annäherung zwischen den USA und China im Zollstreit sorgte für etwas Erleichterung an den Finanzmärkten und liess die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihe gestern um 9 Basispunkte steigen. Auch die Zinsen in der Schweiz und Europa legten zu. Die Rendite der zehnjährigen Schweizer Staatsanleihe hat sich damit wieder deutlich von ihrem Zwischentief vom vergangenen Donnerstag erholt, als der «Eidgenoss» zwischenzeitlich nur noch 0.22% rentierte.

Währungen

Euro in Franken: 0.9368
US-Dollar in Franken: 0.8430
Euro in US-Dollar: 1.1113

Auch der US-Dollar profitierte am gestrigen Handelstag von den positiven Nachrichten im Zollstreit und legte gegenüber allen wichtigen Währungen deutlich zu. Der als «sicherer Hafen» geltende Schweizer Franken war hingegen nicht gesucht – genauso wie der japanische Yen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 61.92 pro Fass
Goldpreis: USD 3'254.38 pro Unze

Der Ölpreis profitierte gestern von der Annäherung zwischen den USA und China und legte weiter zu. Die Gespräche wurden als Hoffnungszeichen gewertet, dass sich der Zollstreit entspannen könnte. Davon profitierte der Ölpreis, der zuletzt wegen der befürchteten Abkühlung der Weltwirtschaft unter Druck stand.

Gold stand gestern erneut nicht in der Gunst der Anleger und verlor etwas über 3%.

Wirtschaft und Konjunktur

Gestern wurden keine relevanten Wirtschaftszahlen publiziert. Heute Nachmittag werden die US-Inflationsdaten für den Monat April erwartet. Diese dürften weiteren Aufschluss über die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed geben.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Patrick Häfeli

Portraitfoto von Patrick Häfeli, Senior Strategieanalyst Fixed Income bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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