04. August 2025, CIO-Sicht | Konjunktur | Meine Anlagewelt

Trump verhängt 39% Zölle auf die meisten Schweizer Einfuhren in die USA

Trotz monatelanger Verhandlungen hat die US-Regierung mit dem Ende der Zollpause eine massive Erhöhung der Einfuhrzölle auf Schweizer Güter angekündigt. Per 7. August 2025 soll für die meisten Schweizer Exporte in die USA ein Basiszollsatz von 39% gelten. Dies ist nochmals erheblich mehr als am Liberation Day angekündigt. Die Schweiz wird nun erneut in Verhandlungen treten. Die Unsicherheit ist aber einmal mehr gross, die Belastung für die Exportindustrie erheblich.

Die Anfang Juli nochmals verlängerte Zollpause ist am 1. August formal zu Ende gegangen. Bis dahin hatten die USA mit den meisten grossen Handelspartnern erste Vereinbarungen erzielt. Mit der EU und Japan wurde unter anderem ein Basiszollsatz von je 15% vereinbart. Auch mit der Schweiz fanden Verhandlungen statt, die aber aufgrund des fehlenden finalen Einverständnisses von US-Präsident Trump nicht zu einem Abschluss gebracht werden konnten. Mit dem Ende der Zollpause hat die US-Regierung für Länder ohne «Deal» unilateral die Höhe der länderspezifischen Zölle angekündigt. Demnach gilt für Schweizer Exporte in die USA ein Basiszollsatz von 39%. Dieser neue Satz gilt pauschal für alle Produktgruppen, für die keine separaten Sonderregelungen bestehen. Für Aluminium und Stahl gilt beispielsweise weiterhin ein separater Zollzuschlag von 50%. Weiterhin ausgenommen sind – Stand jetzt – Pharmaprodukte.

Die US-Regierung begründet die hohen Zölle mit dem hohen Warenhandelsüberschuss der Schweiz. Dies allein erklärt aber nicht, warum der Schweiz – als einziges westliches Land – ein derart hoher Zollsatz auferlegt wurde, welcher denjenigen des Liberation Day sogar noch übertrifft. Auch wird nicht berücksichtigt, dass die Bilanz durch den Handel mit Gold verzerrt wird, wo die Schweiz eine Drehscheibenfunktion einnimmt.

Verhandlungen gehen weiter, Unsicherheit gross

Die Schweiz wird in den nächsten Tagen versuchen, erneut Verhandlungen mit den USA aufzunehmen und einen tieferen Zollsatz zu verhandeln. Ob und wann dies gelingen wird, lässt sich aktuell aber noch nicht abschätzen. Trump hat aber schon in der Vergangenheit hohe Zölle als Druckmittel eingesetzt, um mehr Zugeständnisse zu erreichen. Aktuell ist die Unsicherheit einmal mehr gross. Dies gilt auch für mögliche Zölle auf Pharmaprodukte – dem wichtigsten Schweizer Exportgut – für welche in den USA seit April ein separates Verfahren läuft. Es erscheint wahrscheinlich, dass die USA bald auch Zölle auf Pharmaprodukte erheben werden. Zusätzlich hatte US-Präsident Trump am Donnerstag in Briefen an grosse Pharmakonzerne, darunter Novartis, tiefere Preise gefordert und eine Frist von 60 Tagen gesetzt.

Erhebliche Belastung für Exportwirtschaft

Die genauen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft hängen von Zeitraum und Ergebnis der Verhandlungen ab. Auch im Fall eines positiven Ausgangs dürfte der US-Zollsatz aber kaum unter 15% sinken, welche für die EU oder Norwegen gelten. Schon dies hätte aber eindeutig negative Auswirkungen auf die Schweizer Exportwirtschaft. Bleibt der Zoll über längere Zeit auf den nun angekündigten 39%, hätte dies erhebliche negative Folgen für die Schweizer Exportindustrie und die Wirtschaft insgesamt. Regional besonders betroffen von der Situation ist die Ostschweiz mit ihrer starken Konzentration von Firmen aus der MEM-Branche.

Direkte und indirekte Auswirkungen

Aus den Zöllen ergeben sich direkte und indirekte Belastungen. Unmittelbar betroffen sind Firmen, die Güter in die USA exportieren. Von Unternehmen aus dem Kanton St. Gallen gingen im Jahr 2024 – exkl. Pharma – Güter im Wert von rund 1.2 Mrd. CHF direkt in die USA. Zölle in der angekündigten Grössenordnung können in der Regel nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden, insbesondere auch da für Konkurrenzfirmen aus der EU geringere Abgaben gelten. Trotz Einbussen bei Margen dürften es deshalb zu erheblichen Nachfrageeinbussen kommen. Ebenfalls wichtig sind indirekte Effekte: Die Zölle auf EU-Exporte werden sich auch negativ auf die Nachfrage nach Schweizer Vorleistungsgüter auswirken. Davon betroffen sind beispielsweise Schweizer Zulieferer für die deutsche Autoindustrie. Indirekt betroffen sein werden auch weitere zyklische Sektoren ausserhalb der Exportindustrie. Das ohnehin schon moderate Wirtschaftswachstum in der Schweiz wird sich nochmals verlangsamen. Die Binnenwirtschaft bleibt aber weiterhin stabil und wird die Konjunktur stützen.

Auch die Weltwirtschaft leidet unter Zöllen

Im globalen Wirtschaftswachstum werden die Zölle ihre Spuren ebenfalls hinterlassen. Die US-Wirtschaft hat sich im ersten Halbjahr zwar robust gezeigt. In den jüngsten Zahlen vom Arbeitsmarkt zeigen sich aber erste Schwächesignale. Im zweiten Halbjahr werden sich die negativen Auswirkungen der Zölle stetig materialisieren. Ein schockartiger Rückgang oder eine ausgeprägte Rezession ist aber aktuell nicht zu erwarten. Auch für den Euroraum ist wieder mit einem langsameren Wachstum zu rechnen. Insbesondere exportorientierte Länder wie Deutschland müssen mit Wachstumseinbussen rechnen.

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster, Strategieanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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