26. September 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Trump kündigt Strafzölle auf Arzneimittelimporte an

Die Ankündigung von US-Präsident Trump, Zölle in Höhe von 100% auf Medikamentenimporte zu erheben, dürfte heute den Schweizer Aktienmarkt belasten.

Im Fokus

US-Präsident Trump hat auf seiner Plattform «True Social» Zölle in Höhe von 100% auf Originalmedikamente angekündigt. Diese sollen ab dem 1. Oktober für alle Firmen gelten, welche aktuell keine Produktionsstätten in den USA bauen. Eine solche zu planen, reicht gemäss dem Post von Trump nicht aus. Die Einzelheiten sind jedoch aktuell noch sehr unklar. Es wurde noch kein konkretes Dekret unterzeichnet. Beispielsweise ist offen, wie weit ein Bauprojekt vorangeschritten sein muss, um von dieser Ausnahmeregelung zu profitieren. Ebenso wirkt ein detailliertes Regelwerk mit firmenspezifischen Vorgaben, möglicherweise sogar zusätzlich differenziert nach in den USA hergestellten Wirkstoffen, für die praktische Umsetzung sehr kompliziert. Vor diesem Hintergrund ist auch noch offen, ob und wie die grossen Schweizer Pharmafirmen, z.B. Roche und Novartis, von den Zöllen betroffen sein werden. Beide verfügen bereits über grosse Produktionsstätten in den USA und haben seit Trumps «Liberation Day» weitere Investitionen in Milliardenhöhe angekündigt, auch wenn innerhalb dieses kurzen Zeitraums noch nicht mit konkreten Bauten begonnen wurde.

Bislang waren Pharmaprodukte von den US-Zöllen ausgenommen. Die US-Regierung hatte solche Abgaben schon länger angekündigt und eine entsprechende Untersuchung eingeleitet – obwohl Einfuhrzölle dem mutmasslich primären Ziel tieferer Medikamentenpreise widerlaufen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die nun angekündigten Zölle auch als Druckmittel für weitere Preisverhandlungen mit den grossen Pharmaunternehmen dienen sollen. Dazu würde auch die wage Formulierung der Ausnahmeregelungen passen.

Für die Schweiz ist der Pharmasektor und die entsprechenden Exporte in die USA von zentraler Bedeutung. Rund 57% aller Schweizer Exporte in die USA entfallen auf Pharmagüter. Je nach Ausgestaltung der neuen Zölle könnten diese Handelsflüsse wesentlich belastet werden. Während börsenkotierte Konzerne dank bestehender Produktionsstandorte in den USA tendenziell besser abgesichert sind, dürften insbesondere KMU-Unternehmen ohne lokale Fertigung stärker unter Druck geraten. Insgesamt erhöht die Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik das Risiko deutlicher Schwankungen für den Schweizer Aktienmarkt.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.86%, SPI: -1.01%, SMIM: -1.71%

Der Schweizer Aktienmarkt legte gestern den Rückwärtsgang ein. Der Zinsentscheid der SNB fiel wie erwartet aus und sorgte für keine Impulse. Daneben standen US-Konjunkturdaten im Fokus. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind stärker als antizipiert zurückglitten und das US-BIP ist im 2. Quartal höher ausgefallen als erwartet. Insgesamt wurden dadurch die Konjunktursorgen gemildert und Spekulationen über baldige Zinssenkungen gedämpft. Der Schweizer Leitindex SMI verlor 0.9%. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten lediglich drei Werte in der Pluszone, der Rest musste Verluste hinnehmen. Zu den wenigen Gewinnern zählten Swiss Re (+1.3%), Swisscom (+1.0%) und Novartis (+0.2%). Nestlé gab derweil um 0.4% nach, während Roche 1.9% tiefer schloss. Besonders stark unter Druck standen Medizinaltechnikwerte. Hintergrund waren Berichte, wonach neue US-Zölle künftig auch medizintechnische Produkte betreffen. Nach Börsenschluss bestätigte US-Präsident Trump, dass ab Oktober 2025 unter anderem Arzneimittelimporte mit einem Strafzoll von 100% belegt werden sollen. Sonova (-4.1%), Galderma (-3.4%), Straumann (-2.6%) und Alcon (-1.6%) verloren infolgedessen gestern überdurchschnittlich. Auch im Bausektor herrschte Abgabedruck. Amrize verlor 3.5% und stand damit am Ende des SMI. Die Aktie verlor seit Mitte September kontinuierlich an Wert und nähert sich damit weiter seinem Tiefststand bei USD 46.65. Auch Holcim gab um 1.7% nach. Daneben verlor die Aktie der Grossbank UBS 2.6% an Wert. Die UBS habe gemäss der Aufsichtsbehörde Finma zwar weitere Fortschritte bei der Sanier- und Liquidierbarkeit gemacht, jedoch müsse der Notfallplan nachgebessert werden. Auch der Frachtlogistiker Kühne + Nagel stand gestern mit einem Minus von 2.3% unter Druck. Grund dafür war ein negativer Analystenkommentar.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.36%, DAX: -0.56%

Die europäischen Aktienmärkte gaben gestern an breiter Front nach und zeigten sich vor den heute Nachmittag anstehenden US-Inflationszahlen zurückhaltend. Die stärksten Abgaben verzeichnete der zyklische deutsche DAX mit einem Minus von 0.6%, gefolgt vom italienischen FTSE MIB und vom britischen FTSE 100, die neben dem länderübergreifenden EuroStoxx50 und dem französischen CAC40 alle je 0.4% tiefer schlossen. Aus Sektorensicht gehörten die Bereiche Energie, Versorger und Kommunikationsdienste zu den Gewinnern. Unter Abgabedruck standen die Bereiche Gesundheit, Immobilien und Industrie. Der Technologiekonzern SAP verlor 1.2%. Meldungen, wonach die EU-Kommission aufgrund von möglicher wettbewerbswidriger Praktiken Ermittlungen einleite, belasteten den Titel. Die Zollsorgen belasteten den gesamten europäischen Medizintechniksektor. Siemens Healthineers (-3.5%) und Sanofi (-2.5%) gaben deutlich nach.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.38%, S&P500: -0.50%, Nasdaq: -0.50%

Auch die US-Aktienmärkte verzeichneten gestern erneut Gewinnmitnahmen. Während der technologielastige Nasdaq und der marktbreite S&P500 je 0.5% nachgaben, verlor der US-Leitindex DowJones 0.4%. Die Marktteilnehmer zeigten sich vor der Veröffentlichung der US-Inflationszahlen heute Nachmittag abwartend. Auf Sektorenebene schwangen einzig die Bereiche Energie und Technologie obenaus. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche Gesundheit, Zyklischer Konsum und Grundstoffe ab. Die Intel-Aktien (+8.9%) standen gestern weiter in der Gunst der Anleger, nachdem bereits am Mittwochabend bekanntgegeben wurde, dass Intel nun auch eine Partnerschaft mit Apple anstrebt.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.18%; DE: 2.77%; CH: 0.22%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg gestern erneut um 4 Basispunkte an, nachdem die neusten Daten zur US-Konjunktur positiv überrascht hatten. Positiv ausgefallene US-Konjunkturdaten verringern den Druck auf die US-Notenbank Fed, ihren Leitzins rasch zu senken. An den Future-Märkten wird derzeit bis Ende Jahr nur noch mit 1-2 Zinssenkungen à 0.25% gerechnet. Im Windschatten der US-Zinsen sind gestern auch die europäischen Zinsen leicht angestiegen. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stieg um 2 Basispunkte an. Der gestrige Zinsentscheid der SNB hatte hingegen keine Auswirkungen auf die Schweizer Zinsen. Die Rendite der 10-jährigen Schweizer Eidgenossenanleihe schloss unverändert.

Währungen

Euro in Franken: 0.9335
US-Dollar in Franken: 0.7992
Euro in US-Dollar: 1.1680

Von den positiv ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA profitierte zuletzt auch der US-Dollar. Der Greenback gewann gestern gegenüber sämtlichen G10-Währungen an Boden. Gegenüber dem Schweizer Franken konnte sich der US-Dollar gestern gar kurzzeitig wieder über die Marke 0.80 Franken pro Dollar hieven. Aktuell notiert er wieder leicht darunter.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 65.25 pro Fass
Goldpreis: USD 3'745.11 pro Unze

Der Ölpreis legte am gestrigen Handelstag leicht zu, nachdem die US-Regierung ihren Druck auf Staaten, die russisches Öl kaufen, erhöhte. US-Präsident Donald Trump forderte gestern insbesondere den türkischen Präsidenten Erdogan auf, vollständig auf Energie aus Russland zu verzichten. Gemäss offiziellen Zahlen importierte die Türkei im Jahr 2024 66% seines Öls aus Russland.

Wirtschaft und Konjunktur

Schweiz: SNB-Leitzinsentscheid
letzter: 0.00%; erwartet: 0.00%; aktuell: 0.00%

Die Schweizerische Nationalbank beliess gestern ihren Leitzins erwartungsgemäss bei 0.00%. Aus Sicht der Schweizerischen Nationalbank deuten die meisten Konjunkturindikatoren weiterhin auf eine stabile Wirtschaftslage und ein moderates Wachstum hin. Gleichwohl haben sich die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz aufgrund der US-Zölle und der gestiegenen globalen Unsicherheiten etwas abgeschwächt. Der Inflationsdruck in der Schweiz hat sich hingegen im Vergleich zur letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB kaum verändert. Aktuell liegt die Teuerung im Jahresvergleich bei +0.2% und damit etwas höher als noch vor drei Monaten. Mittelfristig stimmt die aktuelle Inflationsprognose jedoch fast vollständig mit jener vom Juni überein. Dies spricht dafür, dass vorerst keine weiteren geldpolitischen Anpassungen nötig sind und die Nationalbank ihren Zinssenkungszyklus im Juni abgeschlossen hat.

USA: Bruttoinlandprodukt (2. Quartal, letzte Schätzung, annualisiert)
letzte: -0.5%; erwartet: +3.3%; aktuell: +3.8%

Gemäss der dritten und letzten Schätzung ist das reale Bruttoinlandprodukt der USA im zweiten Quartal 2025 gegenüber dem Vorquartal um annualisierte 3.8% gewachsen. Zur Einordnung ist wichtig, dass das Wachstum im ersten Quartal durch Vorholeffekte aufgrund der US-Zölle nach unten gefallen war. Insofern wurde für die Monate April bis Juni mit einer Gegenbewegung in die positive Richtung gerechnet. Der Effekt fiel aber deutlich stärker aus als erwartet. Gegenüber der zweiten Schätzung verbessert hat sich insbesondere der Privatkonsum, der im Quartalsvergleich um annualisierte 2.5% zulegte.

Trotzdem zeigen die Zahlen auch gewisse Schwächesignale. Abstrahiert man die starken Schwankungen im Aussenhandel und fokussiert auf die Summe aus Privatkonsum und privaten Investitionen, resultiert im zweiten Quartal in Folge ein unterdurchschnittliches Wachstum.

Angela Truniger

Portraitfoto von Angela Truniger, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Portraitfoto von Patrick Häfeli, Senior Strategieanalyst Fixed Income bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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