
11. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Trotz handelspolitischer Sorgen zeigte sich der SMI fester
Auch wenn sich die weltweiten Aktienmärkte gestern uneinheitlich entwickelten, blieb die Stimmung trotz Zollstreit freundlich. Im Fokus stehen heute die Halbjahreszahlen von EMS-Chemie.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +1.04%, SPI: +1.03%, SMIM: +0.97%
Der Schweizer Aktienmarkt startete mit leichten Gewinnen in den Tag, konnte diese insbesondere am Nachmittag deutlich ausbauen und beendete den Handelstag klar im Plus. Spekulationen über staatliche Anreize in China zur Ankurbelung der Wirtschaft stützten die Aktien. Aber auch die Hoffnung, dass zwischen den USA und der Schweiz sowie der EU ein Zollabkommen zustande kommt, stimmte die Marktteilnehmer positiv. Denn die Schweiz wie auch die EU haben bisher noch keine Briefe zu neuen Zollbestimmungen vom US-Präsidenten bekommen. Der SMI legte am gestrigen Handelstag um 1.0% zu. Von den aktuell 21 SMI-Titeln schlossen 18 in der Gewinnzone, während 3 leichte Abgaben verzeichneten. Vor allem Aktien, die im laufenden Jahr bisher verschmäht wurden, standen auf dem Einkaufszettel. Dazu zählten unter anderem die Titel des Augenheilkundespezialisten Alcon (+3.9%), des Hörgeräteherstellers Sonova (+2.3%), des Bauchemiespezialisten Sika (+2.2%) oder des Logistikers Kühne + Nagel (+1.9%). Aber auch bisherige Jahresgewinner wie Geberit (+1.4%) oder Holcim (+1.6%) waren gesucht. Spekulationen über mögliche staatliche Konjunkturanreize in China trieben die Aktien der Luxusgüterhersteller Swatch (+3.1%) und Richemont (+0.9%) nach oben. Deutliche Gewinne verzeichneten auch die Pharmariesen Novartis (+1.7%) und Roche (+1.2%). Nestlé (-0.2%) hingegen gehörte zu den wenigen Verlierern. Ebenfalls etwas unter Druck standen Zurich Insurance (-0.5%) und Swisscom (-0.1%). Im breiten Markt fielen die Aktien von Barry Callebaut mit deutlichen Verlusten von 13.4% negativ auf. Der Schokoladeproduzent konnte seinen Umsatz in den ersten drei Quartalen des verschobenen Geschäftsjahres 2024/25 zwar steigern, verkaufte mengenmässig jedoch weniger Schokolade. Gleichzeitig musste das Unternehmen seine Jahresprognose erneut senken. Barry Callebaut verfehlte damit die Markterwartungen erneut. Die Aktien von Tecan stiegen gestern hingegen um 5.0% an. Der Laborausrüster hatte bekannt gegeben, dass CEO Achim von Leoprechting das Unternehmen Anfang August verlassen wird. Er hatte das Unternehmen über viele Jahre hinweg geleitet.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.14%, DAX: -0.38%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am gestrigen Handelstag von der uneinheitlichen Seite. Während der spanische IBEX35 (-0.8%), der italienische FTSE MIB (-0.7%) sowie der länderübergreifende EuroStoxx50 (-0.1%) Abgaben hinnehmen mussten, konnte der französische CAC40 (+0.3%) sowie der britische FTSE 100 (+1.2%) Gewinne verzeichnen. Die Anleger agierten vorsichtig, da weiterhin Unsicherheit besteht, ob nicht doch noch ein Zollschreiben aus den USA folgen könnte. Aus Branchensicht setzten sich die Bereiche Gesundheit, Grundstoffe, Zyklischer Konsum sowie Basiskonsum positiv in Szene. Unterdurchschnittlich zeigten sich Aktien aus den Sektoren Versorger, Kommunikationsdienste, Immobilien und Finanzen. Spekulationen über staatliche Anreize in China sorgte für positive Stimmung bei den Luxusgüterherstellern wie Kering (+3.3%) und LVMH (+3.5%). Aber auch die Produzenten von Spirituosen, für die der chinesische Markt von grosser Bedeutung ist, profitierten. Remy Cointreau (+7.7%), Pernod Ricard (+3.7%) und Diageo (+1.7%) gewannen deutlich an Wert.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.43%, S&P 500: +0.27%, Nasdaq: +0.09%
An den US-Aktienmärkten fehlte es weitgehend an Impulsen, was für leichte Zurückhaltung bei den Marktteilnehmern sorgte. Nichtsdestotrotz verzeichnete der marktbreite S&P500 ein neues Rekordhoch und ging 0.3% höher aus dem Handel. Der Leitindex Dow Jones gewann 0.4% an Wert, während der technologielastige Nasdaq (+0.1%) nur leicht zulegte. Aus Branchensicht waren die Sektoren Zyklischer Konsum, Energie sowie Versorger überdurchschnittlich gesucht. Unter Abgaben litten hingegen die Bereiche Kommunikationsdienste sowie Technologie. Bei den Einzeltiteln fielen die Aktien von WK Kellog auf, die einen Gewinnsprung von 30.6% verzeichneten. Der italienische Süsswarenhersteller Ferrero plant den Kauf des abgespaltenen US-Cerealien-Geschäfts von Kellanova für einen Firmenwert von USD 3.1 Mrd. Es werden USD 23 je Aktie in bar geboten. Der Abschluss der Transaktion ist noch für dieses Jahr vorgesehen. Die Aktien von Delta Air Lines legten um 12.0% zu, nachdem das Unternehmen erstmals seit längerer Zeit wieder eine Gewinnprognose für das laufende Jahr abgegeben hatte. Zuvor war der Ausblick wegen Unsicherheiten ausgesetzt worden.
Unternehmensberichte
EMS-Chemie publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2025. Der Spezialchemiehersteller musste einen Umsatzrückgang von 6.2% auf CHF 1.02 Mrd. hinnehmen. Der Währungseffekt lag bei -2.5%. Wie von EMS-Chemie erwartet, kühlte sich die weltweite Konjunktur im ersten Halbjahr 2025 zunehmend ab. Generell belasten handelspolitische Spannungen und geopolitische Konflikte die verunsicherten Konsumenten und drücken auf deren Kauf- und Investitionsbereitschaft. Dank der Spezialitätenposition und der verbesserten Effizienz gelang es EMS, in einem herausfordernden Marktumfeld mit schwächeren Fremdwährungen ein Betriebsergebnis auf Stufe EBIT von CHF 296 Mio. zu erzielen. In der Vorjahresperiode lag dieses bei CHF 291 Mio. Die EBIT-Marge kam bei 29.0% zu liegen, nachdem diese im 1. Halbjahr 2024 bei 26.8% gelegen hatte. Für das laufende Geschäftsjahr geht das Management weiterhin von einem herausfordernden konjunkturellen Umfeld aus, aber bestätigt die Zielsetzung. EMS-Chemie geht von einem währungsbedingten Umsatz unter dem Vorjahr sowie von einem leicht steigenden Betriebsergebnis (EBIT) aus. Während der Analystenkonsens von einem etwas höheren Umsatz ausging, übertraf EMS-Chemie die Erwartungen beim Gewinn und der Gewinnmarge.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.36%; DE: 2.70%; CH: 0.45%
Nach der Veröffentlichung des Protokolls zur letzten Fed-Zinssitzung am Mittwochabend sind die US-Renditen am gestrigen Handelstag wieder leicht angestiegen. Gemäss dem Dokument dominieren bei den Mitgliedern des Offenmarktausschusses die Sorgen um eine höhere Inflation, ausgelöst durch Trumps Zollpolitik. Die Furcht vor einer höheren Inflation spricht gegen eine baldige Leitzinssenkung der US-Notenbank. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg um 2 Basispunkte an. Diese Bewegung wurde auch von den europäischen Zinsen aufgenommen. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stieg um gut 3 Basispunkte, diejenige der Schweizer Eidgenossenanleihe mit gleicher Laufzeit kletterte um gut 1 Basispunkt nach oben.
Währungen
Euro in Franken: 0.9313
US-Dollar in Franken: 0.7973
Euro in US-Dollar: 1.1681
An den Devisenmärkten bestimmt die Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik weiterhin das Geschehen. Unter Druck kam heute Morgen insbesondere der kanadische Dollar, nachdem US-Präsident Trump Zölle in Höhe von 35 Prozent gegen den Nachbar Kanada verhängt hatte. Begründet wurde der hohe Zollsatz unter anderem mit dem fehlenden Willen Kanadas, den Zustrom von Fentanyl in die USA über die kanadische Grenze zu stoppen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.87 pro Fass
Goldpreis: USD 3'333.95 pro Unze
Der Ölpreis fiel gestern um gut 2%, nachdem die Unsicherheit bezüglich der US-Zollpolitik zuletzt wieder zunahm. Nach der Ankündigung hoher Zollsätze für Brasilien (50%) und Kanada (35%) hielten Sorgen vor einer weltweiten Wirtschaftsabschwächung Einzug.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden gestern keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht.
Anja Felder

8021 Zürich

Patrick Häfeli

8021 Zürich

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