18. September 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Thuner Kultunternehmen Meyer Burger schliesst die Tore

Der Verwaltungsrat des Solarzellenherstellers sieht keine realistische Chance mehr für eine Rettung. Derweil blieb die Reaktion der US-Aktienmärkte auf die erwartungsgemässe Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed verhalten.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.16%, SPI: -0.08%, SMIM: -0.24%

Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern zum vierten Mal in Folge im Minus und notiert erstmals seit Mitte August wieder unter 12'000 Punkten. Zum Handelsende bezifferte der SMI einen Tagesverlust von 0.2%. Die Anleger übten sich vor dem US-Zinsentscheid in Zurückhaltung, die Handelsspanne blieb gering. Unter den 21 grosskapitalisierten Blue Chips gab es neun Gewinner und zwölf Verlierer. Nennenswerte Gewinner-Aktien waren unter anderem Roche (+0.8%), Swiss Re (+0.8%), Logitech (+0.9%) und Amrize (+1.3%). Am stärksten avancierte Partners Group mit einem Plus von 1.9%. Zu den Verlierer-Aktien zählte Nestlé mit einem Minus von 0.5%, nachdem der frühzeitige Rücktritt von VR-Präsident Paul Bulcke angekündigt wurde. Ebenfalls rückläufig entwickelten sich Geberit (-0.5%), Lonza (-0.6%), Sika (-0.6%), ABB (-1.0%) und Givaudan (-1.6%). Die Titel von Givaudan litten unter einer Kurszielsenkung eines Brokers. Nach der Ex-Dividende sanken die Aktien von Luxusgüterhersteller Richemont um 2.2%. Am breiten Markt verzeichneten Sandoz (+2.0%) und DocMorris (+2.9%) erhöhte Kursanstiege. Schwächer gehandelt wurden Arbonia (-2.3%), Barry Callebaut (-2.8%) und Belimo (-3.2%). Barry Callebaut gab bekannt, mit Start-ups Kakao-Alternativen wie Schokoladengeschmack aus Sonnenblumenkernen und Bioreaktoren zu entwickeln, um die Abhängigkeit vom teuren Rohstoff zu senken. Wegen klimabedingt schlechter Ernten stiegen die Preise zuletzt stark. Der Thuner Solarzellenhersteller Meyer Burger steht vor dem definitiven Aus. Nach Insolvenzen in Deutschland und den USA wurde auch in der Schweiz die Nachlassstundung verlängert, eine Rettung gilt laut Verwaltungsrat als aussichtslos. Von den früher rund 1000 Mitarbeitern wurden mittlerweile fast alle entlassen, der Betrieb in Deutschland und den USA wurde eingestellt. Nun werden einzelne Anlagen verkauft. Heute Morgen wurde bekannt gegeben, dass Roche das US-Biopharmaunternehmen 89bio für bis zu USD 3.5 Mrd. übernimmt. 89bio entwickelte den Wirkstoff Pegozafermin gegen Lebererkrankungen, der sich bereits in zulassungsrelevanten Studien befindet.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.05%, DAX: +0.13%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am Tag des US-Zinsentscheids weitgehend richtungslos. Der Eurozonen Leitindex EuroStoxx50 gab mit -0.1% leicht nach, während der deutsche DAX und der britische FTSE100 um je 0.1% anstiegen. Der französische CAC40 verlor 0.4%. Auf Sektorenebene waren die Technologietitel wie SAP (+3.2%) stark gefragt. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Sektoren Gesundheit und Immobilien. Auf dem Verkaufszettel standen gestern die Bereiche Industrie, Grundstoffe und Energie.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.57%, S&P 500: -0.10%, Nasdaq: -0.33%

Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten am Mittwoch mit gemischten Vorzeichen auf den Leitzinsentscheid der Fed. Der DowJones sprang im Anschluss an die erwartete Zinssenkung um 25 Basispunkte zunächst auf ein Rekordhoch, gab einen Teil der Gewinne jedoch wieder ab und schloss 0.6% höher. Der S&P500 beendete den Handelstag 0.1% tiefer, während der technologielastige Nasdaq 0.3% nachgab. Auf Einzeltitelebene verlor Chip-Entwickler Nvidia 2.6%, nachdem Chinas Cybersicherheitsbehörde den Kauf bestimmter KI-Chips untersagte. Die Aktien von Broadcom sanken ebenfalls (-3.8%). Weitere grössere Kursbewegungen zeigten die Titel von Uber (-5.0%), American Express (+2.7%) und Workday (+7.2%). Auf Sektorenebene stiegen die Bereiche Finanzen, Nichtzyklischer Konsum und Grundstoffe, während Zyklischer Konsum, Industrie und Technologie weniger gefragt waren.

Unternehmensberichte

Der Verpackungsspezialist SIG gab heute Morgen eine umfassende Gewinnwarnung und ein Transformationsprogramm bekannt. Die Jahresziele werden reduziert und die Dividende für das laufende Jahr gestrichen. Neu rechnet das Unternehmen noch mit einem leicht negativen bis flachen Umsatzwachstum (bisher: untere Hälfte von 3% bis 5%) zu konstanten Wechselkursen. Zudem wird nun auch das operative Ergebnis nach unten revidiert. Ohne Berücksichtigung der einmaligen Aufwendungen wird die bereinigte EBITDA-Marge (zuvor: untere Spanne von 24.5% bis 25.5%) neu zwischen 24% und 24.5% erwartet. Im Zuge des Transformationsprogramms soll das Portfolio auf margen- und wachstumsstarke aseptische Geschäftsbereiche gestrafft und fokussiert werden, um die operative Effizienz zu steigern. Die einmaligen Kosten werden in der Bandbreite von EUR 310 bis 360 Mio. gesehen, wovon rund 90% nicht liquiditätswirksam seien. Zudem sollen kleinere nicht-aseptische Teile verkauft werden. Ein detailliertes Strategieupdate wird am 30. Oktober 2025 gegeben.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.06%; DE: 2.68%; CH: 0.21%

Der Entscheid der US-Notenbank Fed, den Leitzins um 25 Basispunkte zu senken, ist an den Kapitalmärkten erwartet worden. Auch bei den Hinweisen zum möglichen weiteren Zinspfad gab es keine grossen Überraschungen. Die Rendite der massgebenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg nach dem Entscheid leicht an und notiert aktuell vier Basispunkte höher als noch gestern Vormittag. Seit Anfang Monat resultiert aber weiterhin ein klares Minus von 17 Basispunkten. Aufgefallen ist gestern auch der Schweizer «Eidgenoss». Die Rendite der 10-jährigen Schweizer Staatsanleihe ging um vier Basispunkte zurück und fiel dabei vorübergehend unter die Marke von 0.2% - zum ersten Mal in diesem Jahr.

Währungen

Euro in Franken: 0.9325
US-Dollar in Franken: 0.7906
Euro in US-Dollar: 1.1796

Der US-Dollar legte gestern im Nachgang des Zinsentscheids der Fed leicht zu und gewann gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert. Die Verluste seit Anfang Monat gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken verringerten sich dadurch aber nur geringfügig. Im Vergleich zu Anfang September notiert gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung insgesamt ein Minus von 0.8%, gegenüber dem Franken beläuft sich die Bilanz auf -1.2%.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 63.76 pro Fass
Goldpreis: USD 3'653.72 pro Unze

Gold glänzt weiterhin besonders hell. Wie bereits am Dienstag überquerte das gelbe Edelmetall auch gestern kurzzeitig die Marke von 3'700 US-Dollar pro Unze. Danach pendelte sich der Preis im Bereich von 3'660 US-Dollar ein. Der Ölpreis ging gestern leicht zurück. Ein Fass der US-Sorte WTI kostet aktuell etwas weniger als 64 US-Dollar und damit etwa gleich viel wie Anfang Monat. Vor dem Hintergrund der Angriffe der Ukraine auf die russische Ölindustrie und Spekulationen um neue EU-Sanktionen war der Preis am Dienstag angestiegen und hatte damit die Verluste von der Vorwoche wieder kompensiert.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Fed Leitzinsentscheid
letzte: 4.25% - 4.50%; erwartet: 4.00% - 4.25%; aktuell: 4.00% - 4.25%

Die US-Notenbank Fed hat gestern Abend den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Beim Entscheid des Offenmarktausschusses gab es nur eine Gegenstimme. Stephen Miran, der erst kürzlich ins Amt berufene Vertraute von US-Präsident Trump, votierte für einen noch grösseren Zinsschritt. Die Senkung des Leitzinses in der beschlossenen Höhe war an den Märkten weitgehend erwartet worden. Das Haupt-Augenmerk galt deshalb dem Ausblick auf den möglichen weiteren Zinspfad. Auskunft dazu geben die neusten Zinsprognosen der Mitglieder des Offenmarktausschusses. Im Median werden bis Ende 2025 zwei weitere Zinssenkungen erwartet. Daraus würde ein leicht tieferes Zinsniveau resultieren als noch im Sommer vorhergesagt worden war. Innerhalb des Gremiums gibt es aber auch eine wesentliche Zahl an Mitgliedern, welche bis Ende Jahr von einem konstanten Leitzins ausgehen. An den Future-Märkten wird bis Ende Jahr hingegen ebenfalls mit rund zwei weiteren Zinssenkungen gerechnet.

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Portraitfoto von Florian Hiltpold, Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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