03. September 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Steigende Zinsen belasten Aktienentwicklung

Der Fokus liegt heute auf den Unternehmenszahlen von Swiss Life und Helvetia.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.72%, SPI: -0.90%, SMIM: -1.53%

Der Schweizer Aktienmarkt schloss am Dienstag tiefer. Nach verhaltenem Start war der SMI zunächst abgerutscht, fing sich aber im Späthandel wieder etwas und verbuchte zu Handelsschluss ein Minus von 0.7%. Besonders im Fokus standen die Aktien des Indexschwergewichts Nestlé, nachdem ein überraschender CEO-Wechsel Unsicherheit brachte. Erst am Abend sorgten US-Daten und fallende Tech-Werte für mehr Bewegung in den Kursentwicklungen. Die Anleger warten nun auf die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag, die für die kommende Fed-Zinsentscheidung wichtig sind. Unter den 21 Blue Chips gab es gestern vier Gewinner und 16 Verlierer. Swisscom schloss mit +0.0% unverändert. Nennenswerte Kursanstiege zeigten sich bei Roche (+0.7%) und Amrize (+1.2%). Im Verliererfeld fielen unter anderem Kühne + Nagel (-1.8%), Geberit (-1.8%), ABB (-1.8%), UBS (-2.1%) und Sika (-2.4%) auf. Trotz starker Quartalszahlen und anfänglich deutlich positivem Handelsstart verloren die Aktien des Private-Equity-Spezialists Partners Group 3.2%. Am breiten Markt legten die Aktien von Huber + Suhner (+1.2%) und Burkhalter (+1.7%) zu. Zu den Verlierer gehörten Also (-3.5%), VAT (-4.1%), Belimo (-4.2%), Stadler Rail (-4.8%), Tecan (-4.9%) und Dormakaba (-7.4%). Die Dormakaba-Aktien wurden durch die am Morgen präsentierten Quartalszahlen belastet, welche die Markterwartungen nur teilweise erfüllten. Dabei fiel der EBITDA leicht enttäuschend aus, während die Prognose unterverändert blieb. Der Prüf- und Inspektionskonzern SGS gab gestern die Übernahme des australischen Unternehmens Fulcrum Robotics bekannt, einen australischen Anbieter von drohnengestützten Inspektions- und Robotiklösungen. Der Kaufpreis wurde nicht veröffentlicht.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.42%, DAX: -2.29%

Die europäischen Aktienmärkte gerieten am Dienstag unter Druck wegen wachsender Sorgen über die hohe Staatsverschuldung Frankreichs. Die Renditen für 30-jährige französische Staatsanleihen stiegen auf ein den höchsten Stand seit 2009. Die Ankündigung von Premierminister François Bayrou, die Vertrauensfrage im Parlament zu stellen, löste einen Ausverkauf bei französischen Staatsanleihen aus. Der länderübergreifende Eurozonenleitindex EuroStoxx50 fiel um 1.4%. Der deutsche DAX verlor mit 2.2% noch deutlicher. Der britische FTSE100 (-0.9%) und der französische CAC40 (-0.7%) verloren moderat. Aus Sektorensicht waren gestern sämtliche Bereiche rückläufig. Am deutlichsten eingebüsst haben die Sektoren Finanzen, Industrie, Technologie und Immobilien.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.55%, S&P 500: -0.69%, Nasdaq: -0.82%

Die amerikanischen Aktienmärkte wurden am Dienstag von steigenden Zinsen und Kursverlusten bei Technologieaktien belastet. Die Renditen für 30-jährige US-Staatsanleihen stiegen auf knapp 5% und übten Druck auf die hoch bewerteten Tech-Aktien aus. Der Leitindex DowJones fiel um 0.6% und entfernte sich von seinem kurz zuvor erreichten Rekordhoch. Der marktbreite S&P500 ging 0.7% zurück und der technologielastige Nasdaq verlor 0.8%. Gegen Handelsende konnten die Kursverluste auf einem moderateren Niveau eingedämmt werden. Die Aktie von Chipentwickler Nvidia fiel 2.0%. Deutlichere Verluste wiesen die Titel von Nike (-4.0%), GE Vernova (-5.4%) und Kraft Heinz (-7.0%) aus. Gestern Abend hat ein US-Gericht die Forderung der Regierung nach einer Zerschlagung von Google abgelehnt. Google muss weder den Browser Chrome noch das Betriebssystem Android verkaufen. Allerdings sind exklusive Vertriebspartnerschaften untersagt. Die Aktie von Alphabet stieg nachbörslich um 6.7%.

Unternehmensberichte

Swiss Life zeigte im 1. Halbjahr 2025 weiteres Wachstum. Der Betriebsgewinn stieg auf CHF 903 Mio., was einem Plus von 3% gegenüber dem Vorjahr (CHF 883 Mio.) entspricht. Der Reingewinn lag mit CHF 602 Mio. unter dem Vorjahresniveau von CHF 632 Mio. Die Prämieneinnahmen stiegen um 5% auf CHF 12.1 Mrd., während die Fee-Erträge mit CHF 392 Mio. nahezu stabil blieben. Die Eigenkapitalrendite blieb mit 17.6% fast unverändert (Vorjahr: 17.8%), und die Solvenzquote verbesserte sich auf rund 205% (Vorjahr: 201%). Die Netto-Neugeldzuflüsse im Anlagegeschäft erreichten mit CHF 13.2 Mrd. einen deutlichen Zuwachs zum Vorjahreswert von CHF 1.2 Mrd. CEO Matthias Aellig sieht Swiss Life mit dem Programm «Swiss Life 2027» auf Erfolgskurs. Das Unternehmen plant, das Fee-Ergebnis bis 2027 auf über CHF 1 Mrd. zu steigern und eine Eigenkapitalrendite von 17% bis 19% zu erreichen. Zudem strebt Swiss Life ab 2025 eine Dividendenausschüttungsquote von über 75% an und will die Dividende pro Aktie erhöhen. Das Aktienrückkaufprogramm über CHF 750 Mio. verläuft planmässig und läuft bis Mai 2026. Mit den ausgewiesenen Zahlen erfüllt Swiss Life die Analystenerwartungen.

Helvetia steigerte im 1. Halbjahr das bereinigte Ergebnis um 5.5% auf CHF 300.8 Mio. (Vorjahr: CHF 285.2 Mio.). Der Nettogewinn legte um 24% auf CHF 320.1 Mio. zu. Das Geschäftsvolumen wuchs währungsbereinigt um 1.6% auf CHF 6.96 Mrd., vor allem getrieben durch das Schaden- und Unfallgeschäft mit einem Plus von 4%. Die Kapitalausstattung verfügt über eine geschätzte SST-Quote von rund 290%. CEO Fabian Rupprecht betonte, dass das diversifizierte Portfolio Helvetia resilient mache, auch bei aussergewöhnlichen Ereignissen wie dem Erdrutsch in Blatten. Weiterhin liege der Fokus auf der für das 4. Quartal 2025 geplanten Fusion mit Baloise, die voranschreitet. Die geplante Fusion von Helvetia mit Baloise könnte im kommenden Jahr neue Zielsetzungen mit sich bringen. Helvetia bestärkt seine finanziellen Hauptziele, darunter ein Wachstum des bereinigten Gewinns pro Aktie von 9% bis 11% sowie eine Dividendensteigerung. Das Zahlenset von Helvetia übertrifft die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.28%; DE: 2.78%; CH: 0.33%

Nachdem der US-Markt am Montag geschlossen war, zogen die Zinsen gestern an. Die Renditen 10- und 30-jähriger US-Treasuries liegen jedoch weiterhin unter ihren Jahreshochs. Dagegen notierten unter anderem die Rendite 30-jähriger deutscher Bundesanleihen auf dem  höchsten Stand seit 2011, auch französische und britische Langfristrenditen markieren Mehrjahreshöchststände. Im September stehen die Entscheide diverser Zentralbanken auf der Agenda. Den Auftakt macht kommende Woche die EZB. Die Fed und die SNB entscheiden in der darauffolgenden Woche.

Währungen

Euro in Franken: 0.9365
US-Dollar in Franken: 0.8053
Euro in US-Dollar: 1.1631

Die eingetrübte Börsenstimmung vom gestrigen Handelstag gab dem US-Dollar Unterstützung. Der Greenback war am Dienstag die stärkste G10-Währung, bleibt auf Jahressicht jedoch Schlusslicht. Der EUR/CHF-Kurs bewegte sich dagegen seitwärts. In der zweiten Wochenhälfte rückt vor allem der monatliche US-Arbeitsmarktbericht in den Fokus, der als wichtiger Pulsmesser der amerikanischen Wirtschaft gilt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 65.43 pro Fass
Goldpreis: USD 3'537.19 pro Unze

Die US-Sorte WTI notiert mit 65 Dollar pro Fass auf einem Monatshoch. Im August belasteten Sorgen über ein mögliches Überangebot durch höhere OPEC-Fördermengen die Preise. Die OPEC trifft sich am Wochenende. Marktteilnehmer rechnen mehrheitlich mit einer unveränderten Fördermenge für Oktober, womit die Serie an Anhebungen vorerst pausieren würde.

Auch der Goldpreis stieg in den vergangenen Tagen und übertraf gestern den bisherigen Höchststand vom April. Seit Jahresbeginn hat das Edelmetall in US-Dollar mehr als 30% zugelegt.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (August)
letzter: 48.0; erwartet: 49.0; aktuell: 48.7

Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management ist im August leicht gestiegen, verbleibt aber unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ein Blick auf die Unterkomponenten zeigt ein gemischtes Bild. Die beiden Kategorien «Produktion» und «Beschäftigung» haben sich abgeschwächt. Zugleich stieg die Kategorie «Neuaufträge» erstmals in diesem Jahr über 50 Punkte. Reaktionen der Unternehmen auf die Handelspolitik machen den Index derzeit weiterhin zu einem teils verzerrten Indikator der tatsächlichen Industrieaktivität.

Eurozone: Inflationsrate YoY (August)
letzter: 2.0%; erwartet: 2.1%; aktuell: 2.1%

Im August stiegen die Konsumentenpreise in der Eurozone wie erwartet um 2.1% gegenüber dem Vorjahresmonat – ein leichter Anstieg gegenüber dem Juli-Wert von 2.0%. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel verharrte bei 2.3%. Für den 11. September erwarten Marktteilnehmer analog zur geldpolitischen Lagebeurteilung im Juli keine Zinssenkung, nachdem die EZB davor innerhalb eines Jahres bereits acht Zinssenkungen im Umfang von insgesamt 2 Prozentpunkten vorgenommen hat.

Florian Hiltpold

Portraitfoto von Florian Hiltpold, Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Portraitfoto von Daniel Wachter, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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