
08. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
SMI verliert nochmals über 5 Prozent
Die chaotische US-Zollpolitik führt am Montag in Europa erneut zu einem grossen Aktienausverkauf, derweil sich die US-Aktien weniger stark negativ entwickelten.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -5.16%, SPI: -4.90%, SMIM: -4.36%
Der Schweizer Aktienmarkt tauchte den zweiten Tag in Folge um mehr als 5 Prozent. Besonders zum Handelsstart gestern kam es zu starken Kursausschlägen und zahlreichen vorübergehenden Handelsunterbrechungen. Grund waren die erhöhten Unsicherheiten wegen US-Zöllen. Auch Aktien von Unternehmen ohne US-Geschäft verloren deutlich. Gerüchte über einen möglichen Aufschub der Zölle sorgten am Nachmittag für eine kurze Erholung, die aber schnell verpuffte. Trump drohte zudem mit weiteren Zollerhöhungen gegen China. Die EU zeigte sich gesprächsbereit, kündigte aber gleichzeitig mögliche eigene Vergeltungszölle an. Der SMI schloss mit einem Minus von 5.2%. Der breite Aktien-Ausverkauf sorgte für Kursverluste bei allen 20 Blue Chips. Den geringsten Kursverlust verbuchte die UBS (-3.0%), nachdem der Finanzwert sich innerhalb des Tagesverlaufes über 9% von seinem Tagestief am frühen Morgen von CHF 20.66 erholen konnte. Vergleichsweise geringe Kursrückgänge wiesen zudem die Titel von Swisscom (-3.1%), Logitech (-3.7%) und Sonova (-3.7%) aus. Hohe Verluste belasteten die Werte von Swiss Re (-6.4%), Sika (-6.5%), Swiss Life (-7.2%), Givaudan (-8.2%) und Partners Group (-9.7%). Am breiten Markt sah das Bild ähnlich aus, jedoch gab es auch wenige Kursgewinne zu verzeichnen. Positiv entwickeln konnten sich V-Zug (+3.1%), Gurit (+4.2%), Newron (+9.6%) und Meyer Burger (+11.1%). Tief in der Verlustzone befanden sich die Aktien von Baloise (-6.4%), SGS (-6.6%), Also (-6.9%), OC Oerlikon (-7.4%) und Adecco (-8.0%). Das künftig von Holcim abgespaltene Unternehmen Amrize hat eine Anleihe über USD 3.4 Mrd. platziert – ein wichtiger Schritt zur geplanten Börsennotierung in den USA. Die Emission war stark überzeichnet und umfasst vier Tranchen mit Laufzeiten von zwei bis zehn Jahren
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -4.55%, DAX: -4.13%
An den europäischen Börsen sorgte die aggressive US-Zollpolitik gestern für starke Kursschwankungen. Die EU bot den USA eine gegenseitige Aufhebung aller Industriezölle an und zeigte sich trotz bestehender Zölle gesprächsbereit. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte jedoch, dass parallel auch mögliche Gegenmassnahmen vorbereitet würden, falls die Verhandlungen scheitern. Der EuroStoxx50 fiel zeitweise um fast 7%, drehte am Nachmittag kurz ins Plus und schloss schliesslich 4.6% tiefer. Auch die übrigen europäischen Indizes verloren deutlich. Der französische CAC 40 verlor 4.8%, der spanische IBEX 35 5.1%. Der britische FTSE 100 ging 4.4% zurück und der deutsche DAX 4.1%. Auslöser für die kurze Kurserholung am Nachmittag waren Gerüchte über eine mögliche Zollpause, die das Weisse Haus jedoch dementierte. In sämtlichen Sektoren kam es gestern zu grossen Verkaufswellen. Unter anderem die Rüstungswerten brachen zu Börsenbeginn zusammen. Die Aktie von Rheinmetall befand sich zeitweise unter EUR 1'000, ehe der Titel über 33% im Tagesverlauf aufholen konnte und dann 2.5% tiefer schloss. Auf Sektorenebene standen alle die Bereiche auf der Verkaufsliste. Am stärksten verkauft wurden Aktien aus den Sektoren Gesundheit, Grundstoffe, Energie und Versorger.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.91%, S&P 500: -0.23%, Nasdaq: +0.10%
Die amerikanischen Aktienmärkte setzten ihren Rückgang am Montag angesichts des sich zuspitzenden Zollkonflikts verlangsamt fort. Trotz der weltweiten Börsenturbulenzen verschärfte US-Präsident Donald Trump den Handelskonflikt weiter. Er drohte China mit zusätzlichen Zöllen von 50 Prozent und setzte eine Frist bis Dienstag, um die angekündigten Gegenzölle von 34 Prozent zurückzunehmen. Während der DowJones 0.9% verlor und der S&P 500 mit 0.2% leicht nachgab, konnte sich der Nasdaq leicht ins Plus retten und schloss 0.1% höher. Der marktbreite S&P500 fiel bei Börsenbeginn kurzzeitig unter die 5'000-Punkte-Marke, schloss dann bei 5'062 Punkten. Bei den Magnificent 7 sah das Bild von Kursgewinnen und Verlusten uneinheitlich aus. Gewinne verbuchten Nvidia (+3.5%), Amazon (+2.5%) und Meta (+2.3%). Weitere Verluste wiesen Tesla (-2.6%) und Apple (-3.7%) aus. Nachbörslich eröffnete das US-Modeunternehmen Levi Strauss die Quartalszahlen-Saison zum 1. Quartal. Levi Strauss hält trotz der neuen US-Zölle an seiner Jahresprognose fest und erwartet ein organisches Umsatzwachstum von 3.5% bis 4.5%. Das Unternehmen prüft die Auswirkungen der Zölle, konzentriert sich aber auf beeinflussbare Faktoren wie Lieferantenbeziehungen und Produktionskosten. Preiserhöhungen sollen gezielt erfolgen. Die Aktie gewann nachbörslich 7.4%. Auf Sektorenebene befanden sich die Bereich Technologie und Kommunikationsdienstleistungen in der Gewinnzone. Deutliche Verluste wiesen die Sektoren Basiskonsum, Versorger, Grundstoffe und Immobilien aus.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.17%; DE: 2.61%; CH: 0.37%
An den Kapitalmärkten waren die Bewegungen gestern ausserordentlich gross. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Anleihe bewegte sich gestern zunächst weiter südwärts und sank bis auf 3.88%. Im Verlauf des Tages setzte aber eine Gegenbewegung ein und die Rendite stieg um über 30 Basispunkte. Auch die Zinsen in der Schweiz und Europa zeigten sich gestern volatil. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe schloss um 4 Basispunkte höher als am Freitag und jene der Schweizer Eidgenossenanleihe mit gleicher Laufzeit sank um 2 Basispunkte.
Währungen
Euro in Franken: 0.9403
US-Dollar in Franken: 0.8577
Euro in US-Dollar: 1.0962
Auch an den Devisenmärkten zeigten sich zum Wochenstart grosse Schwankungen. Der Schweizer Franken profitierte von seinem Ruf als «sicherer Hafen» und legte entsprechend gestern gegenüber allen wichtigen Währungen zu. Der EUR/CHF-Kurs fiel gestern zwischenzeitlich bis auf die Marke von 0.93 Franken pro Euro, bevor eine Gegenbewegung einsetze. Heute Morgen notiert das Währungspaar wieder über der Marke von 0.94 Franken pro Euro.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 61.40 pro Fass
Goldpreis: USD 3'005.61 pro Unze
Die Sorgen vor einer stark abkühlenden Weltwirtschaft als Folge der drastischen Zollmassnahmen belasten den Ölpreis zum Wochenstart weiterhin. Eine schleppende Entwicklung der Weltwirtschaft verringert die Öl-Nachfrage. Seit der Ankündigung der Zollmassnahmen letzten Mittwoch ist der Ölpreis der US-Sorte WTI insgesamt um über 10 US-Dollar pro Fass gesunken und fiel gestern auf den tiefsten Stand seit vier Jahren.
Wirtschaft und Konjunktur
Eurozone: Detailhandelsumsätze YoY (Februar)
letzte: 1.8%; erwartet: 1.9%; aktuell: 2.3%
Die Detailhandelsumsätze in der Eurozone sind im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 2.3% gewachsen und konnten damit positiv überraschen. Im Nahrungsmittelsegment haben die Umsätze um 1.9% zugenommen. Ein besonders starkes Wachstum verzeichnete Deutschland mit einem Plus von 4.8%.
Florian Hiltpold

8021 Zürich

Céline Koster

8021 Zürich

Ihr nächster Schritt
Möchten Sie unsere Research-Berichte als Newsletter erhalten? Abonnieren Sie die Themen-Newsletter unseres Investment Centers oder verschaffen Sie sich mit unserem kompakten Anlagemagazin /sicht einen Gesamtüberblick.