
05. August 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
SMI reagiert kaum auf neue US-Zölle
Die am Schweizer Nationalfeiertag angedrohten US-Zölle von 39% sorgten nur kurzfristig für deutlichen Abwärtsdruck am Schweizer Aktienmarkt. Heute stehen die Halbjahreszahlen von Adecco und OC Oerlikon im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.15%, SPI: -0.23%, SMIM: -0.34%
Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich trotz der Ankündigung drastischer US-Zölle auf Schweizer Produkte von 39% zum Wochenauftakt erstaunlich robust. Bei Handelsstart notierte der SMI deutlich im Minus, konnte die Verluste aber im Laufe des Tages weitgehend wettmachen und schloss 0.2% im Minus. Nichtsdestotrotz war die Stimmung von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Die Hoffnung auf eine Lösung in den kommenden Tagen im Handelsstreit mit den USA ist gross. Ausserdem ist der Schweizer Aktienmarkt stark von global agierenden Grosskonzernen dominiert, die besser in der Lage sind, auf die Zölle zu reagieren, als dies bei vielen KMU der Fall ist. Nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten stützte die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den USA zudem den Handel. Von den 21 SMI-Werten schlossen neun in der Gewinnzone. Angeführt wurde die Gewinnerliste von Swisscom (+2.7%), die im gestrigen Umfeld gesucht waren. Es folgten die Versicherer Swiss Re (+1.3%), Zurich Insurance (+1.3%) und Swiss Life (+0.9%). Ebenfalls zu den Gewinnern gehörten der Sanitärtechniker Geberit (+0.8%) und der Aromen- und Riechstoffhersteller Givaudan (+0.4%). Auch die beiden Index-Schwergewichte Novartis (+0.4%) und Nestlé (+0.3%) gehörten zum Gewinnerfeld, während Roche (-0.8%) Verluste hinnehmen musste. US-Präsident Trump hat letzte Woche 17 Pharmaunternehmen schriftlich aufgefordert, die Kosten für Medikamente für US-Verbraucher deutlich zu senken, was im Pharmasektor für Unruhe sorgte. Dies belastete auch den Augenheilmittelkonzern Alcon und den Pharmazulieferer Lonza (je -1.1%). Am Tabellenende stand jedoch Logitech mit Abgaben von 1.9%, gefolgt von Sika (-1.4%) und Richemont (-1.3%). Der Luxusgüterkonzern wäre erheblich von den US-Zöllen betroffen, da die USA in den letzten Jahren zum wichtigsten Absatzmarkt für Schweizer Uhren geworden sind. Gleiches gilt für die Konkurrentin Swatch (-2.3%). Im Finanzsektor büssten Partners Group (-0.9%) und UBS (-0.7%) im unsicheren Umfeld an Wert ein. Am breiten Markt fiel der Verpackungshersteller SIG (-0.5%) auf. CEO Samuel Sigrist tritt mit sofortiger Wirkung von seiner Position zurück. Während der Verwaltungsrat einen neuen CEO sucht, wird die Finanzchefin Ann-Kristin Erkens die Position vorübergehend ausüben. Vor der heutigen Zahlenpublikation ging es für den Stellenvermittler Adecco (-3.1%) deutlich nach unten. Die Aktien des Zahnimplantateherstellers Straumann (+4.1%) konnten die Verluste der letzten Woche teilweise wett machen. Weiterhin im Abwärtssog befindet sich Comet (-8.1%), die letzte Woche mit den Halbjahreszahlen enttäuschten und eine Gewinnwarnung bekannt geben musste.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.49%, DAX: +1.42%
Die europäischen Aktienmärkte legten zum Start in die neue Handelswoche deutlich zu und konnten einen Teil der Verluste vom vergangenen Freitag wett machen. Die Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA nach dem schwach ausgefallenen Arbeitsmarktbericht vom letzten Freitag sorgte für Aufwärtsdruck. Die deutlichsten Avancen verzeichneten der italienische FTSE MIB (+1.9%), gefolgt vom spanischen IBEX35 (+1.8%). Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 gewann 1.5% an Wert. Der deutsche DAX legte um 1.4% und der französische CAC40 um 1.1% zu. Alle Branchen konnten an Wert zulegen, wobei der Finanzsektor zuoberst auf dem Treppchen stand. Es folgten die Bereiche Immobilien, Versorger und Industrie. Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Air France-KLM (+14.0%) positiv auf, die von einer Rating-Hochstufung durch einen Broker profitierten. Ebenfalls gesucht waren die europäischen Bankaktien, die am Freitag besonders stark nachgegeben haben. Die Commerzbank (+5.0%) war Tagesgewinner im DAX und auch die Deutsche Bank (+3.3%) avancierte deutlich. In Grossbritannien sorgte ein Gerichtsurteil zu Autofinanzierungen zusätzlich für Auftrieb im Sektor, es profitierten u.a. Lloyds Banking (+9.0%), Santander (+4.0%) und UniCredit (+3.7%).
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +1.34%, S&P 500: +1.47%, Nasdaq: +1.95%
Die amerikanischen Aktienmärkte starten mit deutlichen Gewinnen in die Börsenwoche und holten die signifikanten Verluste vom vergangenen Freitag teilweise wieder auf. Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed sowie verhalten optimistische Signale im Handelskonflikt zwischen den USA und China sorgten für Auftrieb. Am stärksten avancierte der technologielastige Nasdaq (+2.0%). Der Leitindex DowJones notierte 1.3% höher und der marktbreite S&P 500 verzeichnete Gewinne von 1.5%. Auf Einzeltitelebene stachen einmal mehr die «glorreichen Sieben» hervor. Die Aktien von Alphabet, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla legten gestern um bis zu 3.6% zu. Einzig Amazon (-1.4%) fiel aus der Reihe, nachdem der Titel bereits am Freitag nach enttäuschenden Zahlen deutlich unter Druck stand.
Unternehmensberichte
Adecco verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 einen Umsatzrückgang von 2% auf EUR 11.35 Mrd. Auch organisch, also ohne Fremdwährungseinflüsse und Akquisitionen, musste Adecco einen Rückgang von 2% hinnehmen. Im 2. Quartal 2025 (April bis Juni) sank der Umsatz um 1.0% und kam bei EUR 5.78 Mrd. zu liegen. Um Fremdwährungen und die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage bereinigt, hätte sich der Umsatz zum Vorjahr organisch stabil entwickelt. Dies im Vergleich zum 1. Quartal, in dem der Rückgang noch 2% betrug. Der Bruttogewinn im 2. Quartal kam bei EUR 1.09 Mrd. zu liegen, was einem Rückgang von 4% im Vergleich zum 2. Quartal 2024 entspricht. Die entsprechende Marge sank um 50 Basispunkte auf 18.9%. Der operative Gewinn (EBITA) sank um 21% auf EUR 141 Mio. Die entsprechende Marge betrug 2.5%, nach 3.1% in der Vorjahresperiode. Unter dem Strich verblieb wie im Vorjahr ein Reingewinn von EUR 58 Mio. Für das 3. Quartal 2025 rechnet Adecco mit einer sequenziellen Steigerung der Bruttomarge, wie dies aufgrund der Saisonalität üblich ist. Zudem will das Management die Bruttomarge gegenüber dem 2. Quartal verbessern. Mit dem präsentierten Zahlenset übertrifft Adecco die Erwartungen beim Umsatz, während die Gewinnzahlen wie erwartet ausgefallen sind.
OC Oerlikon publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2025. Der Bestellungsbestand ging im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3.2% auf CHF 826 Mio. zurück. Zu konstanten Wechselkursen blieb der Bestellbestand mit -0.3% praktisch stabil. Der Umsatz betrug CHF 786 Mio., was einem Rückgang im Vergleich zum 1. Halbjahr 2024 von 5.8% entspricht. Bereinigt betrug der Rückgang 3%. Insbesondere die anhaltende Schwäche in der Industrie, der Werkzeugbranche, im Automobilsektor sowie in den Endmärkten für Luxusgüter waren Grund für den Rückgang. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA kam bei CHF 786 Mio. zu liegen (-14.1%), was neben tieferen Umsätzen auf negative Mix- und Währungseffekte zurückzuführen war. Die entsprechende Marge sank um 160 Basispunkte auf 16.7%. Unter dem Strich musste OC Oerlikon einen Verlust von CHF 46 Mio. hinnehmen, nachdem dieser im 1. Halbjahr 2024 noch CHF 21 Mio. betrug. Dabei schlugen der tiefere Betriebsgewinn und Wertminderungen von CHF 46 Mio. zu Buche, die wegen Portfoliooptimierungen notwendig wurden. Das Management sieht sich aufgrund der schwachen Nachfrage aus der Industrie, den andauernden geopolitischen Spannungen und der Belastung für die Wirtschaft durch die neu entstehenden Zollregime gezwungen, die Jahresprognose zu senken. Das Unternehmen erwartet nun einen stabilen bis leicht geringeren Jahresumsatz zu konstanten Wechselkursen sowie eine operative EBITDA-Marge zwischen 17.0% und 17.5%. Bisher war OC Oerlikon von einem stabilen Umsatz oder einem leichten Plus und einer EBITDA-Marge von rund 18.5% ausgegangen. OC Oerlikon hat die Analystenerwartungen beim Auftragsbestand übertroffen, jedoch beim Umsatz leicht und beim operativen Gewinn deutlich verfehlt.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.20%; DE: 2.62%; CH: 0.31%
Die schwächeren US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag stärkten die Erwartungen, dass die Fed im September den Leitzins senken wird. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel daraufhin um 20 Basispunkte auf ein Dreimonatstief. Auch die Rendite des zehnjährigen Schweizer «Eidgenossen» liegt mit 0.31% wieder 17 Basispunkte unter dem Zwischenhoch von Mitte Juli. Vor den nächsten geldpolitischen Entscheiden in der Eurozone, den USA und der Schweiz steht zunächst das Notenbanktreffen in Jackson Hole vom 21. bis 23. August an. Die Zinsentscheide folgen dann nach der Sommerpause zwischen dem 11. und 25. September.
Währungen
Euro in Franken: 0.9355
US-Dollar in Franken: 0.8094
Euro in US-Dollar: 1.1559
Ein unerwartet schwacher US-Arbeitsmarktbericht Ende letzter Woche hat die Spekulation auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed verstärkt und dem Dollar einen Dämpfer verpasst. Zum Franken holte der Greenback zumindest einen Teil der zwischenzeitlichen Verluste wieder auf und nähert sich der Marke von 81 Rappen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.16 pro Fass
Goldpreis: USD 3'371.80 pro Unze
Die US-Sorte WTI notiert rund vier Dollar unter dem Stand der letzten Woche. Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten (OPEC+) beschlossen am Sonntag, die Ölproduktion im September um weitere 547’000 Fass pro Tag zu erhöhen – begründet mit robuster Konjunktur und niedrigen Lagerbeständen. Die OPEC+ weitet damit die Förderung weiter aus. Die Ende 2022 um 2.2 Millionen Fass pro Tag gedrosselte Produktion wird seit April schrittweise zurückgenommen, auch um verlorene Marktanteile zurückzugewinnen.
Der Goldpreis hat in den letzten Tagen Auftrieb erhalten, gestützt von der Erwartung, dass die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung im September die Zinsen senken wird. Seit den schwächeren US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag legte das Edelmetall um 2% zu.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: Inflationsrate YoY (Juli)
letzte: 0.1%; erwartet: 0.1%; aktuell: 0.2%
Die Jahresrate ist im Juli leicht auf 0.2% gestiegen. Damit bleibt die Teuerung innerhalb des SNB-Zielbands von 0-2%, nachdem sie im Mai kurzzeitig negativ war. Inlandgüter waren 0.8% teurer als vor einem Jahr, während sich Importgüter auch infolge des starken Frankens um 1.4% verbilligten. Die Kerninflation ohne frische und saisonale Produkte sowie Energie und Treibstoffe beträgt 0.8%, was der SNB etwas Spielraum lässt, gleichzeitig aber eine wachsame Haltung gegenüber den Frankenbewegungen nahelegt.
Schweiz: Einkaufsmanagerindex Industrie (Juli)
letzter: 49.6; erwartet: 49.9; aktuell: 48.8
Die Stimmung bei den exportorientierten Schweizer Industrieunternehmen blieb im Juli eingetrübt. Allerdings ist die Ankündigung der US-Regierung, einen Zoll von 39% auf Schweizer Waren ab dem 7. August zu erheben, in der aktuellen Umfrage noch nicht eingeflossen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) liegt mit 48.8 damit weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, die eine schrumpfende wirtschaftliche Aktivität signalisiert.
Daniel Wachter

8021 Zürich

Anja Felder

8021 Zürich

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