13. Juni 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

SMI hievte sich dank Schwergewichten ins Plus

Die Aktienmärkte zeigten sich gestern verhalten. Heute dürfte der Angriff Israels auf den Iran das beherrschende Thema an der Börse sein.

Im Fokus

Israel hat in der Nacht auf Freitag den seit Langem erwarteten Angriff auf den Iran ausgeführt. Die Ziele waren hochrangige Militärs, Nuklearwissenschaftler sowie die Urananreicherungsanlage in Natanz. Laut dem israelischen Verteidigungsministerium handelte es sich um einen massiven Erstschlag, vorbereitet durch verdeckte Operationen des Geheimdienstes Mossad. Premierminister Netanyahu rechtfertigte das Vorgehen mit einer angeblich unmittelbar bevorstehenden nuklearen Bedrohung und zog einen historischen Vergleich zur Shoah. Zugleich wandte er sich in versöhnlichem Ton an das iranische Volk und sprach von Hoffnung auf Befreiung vom «tyrannischen Regime». Die israelische Entscheidung gilt als geopolitisch brisant, da ein solcher Angriff bisher nur mit US-Unterstützung für denkbar gehalten wurde – Beobachter vermuten dennoch ein stillschweigendes Einverständnis Washingtons. Während sich Netanyahu bei US-Präsident Trump für dessen Haltung bedankte, distanzierte sich Aussenminister Rubio klar vom israelischen Alleingang und betonte, die USA seien nicht involviert, warnten jedoch mit Blick auf den Schutz eigener Truppen vor iranischen Vergeltungsschlägen. Inzwischen soll Teheran mehr als 100 Drohnen in Richtung Israel entsandt haben, deren Ankunft in den nächsten Stunden erwartet wird.

Die wachsende Unsicherheit schlägt sich deutlich an den Finanzmärkten nieder. Asiens Börsen notieren schwächer, europäische und US-Futures deuten auf Verluste hin. Der Schweizer Franken wurde als sicherer Hafen stark nachgefragt und erreichte mit 0.8056 Fr. pro US-Dollar vorübergehend den tiefsten Stand seit 2011, bevor er sich leicht erholte. Der Euro verlor gegenüber Franken und Dollar an Boden. Auch der Goldpreis als klassische Krisenwährung zog deutlich an und näherte sich mit 3’444 US-Dollar je Feinunze erneut seinem Rekordhoch von 3’500 Dollar. Erwartungsgemäss reagierte auch der Ölpreis stark und legte zwischenzeitlich um bis zu 13 Prozent zu.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.06%, SPI: +0.01%, SMIM: -0.03%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich wenig verändert und schloss nahe dem Schlusskurs vom Mittwoch. Der Leitindex SMI startete mit Abgaben in den Tag, schüttelte diese im Laufe des Nachmittags mit Unterstützung einer positiven US-Börse jedoch ab und ging schlussendlich 0.1% höher aus dem Handel. Der SMIM, der die 30 grössten mittelkapitalisierten Schweizer Unternehmen enthält, schaffte den Sprung über die Nulllinie nicht ganz und schloss 0.03% tiefer. Die Marktteilnehmer zeigten sich nach den am Vortag verkündeten Fortschritten im Zollstreit zwischen den USA und China von der vorsichtigen und misstrauischen Seite. Nach den leicht unter den Erwartungen liegenden Inflationsdaten vom Vortag fielen auch die am Donnerstag veröffentlichten US-Produzentenpreise schwächer aus als prognostiziert. Aufgrund des robusten US-Arbeitsmarktes wird jedoch nicht mit einer Zinssenkung der US-Notenbank Fed an ihrer in der kommenden Woche anstehenden Sitzung gerechnet. Von den 20 SMI-Werten zeigten sich 8 von der positiven Seite, während 12 unter Abgaben litten. Das leichte Plus im Leitindex war vor allem den Pharmaschwergewichten Novartis (+1.1%) und Roche (+1.0%) zu verdanken, die am Nachmittag spürbar zulegten. Nestlé, das dritte Index-Schwergewicht, konnte mit +0.4% ebenfalls fester schliessen. An der Tabellenspitze notierte der Pharma-Zulieferer Lonza (+1.1%). Ebenfalls vorne mit dabei waren der Industriekonzern ABB (+0.8%) sowie der Luxusgüterhersteller Richemont (+0.7%). Eine negative Sektorstudie eines Brokers setzte die Versicherungstitel unter Druck. Die grössten Abgaben hatte Swiss Re (-3.2%) zu verzeichnen, gefolgt von Zurich Insurance (-1.6%), die zusätzlich von einer Ratingrückstufung belastet wurden. Swiss Life ging 0.8% tiefer aus dem Handel. Auch die weiteren Finanztitel wie Partners Group und UBS verloren mit -2.0% und -1.1% deutlich an Wert. Deutlich schwächer zeigte sich auch der PC-Zubehörhersteller Logitech (-2.6%), der am Vortag noch von den Entspannungszeichen zwischen den USA und China profitiert hatte. Am breiten Markt fielen die Aktien von Lindt&Sprüngli auf. Der Schokoladenhersteller avancierte um 1.8% und erreichte kurz vor Handelsschluss ein neues Allzeithoch.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.60%, DAX: -0.74%

Die europäischen Aktienmärkte haben am gestrigen Handelstag erneut an Wert verloren. Der EuroStoxx 50 (-0.6%) setzte damit seine jüngste Schwäche fort. Er schloss diese Woche an allen vier Handelstagen im Minus. Ebenfalls in der Verlustzone zeigten sich der deutsche DAX (-0.7%), der italienische FTSE MIB (-0.6%) und auch der französische CAC40 (-0.1%). Entgegen dem Trend konnte der britische FTSE100 mit 0.2% in der Gewinnzone schliessen und nähert sich seinem Allzeithoch an. Vor allem die Aktien der Ölkonzerne sorgten für Unterstützung. Sie profitierten von einem höheren Ölpreis, der aufgrund der negativen Signale und der zugespitzten Lage im Nahen Osten anstieg. Das gleiche Bild zeigte sich auf Sektorenebene, wo die Energiebranche das Gewinnertableau anführte, gefolgt von defensiveren Sektoren wie Versorger, Gesundheit und Basiskonsum. Am Tabellenende notierten hingegen die Bereiche Technologie, Kommunikationsdienste und Immobilien. Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Fluglinien und Reiseveranstaltern negativ auf. Der steigende Ölpreis erhöht den Druck auf die Treibstoffkosten der Fluggesellschaften. Zusätzlich belastet ein Flugzeugabsturz mit vielen Opfern in Indien die Branche. Die Aktien von Air France-KLM fielen um 7.3% und auch Easyjet verlor 3.8%.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.24%, S&P 500: +0.38%, Nasdaq: +0.24%

Die amerikanischen Aktienmärkte schafften nach einem negativen Start in den Tag den Sprung in die Gewinnzone. Die publizierten Erzeugerpreisdaten gaben weitere Anzeichen einer moderaten US-Inflation, was die Marktteilnehmer hoffen liess, dass die US-Notenbank etwas mehr Spielraum erhält für zukünftige Zinssenkungen. Der US-Leitindex Dow Jones sowie der Tech-Index Nasdaq legten je um 0.2% zu. Der S&P500 avancierte um 0.4%. Auf Sektorenebene zeigten sich die Bereiche Versorger, Technologie und Gesundheit von der positiven Seite, während die Branchen Kommunikationsdienste, Zyklischer Konsum und Industrie unterdurchschnittlich abschnitten. Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Boeing (-4.8%) negativ auf, nachdem in Indien eine Maschine des Typs 787 Dreamliner verunglückt ist. Auch die Aktien des Triebwerkzulieferers GE Aerospace (-2.3%) gaben deutlich nach. Positiv fielen hingegen die Aktien von Oracle auf. Der Softwarekonzern publizierte einen positiven Ausblick, was die Aktien um 13.3% anspringen liess. Die Aktien von Curavac schossen um 37.6% nach oben, angetrieben von einer Übernahmeofferte des Pharmaherstellers Biontech (-0.5%).

Unternehmensberichte

Der US-Softwarekonzern Adobe publizierte gestern nachbörslich die Zahlen zum abgelaufenen Quartal (bis Ende Mai). Adobe konnte den Umsatz um 10.6% auf USD 5.87 Mrd. steigern. Der operative Gewinn stieg von USD 1.89 Mrd. in der Vorjahresperiode auf USD 2.11 Mrd. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 1.69 Mrd., was einem Anstieg von 7.5% entspricht. Adobe veröffentlichte auch seine Ziele für das laufende Jahr. Es wird mit einem Umsatz zwischen USD 5.88 Mrd. und USD 5.93 Mrd. gerechnet. Der bereinigte Gewinn pro Aktie sieht das Management zwischen USD 5.15 bis USD 5.20. Die Prognose liegt zwar über den Erwartungen der Analysten, aber die Skepsis bleibt, ob der Marktführer für Kreativsoftware sich gegen KI-orientierte Newcomer behaupten kann. Die Aktie tendierte nachbörslich leicht schwächer.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.33%; DE: 2.47%; CH: 0.27%

Mit der Zunahme der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten stieg auch das Bedürfnis nach Sicherheit wieder. Dies zeigte sich am gestrigen Handelstag insbesondere an den Kapitalmärkten, wo die als sicher angesehenen Staatsanleihen gesucht waren. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe fiel entsprechend um knapp 10 Basispunkte. Etwas weniger ausgeprägt zeigte sich der Zinsrückgang an den europäischen Kapitalmärkten. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe fiel um 6 Basispunkte, diejenige des Schweizer Eidgenossen mit gleicher Laufzeit um 3 Basispunkte.

Währungen

Euro in Franken: 0.9341
US-Dollar in Franken: 0.8114
Euro in US-Dollar: 1.1513

Der US-Dollar geriet am gestrigen Handelstag deutlich unter Druck, nachdem erneut Sorgen vor den Folgen der US-Zollpolitik aufkamen. Heute Morgen kam es jedoch zu einer Gegenbewegung und der Greenback machte einen grossen Teil seiner gestrigen Verluste wieder wett. Gesucht sind aktuell die «sicheren Häfen» Schweizer Franken und Japanischer Yen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 73.66 pro Fass
Goldpreis: USD 3'375.10 pro Unze

Mit dem Angriff Israels auf den Iran stieg der Ölpreis heute Nacht in einer ersten Reaktion um mehr als 10% an. In den frühen Morgenstunden hat sich der Ölpreis zwar wieder etwas beruhigt. Noch immer kostet ein Fass Öl der US-Sorte WTI aber noch mehr als 5 US-Dollar mehr als gestern. Profitiert von der neuerlichen Eskalation im Nahen Osten hat auch der Goldpreis. Seit gestern Morgen stieg der Preis für eine Unze Gold um etwa 2% und liegt damit nur noch knapp unter seinem Allzeithoch.

Wirtschaft und Konjunktur

Gestern wurden keine Wirtschaftszahlen aus der ersten Reihe publiziert.

Patrick Häfeli

Portraitfoto von Patrick Häfeli, Senior Strategieanalyst Fixed Income bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Dominik Schmidlin

Portraitfoto von Dominik Schmidlin, Leiter Anlagestrategie und Analyse bei der St.Galler Kantonalbank
Leiter Anlagestrategie und Analyse
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8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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