28. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Schweizer Aktienmarkt entgegen dem Trend schwächer

Insbesondere die beiden Pharmaschwergewichte belasteten. Im Fokus stehen heute die Quartalszahlen von Bucher, Novartis und SIG.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.32% SPI: -0.31%, SMIM: -0.35%

Während die europäischen Pendants Gewinne verzeichneten, startete der Schweizer Aktienmarkt mit Abgaben in die neue Handelswoche und konnte diese bis am Abend nicht mehr abschütteln. Auch Entspannungssignale im Zollstreit zwischen den USA und China konnten daran nichts ändern. Die Anleger hielten sich hier zu Lande vor den anstehenden Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie den vielen Quartalszahlen zurück. Zudem erwiesen sich die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-1.4%) und Novartis (-0.9%) als erhebliche Bremsklötze. Novartis gab gestern bekannt, dass sie das US-Biotechunternehmen Avidity Biosciences (+42.4%) für USD 12 Mrd. kaufen wollen. Der Pharmariese will dadurch die Ausrichtung auf die Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen stärken. Der Kaufpreis entspricht einer satten Prämie von 46% auf den Avidity-Schlusskurs vom Freitag. Die Konkurrentin Roche litt unter einer Abstufung durch einen Broker. Keine grosse Unterstützung kam vom dritten Index-Schwergewicht Nestlé. Die Aktie verlor 0.3% an Wert. Mit Abgaben von 4.3% notierte Sika am Tabellenende. Nach den am letzten Freitag vorgelegten Quartalszahlen passten verschiedene Analysten ihre Kursziele bzw. Einstufungen nach unten an, was für Abgabedruck sorgte. Ebenfalls auf den hinteren Rängen notierten Givaudan (-1.9%), Lonza (-1.4%) und Alcon (-1.0%). Der Auftragsfertiger Lonza hatte ohne Angabe von finanziellen Details angekündigt, die französische Redberry zu übernehmen, einen Anbieter von Schnelltests für mikrobiologische Analysen. Tagessieger waren ohne nennenswerte Neuigkeiten die Aktien von Kühne + Nagel (+1.5%). Es folgte UBS (+1.2%), die morgen ihre Quartalszahlen präsentieren wird. Gesucht waren auch weitere Finanzwerte wie Zurich Insurance (+1.1%), Swiss Life (+0.9%) und Partners Group (+0.3%). Swiss Re (-0.3%) musste hingegen Abgaben hinnehmen. Auf dem Einkaufszettel standen auch die Aktien von Logitech (+1.1%). Der PC-Zubehörhersteller wird heute Abend nach Börsenschluss seine Quartalszahlen publizieren. Zudem würde das Unternehmen von einer Einigung zwischen den USA und China profitieren. Im Gegensatz dazu mussten die Techwerte Inficon (-2.5%) und Softwareone (-2.6%) deutliche Abgaben hinnehmen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.64%, DAX: +0.28%

Die europäischen Aktienmärkte profitierten von der Aussicht auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 verzeichnete im Handelsverlauf ein neues Rekordhoch und schloss 0.6% höher. Ebenfalls ein neues Allzeithoch erreichte der britische FTSE100 (+0.1%), notierte bei Handelsschluss aber ebenfalls darunter. Knapp unter ihren Rekordhochs blieben der spanische IBEX35 (+0.9%) sowie der französische CAC40 (+0.2%). Deutlich zulegen konnte auch der italienische FTSE MIB, der 1.0% höher aus dem Handel ging. Auf Sektorenebene hatten die Bereiche Technologie, Finanzen, Zyklischer Konsum und Industrie die Nase vorne. Die Technologieaktien profitierten von den US-Börsen, wo Tech-Aktien einmal mehr gefragt waren. Im EuroStoxx50 profitierten Prosus (+2.9%), Infineon (+2.4%) und ASML (+1.5%) davon. Unter Abgaben litten hingegen die Branchen Immobilien, Grundstoffe, Gesundheit und Kommunikationsdienste.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.71%, S&P500: +1.23 %, Nasdaq: +1.86%

Die amerikanischen Aktienmärkte verzeichneten zum Wochenauftakt deutliche Kursgewinne. Die Hoffnung auf eine baldige Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China sorgte für eine Fortsetzung der Rekordjagd an den US-Börsen. Am deutlichsten avancierte einmal mehr der technologielastige Nasdaq, der 1.9% höher aus dem Handel ging. Alle sieben Tech-Giganten, bekannt als «Mag 7», verzeichneten Gewinne. Amazon verzeichnete mit 1.2% den kleinsten Anstieg, während Tesla mit +4.3% am stärksten zulegen konnte. Auch der marktbreite S&P500 (+1.2%) sowie der Leitindex DowJones (+0.7%) erklommen neue Rekordstände. Aus Branchensicht zeigten sich lediglich die Bereiche Grundstoffe und Basiskonsum unterdurchschnittlich. An der Tabellenspitze notierte der Sektor Kommunikationsdienste, gefolgt von Technologie, Zyklischer Konsum und Industrie. Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Qualcomm (+11.1%) positiv auf. Der Chiphersteller präsentierte seine Chips und Computer, mit denen er Nvidia (+2.8%) herausfordern will. Die neue Produktreihe soll im kommenden Jahr ausgeliefert werden.

Unternehmensberichte

Novartis konnte die Umsätze im 3. Quartal 2025 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8% auf USD 13.9 Mrd. steigern. Zu konstanten Wechselkursen lag der Anstieg bei 7%. Das Umsatzwachstum beruhte auf der weiterhin starken Performance der prioritären Marken wie Kisqali (+68%), Kesimpta (+44%), Pluvicto (+45%) und Scemblix (+95%). Der operative Gewinn stieg im 3. Quartal um 24% auf USD 4.5 Mrd. Der operative Kerngewinn, welcher verschiedene Einflüsse ausklammert, stieg um 6% auf USD 5.46 Mrd. Die entsprechende Marge betrug 39.3% (3. Quartal 2024: 40.1%). Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von USD 3.9 Mrd., was einem Anstieg im Vergleich zum 3. Quartal 2024 von 23% entspricht. Novartis bestätigt die Prognosen für das Gesamtjahr. Das Management rechnet mit einem Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen im hohen einstelligen Prozentbereich sowie ein Wachstum des operativen Kernergebnisses im niedrigen Zehnerbereich. Mit den publizierten Zahlen verfehlt Novartis die Analystenerwartungen leicht.

Bucher Industries verzeichnete in den ersten neun Monaten im Vergleich zur Vorjahresperiode einen Umsatzrückgang von 10.6% auf CHF 2.16 Mrd. Organisch, d.h. währungs- und akquisitionsbereinigt, lag das Minus bei 8.6%. Erfreulich entwickelte sich hingegen der Auftragseingang. Von Januar bis September konnte der Spezialist für Landwirtschaftsmaschinen, Hydraulik und Kommunalfahrzeuge den Auftragseingang um 5.2% auf CHF 2.06 Mrd. steigern. Auf vergleichbarer Basis stieg der Auftragseingang um 7.3%. Insbesondere die Investitionsbereitschaft der Landwirte verbesserte sich insgesamt in den ersten neun Monaten des Jahres 2025, wobei sich allerdings die Regionen unterschiedlich entwickelten. Insbesondere in Europa zeigten sich positive Tendenzen. In den USA wurde hingegen die Stimmung von der unsicheren Handels- und Wirtschaftspolitik negativ belastet. An den Standorten mit einer niedrigen Kapazitätsauslastung wurden die bereits initiierten Kostensparmassnahmen noch weiter ausgebaut. Entsprechend hat Bucher den Mitarbeiterbestand insbesondere in den USA angepasst. Gewinnzahlen publiziert Bucher nach neun Monaten keine. Das Unternehmen bestätigte seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr. Es wird mit einem leicht tieferen Umsatz auf vergleichbarere Basis gerechnet. Aufgrund der geringen Kapazitätsauslastung in den USA rechnet Bucher hingegen nun mit einer tieferen Betriebsgewinnmarge im Vergleich zum Vorjahr (2024: 9%). Bisher prognostizierte das Management eine Betriebsgewinnmarge leicht unter Vorjahr. Bucher trifft in etwas die Analystenerwartungen beim Auftragseingang, liegt allerdings mit den publizierten Umsatzzahlen darunter.

SIG verzeichnete im 3. Quartal 2025 einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 6.7% auf EUR 769.0 Mio. Bereinigt um Fremdwährungseinflüsse sowie um die Plastik-Preisentwicklung betrug der Rückgang 4.3%. Alle Regionen waren rückläufig und trugen zum tieferen Umsatz bei. Gemäss SIG haben die Kunden ihre Lagerbestände an die sich verschlechternde Konsumentenstimmung angepasst. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITDA sank von EUR 205.9 Mio. im 3. Quartal 2024 auf EUR 123.4 Mio. im 3. Quartal 2025. Die entsprechende Marge sank um 700 Basispunkte auf 16.0%. SIG hatte vor kurzem ein grosses Restrukturierungsprogramm angekündigt, wobei die dafür anfallenden Kosten von EUR 320 Mio. im 3. Quartal 2025 verbucht wurden. Inklusive dieser Kosten musste SIG einen Reinverlust von EUR 221.8 Mio. vermelden. Ohne diese Sonderkosten betrug der Reingewinn EUR 16.9 Mio., was im Vergleich zum 3. Quartal 2024 einem Rückgang von 78.2% entspricht (3. Quartal 2024: EUR 77.5 Mio.). Das Management bestätigt die kürzlich reduzierte Prognose für das Gesamtjahr. Es wird mit einem leicht negativen bis flachen Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen und Kunststoffpreisen gerechnet. Die bereinigte EBITDA-Marge ohne Berücksichtigung von Einmalkosten soll im Bereich von 24.0% bis 24.5% liegen, inklusive den Sonderkosten bei 21.0%. Am kommenden Donnerstag wird SIG ein Strategie-Update publizieren, an denen aktualisierte Mittelfristziele bekannt gegeben werden. Zudem dürfte der neue Verwaltungsratspräsident Ola Rollen weitere Details zum Transformationsprogramm präsentieren. Mit den heute publizierten Zahlen erfüllt SIG die Umsatzerwartungen knapp, allerdings hatten sich die Analysten beim Reingewinn mehr erhofft.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.98%; DE: 2.61%; CH: 0.15%

Nach dem Jahrestief von Mitte letzter Woche hatte sich die Rendite der massgebenden 10-jährigen US-Staatsanleihe in den letzten Tagen wieder leicht erholt. Gestern ging es aber bereits wieder nach unten. Die Rendite fiel wieder unter die Marke von 4%. Hinweise auf die weitere Entwicklung könnte der morgige Zinsentscheid der US-Notenbank Fed geben. Eine Zinssenkung von 25 Basispunkten wird an den Märkten bereits erwartet, weshalb der Fokus insbesondere auf den Aussagen von Notenbankchef Jerome Powell zum möglichen weiteren Zinspfad liegt.

Währungen

Euro in Franken: 0.9255
US-Dollar in Franken: 0.7934
Euro in US-Dollar: 1.1665

Der US-Dollar hat in den vergangenen fünf Tagen gegenüber fast allen wichtigen Währungen an Wert verloren. Auch gestern gab die US-Währung im Vergleich zum Euro und dem Schweizer Franken leicht nach. Ein US-Dollar kostet damit weiterhin weniger als 80 Rappen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 61.12 pro Fass
Goldpreis: USD 3’975.04 pro Unze

Der Ölpreis war letzte Woche nach Ankündigung von US-Sanktionen gegen russische Ölfirmen und dem Abbau von Short-Positionen wieder über die Marke von 60 US-Dollar gestiegen. Gestern bewegte sich der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI seitwärts im Bereich von 61 bis 62 US-Dollar. Beim Goldpreis setzte sich gestern der Negativtrend der letzten Tage fort. Der Preis pro Unze fiel dabei erstmals seit rund zwei Wochen wieder unter die Marke von 4'000 Dollar. Seit Anfang Oktober resultiert aber immer noch ein Plus von rund 4%.

Wirtschaft und Konjunktur

Deutschland: Ifo Geschäftsklimaindex (Oktober) 
letzter: 87.7; erwartet: 88.0; aktuell: 88.4

Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im Oktober im Vergleich zum Vormonat leicht verbessert. Der entsprechende Index des Ifo-Instituts liegt damit zwar noch etwas tiefer als in den Sommermonaten Juli und August, aber weiterhin über dem Schnitt der letzten zwei Jahre. Der jüngste Anstieg wurde getrieben von verbesserten Erwartungen für die kommenden Monate. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage fiel hingegen etwas schwächer aus als in den Vormonaten. Bereits die am Freitag publizierten Daten zu den Einkaufsmanager-Indizes (PMI) vom Oktober signalisierten Verbesserungen bei der deutschen Wirtschaft. Der Index für die Gesamtwirtschaft erreichte den höchsten Stand seit Mai 2023. Dieser Anstieg war aber fast ausschliesslich durch den Dienstleistungssektor getrieben. Der Industriesektor verbleibt hingegen weiterhin unterhalb der Wachstumsschwelle.

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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