
15. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Ruhiger Handel trotz Zollsorgen
Trotz der angedrohten US-Zölle von 30% auf EU-Waren blieben die Märkte gelassen. Im Fokus steht heute die positive Gewinnwarnung von Accelleron.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.02%, SPI: +0.00%, SMIM: -0.04%
Der Schweizer Aktienmarkt hielt sich den ganzen Tag leicht im Minus, machte die Verluste jedoch kurz vor Börsenschluss wett und schloss nahezu unverändert. Der Handel verlief in relativ ruhigen Bahnen, obwohl die Märkte einmal mehr im Banne des Zollstreits standen. US-Präsident Donald Trump hatte am vergangenen Samstag neue Importzölle von 30% auf EU-Waren angekündigt, die ab dem 1. August eingeführt werden sollen. Die Schweiz wartet weiterhin auf Post aus Washington, was die Verunsicherung hierzulande hoch hält. Heute Dienstag läuten einige US-Grossbanken die Berichtssaison in den USA ein und es stehen die US-Konsumentenpreise auf der Agenda. Der SMI konnte im gestrigen späten Handel die Verluste wettmachen und schloss mit einem Plus von 0.02% marginal höher. Von den aktuell 21 SMI-Titeln schlossen 11 mit negativem Vorzeichen, während 9 in der Gewinnzone notierten. ABB zeigte sich unverändert. Insbesondere zyklische Werte standen auf dem Verkaufszettel. Am Tabellenende notierte Sika mit Abgaben von 1.1%. Es folgten Kühne + Nagel (-1.0%), Sonova (-0.9%), Richemont und Geberit (je -0.8%). Die handelspolitischen Turbulenzen sorgten dafür, dass Anleger defensivere Werte wie Swisscom (+0.8%) oder die drei Index-Schwergewichte Nestlé, Roche (je +0.4%) und Novartis (+0.2%) bevorzugten. Aber mit Swiss Life (+0.8%) und Partners Group (+0.4%) waren auch Finanzwerte gesucht. Am breiten Markt setzten die Aktien von Barry Callebaut (+2.4%) den Erholungstrend vom letzten Freitag fort. In der vergangenen Woche stand der Schokoladenhersteller nach einer Gewinnwarnung unter erheblichem Druck. Der Apothekenbetreiber Galencia (+1.5%) stand ebenfalls in der Gunst der Anleger, nachdem ein Broker das Kursziel erhöht hatte.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.23%, DAX: -0.39%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich trotz der angekündigten US-Zölle gegen die EU vergleichsweise stabil. US-Präsident Donald Trump will ab dem 1. August Einfuhren aus der EU mit 30 % Zoll belegen. Eigentlich war nach langen Verhandlungen eine baldige Einigung im Handelskonflikt erwartet worden. Während der deutsche DAX (-0.4%), der französische CAC40 (-0.3%) sowie der länderübergreifende EuroStoxx50 (-0.2%) Abgaben hinnehmen mussten, konnten der italienische FTSE MIB (+0.3%) sowie der britische FTSE 100 (+0.6%) Gewinne verzeichnen. Aus Branchensicht standen insbesondere defensive Sektoren wie Versorger, Basiskonsum und Gesundheit in der Gunst der Anleger. Unterdurchschnittlich zeigten sich Aktien aus den Sektoren Energie, Zyklischer Konsum, Grundstoffe und Industrie. Bei den Einzelwerten stach Volvo Cars (-4.4%) negativ heraus. Wegen verspäteter Produkteinführungen zweier Modelle und Zöllen muss das Unternehmen SEK 11.4 Milliarden abschreiben.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.20%, S&P 500: +0.14%, Nasdaq: +0.27%
Die neusten Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump liessen die amerikanischen Aktienmärkte relativ kalt. Der marktbreite S&P500 schloss 0.1% höher. Die Gewinne fielen beim Leitindex Dow Jones mit 0.2% und beim technologielastigen Nasdaq mit 0.3% etwas stärker aus. Der Markt dürfte Trumps Ankündigung als Verhandlungstaktik werten und nicht mit der Umsetzung der angekündigten Zinssätze rechnen. Heute Dienstag läuten die US-Grossbanken JPMorgan, Wells Fargo und Citigroup die Berichtssaison in den USA ein. Zudem werden die US-Inflationsdaten publiziert. Aus Branchensicht waren die Sektoren Kommunikationsdienste, Finanzen sowie Immobilien gesucht. Unter Abgaben litten hingegen die Bereiche Energie, Grundstoffe, Technologie sowie Gesundheit. An der Spitze des Dow Jones standen die Aktien von Boeing (+1.6%). Ein vorläufiger Bericht zum Absturz einer Boeing-Maschine vor einem Monat in Indien deutet darauf hin, dass eine unterbrochene Treibstoffzufuhr die Ursache für den Absturz war. Hinweise auf ein technisches Versagen gibt es bislang nicht. Auch die Titel des Triebwerkszulieferers GE Aerospace gewannen in der Folge 2.7% an Wert.
Unternehmensberichte
Accelleron hat heute Morgen überraschend die Umsatzzahlen für das 1. Halbjahr veröffentlicht und die Prognose für das Gesamtjahr 2025 deutlich angehoben. Der Hersteller von Schiffsturboladern hat in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen Umsatz von USD 608. Mio. erzielt, was einem Anstieg in Lokalwährungen von 20.1% entspricht. Getrieben wurde dieses Wachstum durch Marktanteilsgewinne im Bereich Turbolader, einer starken Nachfrage nach Marinedienstleistungen sowie Anwendungen in den Bereichen Backup, Netzstabilisierung und Primärstromversorgung. Trotz geopolitischer Spannungen haben sich die Märkte von Accelleron im ersten Halbjahr nicht abgekühlt. Das Management erwartet, dass der positive Trend in den Marine- und Energiemärkten auch im zweiten Halbjahr anhält, sofern es keine wesentlichen Änderungen am derzeitigen US-Zollregime gibt. Auf Basis des starken Umsatzwachstums im ersten Halbjahr und der positiven Aussichten für die zweite Jahreshälfte hebt Accelleron die Prognose an und rechnet für das Gesamtjahr 2025 nun mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 16% bis 19% (Bisher 4% bis 6%). Das Ziel einer operativen Gewinnmarge (EBITA) von 25% bis 26% bestätigt Accelleron. Die detaillierten Halbjahreszahlen wird das Unternehmen am 27. August 2025 veröffentlichen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.31%; DE: 2.73%; CH: 0.48%
An den Kapitalmärkten hielten sich die Kursausschläge als Reaktion auf die jüngste Zolldrohung der USA gegen die EU in Grenzen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg um 2 Basispunkte. Auch die Zinsen in Europa bewegten sich nur wenig. Die Rendite der 10-jährigen Schweizer Eidgenossenanleihe kletterte um einen Basispunkt nach oben, diejenige der deutschen Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit bewegte sich seitwärts. Heute stehen die US-Inflationsdaten für den Juni im Fokus. Es wird erwartet, dass die Teuerung in den USA aufgrund der US-Zollpolitik wieder anzieht, was gegen baldige und starke Zinssenkungen durch die US-Notenbank spricht.
Währungen
Euro in Franken: 0.9310
US-Dollar in Franken: 0.7966
Euro in US-Dollar: 1.1687
Der Devisenmarkt startete ohne grössere Bewegungen in die neue Handelswoche. Der US-Dollar profitierte von den jüngsten Zolldrohungen der USA, die Sorgen vor einer höheren Inflation antreiben. Folglich legte die US-Währung gegenüber allen wichtigen Währungen leicht zu. Das EUR/CHF-Währungspaar bewegte sich gestern mit einem Sägezahnmuster seitwärts.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.75 pro Fass
Goldpreis: USD 3'360.36 pro Unze
Der Ölpreis kletterte gestern angetrieben von positiven Daten aus der chinesischen Wirtschaft sowie Spekulationen rund um die US-Russlandpolitik zunächst nach oben, bevor am Nachmittag eine Abwärtsbewegung einsetzte. Schlussendlich fiel der Preis der US-Sorte West Texas Intermediate um 2.2%. Die anhaltende Unsicherheit rund um die US-Handelspolitik schürt Sorgen vor einer globalen Abkühlung, was die Ölnachfrage belastet.
Wirtschaft und Konjunktur
China: Bruttoinlandsprodukt (2. Quartal, YoY)
letzter: 5.4%; erwartet: 5.1%; aktuell: 5.2%
Die chinesische Wirtschaft ist im zweiten Quartal trotz Handelsstreit robust gewachsen. Mit einem Plus von 5.2% hat sich das Wachstum nur leicht verlangsamt. Die Daten dürften jedoch durch den Zollstreit verzerrt sein. Denn die aktuelle Zollpause wurde genutzt, um Exporte vorzuziehen. Die Industrieproduktion legte im Juni um 6.8% zu, nach 5.8% im Mai. Der Umsatz im Detailhandel stieg im Juni um 4.8% und damit schwächer als im Mai (6.4%). Für die künftige Entwicklung der chinesischen Wirtschaft dürfte entscheidend sein, wie es im Zollkonflikt mit den USA nach der Mitte August auslaufenden Zollpause weitergeht.
Anja Felder

8021 Zürich

Céline Koster

8021 Zürich

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