20. November 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Nvidia beruhigt die Märkte

Nach der Korrektur der letzten Tage stabilisierten sich gestern die Aktienkurse weltweit. Unser heutiger Fokus beleuchtet die mit Spannung erwarteten Quartalszahlen des KI-Krösus Nvidia.

Im Fokus

Mit einem starken Zahlenset hat Nvidia gestern nachbörslich die Nerven der Marktteilnehmer beruhigt. Die Zahlen des auf KI-Chips spezialisierten Konzerns, das am Marktwert gemessen grösste Unternehmen der Welt ist, gelten als Gradmesser für die gesamte KI-Industrie. In den letzten Wochen hatten die Sorgen um eine KI-Blase und eine mögliche Korrektur zugenommen, was auch die Aktien von Nvidia deutlich in Mitleidenschaft gezogen hatte. Immer mehr Marktteilnehmer stellten sich zuletzt aber die Frage, ob die hohen Investitionen der grossen Technologie-Konzerne im KI-Bereich gerechtfertigt sind und sich irgendwann auch gewinnmässig auszahlen werden.

Nvidia steigerte den Umsatz im abgelaufenen dritten Quartal um 62% auf USD 57 Mrd. und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Im Vergleich zum Vorquartal erhöhte sich der Umsatz um 22%. Der Unternehmensgewinn sprang um 65% nach oben auf USD 31.9 Mrd. und damit ebenfalls stärker als erwartet. Für das laufende Quartal rechnet Nvidia erneut mit einem starken Wachstum und einem Umsatzanstieg auf USD 65 Mrd. Damit ist Nvidia beim Ausblick deutlich optimistischer als die Analysten, die im Durchschnitt mit einem Anstieg auf USD 61.5 Mrd. gerechnet hatten. Im nachbörslichen Handel sprangen die Nvidia-Aktien in einer ersten Reaktion rund 5% nach oben.

Die unangefochtene Führungsposition im KI-Bereich hat Nvidia mit dem jüngsten Zwischenbericht damit einmal mehr unter Beweis gestellt. Dies dürfte die zuletzt etwas angespannte Stimmung im Markt heute etwas beruhigen. Ob sich die hohen Investitionen in neue Rechenzentren für die grossen Technologiekonzerne Microsoft, Amazon, Meta und Alphabet dereinst auszahlen werden, bleibt allerdings weiterhin unklar. Darüber werden wir wohl erst in ein paar Quartalen Aufschluss erhalten.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.46%, SPI: +0.43%, SMIM: +0.64%

Nach der Korrektur der letzten Tage fand der Schweizer Aktienmarkt gestern wieder etwas den Tritt. In einem impulslosen Handel blieben Neuigkeiten aus dem Unternehmensbereich Mangelware. Der SMI verlor im Tagesverlauf einen Teil der Kursgewinne und schloss zuletzt noch knapp 0.5% im Plus. Zuvorderst im Leitindex führten Zykliker wie Holcim (+2.3%), Geberit (+1.4%), Kühne + Nagel), UBS und Sika (je +1.1%) das Gewinnerfeld an. Unterstützung kam aber auch vom Index-Schwergewicht Roche (+1.1%). Auf der Verliererseite büssten Givaudan (-1.2%), Swiss Re (-1.6%) und Logitech (-3.6%) am stärksten an Terrain ein. Bei Logitech setzte sich der Abwärtstrend einen Tag nach der Ankündigung eines Cyber-Angriffs auf das Unternehmen fort.

Im breiten Markt schossen die Aktien des Börsenneulings SMG um 13.9% nach oben, nachdem ein Broker die Aktie neu auf seine Kaufliste setzte. Auf positives Echo stiess der Investorentag des Industrieunternehmens Daetwyler (+2.9%), der seine Mittelfristziele vollumfänglich bestätigte und dabei das EBIT-Margenziel von «mindestens 17%» bereits in den nächsten 3 bis 5 Jahren erreichen will. Gefragt waren zudem die Aktien von Stadler Rail (+2.3%). Der Zughersteller vermeldete einen neuen Auftrag aus den Niederlanden, der die Herstellung von 36 Pendlerzügen des Typs «Flirt» umfasst. Eine kräftige Erholung zeigten die Aktien des Halbleiter-Zulieferers VAT, die vor den Nvidia-Zahlen um 4.2% anzogen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.13%, DAX: -0.08%

Die europäischen Aktienmärkte stabilisierten sich nach den jüngsten Verlusten ebenfalls und zeigten im Tagesverlauf eine leichte Erholung. Vor den mit Spannung erwarteten Zahlen von Nvidia blieb die Kauflaune aber verhalten. Zum Handelsschluss blieb beim EuroStoxx50 nur noch ein knappes Plus von 0.1%. Der DAX drehte sogar noch ins Minus und schloss 0.1% tiefer. Aus Branchensicht führten zyklische Werte aus dem Sektoren Grundstoffe, IT und Kommunikationsdienste das Gewinnerfeld an. Auf der Gegenseite verloren Aktien aus den Bereichen Versorger und Energie am stärksten an Terrain.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.10%, S&P500: +0.38%, Nasdaq: +0.59%

An den amerikanischen Aktienmärkten standen die Zeichen gestern auf vorsichtige Erholung. Vor der abendlichen Bewährungsprobe mit den Quartalszahlen von Nvidia blieb die Stimmung aber zurückhaltend. Der Dow Jones verteuerte sich um 0.1%, während der S&P500 um 0.4% zulegte. Der technologielastige Nasdaq kletterte um 0.6% nach oben. Weiterhin stark gefragt waren die Aktien von Alphabet (+3.0%), die ihren jüngsten Aufwärtstrend fortsetzen. Geholfen hat dem Mutterhaus von Google in den letzten Tagen, dass Warren Buffet eine Aktienbeteiligung von USD 4.3 Mrd. am Unternehmen offenlegte, die er im letzten Quartal aufgebaut hat. Zudem stellte Google gestern eine vielversprechende neue Version seiner KI-Software Gemini vor. Die Aktien von Nvidia zogen vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen 2.9% an. Auch andere Chip-Hersteller wie Oracle (+2.3%) oder Broadcom (+4.1%) gehörten zu den Tagesgewinnern.

Kapitalmärkte

Rendite 10-jährige Staatsanleihen
USA: 4.14%; DE: 2.71%; CH: 0.18%

Gestern Abend wurde das Protokoll der letzten Zins-Sitzung der US-Notenbank Fed publiziert. Dabei wurden die Bedenken verschiedener Mitglieder des Gremiums deutlich, dass weitere Zinssenkungen die bereits hohe Inflationsrate weiter anheizen könnten. Gegenüber einer möglichen weiteren Senkung des Leitzinses im Dezember äusserten sie sich kritisch. Die Publikation des Protokolls hatte Folgen. An den Future-Märkten wird die Wahrscheinlichkeit einer solchen Zinssenkung im Dezember neu nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 27% eingepreist. Gestern lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 45%, in der Woche davor waren es noch knapp 60%. Aufgrund ihres Doppelmandats steht die Fed aktuell in einem Zielkonflikt zwischen der Bekämpfung der Inflation und der Stützung des abgekühlten Arbeitsmarktes.

Währungen

Euro in Franken: 0.9289
US-Dollar in Franken: 0.8064
Euro in US-Dollar: 1.1521

Die geringere Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Dezember stützte gestern den US-Dollar. Mit knapp mehr als 80 Rappen kostet ein Dollar damit etwa gleich viel wie vor drei Monaten. Die Verluste gegenüber dem Schweizer Franken seit Anfang Jahr bleiben aber weiterhin gross (-11.2%).

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 59.66 pro Fass
Goldpreis: USD 4'067.58 pro Unze

Der Goldpreis hat sich in den letzten Tagen wieder oberhalb der Marke von 4'000 US-Dollar pro Unze eingependelt. Dies ist zwar weniger als zu den Höchstständen von Mitte Oktober, als das Edelmetall zwischenzeitlich über 4'300 US-Dollar gekostet hatte. Seit Anfang Jahr resultiert aktuell immer noch ein Plus von 55%.

Wirtschaft und Konjunktur

Gestern wurden keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Heute wird der US-Arbeitsmarktbericht für den Monat September publiziert.

Matthias Müller

Portraitfoto von Matthias Müller, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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