15. September 2025, Meine Anlagewelt | Rohstoffe

Neuer Schwung im Edelmetallmarkt

Gold hat im September neuen Auftrieb erhalten und ein Rekordhoch markiert. Silber, Platin und Palladium hinkten im Frühjahr inmitten der Börsenturbulenzen deutlich hinterher, konnten zuletzt aber aufholen.

Gold

Nach einem viermonatigen Seitwärtstrend stieg Gold im September erstmals über USD 3’600 je Unze auf ein Allzeithoch. Seit Jahresbeginn legte der Preis um knapp 40% zu – nach einem Plus von 27% im Vorjahr. Im zweiten Quartal kauften die Notenbanken zwar weniger als zu Jahresbeginn, blieben mit ihren Käufen jedoch deutlich über dem 10-Jahres-Durchschnitt. China erhöhte seine Reserven im August zum zehnten Mal in Folge – ein Signal für die strategische Bedeutung von Gold. Bei den börsenkotierten Gold-ETFs setzten sich die Zuflüsse fort und trieben die Bestände auf ein Zwei-Jahres-Hoch, unterstützt durch die Aussicht auf US-Zinssenkungen und den schwachen Dollar. Die Nachfrage von Zentralbanken und Investoren bleibt die treibende Kraft, gestützt auf Diversifikation und als Versicherung vor wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken.

Silber

Im Windschatten von Gold kostet Silber erstmals seit 14 Jahren wieder mehr als USD 40 je Unze. Laut «The Silver Institute» steuert der Markt auf das fünfte jährliche Angebotsdefizit in Folge zu. Dazu trägt eine robuste Industrienachfrage bei, die rund 60% des Gesamtbedarfs ausmacht – etwa für Smartphones und Solarmodule. Im Jahresverlauf flossen zudem erstmals wieder kontinuierlich Gelder in Silber-ETFs. Allerdings ist der Silbermarkt rund zehnmal kleiner als der Goldmarkt und damit anfälliger für Preisausschläge. Die Folgen eines schnellen Preisanstiegs zeigte die Spekulationswelle 2010, als der Preis in nur acht Monaten von unter USD 20 auf USD 50 je Unze sprang und die Industrienachfrage einen Dämpfer erhielt. Der Silberpreis orientiert sich eng an Gold, doch als sicherer Hafen bleibt das gelbe Metall unübertroffen. Silber mit seinem hohen Industrieanteil bleibt eine stärkere Konjunkturwette – insbesondere mit Blick auf China.

Platin

Platin ist nach mehrjähriger Preisschwäche nach oben ausgebrochen. Das «World Platinum Investment Council» prognostiziert für 2025 erneut ein Angebotsdefizit bei sinkenden Lagerbeständen. Der grösste Verbraucher China importierte zuletzt wieder mehr Platin, getrieben durch Käufe von Schmuckherstellern und Investoren – als Alternative zu Gold. Beim wichtigsten Nachfrager, der Automobilindustrie, bleibt der Ausblick jedoch verhalten, da der Wandel zu Elektroautos den Bedarf an Katalysatoren mindern würde. Ein Trend zu Hybridfahrzeugen könnte die Nachfrage stützen. Zwar kam es nach dem 50%-Anstieg innerhalb von zwei Monaten zu Gewinnmitnahmen, grössere Abflüsse aus Platin-ETFs blieben jedoch aus. Auf der Angebotsseite ist zu beachten, dass mehr als 70% der weltweiten Minenproduktion aus Südafrika stammen. Zusammen mit Russland und Simbabwe dominieren diese Länder den Markt – eine Abhängigkeit, die den Preis weiterhin beeinflusst.

Palladium

Palladium ist im Vergleich zu Gold ein sehr kleiner Markt. Dies begünstigt starke Preisschwankungen und macht das Metall besonders anfällig für Spekulation. Noch stärker als Platin wird der Markt von wenigen Akteuren bestimmt. Angebotsseitig dominieren Russland und Südafrika, nachfrageseitig die Automobilbranche mit rund 85%. Ereignisse wie Streiks, Sanktionen oder eine schwächere Autonachfrage bewegen den Preis daher immer wieder stark. Jüngst trieben spekulative Investoren den Palladiumpreis nach oben, gefolgt von einer Gegenbewegung. Palladium bleibt das volatilste der vier Edelmetalle – ohne im Portfolio den stabilisierenden Charakter von Gold zu bieten.

Preisentwicklung im Quervergleich

Quelle: Bloomberg; Edelmetallpreise in US-Dollar pro Unze (indexiert; Jan. 2015=100)

Notenbanken: Jährliche Netto-Goldkäufe

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Quelle: World Gold Council; Daten bis 30.06.2025

Investorennachfrage: Börsenkotierte Gold-ETFs

Quelle: Bloomberg

Daniel Wachter

Portraitfoto von Daniel Wachter, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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