21. August 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Nebenwerte im Fokus

Der SMI schloss gestern unter anderem dank starken Schwergewichten 0.5% höher. Heute stehen verschiedene Zwischenberichte von Unternehmen aus der zweiten Reihe im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.52%, SPI: +0.41%, SMIM: +0.49%

Der Schweizer Aktienmarkt knüpfte gestern an den Aufwärtstrend vom Dienstag an und schloss erneut höher. Vor dem Notenbanktreffen in Jackson Hole stand jedoch eine defensivere Ausrichtung im Fokus vieler Anleger. Nach einem schwachen Start drehte der SMI in die Pluszone, baute seine Kursgewinne im Tagesverlauf aus und schloss zuletzt 0.5% höher. Der Leitindex profitierte dabei vor allem von einer starken Entwicklung der Schwergewichte. Zuoberst standen die Aktien von Nestlé, die ohne nennenswerte Neuigkeiten um 3.6% anzogen. Auch die beiden Pharma-Schwergewichte Novartis (+1.5%) und Roche (+0.9%) reihten sich unter den Tagesgewinnern ein. Mit Givaudan (+2.5%), Lonza (+2.1%) und Sonova (+0.7%) profitierten weitere Titel aus defensiven Sektoren von Zukäufen. Auf der Verliererseite standen mehrheitlich zyklische Titel. Eine Ausnahme bildete Alcon, die um deutliche 9.4% absackten. Der Augenheilkundekonzern verfehlte mit seinem Ergebnis zum zweiten Quartal die Analystenerwartungen und musste zum zweiten Mal in Folge seine Jahresziele reduzieren. Ebenfalls negativ aufgenommen wurde das Zahlenset von Geberit. Der Sanitärtechnikkonzern konnte die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Weiterhin im Rückwärtsgang befinden sich die Titel von Amrize (-3.6%), die ohne erkennbare Gründe an Terrain verloren. Im breiten Markt zogen die Aktien von Emmi nach der Vorlage der Halbjahreszahlen um 7.3% an. Auch bei Implenia (+5.9%) sorgte das gestern vorgelegte Zahlenset für Rückenwind. Die Aktien von Gurit reagierten trotz enttäuschender Halbjahreszahlen ebenfalls positiv und schlossen 3.9% höher. Sensirion reagierte zunächst mit Kursgewinnen von mehr als 10% auf den gestrigen Zwischenbericht. Diese bröckelten allerdings im Tagesverlauf nach und nach ab und die Aktien des Sensorenherstellers schlossen schliesslich 0.9% tiefer.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.20%, DAX: -0.60%

An den meisten europäischen Aktienmärkten hielten sich die Kursbewegungen in einem ruhigen Umfeld in Grenzen. Impulse von der Konjunktur- und Unternehmensseite blieben Mangelware. Der EuroStoxx50 beendete den Handelstag 0.2% tiefer. Ein deutlicheres Minus von 0.6% verzeichnete der DAX, der von schwachen Industrie- und Technologiewerten gebremst wurde. Diese Sektoren führten im Zuge von Gewinnmitnahmen europaweit das Verliererfeld an. Gefragt waren dagegen Aktien aus defensiven Sektoren wie Kommunikationsdienste, Gesundheit, Versorger und Basiskonsum, die von der Suche nach Sicherheit profitierten.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.04%, S&P 500: -0.24%, Nasdaq: -0.67%

Der US-Aktienmarkt entwickelte sich gestern uneinheitlich. Während die Technologiewerte rund um die «Magnificient 7» ihre Konsolidierung vom Vortag fortsetzten, entwickelten sich viele Standartwerte stabil. Der Dow Jones ging entsprechend mit einem kleinen Plus von 0.04% aus dem Handel. Der S&P 500 (-0.2%) und vor allem der technologielastige Nasdaq (-0.7%) schlossen hingegen mit Kursverlusten. Die Aktien des KI-Krösus Nvidia setzten ihre Korrektur zum Handelsauftakt mit Verlusten von bis zu 4% fort, erholten sich aber im Tagesverlauf und schlossen zuletzt nur noch 0.1% tiefer. Stärker unter Druck standen bei den Tech-Schwergewichten die Aktien von Apple (-2.0%) und Amazon (-1.8%). Die Aktien von Target sackten um 6.3% ab, nachdem der Discounter einen neuen CEO ankündigte, der am Markt nicht auf Gegenliebe stiess.

Unternehmensberichte

BKW vermeldete für das 1. Halbjahr 2025 einen Umsatzrückgang von 3.4% auf CHF 2.3 Mrd. Nach dem starken Vorjahr musste der Stromkonzern vor allem im Energiegeschäft einen Umsatzrückgang hinnehmen, der auf tiefere Strompreise zurückzuführen ist. Das Netzgeschäft entwickelte sich hingegen stabil und bei den Dienstleistungen erreichte BKW ein leichtes Wachstum. Der operative Gewinn verringerte sich um 29.1% auf CHF 310.7 Mio. Unter dem Strich verblieb ein um 43.9% tieferer Reingewinn von CHF 203.3 Mio., zusätzlich belastet durch eine schwächere Performance beim Stilllegungs- und Entsorgungsfonds für das Kernkraftwerk Mühleberg. Die Zielsetzung für das Gesamtjahr 2025, die einen operativen Gewinn von CHF 650 bis 750 Mio. veranschlagt, wurde bestätigt. Das Zahlenset bleibt leicht unter den Analystenerwartungen.

Swiss Prime Site vermeldete für die ersten 6 Monate des Jahres 2025 einen Rückgang der Mieterträge von 2.8% auf CHF 225.5 Mio. Der Rückgang ist vor allem auf Bauprojekte und Verkäufe zurückzuführen. Auf vergleichbarer Basis erhöhte sich der Mietertrag um 2.2%. Der Wert des gesamten Immobilienportfolios stieg von CHF 26.4 Mrd. Ende 2024 auf CHF 27.0 Mrd. Positiv entwickelte sich auch der Ertrag aus dem Asset Management, der um 41% auf CHF 38.0 Mio. stieg. Unter dem Strich verblieb dem Immobilienkonzern ein praktisch unveränderter Reingewinn vor Neubewertungen von CHF 164.2 Mio. Die Neubewertungen aufgrund der gesunkenen Zinsen beliefen sich auf CHF 102 Mio., nach CHF 30.4 Mio. im Vorjahr. Die Leerstandsquote stand per Ende Halbjahr bei 4.0%, leicht über den 3.8%, die SPS per Ende 2024 ausgewiesen hatte. Die Prognose für 2025, die eine Leerstandsquote von 3.8% und ein knapp stabiler Mietertrag umfasst, wurde bestätigt.

Siegfried vermeldete für das 1. Halbjahr 2025 einen Umsatz von USD 619.5 Mio., 0.1% unter dem Vorjahreswert. Bereinigt um Währungseinflüsse erhöhte sich der Umsatz um 1.6%. Das verhaltene Umsatzwachstum war vor allem auf einen Lagerabbau bei Kunden zurückzuführen. Der operative Kerngewinn (Core-EBITDA) stieg um 1.3% auf CHF 133.9 Mio. Dadurch verbesserte sich die entsprechende Marge um 30 Basispunkte auf 21.6%. Unter dem Strich verblieb dem Pharmazulieferer ein bereinigter Reingewinn von CHF 65.7 Mio., 8.4% tiefer als im Vorjahr. Trotz des verhaltenen 1. Halbjahrs wird der Ausblick für das Gesamtjahr, der ein Umsatzwachstum im mittleren, einstelligen Prozentbereich und eine Kernmarge von mindestens 22% anstrebt, bestätigt. Das Management verweist dabei vor allem auf die typische Saisonalität und eine erwartet stärkere Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte. Das Zahlenset bleibt leicht unter den Analystenerwartungen.

Orior gab heute Morgen neben den 1. Halbjahreszahlen 2025 ein umfassendes Massnahmenpaket bekannt, um die Verschuldung in den nächsten 18 Monaten im zweistelligen Millionenbereich zu reduzieren, die Wettbewerbsfähigkeit und Marktposition zu stärken sowie die Organisationsstruktur zu vereinfachen. Das Segment Refinement wird reorganisiert, wodurch Albert Spiess und Rapelli zusammengeführt werden. Für Culinor werden alle strategischen Optionen, einschliesslich eines Verkaufs, überprüft. Der Umsatz nahm im 1. Halbjahr 2025 um 2.9% auf CHF 304.9 Mio. ab. Organisch hätte der Rückgang 1.8% betragen, wovon 0.6% auf negative Wechselkurseffekte und 0.5% auf Devestitionen zurückzuführen sind. Die Altlasten sowie die hohen Rohstoffkosten belasteten die Rentabilität. Der EBITDA sank um 28.8% auf CHF 16.3 Mio., was einer um 190 Basispunkte tieferen EBITDA-Marge von 5.4% entspricht. Die Verschuldung konnte aufgrund des freien Geldflusses leicht auf CHF 173.3 Mio. reduziert werden. Insgesamt blieb ein um 78.9% tieferer Reingewinn von CHF 1.3 Mio. Da das organische Wachstum im 1. Halbjahr besser als erwartet ausfiel, erwartet Orior neu ein organisches Umsatzwachstum in der Bandbreite von -2% bis -4% (zuvor -4 bis -6%). Wegen Verzögerungen bei Neueröffnungen an Flughäfen wird die erwartete EBITDA-Marge leicht nach unten auf 5.9% bis 6.3% (zuvor: 6.0% bis 6.4%) angepasst. Orior liegt mit dem Zahlenset bei Umsatz und Reingewinn über den Erwartungen, beim EBITDA aber leicht darunter.

Sunrise vermeldete für das 1. Halbjahr 2025 einen Umsatzrückgang von 0.7% auf 731.6 Mio. Im Mobilfunkbereich konnte der Telekomkonzern in Vorjahresvergleich 18'000 Neukunden dazugewinnen, während die Anzahl Internet-Abos auf dem Vorjahresniveau stagnierte. Der bereinigte operative Gewinn nach Leasingverpflichtungen (EBITDAaL) stieg um 1.9% auf CHF 249.4 Mio., unter anderem unterstützt durch Preiserhöhungen. Unter dem Strich verblieb ein Nettoverlust von CHF 53.6 Mio., etwas tiefer als im Vorjahr, als der Verlust bei CHF 73.7 Mio. gelegen hatte. An der Prognose für das Gesamtjahr wird festgehalten. Sie umfasst unter anderem das Ziel einer stabilen bis niedrigen einstelligen Wachstumsentwicklung des operativen Gewinns und eine Steigerung der Dividende um 2.7%. Das Zahlenset fällt leicht besser aus, als von den Analysten erwartet.

Die Waadtländer Kantonalbank (BCV) erzielte im 1. Halbjahr 2025 einen um 3% geringeren Reingewinn von CHF 215 Mio. Dies entspricht einer Eigenkapitalrendite von 10.9%. Der Umsatz lag unverändert bei CHF 579 Mio. Während die Nettozinseinkünfte um 8% zurückgingen, erhöhten sich die Kommissionseinnahmen um 8% und die Handelserträge um 11%. Durch einen stabilen Geschäftsaufwand von CHF 282 Mio. resultierte ein Cost-/Income-Ratio von 56.2%. Das Nettoneugeld lag bei CHF 889 Mio. Zusammen mit der Marktentwicklung führte dies zu einem seit Jahresbeginn um 2% höheren verwalteten Vermögen von CHF 126.5 Mrd. Die Kernkapitalquote nahm gegenüber Ende 2024 um 160 Basispunkte auf 18.4% zu. Die Zahlen lagen innerhalb der Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.29%; DE: 2.72%; CH: 0.32%

An den Kapitalmärkten steht zurzeit die US-Geldpolitik im Fokus. Gestern wurde das Protokoll der letzten Fed-Zinssitzung publiziert. Gemäss dem Dokument hielten es nahezu alle Ausschussmitglieder für angemessen, den Leitzins unverändert zu belassen. Die Mitglieder sehen aufgrund von Trumps Zollpolitik Risiken für beide Mandate der US-Notenbank: Preisstabilität und Vollbeschäftigung. Bei den meisten Fed-Vertreter dominieren jedoch die Sorgen vor einer höheren Inflation. Im Protokoll wird die Inflation nach wie vor als «etwas hoch» bezeichnet, der Arbeitsmarkt dagegen wird als «solide» beschrieben. An den Kapitalmärkten löste das Protokoll keine grossen Bewegungen aus. Weitere Hinweise über die künftige Zinspolitik in den USA erhoffen sich die Marktteilnehmenden von der morgigen Rede des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell beim jährlichen Notenbanktreffen in Jackson Hole.

Währungen

Euro in Franken: 0.9377
US-Dollar in Franken: 0.8051
Euro in US-Dollar: 1.1647

An den Devisenmärkten stach gestern der Neuseeländische Dollar heraus: Er geriet gegenüber sämtlichen G10-Währungen unter Druck, nachdem die Zentralbank die Zinsen erneut senkte und weitere Lockerungsschritte in Aussicht stellte. Zu den Gewinnern gehörte gestern der Schweizer Franken, der gegenüber allen wichtigen Währungen zulegte.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 63.06 pro Fass
Goldpreis: USD 3'339.78 pro Unze

Der Ölpreis erhielt zur Wochenmitte Rückenwind von überraschend stark gesunkenen Ölbeständen in den USA. Die Rohölreserven sind in der vergangenen Woche um 6 Millionen Barrel auf 420.7 Millionen gesunken. Der Ölpreis der US-Sorte WTI stieg gestern um 1.4%.

Auch Gold war gestern gesucht und legte um 1% zu. Das gelbe Edelmetall profitierte dabei von wieder aufkeimenden Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed, nachdem Trump die Gouverneurin Lisa Cook zum sofortigen Rücktritt aufgefordert hat.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine Wirtschaftsdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Heute stehen diverse vorlaufende Indikatoren auf der Agenda. Unter anderem werden die Einkaufsmanagerindizes aus den USA und der Eurozone publiziert.

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster, Strategieanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Portraitfoto von Angela Truniger, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
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Matthias Müller

Portraitfoto von Matthias Müller, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
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