22. August 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Moderate Verluste vor Notenbanktreffen

Die Anleger warteten auf die heutige Rede von Fed-Chef Jerome Powell. Heute stehen die Halbjahreszahlen von Allreal im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.28%, SPI: -0.25%, SMIM: -0.26%

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einer längeren Gewinnphase leicht nachgegeben. Vor dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole nahmen Anleger Gewinne mit und warteten ab. Im Fokus steht nun die Rede von Fed-Chef Powell von heute Freitag. Eine Zinssenkung im September gilt als wahrscheinlich, doch das FOMC-Protokoll zeigte neue Sorgen der Fed über den US-Arbeitsmarkt und die US-Inflation. Der SMI fiel gestern zeitweise unter 12’200 Punkte, erholte sich dann gegen Handelsende und schloss 0.3% tiefer. Von den 21 Blue Chips beendeten fünf Werte den Börsentag in der Gewinnzone, während 16 Titel Kursrückgänge verbuchen mussten. Nennenswerte Gewinneraktien waren Novartis (+0.5%) und Logitech (+0.7%). Zu den Verlierern zählten unter anderem Sonova (-0.9%), Lonza (-0.9%), Sika (-1.1%), Givaudan (-1.4%), Kühne + Nagel (-1.8%) und Geberit (-1.8%). Schlusslicht im SMI war der Augenheilkundespezialist Alcon mit einem Verlust von 2.6%. Alcon leidete den zweiten Tag in Folge an den schwach ausgefallenen Geschäftszahlen, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Am breiten Markt stiegen die Aktien von Sunrise (+4.7%) nach starken Quartalszahlen und bekräftigter Jahresprognose auf ein neues Rekordhoch. Ebenfalls positiv auf die Geschäftszahlen reagierten die Aktien der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) (+3.6%). Die Bank verzeichnete ein Plus von 8% bei den Kommissions- und Gebührenerträgen. Zu den gestrigen Gewinnern gehörten auch Galderma (+2.6%) und Accelleron (+2.4%). Fallende Kurse aufgrund von Geschäftszahlen, welche die Markterwartungen verfehlten, waren bei Siegfried (-6.0%) und BKW (-6.1%) zu finden. Deutlich rückläufig waren die Aktien von Sensirion mit einem Tagesverlust von 15.3%. Die Titel wurden unter anderem von mehreren Rating-Rückstufungen belastet.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.19%, DAX: +0.07%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am Donnerstag überwiegend schwächer. Zurückhaltung prägte das Bild vor der mit Spannung erwarteten Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag. Der länderübergreifende Eurozonen Leitindex EuroStoxx50 schloss 0.2% tiefer als am Vortag. Ebenfalls tiefer notierte der französische CAC40 mit einem Tagesverlust von 0.4%. Höher aus dem Handel gingen die Indizes des britischen FTSE100 (+0.2%) und des spanischen IBEX35 (+0.1%). Auf Sektorenebene legten die Bereiche Energie, Gesundheit und Finanzen zu. Rückläufige Branchen waren Technologie, Grundstoffe und Zyklischer Konsum.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.34%, S&P 500: -0.40%, Nasdaq: -0.34%

Vor der heutigen Rede des US-Notenbankchefs Powell zeigten sich die amerikanischen Börsen nach den jüngsten Kursgewinnen von der verhaltenen Seite. Die Marktteilnehmer erwarten eine Zinssenkung von 25 Basispunkten im September. Der marktbreite S&P500 verlor 0.4%, während der technologielastige Nasdaq und der US-Leitindex DowJones beide je 0.3% tiefer schlossen. Die besser als erwartet ausgefallene Umfrage unter den US-Einkaufsmanagern hatte hingegen nur wenig Einfluss. Auf Sektorenebene schwangen die Bereiche Energie und Grundstoffe obenauf. Unterdurchschnittlich entwickelten sich die Sektoren Nichtzyklischer Konsum, Versorger und Zyklischer Konsum. Unter den DowJones-Werten führte Merck & Co (+1.7%) ohne nennenswerte Neuigkeiten das Tableau an. Auf der Verliererseite fiel der US-Einzelhändler Walmart auf, der ein Minus von 4.5% verbuchte. Das Quartalsergebnis fiel gemischt aus. Während der Umsatz über den Erwartungen lag, fiel der Gewinn darunter aus. Zudem konnte der Jahresausblick angehoben werden, was jedoch von den Marktteilnehmern bereits antizipiert wurde.

Unternehmensberichte

Allreal konnte im 1. Halbjahr 2025 das Unternehmensergebnis inkl. Neubewertungseffekte um 73.8% auf CHF 116.8 Mio. steigern. Grund dafür war vor allem ein positiver Neubewertungseffekt im Umfang von CHF 70.3 Mio., die erfolgreichen Vertragsabschlüsse, höhere Marktmieten und eine für Allreal vorteilhaftere Zinsentwicklung zuzuschreiben. Ohne die Neubewertungen hätte das Unternehmensergebnis um 3.5% auf CHF 62.6 Mio. zugelegt. Aufgrund von Portfolioveränderungen fiel der Mietertag um 4.1% auf CHF 103.5 Mio. Die Leerstandsquote erhöhte sich von 1.5% im Vorjahr auf 2.9%. Der Ausblick fürs Gesamtjahr 2025, wonach ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe und stabile Bilanzkennzahlen erwartet werden, wird bestätigt. Das Zahlenset erfüllte in etwa die Markterwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.33%; DE: 2.76%; CH: 0.36%

Im Vorfeld der für heute Nachmittag angesetzten Rede des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell beim jährlichen Notenbankentreffen in Jackson Hole blieb es gestern an den Kapitalmärkten erwartungsgemäss ruhig. Mehrheitlich positiv ausgefallene Konjunkturdaten liessen die Renditen in den USA, Europa und in der Schweiz zwar ein paar Basispunkte ansteigen. Viel entscheidender wird jedoch sein, wie sich Fed-Präsident Powell heute Nachmittag zum weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank äussern wird.

Währungen

Euro in Franken: 0.9387
US-Dollar in Franken: 0.8102
Euro in US-Dollar: 1.1586

Der US-Dollar vermochte gestern im Zuge positiv aufgenommener Konjunkturdaten etwas zuzulegen. Aufgefallen ist jedoch in erster Linie die Norwegische Krone: Norwegen hat am gestrigen Handelstag überraschend gute Wachstumszahlen publiziert. So erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um stolze 0.8%, gleichzeitig wurde das BIP-Wachstum vom ersten Quartal um 0.2 Prozentpunkte nach oben revidiert. Dies sorgte für Rückenwind und die Norwegische Krone machte gegenüber sämtlichen G10-Währungen deutlich an Boden gut.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 63.52 pro Fass
Goldpreis: USD 3'329.56 pro Unze

Der Ölpreis legte gestern den zweiten Tag in Folge leicht zu. Für Rückenwind sorgten die überraschend stark gesunkenen Öllagerbestände in den USA. Die Rohölreserven sind in der vergangenen Woche um 6 Millionen Barrel auf 420.7 Millionen gesunken.

Wirtschaft und Konjunktur

Eurozone: Einkaufsmanagerindizes PMI (August)
Industrie: letzter: 49.8; erwartet: 49.5; aktuell: 50.5
Dienstleistungen: letzter: 51.0; erwartet: 50.8; aktuell: 50.7

Gemäss der jüngsten Umfrage von Standard & Poor’s unter Einkaufsmanagerinnen und -managern hat sich die wirtschaftliche Lage in der Eurozone im August weiter verbessert. Treiber dieser Entwicklung war für einmal der Industriesektor. Der entsprechende Index ist mit +0.7 Punkten stärker angestiegen als erwartet und liegt mit 50.5 Punkten erstmals seit Sommer 2022 wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

USA: Einkaufsmanagerindizes PMI (August)
Industrie: letzter: 49.8; erwartet: 49.7; aktuell: 53.3
Dienstleistungen: letzter: 55.7; erwartet: 54.2; aktuell: 55.4

Gemäss den US-Einkaufsmanagerinnen und Einkaufsmanagern hat sich die wirtschaftliche Lage in den USA im August weiter verbessert. Insbesondere der Indikator für den Industriesektor stieg unerwartet stark an und erreichte mit einem Wert von 53.3 Punkten den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren. Hintergrund des Anstiegs ist unter anderem ein starkes Wachstum der Neuaufträge.

USA: Philadelphia Fed Geschäftsklima (August)
letzter: +15.9; erwartet: +6.5; aktuell: -0.3

Der gestern veröffentlichte Geschäftsklimaindex der Philadelphia Fed, welcher die Aktivität im Industriesektor misst, ist im August deutlicher als erwartet auf -0.3 Punkte gesunken. Damit liegt der Index wieder leicht unter null, was auf einen wirtschaftlichen Abschwung hindeutet. Verschlechtert haben sich insbesondere die Einschätzungen zum Auftragseingang und zu den offenen Aufträgen. Damit widerspricht der Philadelphia Fed Geschäftsklimaindex den Umfragen unter den US-Einkaufsmanagerinnen und -managern, die das Wachstum der Neuaufträge äusserst positiv eingeschätzt haben.

USA: Vorlaufende Indikatoren (Juli)
letzter: -0.3%; erwartet: -0.1%; aktuell: -0.1%

Der Index der vorlaufenden Indikatoren, welcher vom Conference Board erhoben wird, sank im Juli um weitere 0.1%. Der Sammelindex setzt sich aus zehn Frühindikatoren, wie beispielsweise den Neuaufträgen in der Industrie oder den Arbeitslosenanträgen, zusammen. Zum Rückgang im Juli beigetragen haben unter anderem die Konsumentenerwartungen sowie die Neuaufträge in der Industrie.

Florian Hiltpold

Portraitfoto von Florian Hiltpold, Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Portraitfoto von Angela Truniger, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
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Patrick Häfeli

Portraitfoto von Patrick Häfeli, Senior Strategieanalyst Fixed Income bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst Fixed Income
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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