
07. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Lage für die SNB wird schwierig
Das Zollgewitter von Herrn Trump erschüttert die Finanzmärkte. Die Nachbeben sind immer noch stark und können anhalten, je nachdem wie die Reaktionen der verschiedenen Länder auf die verhängten Strafzölle ausfallen werden.
Im Fokus
Das Zollgewitter von Herrn Trump erschüttert die Finanzmärkte. Die Nachbeben sind immer noch stark und können anhalten, je nachdem wie die Reaktionen der verschiedenen Länder auf die verhängten Strafzölle ausfallen werden. Die Reaktion an den Finanzmärkten folgt dabei dem klassischen Muster. Die Aktienkurse sinken. Die Obligationen sind gesucht, insbesondere Staatsanleihen. Die Rendite der 10-jährigen Eidgenossen-Anleihe ist innert Kürze von 0.80% auf 0.40% gefallen. Der Franken wird seinem Ruf als sicherer Hafen einmal mehr gerecht, obwohl die Schweiz zu den Ländern mit den höchsten US-Strafzöllen gehört. Der US-Dollar verliert drei Rappen. Der Euro konnte sich zuerst noch halten, ist dann aber auch von 0.96 auf unter 0.94 Franken gesunken. Gleichzeitig ist das Zinspolster der SNB nach der letzten Leitzinssenkung auf minimale 0.25% geschmolzen.
SNB hat keinen unmittelbaren Handlungsbedarf
Einen unmittelbaren Handlungsbedarf hat die Nationalbank nicht. Der handelsgewichtete Aussenwert des Frankens ist in den letzten Tagen um 3% gestiegen. Er liegt damit aber auf dem Niveau des letzten Sommers und tiefer als Ende 2023. Hinzu kommt, dass aufgrund der Inflationsdifferenz zu den anderen Ländern der reale Aussenwert des Frankens gesunken ist. Wie stark sich die Zölle auf die Konjunktur in der Schweiz auswirken werden, wird man erst in den nächsten Monaten sehen. Das Wachstum des BIP wird sicherlich um ein paar Zehntelpunkte tiefer ausfallen. Ein wirtschaftlicher Schock im Ausmass der Finanzkrise 2008 oder des Shutdowns nach Covid wird es jedoch nicht sein.
Tiefere Zinsen bringen keine Entlastung
Wie sich die Finanzmärkte und die Konjunktur weiter entwickeln werden, ist schwierig vorherzusehen. Dafür fehlt die Erfahrung mit einem solch prohibitiven Zollsystem durch den grössten Wirtschaftsraum. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch gross, dass der Franken als sicherer Hafen weiterhin gesucht wird. Für die bereits durch die Zölle belasteten Exportunternehmen wäre eine deutliche Aufwertung des Frankens schwer zu verkraften. Noch tiefere Zinsen lösen das Problem aber nicht. Die Unternehmen haben kein Finanzierungsproblem, das mit tieferen Zinsen gelöst werden kann. Die Kosten für Kredite sind bereits tief und die Entlastung durch noch tiefere Zinskosten ist marginal. Der Zugang zu zusätzlichen Krediten für die Unternehmen hängt nicht vom Zinsniveau ab, sondern von der Stabilität ihres operativen Geschäfts. Der Franken wird durch noch tiefere Zinsen nur kurzfristig geschwächt, wenn überhaupt. Im aktuell unsicheren und unübersichtlichen Umfeld interessieren sich die internationalen Anleger nicht für das Zinsniveau in der Schweiz.
Devisenmarktinterventionen sind das wirksamste Instrument
Wenn die SNB sich gegen eine Aufwertung des Frankens stellen will, sind Devisenmarktinterventionen das einzige Instrument, das ihr zur Verfügung steht. Sollte sie dieses im grösseren Stil einsetzen, kann und wird sie wahrscheinlich von den Amerikanern der Währungsmanipulation bezichtigt. Daher ist ihre Ausganglage schwierig und sie wird mit Fingerspitzengefühl vorgehen müssen. Devisenmarktinterventionen sind aber das einzige Instrument, mit dem eine Aufwertungsspekulation auf den Franken gebrochen werden kann und welches eine einigermassen gezielte Kontrolle über den Franken erlaubt. Sollte es darauf ankommen, wird die SNB es einsetzen müssen.
Video-Podcast der SGKB
Nach der erneuten Leitzinssenkung der SNB ist auf absehbare Zeit mit einem Tiefzinsumfeld zu rechnen. Die Rendite auf Frankenobligationen wird gering sein. Unsere Senior Aktienanalystin Angela Truniger und unser Fondsmanager Obligationen Patrick Häfeli präsentieren im Video-Podcast die Anlagechancen im Tiefzinsumfeld.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -5.50%, S&P500: -5.97%, Nasdaq: -5.82%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -4.60%, DAX: -4.95%, SMI: -5.14%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -6.59%, HangSeng: -10.70%, S&P/ASX 200: -4.35%
Die Aktienmärkte sind am Freitag weltweit stark unter Druck geraten, nachdem China mit eigenen Zöllen gegen die USA auf die Strafaktion von Donald Trump reagiert hat und eine unkontrollierte Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und dem Rest der Welt droht. Am heutigen Montag wird der Druck auf den Aktien anhalten, solange es von den Amerikanern keine Zeichen der Entspannung gibt. Der S&P 500 verlor letzte Woche 9.08%. Die europäischen Aktien sanken 8.50%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 9.06% abschloss.
Wie es an den Aktienmärkten in den nächsten Tagen weitergeht, hängt davon ab, ob sich die verschiedenen Länder mit immer höheren Handelszöllen hochschaukeln oder nicht. Am besten wäre es, alle Beteiligten würden vorerst einmal Ruhe bewahren, bevor sie ihre nächsten Schritte entscheiden und veröffentlichen. Das gilt insbesondere für die EU, aber auch für Donald Trump. Viel wird auch davon abhängen, ob und wie sich ein Widerstand gegen die Zölle in den USA selber aufbauen wird. Bis sich die angekündigten und implementierten Zölle in der Wirtschaft negativ äussern, dauert es eine Weile. Es bleibt somit noch Zeit, zur Vernunft zurückzukehren. In Panik sich von seinen Aktien jetzt zu trennen, ist falsch. Die qualitativ guten Unternehmen werden auch diese Belastung überstehen. Sie sind auch unterschiedlich von den Zöllen betroffen, sowohl direkt als auch indirekt über die Zweitrundeneffekte. Eine gute Diversifikation über verschiedene Titel und Sektoren ist in diesem Umfeld noch wichtiger als sonst schon.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 3.923%; DE: 2.578%; CH: 0.465%
Die Renditen der Franken-Obligationen sind markant gefallen, nachdem die Zölle von Trump eine Flucht in die Sicherheit ausgelöst haben. Gleichzeitig sind die Erwartungen an Zinssenkungen der Zentralbanken, allen voran an die amerikanische Fed, gestiegen. Die Fed wird aber zuerst abwarten, welche Auswirkungen die Wirtschaftspolitik der Regierung auf die Inflation und die Konjunktur hat.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8530
Euro in US-Dollar: 1.0985
Euro in Franken: 0.9370
Der US-Dollar ist stark unter Druck geraten. Das Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA hat einen argen Dämpfer erlitten. Der eine oder andere Investor wird sich überlegen, ob Investitionen in den USA und insbesondere in amerikanischen Wertpapieren das Risiko noch wert sind.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 60.43 pro Fass
Goldpreis: USD 3'031.48 pro Unze
Der Ölpreis ist in den letzten Tagen mehr als 10% gesunken. Die Kombination von höheren Förderquoten der Opec und der Angst vor einem Einbruch der Nachfrage bei einer starken wirtschaftlichen Abschwächung war für das Öl ein toxischer Cocktail. Trump wird seine Freude daran haben, dass das Öl billiger ist. Weniger euphorisch wird die amerikanische Ölindustrie sein. Die von Trump geforderte Ausweitung der einheimischen Ölproduktion lohnt sich für sie bei den tiefen Preisen nicht.
Wirtschaft
USA: Non Farm Payrolls (März) letzte: 117’000; erwartet: 140’000; aktuell: 228’000
USA: Arbeitslosenrate (März) letzte: 4.1%; erwartet: 4.1%; aktuell: 4.2%
In den USA wurden im März deutlich mehr neue Stellen geschaffen als erwartet. Das hängt auch damit zusammen, dass nach den Stürmen im Januar und Februar ein Nachholeffekt gewirkt hat. Positiv ist aber, dass die US-Wirtschaft in einem guten Zustand war, bevor die Politik von Trump ihre destruktive Wirkung zeigen wird. Die Widerstandskraft der Konjunktur ist dadurch stärker. Für die Fed heisst das, dass sie nicht unmittelbar auf den erwarteten Rückgang des Wachstums und den erwarteten Anstieg der Arbeitslosenrate mit tieferen Zinsen reagieren muss.
Thomas Stucki

8021 Zürich

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