09. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

KI-Euphorie treibt US-Märkte auf neue Rekordstände

Der Schweizer Aktienmarkt legte gestern in einem freundlichen Umfeld und gestützt von den grossen Pharmawerten deutlich zu. Angeheizt von der Boom-Stimmung im Bereich Künstliche Intelligenz markierten die US-Aktienmärkte neue Rekordstände.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +1.01%, SPI: +0.93%, SMIM: +0.81%

Der Schweizer Aktienmarkt schaltete gestern nach dem gemächlichen Wochenauftakt einen Gang höher und schloss deutlich fester. Wie schon in der Vorwoche stützte unter anderem eine starke Entwicklung der Pharma-Schwergewichte die Entwicklung. Grundsätzlich waren die Marktteilnehmer vor dem Anlaufen der Berichtssaison in Kauflaune. Der SMI legte vor allem in der ersten Tageshälfte stetig zu und beendete den Tag schliesslich 1.0% höher. 16 der 20 Indexwerte beendeten den Handelstag mit Kursavancen. Die stärkste Tagesperformance zeigten Amrize (+3.3%), Richemont (+3.1%) und Givaudan (+2.7%). Givaudan profitierte nach dem positiv aufgenommenen Investorentag vom Dienstag von Anschlusskäufen. Von den drei Schwergewichte trugen vor allem Novartis (+1.3%) und Roche (+1.0%) zum Anstieg des SMI bei. Die Nestlé-Aktien schlossen 0.6% höher. Im Anlegerfokus stand zudem ABB. Der Industriekonzern kündigte gestern überraschend den Verkauf seiner Robotik-Sparte an die japanischen Softbank-Gruppe an. Bis anhin hatte ABB eine Abspaltung und separate Kotierung des Bereichs ins Auge gefasst. Der Verkaufspreis von USD 5.4 Mrd. übertraf die Schätzungen der meisten Analysten. Nach dem Verkauf richtet sich der Fokus nun auf mögliche Akquisitionen. Die ABB-Aktien konnten die Eröffnungsgewinne nicht halten und schlossen zuletzt 0.8% höher. Entgegen dem Trend deutlich auf der Verliererseite standen die Aktien von Sika, die nach einem vorsichtigen Analystenkommentar zum 3. Quartal um 3.6% zurückfielen. Im breiten Markt sackten Aryzta um 14.1% ab, nachdem der Backwarenkonzern überraschend den Abgang des CEO Michael Schai vermeldete. Schai stand erst seit Januar an der Spitze von Aryzta und wird nun erneut durch den Verwaltungsratspräsidenten Urs Jordi ersetzt. Jordi hatte Aryzta bereits zwischen 2020 und 2024 durch die schwierige Sanierungsphase geführt. Zusammen mit dem Führungswechsel veröffentlichte Aryzta einen vorsichtigen Gewinnausblick für 2025, der deutlich unter den Analystenerwartungen blieb. Die Aktien von Medacta zogen nach einem optimistischen Analystenbericht um 4.5% an.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.64%, DAX: +0.87%

Die europäischen Aktienmärkte verzeichneten zur Wochenmitte klare Kursgewinne. Nach dem schwachen Wochenauftakt sorgten unter anderem Hoffnungen auf eine baldige Lösung der Regierungskrise in Frankreich ohne Neuwahlen für eine positivere Stimmung. Der französische CAC 40 gehörte mit einem Plus von 1.1% entsprechend zu den stärksten Indizes. Der DAX kletterte um 0.9% nach oben, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 0.6% höher aus dem Handel ging. Branchenseitig standen nach einer Gewinnwarnung von BMW die Autowerte im Rampenlicht. Der bayerische Autohersteller reduzierte nach einem schwachen Verkaufsquartal in China seine Zielsetzung für das Gesamtjahr, worauf die Aktien 8.3% absackten. Im Soge von BMW wurden auch andere Autohersteller wie Mercedes (-2.9%), Volkswagen (-1.9%) oder Stellantis (-1.2%) abgestraft. Auf der Gewinnerseite standen unter anderem die Stahlhersteller Thyssenkrupp (+4.7%) und Salzgitter (+3.0%). Sie profitierten von der Ankündigung der EU, die Zölle auf Stahlimporte neu auf 50% zu verdoppeln und damit die eigene Stahlbranche besser zu schützen. Ebenfalls gefragt waren die Luxusgüterwerte LVMH (+2.8%) und Hermes (+1.9%).

Aktienmärkte USA

Dow Jones:  +0.00%, S&P500: +0.58%, Nasdaq: +1.12%

Die US-Aktienmärkte setzten ihre Rekordjagd gestern fort und markierten mehrheitlich neue Rekordstände. Weiterhin trieben die KI-Euphorie im Technologiebereich und die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen der Fed die Kaufstimmung an. Der technologielastige Nasdaq führte das Feld mit einem Kursplus von 1.1% an. Der S&P500 gewann 0.6% dazu, während der auf Standardwerte ausgerichtete Dow Jones unverändert schloss. Einen Tag nach der Ankündigung der Partnerschaft mit OpenAI setzte AMD den rasanten Anstieg fort und schossen nochmals 11.4% nach oben. Andere Chiphersteller wie Nvidia (+2.2%), Broadcom (+2.7%) und Micron (+5.8%) profitierten ebenfalls von der guten Stimmung im Tech-Sektor. Im Hoch befinden sich auch die Goldminenbetreiber, die vom rekordhohen Goldpreis angetrieben werden. Barrick Gold, Newmont und Allied Gold schlossen zwischen 1.7% und 2.8% höher.

Unternehmensberichte

Mobilezone kündigte gestern Abend den Verkauf seines Deutschland-Geschäfts an das deutsche Telekom-Unternehmen Freenet an. Zukünftig wird sich Mobilezone damit ausschliesslich auf den Schweizer Heimmarkt fokussieren. Den erwarteten Verkaufserlös von rund EUR 230 Mio. will das Unternehmen für mögliche Akquisitionen und den Schuldenabbau verwenden. Zudem könnte nach Abschluss der Transaktion ein Aktienrückkauf zum Thema werden. Bis 2028 erwartet Mobilezone einen operativen Gewinn (EBITDA) von rund CHF 70 Mio. und plant weiterhin eine Dividende von 90 Rappen pro Aktie auszuzahlen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.12%; DE: 2.70%; CH: 0.25%

Die US-Notenbank Fed hat gestern Abend das Protokoll ihrer letzten Sitzung veröffentlicht. Demnach war sich Mitte September eine Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses einig, dass weitere Zinssenkungen im Jahresverlauf angebracht sind. Es gab aber auch Diskussionen um das Gewicht der weiteren Abschwächung des Arbeitsmarktes im Vergleich zu dem erwarteten, aber noch nicht genauer abschätzbaren zollbedingten Anstieg der Inflation. Aufgrund des Doppelmandats der US-Notenbank - stabile Preise und Vollbeschäftigung - steht die Fed diesbezüglich vor einem Dilemma. An den Märkten führte die Publikation des Protokolls zu keiner nennenswerten Reaktion.

Im Fokus der europäischen Kapitalmärkte steht weiterhin Frankreich. Vor dem Hintergrund der leichten Entspannungszeichen nach den Sondierungen des zurückgetretenen Premier Lecornu ist die Rendite der 10-jährigen französischen Staatsanleihe gestern wieder leicht zurückgegangen. Seit Mitte Jahr resultiert aber weiterhin ein Plus von 17 Basispunkten.

Währungen

Euro in Franken: 0.9322
US-Dollar in Franken: 0.8005
Euro in US-Dollar: 1.1646

Der US-Dollar zeigt sich weiterhin immun gegenüber den Auswirkungen des Shutdowns der US-Bundesregierung. Der US-Dollar-Index, welcher die gewichtete Entwicklung gegenüber allen wichtigen anderen Währungen misst, zeigt seit Anfang Oktober sogar nach oben. Auch gegenüber dem Euro (+0.8%) und dem Schweizer Franken (+0.4%) sind leichte Zugewinne zu verzeichnen. Beim Währungspaar EUR/CHF kam es gestern im Kontext der leichten Entspannungszeichen aus Frankreich zu einer Trendwende, nachdem der Franken in den Tagen zuvor gegenüber dem Euro an Wert gewonnen hatte.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 62.17 pro Fass
Goldpreis: USD 4'039.91 pro Unze

Der Goldpreis kennt weiterhin nur eine Richtung - nach oben. Nachdem er am Dienstag erstmals die Marke von 4'000 US-Dollar pro Unze überquert hatte, gewann das gelbe Edelmetall gestern nochmals an Wert hinzu und erreichte zwischenzeitlich einen Preis von knapp über 4'050 US-Dollar. Allein seit Anfang September ist damit ein Plus von 16% zu verzeichnen. Der Ölpreis legte gestern zwischenzeitlich leicht zu, verlor die Zugewinne aber wieder. Mit einem Preis von rund 62.2 US-Dollar pro Fass der US-Sorte WTI liegt der Ölpreis weiterhin klar unter dem Schnitt des abgelaufenen dritten Quartals.

Wirtschaft und Konjunktur

Deutschland: Industrieproduktion YoY (August)
letzte: 1.5%; erwartet: -0.9%; aktuell: -3.9%

Die Industrieproduktion in Deutschland ist im August überraschend stark gesunken, wobei ein Teil des Rückgangs auf Sondereffekte im Zusammenhang mit geplanten Produktionsumstellungen und verschobenen Werkferien in der Automobilindustrie zurückzuführen ist. Die Produktion ging aber auch in anderen wichtigen Teilbereichen wie dem Maschinenbau oder der Pharmaindustrie klar zurück. Schon die am Dienstag publizierten Daten zu den neu eingegangenen Bestellungen sind unter den Erwartungen geblieben.

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Portraitfoto von Matthias Müller, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

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