
02. Juni 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Juristisches Tauziehen um US-Zölle
Letzte Woche standen die US-Einfuhrzölle wieder im Fokus der Märkte. Der Streit um die von der Trump-Regierung eingeführten Zölle zieht sich immer mehr hin und droht zu einer regelrechten juristischen Hängepartie zu werden.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.13%, S&P500: -0.01%, Nasdaq: -0.32%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.08%, DAX: +0.27%, SMI: +0.33%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -1.22%, HangSeng: -1.20%, S&P/ASX 200: +0.30%
Die US-Zölle sind letzte Woche wieder in den Fokus der Marktteilnehmenden gerückt. Der Streit um die von der Trump-Regierung verhängten US-Einfuhrzölle entwickelt sich zunehmend zu einer juristischen Hängepartie. Am Mittwoch erklärte das Court of International Trade in New York grosse Teile dieser Zölle für unzulässig, mit der Begründung, dass der US-Präsident sie nicht ohne Zustimmung des Kongresses erlassen dürfe. Die Trump-Regierung stützt sich dagegen auf das Argument einer nationalen Notlage, welche durch die Handelsdefizite und die damit verbundenen Risiken für die nationale Sicherheit verursacht wurde. Nur einen Tag später setzte ein Berufungsgericht die Entscheidung der Vorinstanz jedoch vorläufig wieder aus. Die Zölle bleiben damit bis auf Weiteres in Kraft, während die juristische Aufarbeitung andauert. Eine abschliessende Entscheidung dürfte letztlich beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten liegen. Nicht betroffen vom Rechtsstreit sind hingegen Zölle auf Aluminium, Stahl, Arzneimittel sowie Automobile, da diese auf separaten rechtlichen Grundlagen beruhen. Eine Verzögerung von Handelsabkommen durch die rechtliche Unsicherheit würde die Planbarkeit für Unternehmen weiter erschweren. Die anhaltende handelspolitische Unsicherheit dämpft die Investitionsbereitschaft und stört die Lieferketten – mit potenziell erheblichen volkswirtschaftlichen Folgen. Entsprechend ist weiterhin mit abrupten Marktbewegungen zu rechnen. In diesem Umfeld positionieren wir uns mit einer neutralen Aktienquote und legen den Fokus auf eine konsequente Diversifikation des Portfolios.
Der S&P 500 gewann letzte Woche 1.88%. Die europäischen Aktien gewannen 0.76%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 0.46% abschloss. An den europäischen und Schweizer Aktienmärkten blieb das Handelsvolumen über Auffahrt gering und marktbewegende Impulse waren rar. In der Schweiz rückte erneut Meyer Burger in den Fokus. Das angeschlagene Solartechnologieunternehmen stellt aufgrund akuter Liquiditätsprobleme die Produktion von Solarmodulen am US-Standort Goodyear in Arizona ein. 282 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Gleichzeitig führt das Unternehmen Gespräche mit Anleihengläubigern über eine finanzielle Restrukturierung. Die Aktie stürzte am Freitag um über 35% ab – seit Jahresbeginn summiert sich der Kursverlust auf über 60%. Der Verbundwerkstoffhersteller Gurit verkündete gestern einen Managementwechsel. CFO und interimistischer CEO Javier Perez-Freije wird das Unternehmen Ende November verlassen. Wie bereits im April bekanntgegeben übernimmt Tobias Lühring die Position des CEO am 1. Juli 2025. Positiv fielen am Mittwoch nach Börsenschluss die Quartalsergebnisse des Chipgiganten Nvidia auf, welche die Erwartungen übertrafen. Zudem warnte der Chip-Konzern, dass die US-Exportbeschränkungen für KI-Technologie langfristig dazu führen könnten, dass chinesische Anbieter im globalen Technologiewettlauf aufholen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.418%; DE: 2.500%; CH: 0.269%
An den Kapitalmärkten stand neben den US-Zöllen das Protokoll der letzten Fed-Sitzung im Fokus. Dieses bestätigte den vorsichtigen, abwartenden geldpolitischen Kurs. Die Fed befindet sich in einem Zielkonflikt: Einerseits könnten die Zölle die Inflation anheizen, andererseits das Wachstum bremsen und die Arbeitslosigkeit erhöhen. Der am Freitag veröffentlichte PCE-Preisindex – das von der Fed bevorzugte Inflationsmass –sank von 2.3% auf 2.1% im Jahresvergleich. Die Kerninflation, die die volatileren Bestandteile wie Energie und Nahrungsmittel ausklammert, verringerte sich um 10 Basispunkte auf 2.5%. Während sich die Gesamtinflation in Richtung der Fed-Zielmarke von 2% annähert und den geldpolitischen Spielraum der Fed tendenziell erweitert, mahnt die Kernteuerung zur Vorsicht. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury fiel in diesem Umfeld unter die Marke von 4.45 %. Auch in der Schweiz gingen die Zinsen in der letzten Woche zurück.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8203
Euro in US-Dollar: 1.1379
Euro in Franken: 0.9342
Der US-Dollar zeigte sich nach einer kurzen Erholungsphase zu Wochenbeginn, gegen Ende der Woche wieder schwächer. Die US-Währung litt unter dem juristischen Tauziehen rund um die US-Zölle. Der Entscheid des Berufungsgerichts, die Zölle wieder in Kraft zu setzen und schwache Arbeitsmarktdaten führten zu Kursverlusten gegenüber den wichtigsten Währungen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 62.49 pro Fass
Goldpreis: USD 3'326.52 pro Unze
Am Rohstoffmarkt zeigte sich in der vergangenen Woche ein gemischtes Bild: Der Ölpreis (WTI) überschritt am Donnerstag kurzfristig die Marke von 63 USD pro Barrel, verlor im weiteren Verlauf jedoch an Boden und pendelte bis zum Wochenschluss um die Marke von 61 USD. Das Ölkartell Opec+ setzt die Ausweitung der Fördermenge im Juli fort und erhöht die Produktion ab Juli erneut um 411'000 Barrel pro Tag, wie es am Samstag bekannt gab. Die acht betroffenen Länder setzen damit die im Frühjahr gestartete Ausweitung fort. Der Ölpreis reagierte auf diese Ankündigung heute Morgen mit einem Anstieg, da es Spekulationen gab, wonach das Ölkartell eine stärkere Förderausweitung beschliessen könnte. Der Goldpreis pendelte in der vergangenen Woche um die Marke von 3'300 US-Dollar pro Unze.
Wirtschaft
Schweiz: Konjunkturbarometer (Mai)
letztes: 97.1; erwartet: 98.4; aktuell: 98.5
Das KOF-Konjunkturbarometer hat sich im Mai leicht verbessert, bleibt aber unter dem langfristigen Durchschnitt von 100 Punkten. Entsprechend bleiben die Konjunkturaussichten in der Schweiz verhalten. Zur Verbesserung beigetragen hat das verarbeitende Gewerbe. Dahingegen bleiben die Indikatoren der Nachfrage sowohl im Inland als auch im Ausland unter Druck.
USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (Mai)
letztes: 52.2; erwartet: 51.5; aktuell: 52.2
Die Stimmung bei den amerikanischen Konsumenten hat sich im Mai überraschend nicht weiter eingetrübt. Das von der Universität von Michigan erhobene Konsumklima stabilisierte sich gemäss einer zweiten Schätzung im Mai bei 52.2 Punkten, nachdem es zuvor vier Monate in Folge gesunken war. In der ersten Schätzung wurde noch ein Rückgang auf 50.8 Punkte ermittelt. Die aktuelle Lage wird auch in der zweiten Schätzung schlechter beurteilt als im April. Dahingegen haben sich die Erwartungen aufgehellt, was unter anderem auf das Aussetzen der Zölle gegen China zurückzuführen ist.
Angela Truniger

8021 Zürich

Céline Koster

8021 Zürich

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