18. August 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

It’s the economy, stupid

Was für amerikanische Wahlen gilt, gilt auch für die Finanzmärkte. Politische Aktionen und Ereignisse bewegen die Finanzmärkte nur vorübergehend. Am Ende entscheidet, ob sich die Wirtschaft gut entwickelt oder ob eine Rezession droht.

Im Fokus

Was für amerikanische Wahlen gilt, gilt auch für die Finanzmärkte. Politische Aktionen und Ereignisse bewegen die Finanzmärkte nur vorübergehend. Am Ende entscheidet, ob sich die Wirtschaft gut entwickelt oder ob eine Rezession droht. Dabei muss man anerkennen, dass unsere aktuelle Zolldiskussion für die Schweizer Wirtschaft wichtig ist, aber die Finanzmärkte nicht bewegt. Das gleiche gilt für das grössere Deutschland. Das deutsche Nullwachstum ist an den Aktienmärkten kein Thema. Wichtig ist für die globalen Aktienmärkte eigentlich nur die Konjunktur in den USA. Das ist auch richtig so, da eine gute oder eine schlechte US-Wirtschaft die Konjunktur der gesamten Weltwirtschaft massgeblich beeinflusst.

Auswirkungen der Zölle im Ansatz erkennbar

Wie stark die verhängten Strafzölle die Inflation und die Konjunktur beeinflussen werden, ist erst in Ansätzen zu erkennen. Die Inflationsraten steigen, bisher aber in einem bescheidenen Ausmass. Die Produzentenpreise, die die frühere Phase im Produktionszyklus abbilden, sind zuletzt aber deutlich gestiegen. Die Inflationsrate wird höher sein, wenn die Zölle bei den Endprodukten und damit den Konsumenten ankommen. Einen wahren Inflationsschub wird es aber kaum geben. Die Dienstleistungen, welche einen grossen Teil der US-Wirtschaft ausmachen, sind durch die Zölle nur am Rande betroffen. Ins Zentrum des Interesses sind auch die Arbeitsmarktzahlen geraten, aus unterschiedlichen Gründen. Wie bei vielen US-Daten sind die Signale widersprüchlich und aufgrund der Politik der Regierung nicht einfach zu interpretieren. So liest man beispielsweise, dass die Arbeitslosenrate verzerrt sei, weil die Immigranten Angst vor eine Abschiebung haben und sich nicht als arbeitslos zu erkennen geben. Das mag sein, aber insgesamt zeigt sich ein Bild eines Arbeitsmarktes, der schwächer wird, aber den Haushalten immer noch zu einem soliden Einkommen verhilft.

Die Fed hat ihr Pulver noch nicht verschossen

Dass die US-Wirtschaft in eine Rezession fallen wird, ist trotz den Belastungen der US-Politik unwahrscheinlich. Der von der Atlanta Fed errechnete Indikator GDPNow, der im März mit einem Taucher Schlagzeilen machte, hat sich bei einem Plus von 2.5% eingependelt. Gemäss den Erwartungen der Ökonomen ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten bei 35%. Wichtig wird dabei sein, dass der private Konsum nicht einbricht. Bisher ist das nicht der Fall, wobei nicht klar ist, wie stark vorgezogene Käufe aus Angst vor steigenden Preisen dazu beitragen. Positiv ist, dass die Fed der Wirtschaft mit tieferen Zinsen auch noch Impulse verleihen kann. Da Zinssenkungen erst mit einer Verzögerung wirken, ist eine Zinssenkung der Fed Mitte September angebracht.

US-Aktien auf einem historischen Höchst

Die US-Aktien erreichen laufend historische Höchststände. Die Befürchtungen um die Wirtschaft werden von den von Trump gestützten KI-Anstrengungen der Tech-Firmen verdrängt. Die europäischen Märkte und auch die Schweizer Aktien lassen sich davon in einem kleineren Rahmen mitziehen, den Zollbelastungen für die Firmen zum Trotz. Solange sich die US-Wirtschaft solide hält, wird sich an dieser Konstellation wenig ändern. Bei einem Rückschlag in Richtung Nullwachstum oder gar Rezession sieht es anders aus. Es gibt aber zu wenig Hinweise, dass dieses Szenario Realität wird, um sich aus den Aktien zu verabschieden. Die Alternative mit einem Nullzins in der Schweiz ist nicht attraktiv und das Risiko eines vergebenen Kurspotenzials zu gross.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.08%, S&P500: -0.29%, Nasdaq: -0.40%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.26%, DAX: -0.07%, SMI: +0.61%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +0.92%, HangSeng: +0.64%, S&P/ASX 200: +0.15%

Die Aktienmärkte haben eine Verschnaufpause eingelegt. Geholfen haben die Hoffnungen auf Zinssenkungen der Fed. Spätestens ab Mitte der letzten Woche haben sich aber auch die Aktionäre auf das Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska konzentriert. Der S&P 500 legte letzte Woche 0.94% zu. Die europäischen Aktien stiegen 1.89%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 1.22% abschloss.

Die Aktienmärkte zeigten sich bislang gegenüber den amerikanischen Zolldrohungen erstaunlich gelassen. Unter den Marktteilnehmern ist die Annahme verbreitet, dass Trump seine Drohungen am Ende doch nicht vollumfänglich umsetzen und viele Ausnahme zubilligen wird. Ein stabilisierender Faktor bleibt zudem der weltweite KI-Boom und die starke Chip-Nachfrage. In Europa wirken Infrastruktur- und Rüstungsinvestitionen unterstützend. Die US-Konjunktur bleibt vorderhand auch robust. Die Dynamik am Arbeitsmarkt schwächt sich zwar ab, aber insgesamt ist die Lage weiterhin gut. Von Rezession ist derzeit keine Rede. Die ökonomischen Folgen vieler Zollmassnahmen treten allerdings erst zeitverzögert ein. Der Aufschwung an den Aktienmärkten beruht jedoch zunehmend auf wenigen Titeln, was die Anfälligkeit für Korrekturen erhöht. In diesem Umfeld muss man sich zurückhaltend positionieren und die Lage aufmerksam beobachten. Der Fokus liegt auf einer konsequenten Diversifikation des Portfolios.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.304%; DE: 2.788%; CH: 0.330%

Die Renditen der Obligationen sind etwas gestiegen. Gross war die Bewegung jedoch nicht. Die höheren Produzentenpreise in den USA haben die Hoffnungen auf einen grossen Zinsschritt der Fed gedämpft, auch wenn Finanzminister Bessent einen solchen fordert.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8062
Euro in US-Dollar: 1.1704
Euro in Franken: 0.9436

Der Euro hält sich weiterhin gut, sowohl zum US-Dollar als auch zum Franken. Gegenüber dem Franken hält er sich über der Marke von 94 Rappen. Die Konstruktionsmängel des Euro und die Schuldenfrage sind angesichts der Probleme der Konkurrenten in den Hintergrund gerückt.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 62.86 pro Fass
Goldpreis: USD 3'353.88 pro Unze

Der Druck auf den Ölpreis hat nachgelassen, nachdem für Donald Trump Sanktionen gegen Russland und seine Ölexporte wieder einmal kein Thema mehr sind.

Wirtschaft

USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (August)
letztes: 61.7; erwartet: 62.0; aktuell: 58.6

Die Stimmung der amerikanischen Konsumenten hat sich erstmals seit dem April wieder verschlechtert. Die Angst vor steigenden Preisen, die sich nach der von Trump Mitte April ausgerufenen Zollpause verflüchtigt hat, ist wieder zurück.

Thomas Stucki

Portraitfoto von Thomas Stucki, Leiter Investment Center bei der St.Galler Kantonalbank
Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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