10. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Hoffnungen auf Handelsabkommen treiben Kurse

Unterstützt von einer weltweit freundlichen Handelsstimmung schloss der SMI gestern 0.3% höher. Heute stehen die 9-Monatszahlen von Barry Callebaut und der Führungswechsel bei Tecan im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.30%, SPI: +0.26%, SMIM: -0.15%

Der Schweizer Aktienmarkt drehte gestern nach einem vorsichtigen Start im Tagesverlauf in die Gewinnzone und beendete den Handelstag in einem ruhigen Umfeld leicht höher. Hoffnungen auf ein baldiges Handelsabkommen mit den USA und eine europaweit freundliche Börsenstimmung unterstützten den SMI, der 0.3% höher aus dem Handel ging. An der Spitze des Tableaus setzte Holcim den rasanten Aufwärtskurs weiter fort und schloss 1.8% höher. Der Zementkonzern wird durch seine starke Ausrichtung auf Europa von verschiedenen Analysten als Profiteur der deutschen Infrastrukturinvestitionen gesehen. Die UBS (+1.5%) erhielt Rückenwind von einer optimistischen Studie eines Brokers, der mit starken Quartalsergebnissen rechnet. Positiv in Erscheinung traten die Versicherungsaktien: Swiss Life (+0.8%), Zurich Insurance (+1.2%) und Swiss Re (+1.3%), welchesich ohne relevante Neuigkeiten auf den Gewinnerplätzen einreihten. Die drei Index-Schwergewichte entwickelten sich uneinheitlich. Während Roche (+0.9%) deutlich anzog, kamen Novartis (-0.2%) und Nestlé (-0.4%) nicht vom Fleck. Am Ende des Tableaus verloren mit Sika (-0.5%), Kühne + Nagel (-0.6%), Alcon (-0.8%) und Givaudan (-0.8%) vier bisherige Jahresverlierer weiter an Terrain. Im breiten Markt sprangen Stadler Rail ohne ersichtlichen Grund um 4.7% nach oben. Die Titel des Hautspezialisten Galderma (+1.5%) erhielten Rückenwind von einer Kaufempfehlung eines Brokers. Lindt & Sprüngli drehten erst im späten Handelsverlauf nach unten und schlossen 2.6% tiefer. Nach der starken Kursentwicklung seit Anfang Jahr litten sie unter Gewinnmitnahmen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.37%, DAX: +1.42%

Die europäischen Aktienmärkte gingen zur Wochenmitte trotz der anhaltenden Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Handelsdisput mit deutlichen Kursgewinnen aus dem Handel. Der EuroStoxx50 und der DAX gingen jeweils 1.4% höher aus dem Handel. Aus Branchensicht gehörte unter anderem der Bankensektor zu den Gewinnern. Gefragt waren etwa die Aktien von Unicredit (+4.6%), die von der Meldung profitierten, dass die italienische Bank ihre Beteiligung an der deutschen Commerzbank (+0.4%) von knapp 10% auf mehr als 20% ausgebaut hat. Ebenfalls gefragt waren konjunktursensitive Aktien aus den Bereichen Industrie, Versorger und Energie. Unterdurchschnittlich entwickelten sich Aktien aus den defensiven Sektoren Gesundheit, Basiskonsum und Kommunikationsdienste.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.49%, S&P 500: +0.61%, Nasdaq: +0.94%

Angetrieben von Hoffnungen auf baldige Handelsabkommen mit verschiedenen Ländern setzten die amerikanischen Aktienmärkte gestern ihren Aufwärtstrend fort und schlossen deutlich höher. Der DowJones kletterte um 0.5% nach oben, während der S&P 500 0.6% höher schloss. Am stärksten entwickelte sich der Nasdaq, der angetrieben von den grossen Tech-Schwergewichten um 0.9% anzog. Im Fokus standen dabei unter anderem die Aktien von Nvidia. Der KI-Champion setzte seinen Aufstieg fort und übertraf im Handelsverlauf als erstes Unternehmen einen Börsenwert von USD 4 Billionen. Microsoft, am Börsenwert gemessen der zweitgrösste Konzern, legte nach positiven Brokerkommentaren 1.4% zu. Im Soge der KI-Euphorie schlossen Broadcom 2.2% höher. Ebenfalls gefragt waren die Aktien von Merck & Co. (+2.9%). Das Pharmaunternehmen kündigte die Übernahme des auf Lungenkrankheiten ausgerichteten Biotechunternehmens Verona an. Merck lässt sich die Akquisition rund USD 10 Mrd. kosten.

Unternehmensberichte

Barry Callebaut legte heute Morgen die Zahlen zu den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2024/25 vor. Der Schokoladenhersteller musste zwischen September 2024 und Mai 2025 einen Rückgang der Verkaufsvolumen um 6.3% auf 1.6 Mio. Tonnen hinnehmen. Damit blieben die Verkaufsmengen hinter den Analystenschätzungen zurück, die nach dem schwachen Halbjahresergebnis mit einem Rückgang von 5.1% gerechnet hatten. Gründe für den Rückgang waren eine schwächere Nachfrage, Versorgungsengpässe und eine Priorisierung von profitablen Segmenten. Der Umsatz erhöhte sich um 49.6% auf CHF 10.9 Mrd. Dies war vor allem dem starken Anstieg der Kakaopreise zu verdanken, den Barry Callebaut an seine Kunden weitergibt. Die Jahresziele werden erneut nach unten angepasst. Neu prognostiziert das Management einen Rückgang der Verkaufsmenge von 7%, nachdem man zuvor mit einem mittleren, einstelligen Rückgang gerechnet hatte. Beim operativen Gewinn auf Stufe EBIT wird nur noch mit einem Anstieg im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich gerechnet (zuvor: zweistelliger Anstieg). An den laufenden Kostenmassnahmen und den Massnahmen zur Senkung der Verschuldung hält das Unternehmen fest. Das Ergebnis und der Ausblick bleiben unter den Analystenerwartungen.

Tecan kündigte heute Morgen einen Führungswechsel an. Der langjährige CEO Achim Leoprechting, der die Geschicke des Diagnostikunternehmens mehr als 6 Jahre verantwortete, tritt per 1. August von seiner Funktion zurück. Er wird Tecan weiterhin beratend zu Seite stehen. Als Nachfolgerin wird Monica Manotas übernehmen, die seit April 2025 im Verwaltungsrat von Tecan sitzt. Sie bringt langjährige Führungserfahrung aus der Lifes-Science-Branche mit, unter anderem von ihrer Zeit bei Thermo Fisher. Die Jahreszielsetzung vom 12. Mai und die Mittelfristzielsetzung wurden im Rahmen des heutigen Statements bestätigt. Tecan wird am 12. August über die Halbjahresresultate berichten.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.34%; DE: 2.67%; CH: 0.44%

Unsicherheiten rund um die zukünftigen US-Zölle führten gestern zu leicht tieferen Renditen für europäische Staatsanleihen. Dies zeigte sich unter anderem auch beim 10-jährigen «Eidgenoss», bei welchem die Rendite gegenüber dem Vortag um 4 Basispunkte zurückging. In den USA wurde gestern das Protokoll der letzten Fed-Zinssitzung publiziert. Gemäss dem Dokument dominieren bei den Mitgliedern des Offenmarktausschusses die Sorgen um eine höhere Inflation, ausgelöst durch Trumps Zollpolitik. Über Zeitpunkt, Grösse und Dauer des zusätzlichen Inflationsdrucks bestehen aber wesentliche Unsicherheiten. Entsprechend besteht unter den Mitgliedern auch kein klarer Konsens über die erwartete Anzahl Zinssenkungen bis Ende Jahr. Zehn Personen rechnen mit zwei Zinsschritten, deren neun mit weniger. An den Kapitalmärkten führten diese Neuigkeiten zu keinen grossen Veränderungen. Vor dem Hintergrund der US-Handelspolitik war die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen bereits am Nachmittag um rund 7 Basispunkte gefallen.

Währungen

Euro in Franken: 0.9321
US-Dollar in Franken: 0.7942
Euro in US-Dollar: 1.1737

Die Unsicherheiten rund um die US-Zollpolitik zeigten sich gestern auch an den Devisenmärkten. Es waren die klassischen Bewegungen in sichere Häfen wie dem Schweizer Franken und dem japanischen Yen zu beobachten. Mit knapp über 0.93 Franken pro Euro stieg die Schweizer Währung zwischenzeitlich auf ihren höchsten Stand seit Anfang Mai, bevor er heute Morgen wieder leicht an Wert verlor.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 68.44 pro Fass
Goldpreis: USD 3'323.30 pro Unze

Die Preise für Gold und Öl bewegten sich gestern seitwärts. Eine Unze des gelben Edelmetalls kostet weiterhin rund 3'300 US-Dollar – etwa gleich viel wie Anfang Juni. Im selben Zeitraum ist der Ölpreis der US-Sorte WTI um rund 12% angestiegen. Nach der Ankündigung von 50% Zoll auf die Einfuhr von Kupfer in die USA stand gestern ein weiteres Edelmetall im Fokus. Nachdem der Kupferpreis an der US-Börse Comex am Mittwoch in Folge der Zollankündigung um 12% angestiegen war, stabilisierte er sich gestern auf dem damals erreichten, höheren Niveau.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht.

Matthias Müller

Portraitfoto von Matthias Müller,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel,  bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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