02. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Hoffnung auf Pharma-Deals beflügelt Roche und Novartis

Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern dank starken Schwergewichten deutlich höher. Ein Deal von Pfizer mit der US-Regierung im Zusammenhang mit günstigeren Medikamentenpreisen nährte bei Roche und Novartis Hoffnungen auf ähnliche Abkommen. Die US-Aktienmärkte schüttelten Sorgen um die fehlende Einigung in der Budgetdiskussion ab und schlossen leicht höher.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: 2.07%, SPI: +1.55%, SMIM: -0.45%

Der Schweizer Aktienmarkt erhielt gestern Unterstützung durch die starken Schwergewichte und schloss deutlich höher. Der SMI konnte sich deutlich von seinen europäischen Pendants absetzen und beendete den Handelstag 2.1% höher. Haupttreiber des markanten Kursanstiegs war die starke Entwicklung von Novartis und Roche. Nachdem der US-Konkurrent Pfizer am Vorabend einen Deal mit der US-Regierung bekanntgegeben hatte, stiegen die Hoffnungen auf ähnliche Abkommen bei den Schweizer Pharmaschwergewichten. Die Roche-Aktien sprangen um 8.6% nach oben, während die Aktien von Novartis 3.9% anzogen. Auch die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé waren gesucht und schlossen ohne unternehmensspezifische Neuigkeiten 1.1% höher. Der Pharmazulieferer Lonza (+1.4%) erhielt im Zuge der Pharma-Erholung ebenfalls Auftrieb. Auf der Verliererseite reihten sich unter anderem Amrize (-0.8%), UBS (-0.8%) und Givaudan (-0.5%) ein. Im breiten Markt profitierten Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik und Pharmazulieferer von den Neuigkeiten aus dem Pharmasektor. Straumann, Ypsomed, Siegfried, Tecan gewannen zwischen 1.1% und 4.4% dazu. Als Geldgeber mussten dagegen die Aktien des Beauty-Konzerns Galderma (-2.6%) und des Generikaunternehmens Sandoz (-5.2%) herhalten.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.93%, DAX: +0.98%

Die europäischen Aktienmärkte erhielten zur Wochenmitte ebenfalls Rückenwind. Als Zugpferd agierten ebenfalls vor allem die starken Pharmawerte, die das Gewinnerfeld aus Branchensicht mit grossem Abstand anführten. Der seit gestern in Kraft getretene US-Budgets-Shutdown liess die Märkte hingegen weitgehend kalt. Der EuroStoxx50 gewann 0.9% und markierte ein neues Rekordhoch, während der DAX mit einem Tagesplus von 1.0% schloss. Aus dem Pharmasektor gehörten unter anderem Merck KGaA (+10.1%), Astrazeneca (+11.2%), Sanofi (+8.4%) und Novo Nordisk (+6.4%) zu den Überfliegern. Abgesehen von den starken Pharmawerten fielen Aktien aus den Bereichen Versorger, Energie, Grundstoffe und Zyklischer Konsum mit deutlichen Kursanstiegen auf. Von besser erwarteten Zahlen des Sportartikelherstellers Nike profitierte der deutsche Branchennachbar Adidas (+4.0%). Weniger gefragt waren Unternehmen aus den Bereichen Immobilien, Kommunikationsdienste und Basiskonsum.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.09%, S&P500: +0.34%, Nasdaq: +0.42%

Die amerikanischen Aktienmärkte setzten ihren Aufwärtstrend ungeachtet der gestern eingetretenen US-Haushaltssperre fort. Allerdings hielten sich die Kursgewinne zur Wochenmitte in Grenzen. Der Dow Jones kletterte um 0.1% nach oben, während der S&P500 0.3% höher schloss. Der technologielastige Nasdaq gewann 0.4% dazu. Auf Einzeltitelebene gehörten nach den starken Vortagen und angetrieben durch Deal-Hoffnungen erneut Pharmatitel wie Merck & Co (+5.8%), Amgen (+5.8%) und Eli Lily (+8.2%) zu den Tagesgewinnern. Pfizer knüpften an den durch das Abkommen mit der US-Regierung ausgelösten Kurssprung vom Vortag an und schlossen nochmals 6.8% höher. Besser als erwartete Zahlen zum 1. Geschäftsquartal beflügelten die Aktien von Nike, die 6.0% nach oben sprangen. Die Intel-Aktien zogen kurz vor Handelsschluss deutlich an und schlossen 7.1% fester. Der Chiphersteller befindet sich gerüchteweise in Gesprächen um einen Fertigungsauftrag für den Konkurrenten AMD (+1.4%).

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.10%; DE: 2.71%; CH: 0.25%

Die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen ist gestern um fünf Basispunkte gesunken. Hintergrund sind neue Zahlen vom US-Arbeitsmarkt, welche deutlich schwächer ausgefallen sind als erwartet. Der publizierte ADP-Indikator für neue Stellen im Privatsektor gilt zwar als weniger zuverlässig als die offiziellen Daten des Bureau of Labor Statistics, welche für Freitag terminiert sind. Letztere könnten sich aber je nach Verlauf des Shutdowns der US-Bundesverwaltung verzögern. Ein schwacher Arbeitsmarkt erhöht tendenziell die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Am Abend wurde zudem bekannt, dass der US-Supreme Court die von Trump gewünschte sofortige Entlassung von Fed-Governor Lisa Cook abgelehnt hat. Cook bleibt damit in jedem Fall bis im Januar 2026 im Amt, wenn das Gericht den Fall formal behandelt.

Währungen

Euro in Franken: 0.9348
US-Dollar in Franken: 0.7966
Euro in US-Dollar: 1.1736

An den Devisenmärkten gab es gestern keine grossen Bewegungen. Auch die neuen Daten vom US-Arbeitsmarkt belasteten den Dollar nur geringfügig. Die US-Währung bewegte sich sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Schweizer Franken ohne klare Richtung seitwärts.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 62.10 pro Fass
Goldpreis: USD 3'865.56 pro Unze

Spekulationen um eine weitere Angebotsausweitung durch das Ölkartell OPEC+ sorgen seit Dienstag für tiefere Ölpreise. Gestern ist der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI zeitweise unter die Marke von 62 US-Dollar gefallen. Die Länder der OPEC+ kommen am Wochenende für ein Treffen zusammen. Der Goldpreis hat seinen Aufwärtstrend vom September auch am ersten Tag des neuen Monats fortgesetzt. Mit einem Preis von zwischenzeitlich nur knapp unterhalb von 3'900 US-Dollar pro Unze wurde dabei auch erneut ein neues Allzeithoch erreicht.

Wirtschaft und Konjunktur

Schweiz: Einkaufsmanagerindex Industrie (September)
letzter: 49.0; erwartet: 48.0; aktuell: 46.3

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Schweizer Industrie ist im September deutlich gesunken. Mit 46.3 Punkten liegt der Indikator deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und auch klar tiefer als in den Vormonaten. Die Eintrübung zeigt sich in den meisten Sub-Indikatoren: Der Auftragsrückgang beschleunigte sich deutlich und die Produktion ging zurück. Auch der Druck auf die Beschäftigung hat erneut zugenommen.

USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (September)
letzter: 48.7; erwartet: 49.0; aktuell: 49.1

Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management für die US-Industrie ist im September leicht gestiegen, verbleibt aber den siebten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ein Blick auf die Sub-Komponenten zeigt ein gemischtes Bild. Die Produktion wurde gesteigert und der Beschäftigungsabbau hat sich verlangsamt. Zugleich fiel die Kategorie «Neuaufträge» unter die Wachstumsschwelle. Der Teilindex für die Preise kam von einem hohen Niveau aus nur leicht zurück, was weiterhin auf steigende Preise hindeutet.

USA: ADP neue Stellen (September)
letzter: -3’000; erwartet: 51’000; aktuell: -32’000

Die Daten von ADP-Research zeigen, dass die privaten Arbeitgeber in den USA im September überraschend rund 32'000 Stellen abgebaut haben. Erwartet wurde ein Anstieg von 51'000. Sowohl in der Industrie (-3'000) als auch im Dienstleistungssektor (-28'000) gingen Stellen verloren. Die ADP-Daten sind allerdings kein verlässlicher Indikator für die offiziellen Arbeitsmarktzahlen des Bureau of Labor Statistics (BLS), die auch den öffentlichen Sektor umfassen. Der offizielle Arbeitsmarktbericht steht für Freitag auf der Agenda. Angesichts des Shutdowns ist jedoch fraglich, ob er wie geplant publiziert werden kann.

Eurozone: Inflationsrate YoY (September)
letzter: 2.0%; erwartet: 2.2%; aktuell: 2.2%

Im September stiegen die Konsumentenpreise in der Eurozone wie erwartet um 2.2% gegenüber dem Vorjahresmonat – ein leichter Anstieg gegenüber dem August-Wert von 2.0%. Damit liegt die Inflation wieder über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig eine Inflationsrate von 2% anstrebt. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel verharrte bei 2.3%. Ein weiterer Zinsschritt der EZB wird derzeit an den Märkten nicht erwartet.

Matthias Müller

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Senior Finanzanalyst
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Céline Koster

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