
07. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Handelspolitik gibt Takt vor
Die im April verhängte 90-tägige Zollpause endet diesen Mittwoch. Wie der Handelskonflikt danach fortgeführt wird, bestimmt das weitere Geschehen an den Finanzmärkten.
Im Fokus
Die am 7. April verhängte 90-tägige Zollpause endet formell am Mittwoch. Entgegen der angekündigten «90 Deals in 90 Days»-Strategie haben die USA bis Ende letzter Woche jedoch nur mit drei Ländern erste Vereinbarungen abgeschlossen: dem Vereinigten Königreich, China und Vietnam. Am Freitag kündigte US-Präsident Trump an, dass rund ein Dutzend Handelspartner heute im Tagesverlauf Briefe erhalten werden, in denen einseitige Zollsätze festgelegt sind – weitere Länder sollen folgen. US-Finanzminister Scott Bessent erklärte am Sonntag in einem CNN-Interview, dass diese Briefe klarstellen, dass Länder ohne Handelsabkommen ab dem 1. August mit einer Rückkehr zu den im April geltenden höheren Zollsätzen rechnen müssen. Zugleich betonte Bessent, dass sich die diplomatischen Aktivitäten in den kommenden Stunden nochmals intensivieren werden, da die ursprüngliche Frist Mitte der Woche abläuft. In den letzten Tagen äusserten sich unter anderem Vertreter der EU und der Schweiz vorsichtig optimistisch zu möglichen Handelsabkommen.
Audio-Podcast der SGKB
Die USA stehen vor einem Schuldenberg von über 36 Billionen – und das Vertrauen in den Dollar beginnt zu bröckeln. Gleichzeitig lanciert Europa ambitionierte Investitionsprogramme, während die Schweiz mit hochverschuldeten, aber robusten Haushalten auffällt. Darüber sprechen Dominik Schmidlin, Leiter Anlagestrategie und Analyse, und Thomas Stucki, Chief Investment Officer.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: geschlossen, S&P500: geschlossen, Nasdaq: geschlossen
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -1.02%, DAX: -0.61%, SMI: -0.05%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: +1.13%, HangSeng: -0.42%, S&P/ASX 200: +0.59%
Der S&P 500 legte letzte Woche um 1.72% zu (er war am Freitag aufgrund des Unabhängikeitstages geschlossen). Die europäischen Aktien gaben um 0.69% nach, während der Swiss Performance Index (-0.01%) die Woche weitgehend unverändert abschloss.
Die globalen Aktienmärkte zeigten im 1. Halbjahr 2025 trotz des US-Handelskonflikts und geopolitischer Eskalationen eine erstaunlich solide Entwicklung. Der lange hinterherhinkende S&P500 konnte sich dank einer 25%-Rally ab Anfang April in die Gewinnzone vorarbeiten und legte im ersten Halbjahr inkl. Dividenden 5.75% zu. Angeschoben wurde die Erholung gerade auch von den Magnificent 7-Schwergewichten, die sich seit Anfang April um knapp 40% erholten, angeführt von Nvidia (+64%) und Meta (+45%). Die europäischen Aktien waren die stärkste Region und legten in den ersten sechs Monaten 2025 gemessen am EuroStoxx50 um 11.7% (inkl. Dividende) zu. Unter den Einzelmärkten sticht hier der deutsche DAX mit einem Plus von 20.1% hervor, welches aus der starken Performance gewisser Einzeltitel wie Rheinmetall (+192%), Siemens Energy (+95%) oder Allianz (+22%) resultiert. Der Swiss Perfomance Index erreichte das Jahreshoch vom März nicht mehr, konnte aber im 1. Semester 2025 trotzdem einen erfreulichen Kursgewinn von 6.9% verbuchen. Vor alle die Bauzulieferer Holcim (+33%), Geberit (+24%) und im breiten Markt Schindler (+20%) waren gefragt, gefolgt von Swiss Life (+20%), Swisscom (+16%) und Novartis (+12%). Die Aktienmärkte scheinen sich zunehmend an Krisen zu gewöhnen. Dennoch befinden sich die Märkte momentan in einer Abwartehaltung, da die 90-tägige Aussetzungsfrist der US-Importzölle am 9. Juli endet, was für erhöhte Unsicherheiten sorgen könnte. Ausserdem kommt die Berichtssaison zum 1. Halbjahr 2025 näher. Wichtiges Thema werden Vor- und Nachholeffekte aufgrund des anhaltenden Zollkonfliktes sowie die Zurückhaltung von Konsumenten und Unternehmen sein. Ebenfalls wird gerade für Schweizer Aktien die fortschreitende Abschwächung des US-Dollars ein Thema sein. Dieser hat sich seit Jahresanfang zum Franken um 12% abgewertet und ist auf CHF 0.79 gefallen. Im momentanen Umfeld macht es Sinn sich zurückhaltend zu positionieren und die Lage aufmerksam zu beobachten. Der Fokus liegt auf einer konsequenten Diversifikation des Portfolios. Am kommenden Donnerstag wird mit Barry Callebaut (9-Monatszahlen) und Ems Chemie am Freitag die Berichtssaison in der Schweiz eröffnet. In der Woche vom 14. Juli folgen dann die SMI-Konzerne Partners Group, Richemont, ABB und Novartis mit Finanzzahlen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.33%; DE: 2.60%; CH: 0.42%
Der US-Kapitalmarkt blieb am Freitag aufgrund des Unabhängigkeitstages geschlossen. Entsprechend ruhig verlief das Geschehen an den Kapitalmärkten in Europa und der Schweiz. In dieser Woche stehen keine Konjunkturdaten aus der ersten Reihe auf der Agenda. Am Mittwoch wird das Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung veröffentlicht.
Video-Podcast der SGKB
„Null ist nicht negativ”, betont die Schweizerische Nationalbank. Dennoch sind die kurzfristigen Zinsen in der Schweiz in den negativen Bereich gerutscht. Inwiefern die aktuelle Situation mit dem Beginn der Negativzinsphase zwischen 2015 und 2022 vergleichbar ist, beleuchtet Patrick Häfeli, Fondsmanager Obligationen.
Währungen
Euro in Franken: 0.9353
US-Dollar in Franken: 0.7948
Euro in US-Dollar: 1.1770
In der ersten Juliwoche trat der Euro/Franken-Kurs auf der Stelle, während der US-Dollar zum Franken um ein halbes Prozent nachgab. Zum Start in die neue Woche lautet die Devise: abwarten, was insbesondere auf handelspolitischer Ebene bevorsteht.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.30 pro Fass
Goldpreis: USD 3'310.85 pro Unze
Die Organisation erdölexportierender Länder und Partner wie Russland (Opec+) dreht den Ölhahn im August weiter auf. Acht Kernstaaten des Verbunds, allen voran Saudi-Arabien, hatten ihre Produktion seit 2022 um 2.2 Millionen Barrel pro Tag gedrosselt. Seit April werden diese Kürzungen schrittweise zurückgenommen – zuletzt schneller als zunächst vorgesehen. Mit dem jüngsten Schritt signalisiert das Kartell die Absicht, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen.
Nachdem er in der zweiten Junihälfte schwächelte, legte der Goldpreis in der ersten Juliwoche in US-Dollar rund 2 % zu. Bei einer erhöhten Marktvolatilität infolge von Handelsunsicherheiten dürfte das gelbe Edelmetall weiterhin gefragt bleiben.
Wirtschaft und Konjunktur
Konjunkturdaten dürften den Finanzmärkten in dieser Woche kaum neue Impulse liefern. Mehr Bewegung könnte von anderer Seite kommen: Die im April verhängte 90-tägige Zollpause der USA endet am Mittwoch.
Tobias Kistler

8021 Zürich

Daniel Wachter

8021 Zürich

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