
04. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Grösster Einbruch von US-Aktien seit 2020
Die Ankündigung neuer US-Zölle löste am Donnerstag weltweit starke Kursverluste an den Börsen aus – besonders deutlich fiel der Einbruch an den US-Märkten aus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -2.45%, SPI: -2.55%, SMIM: -2.97%
Die weltweiten Börsen, darunter auch die Schweizer Aktienmärkte, gerieten am Donnerstag deutlich unter Druck, nachdem US-Präsident Donald Trump umfassende Zollerhöhungen von 10% auf alle Importe angekündigt hatte. Für viele Länder gelten noch höhere Sätze – etwa 31% für die Schweiz und 20% für die EU. Daraufhin verkauften die Anleger gestern im grossen Stil Aktien und suchten Sicherheit in Gold und Obligationen. Der SMI verlor bei Handelsschluss 2.5% an Wert. Trotz eines breiten Aktien-Ausverkaufs befanden sich von den 20 Blue Chips fünf Werte in der Gewinnzone. Kurszuwächse verbuchten Novartis (+0.5%), Givaudan (+0.9%), Lonza (+0.9%) und Nestlé (+1.0%). Klarer Tagesgewinner war der Telekommunikationsanbieter Swisscom (+3.7%). Die Swisscom-Aktie profitierte gestern von ihrem defensiven Anlagecharakter und der Unabhängigkeit zum US-Geschäft. Deutlich verloren haben Werte mit hohen US-Exportvolumen sowie Titel, die stark von der amerikanischen Konjunkturentwicklung abhängig sind. Die Schweizer Pharmawerte profitierten davon, dass Pharmagüter explizit in der US-Zollankündigung ausgeschlossen wurden. Zu den Verliereraktien gehörten Sonova (-3.7%), Alcon (-4.1%), Sika (-4.6%), Holcim (-5.1%), ABB (-6.2%), Richemont (-6.3%), Partners Group (-6.6%), UBS (-8.3%) und Kühne + Nagel (-8.5%). Abgeschlagener Tagesverlierer war das Technologieunternehmen Logitech mit einem Kursrückgang von 16.5%. Logitech gilt als besonders anfällig für Zölle, da das Unternehmen einen Grossteil seiner Umsätze in den USA erzielt und etwa 40% seiner Produkte in eigenen Fabriken in China herstellt. Weitere Produktionsstätten befinden sich bei Auftragsherstellern in China, Taiwan, Hongkong, Malaysia, Thailand, Mexiko und Vietnam. Der US-Markt machte im Geschäftsjahr 2024 rund 36% des Gesamtumsatzes von Logitech aus. Am breiten Markt waren die Aktien von Galenica (+2.3%) und BKW (+3.8%) gefragt. In der langen Liste der rückläufigen Titel befanden sich unter anderem Julius Baer (-6.9%), Belimo (-7.5%), Sensirion (-8.1%), DKSH (-9.1%) und VAT (-10.9%).
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -3.59%, DAX: -3.01%
Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag deutlich nachgegeben, nachdem US-Präsident Donald Trump ein umfassendes Zollpaket angekündigt hat. Der EuroStoxx50 verlor 3.6% Prozent und erreichte den tiefsten Stand seit Mitte Januar und verbuchte den grössten Tagesverlust seit über drei Jahren. Trump kündigte pauschale Zölle von 10% auf alle Importe in die USA an. Für Länder mit hohem Handelsüberschuss sollen deutlich höhere Sätze gelten, darunter 20% auf Einfuhren aus Deutschland und anderen EU-Staaten. Im europäischen Indexvergleich schlossen der spanische IBEX35 (-1.2%) und der britische FTSE100 (-1.6%) mit geringeren Kursrückgängen als die übrigen Hauptindizes. Der deutsche DAX verlor 3.0% und der französische CAC40 war 3.3% rückläufig. Besonders hart traf es am gestrigen Börsentag den Luxusgüterkonzern LVMH (-5.6%), das Halbleiterunternehmen ASML (-6.1%), das Industrieunternehmen Siemens (-8.0%) und den Sportartikelhersteller Adidas (-11.7%). Auf Sektorenebene standen die Bereiche Kommunikationsdienstleister, Nichtzyklischer Konsum, Immobilien und Versorger im Plus. Deutliche Verluste mussten die Sektoren Industrie, Grundstoffe, Finanzen, Zyklischer Konsum, Energie und Technologie hinnehmen.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -3.98%, S&P 500: -4.84%, Nasdaq: -5.97%
Die amerikanischen Aktienmärkte schlossen am Folgetag nach der Ankündigung des Zolldiktats von US-Präsident Trump massiv in der Verlustzone. Der Leitindex DowJones fiel um 4.0%, während der S&P500 4.8% und der Nasdaq 6.0% zusammenbrachen. Damit verbuchten die amerikanischen Börsen den grössten Ein-Tages-Kursrückgang seit dem Jahr 2020. Die Märkte befürchten weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft, auch für die USA selbst. Höhere Preise durch die Zölle könnten die Inflation antreiben, während gleichzeitig die Wirtschaftstätigkeit unter Druck gerät. Die Magnificent 7 litten am gestrigen Handelstag stark. Am stärksten belastet wurden die Aktien von Apple (-9.3%). Der Konzern ist stark von der Produktion in China abhängig. Zu den weiteren Verlierern gehörten Technologieunternehmen wie HP (-14.7%) und Dell (-19.0%). Ebenfalls stark belastet wurden die Chip-Werte wie Nvidia (-7.8%), AMD (-8.9%) und Broadcom (-10.5%). Auch die US-Werte in der Textil- und Schuhindustrie mit Produktionsstandorten in China, Vietnam und Indien litten stark. Sportartikelhersteller Nike verlor 14.5%. Das Unternehmen notiert damit auf dem tiefsten Stand seit 2017. Einziger positiver Sektor im S&P500 war der Nichtzyklische Konsum.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.97%; DE: 2.65%; CH: 0.41%
Die Flucht in Sicherheit war am ersten Handelstag nach der Verkündigung der neusten US-Zollmassnahmen deutlich zu spüren. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Anleihe bewegte sich weiter südwärts und notiert nun zum ersten Mal seit vergangenem Herbst wieder unter der Marke von 4%. Auch die Zinsen in Europa und der Schweiz sind weiter gesunken. Die Renditen der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe und der Schweizer Eidgenossenanleihe mit gleicher Laufzeit schlossen 7 Basispunkte tiefer als am Vortag.
Währungen
Euro in Franken: 0.9467
US-Dollar in Franken: 0.8527
Euro in US-Dollar: 1.1105
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zollmassnahmen erschütterten das Vertrauen der Investoren in den US-Dollar regelrecht. Entsprechend verlor der Greenback gegenüber sämtlichen G10-Währungen massiv an Terrain. Gesucht wurden hingegen die sogenannt «sicheren Häfen» Schweizer Franken und Japanischer Yen. Der Franken legte entsprechend auch gegenüber dem Euro an Wert zu und der EUR/CHF-Kurs fiel im Tagesverlauf wieder unter die Marke von 0.95 Franken pro Euro.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.25 pro Fass
Goldpreis: USD 3'104.82 pro Unze
Der Erdölpreis reagierte mit einem deutlichen Rückgang auf die Zollmassnahmen der US-Regierung, da die von den USA erhobenen Zölle die Sorge vor einer globalen Wirtschaftsabschwächung befeuern. Eine schleppende Entwicklung der Weltwirtschaft führt unweigerlich zu einer geringeren Öl-Nachfrage.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: Inflationsrate YoY (März)
letzte: 0.3%; erwartet: 0.4%; aktuell: 0.3%
Die Konsumentenpreise in der Schweiz blieben im März gegenüber dem Vormonat stabil. Einerseits sind die Preise für Pauschalreisen ins Ausland, für Zeitungsabonnemente sowie für Bekleidung und Schuhe gestiegen. Andererseits sind die Preise für Parahotellerie, Mietautos und Treibstoffe gesunken. Gegenüber März 2024 betrug die Teuerung +0.3%. Während Inlandgüter 1.0% teurer waren als vor einem Jahr, verbilligten sich Importgüter im Vergleich zum Vorjahr um 1.7%. Für die Schweizerische Nationalbank bestätigen die neusten Daten den Trend einer tiefen, aber stabilen Inflation, der mit den jüngsten Leitzinssenkungen gefestigt werden sollte.
USA: ISM Einkaufsmanagerindex Dienstleistungssektor (März)
letzter: 53.5; erwartet: 52.9; aktuell: 50.8
Die Stimmung im US-Dienstleistungssektor hat sich im März stärker als erwartet eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des «Institute for Supply Management» (ISM) bleibt zwar noch knapp über der Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisiert somit eine weitere Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten im Servicesektor. Der deutliche Rückgang unterstreicht jedoch, dass sich die Unsicherheit über die US-Handelspolitik auch im Dienstleistungssektor immer stärker niederschlägt.
Patrick Häfeli

8021 Zürich

Florian Hiltpold

8021 Zürich

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