06. Juni 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

EZB-Zinssenkung und US-China Telefongespräch im Fokus

Die europäischen Aktienmärkte gingen mit leichten Gewinnen aus dem Handel. In den USA drückt der Konflikt zwischen Trump und Musk auf die Stimmung.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.16%, SPI: +0.21%, SMIM: +0.26%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich am gestrigen Handelstag zunächst freundlich, rutschte jedoch am frühen Nachmittag nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank zeitweise ins Minus. Bis Handelsschluss erholte er sich jedoch wieder und schloss leicht im Plus. Die EZB senkte ihren Leitzins erwartungsgemäss um 25 Basispunkte auf 2.0%. EZB-Präsidentin Christine Lagarde deutete jedoch zugleich ein mögliches Ende des Zinssenkungszyklus an, was die Marktstimmung kurzfristig belastete. Ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping, in dem die beiden über verschiedene Handelsfragen sprachen, weckte an den Märkten Hoffnungen auf eine Entspannung im Zollkonflikt. Heute richten die Anleger den Fokus auf den US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai, der am Nachmittag publiziert wird. Er gilt als zentraler Indikator für die wirtschaftliche Lage in den USA und hat grossen Einfluss auf die Einschätzung der künftigen Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Der SMI beendete den gestrigen Handelstag 0.2% höher. Von den 20 Titeln im SMI schlossen 10 im Plus, während 9 im Minus notierten. Die Aktie von Nestlé zeigte sich unverändert. Gesucht waren insbesondere Unternehmen aus der Baubranche, allen voran Holcim (+3.3%). Aber auch Geberit (+1.7%) legte deutlich zu. Auf dem Einkaufszettel der Marktteilnehmer stand auch Alcon (+2.1%). Der Augenheilkundespezialist profitierte von einem positiven Analystenkommentar. Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis und Roche verzeichneten Gewinne von 0.7% bzw. 0.2%. Deutliche Abgaben musste hingegen Richemont hinnehmen. Der Luxusgüterhersteller verlor insbesondere im späten Handel deutlich an Wert und schloss 2.1% tiefer. Am breiten Markt stand Burckhardt Compression (-1.6%) im Fokus. Nach den gestern publizierten Jahreszahlen schlossen die Aktien des Herstellers von Kompressorenlösungen leicht im Minus. Unter Druck stand auch Avolta (-3.5%). Ein Grossaktionär trennte sich von einem grösseren Aktienpaket des Duty-free-Shop- und Raststättenbetreibers. Swiss Steel hatte gestern seinen letzten Handelstag an der Schweizer Börse und verabschiedete sich mit einem Plus von 11.1%. Am Vortag haben die Papiere von Orascom bereits den Börsenhandel eingestellt.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.10%, DAX: +0.19%

Die europäischen Aktienmärkte gingen mit kleineren Gewinnen aus dem gestrigen Handel. Die von den Marktteilnehmern erwartete Zinssenkung der EZB hatte keinen grösseren Einfluss auf das Marktgeschehen. Die Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass sich der aktuelle Senkungszyklus dem Ende zuneige, sorgte jedoch für einen leichten Stimmungsdämpfer. Am stärksten zulegen konnten der italienische FTSE MIB sowie der spanische IBEX35, die beide um 0.7% avancierten. Verhaltener fiel das Plus mit je 0.1% beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 und dem britischen FTSE100 aus. Einzig der französische CAC40 fiel mit -0.2% leicht zurück. Auf Branchenebene standen insbesondere die Sektoren Grundstoffe, Finanzen und Gesundheit auf dem Einkaufszettel. Nicht gefragt waren Aktien aus den Bereichen Zyklischer Konsum, Energie und Versorger.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.25%, S&P 500: -0.53%, Nasdaq: -0.83%

Die amerikanischen Börsen schlossen nach einem Auf und Ab in der Verlustzone. Insbesondere die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die auf den höchsten Wert seit über einem halben Jahr gestiegen ist, drückte auf die Stimmung. Deshalb blicken die Marktteilnehmer mit Spannung auf die heute Nachmittag anstehende Publikation des US-Arbeitsmarktberichts für den Monat Mai. Der Dow Jones schloss mit einem Kursrückgang von 0.3%. Die Verluste beim marktbreiten S&P 500 und dem technologielastigen Nasdaq fielen mit 0.5% bzw. 0.8% deutlicher aus. Vor allem die Aktien von Tesla mit einem Verlust von 14.3% drückten den Tech-Index nach unten. Die Aktien des Elektroautobauers gerieten wegen der wachsenden Konfrontation zwischen Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk unter Druck. Die Aktien von PVH rutschten um 18.0% ab. Der Eigentümer von Modemarkten wie Calvin Klein oder Tommy Hilfiger kappte aufgrund der US-Importzölle sein Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.39%; DE: 2.58%; CH: 0.31%

Für einmal machten gestern die europäischen Zinsen die Musik an den Kapitalmärkten. Nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank und den ersten Anzeichen auf ein baldiges Ende des Zinssenkungszyklus legten die Zinsen in Europa deutlich zu. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe stieg um 6 Basispunkte. Auch die Zinsen in der Schweiz und den USA reagierten mit einem Anstieg auf den jüngsten EZB-Zinsentscheid. Die Rendite der zehnjährigen Eidgenossenanleihe stieg um 6 Basispunkte, diejenige des 10-jährigen US-Treasury legte um 3 Basispunkte zu.

Währungen

Euro in Franken: 0.9386
US-Dollar in Franken: 0.8209
Euro in US-Dollar: 1.1433

Der Euro legte im Anschluss an die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank gegenüber den meisten Währungen etwas zu. Unter Druck standen hingegen die beiden sogenannt «sicheren Häfen» aus der Schweiz und Japan. Der Schweizer Franken büsste gegenüber dem Euro und dem US-Dollar im Tagesverlauf an Wert ein. Noch schwächer zeigte sich der Japanische Yen, der gegenüber sämtlichen G10-Währungen deutlich an Terrain einbüsste.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 63.04 pro Fass
Goldpreis: USD 3'366.71 pro Unze

Der Preis für eine Unze Gold stieg bis gestern Mittag auf über 3'400 US-Dollar an. Nach der EZB-Pressekonferenz und den Hinweisen auf ein baldiges Ende des Zinssenkungszyklus in Europa gab der Goldpreis seine Tagesgewinne jedoch wieder ab. Gold profitiert von sinkenden Zinsen, da es selber keine Marktzinsen abwirft.

Wirtschaft und Konjunktur

Europäische Zentralbank: Leitzins (Einlagefazilität)
letzter: 2.25%; erwartet: 2.00%; aktuell: 2.00%

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte ihre Leitzinsen gestern erwartungsgemäss um 25 Basispunkte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete diesen Entscheid mit dem weiterhin rückläufigen Inflationstrend. Seit der Zinssenkungszyklus vor einem Jahr eingeläutet wurde, hat die EZB den Leitzins insgesamt um 2 Prozentpunkte gesenkt und damit die schwache Konjunktur in der Eurozone unterstützt. Hinsichtlich des weiteren Zinspfades liess sich Lagarde wie gewohnt nicht in die Karten blicken. Sie betonte erneut, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde und sich dabei auf die Entwicklung der Konjunktur- und Inflationsdaten abstützen werde. Allerdings sei die Notenbank gemäss EZB-Präsidentin Lagarde mittlerweile gut aufgestellt, um durch die aktuellen Unsicherheiten zu steuern. Dies legt nahe, dass das Ende des Zinssenkungszyklus bald erreicht ist.

Schweiz: Arbeitslosenquote (Mai)
letzte: 2.8%; erwartet: 2.8%; aktuell: 2.8%

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz blieb im Mai erwartungsgemäss stabil bei 2.8%. Bereinigt um saisonale Effekte stieg die Quote jedoch von 2.8% auf 2.9%, da die Zahl der Arbeitslosen in den Frühlingsmonaten in der Regel stärker abnimmt als in diesem Jahr. Wir gehen davon aus, dass die Schweizer Arbeitslosenrate in den kommenden Monaten aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Abkühlung weiter leicht ansteigen dürfte.

Heute Nachmittag steht der monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung im Fokus. Dieser dürfte Aufschluss über den Zustand des US-Arbeitsmarktes liefern und für etwas Bewegung an den Finanzmärkten sorgen.

Patrick Häfeli

Portraitfoto von Patrick Häfeli, Senior Strategieanalyst Fixed Income bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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