31. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

EZB-Zinsentscheid liefert keinen Impuls

Der Schweizer Leitindex schloss gestern unverändert. Im Fokus standen verschiedene Quartalsberichte. In den USA legten gestern Abend Apple und Amazon ihre Zahlen vor.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.04% SPI: +0.10%, SMIM: +0.70%

Vom Schweizer Aktienmarkt gingen gestern unterschiedliche Signale aus. Während der mit den Schwergewichten besetzte SMI (-0.0%) unverändert schloss, legten der marktbreite SPI (+0.1%) und der klein- und mittelkapitalisierte Unternehmen umfassende SMIM (+0.7%) leicht zu. Der Zinsentscheid der EZB und auch die Teileinigung in den Handelsgesprächen zwischen China und den USA lieferten keine starken Impulse. Von den 20 Werten im SMI schlossen neun Werte mit positiven Vorzeichen, der Rest musste Abschläge hinnehmen. Die Indexschwergewichte notierten uneinheitlich. Während Roche (+0.5%) und Novartis (+0.4%) im Plus schlossen, gab Nestlé (-1.3%) nach. Die stärksten Abgaben verzeichnete der Frachtlogistiker Kühne + Nagel (-1.9%), der von einem negativen Analystenkommentar belastet wurde. An der Tabellenspitze stand der Computerzubehörhersteller Logitech mit einem Plus von 5.0%, der von Anschlusskäufen an das besser als erwartete Zahlenset von Dienstagabend profitierte. Daneben gehörten auch Swisscom (+2.6%) und SwissRe (+0.6%) ohne nennenswerte Neuigkeiten zu den Gewinnern. Auch Straumann konnte an den positiven Trend infolge besser als erwarteter Zahlen vom Vortag anknüpfen und legte gestern um weitere 2.9% zu. VAT führte mit einem Plus von 4.4% den SMIM an. Am breiten Markt lag der Fokus bei vielen Quartalsergebnissen. So büssten die Aktien von SIG letztlich 2.1% ein, nachdem die neuen Mittelfristziele anlässlich des gestrigen Investorentages nicht gänzlich überzeugten. Sandoz (+4.4%) konnte hingegen mit dem Quartalsergebnis überzeugen und hob die Zielsetzung beim operativen Gewinn an. Auch das Zahlenset von Vontobel (+1.2%) erfüllte die Markterwartungen. Clariant schloss nach einem durchzogenen Zahlenset letztlich 0.3% höher. Trotz schwachem Quartalsergebnis legten auch die Aktien von Avolta (+1.7%) zu.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.12%, DAX: -0.02%

Die europäischen Aktienmärkte gaben gestern mehrheitlich nach. Einzig der britische FTSE100 (+0.0%) schloss unverändert. Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) fiel wie erwartet aus und hatte keinen massgeblichen Einfluss auf das Marktgeschehen. Die stärksten Abgaben verzeichneten der spanische IBEX35 (-0.7%) und der französische CAC40 (-0.5%). Auf Sektorenebene lagen die Bereiche Technologie, Versorger und Energie vorne. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Zyklischer Konsum, Grundstoffe und Nichtzyklischer Konsum ab. Bayer (-2.5%) stand am Ende des DAX, belastet durch einen negativen Gerichtsentscheid. Scout24 (+3.0%) konnte sich hingegen positiv ins Szene setzen, da das Unternehmen nach einem besser als erwarteten Zahlenwerk den Ausblick anhob.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.23%, S&P500: -0.99%, Nasdaq: -1.57%

Die amerikanischen Aktienmärkte verzeichneten gestern an breiter Front Kursverluste. Insbesondere der technologielastige Nasdaq verlor mit 1.6% am meisten, gefolgt vom marktbreiten S&P500 (-1.0%) und vom US-Leitindex DowJones (-0.2%). Positive Signale bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China hatten nur einen geringen Einfluss auf die Märkte. Belastend wirkte hingegen das Zahlenset des Schwergewichts Meta (-11.3%). Zwar konnten Umsatz und Betriebsgewinn deutlich zweistellig gesteigert werden, jedoch fiel der Gewinn rückläufig aus. Zudem erschütterte die Ankündigung, in diesem Jahr Investitionen im Umfang von USD 72 Mrd. in den Ausbau von KI-Rechenzentren zu tätigen und im nächsten Jahr noch deutlich mehr, die Marktteilnehmer. Das Zahlenset von Alphabet lag über den Erwartungen und die Aktie konnte um 2.5% zulegen. Daneben wurde das Zahlenset von Microsoft negativ aufgenommen, da sich die Marktteilnehmer beim Cloud-Wachstum mehr erhofft hatten. Die Aktie verlor 2.9%. Auf Sektorenebene waren daher gestern die wirtschaftssensitiven Sektoren Zyklischer Konsum, Kommunikationsdienste und Technolgie weniger gefragt. Im Aufwind standen hingegen mit Immobililien, Finanzen und Gesundheit einige defensive Werte.

Unternehmensberichte

Apple konnte im verschobenen 4. Geschäftsquartal 2024/25 den Umsatz um 8% auf USD 102.5 Mrd. steigern. Alle Regionen trugen zum Wachstum bei, einzig die Umsätze in China waren rückläufig. In der wichtigsten Kategorie, den iPhones, konnte der Umsatz um 6.1% auf USD 49.03 Mrd. gesteigert werden. Noch dynamischer zeigte sich die Entwicklung bei Services. Dort konnte der Umsatz um 15.1% auf USD 28.78 Mrd. erhöht werden. Der Betriebsgewinn steigerte sich um 9.6% auf USD 32.43 Mrd. Unter dem Strich konnte der Reingewinn um 86.4% auf USD 27.5 Mrd. erhöht werden. Das Zahlenset liegt leicht über den Erwartungen.

Amazon konnte im 3. Quartal den Umsatz um 13% auf USD 180.2 Mrd. steigern. Angetrieben wurde das Wachstum unter anderem vom Cloudgeschäft (Amazon Web Services), das um 20.2% auf USD 33.0 Mrd. gesteigert werden konnte. Aufgrund von Sonderbelastungen blieb der operative Betriebsgewinn mit USD 17.4 Mrd. unverändert. Belastungen entstanden durch eine Beilegung eines Rechtsstreits in Höhe von USD 2.5 Mrd. sowie durch den Abbau von 14’000 Stellen in Höhe von USD 1.8 Mrd. Insgesamt belief sich der Reingewinn auf USD 21.2 Mrd., was einem Anstieg von 38.6% gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Für das 4. Quartal erwartet Amazon einen Umsatz zwischen USD 205 Mrd. bis USD 213 Mrd., während der Betriebsgewinn zwischen USD 21 Mrd. bis USD 26 Mrd. liegen soll. Mit den vorliegenden Quartalszahlen konnte Amazon die Markterwartungen übertreffen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.10%; DE: 2.64%; CH: 0.16%

Am Tag nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed zeigten die Renditen von US-Staatsanleihen weiter nach oben. Die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen Treasuries stieg um etwa 3 Basispunkte und lag zeitweise wieder über der Marke von 4.10%, die zuletzt vor rund zwei Wochen erreicht worden war. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte am Mittwoch die Erwartungen an eine weitere Zinssenkung im Dezember etwas gedämpft. An den Finanzmärkten galt eine solche vor den Ausführungen Powells nahezu als sicher. Aktuell wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung noch auf knapp 70% eingestuft. Die Zinsen in der Schweiz und Europa stiegen gestern im Windschatten der USA ebenfalls leicht an. Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank hatte auf die Zinsen hingegen kaum einen spürbaren Einfluss. Erwartungsgemäss hatte die EZB ihre Leitzinsen unverändert belassen.

Währungen

Euro in Franken: 0.9279
US-Dollar in Franken: 0.8018
Euro in US-Dollar: 1.1572

An den Devisenmärkten hallte der Zinsentscheid der US-Notenbank auch gestern noch nach. Die Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell zum künftigen Zinspfad verliehen dem US-Dollar weiter Aufwind und der Greenback machte gegenüber sämtlichen G10-Währungen Boden gut. Kaum einen Einfluss auf das Währungsgeschehen hatte erwartungsgemäss der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Der Euro bewegte sich am gestrigen Handelstag kaum.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 60.24 pro Fass
Goldpreis: USD 4'009.20 pro Unze

Der Ölpreis der US-Sorte WTI hält sich weiterhin knapp über der Marke von 60 US-Dollar pro Fass. Der Fokus richtet sich nun auf das Treffen der Opec+ an diesem Wochenende. Es wird erwartet, dass sich die Mitglieder des Verbunds der wichtigsten Erdölförderer auf eine weitere Erhöhung der Fördermenge verständigen werden, was den Ölpreis weiter unter Druck bringen könnte.

Wirtschaft und Konjunktur

Europäische Zentralbank: Leitzins (Einlagefazilität)
letzter: 2.00%; erwartet: 2.00%; aktuell: 2.00%

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen für die Eurozone wie erwartet unverändert belassen. In ihrem Statement verwiesen die Währungshüter auf die Inflation in der Eurozone, welche bereits seit einigen Monaten nahe dem mittelfristigen Zielwert der Zentralbank von 2% notiert. Zudem sei die Beurteilung der Inflationsaussichten durch den EZB-Rat weitgehend unverändert geblieben. Hinsichtlich des weiteren Zinspfades liess sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde wie gewohnt nicht in die Karten blicken. Sie betonte, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde und sich dabei auf die Entwicklung der Konjunktur- und Inflationsdaten abstützen werde. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Europäische Zentralbank ihren Zinssenkungszyklus beendet hat.

Eurozone: Bruttoinlandprodukt (3. Quartal, erste Schätzung)
letzte: +0.1%; erwartet: +0.1%; aktuell: +0.2%

Gemäss der ersten Schätzung des Statistikdiensts Eurostat ist die Wirtschaft in der Eurozone im dritten Quartal 2025 erneut leicht gewachsen. Das reale Bruttoinlandprodukt ist gegenüber dem zweiten Quartal um 0.2% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug das Wachstum +1.3%. Auf Länderebene hat insbesondere Frankreich positiv überrascht, dessen Wirtschaft im 3. Quartal um +0.5% gewachsen ist. Ebenfalls überdurchschnittlich gewachsen sind Portugal (+0.8%), Spanien (+0.6%) und die Niederlande (+0.4%). Im Gegensatz dazu verzeichneten Litauen (-0.2%), Finnland (-0.1%) und Irland (-0.1%) leicht negative Wachstumsraten. Deutschland wies ein Nullwachstum aus.

Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (Oktober)
letzte: 98.0; erwartet: 98.4; aktuell: 101.3

Die Konjunkturaussichten in der Schweiz haben sich im Oktober wieder verbessert. Das KOF-Konjunkturbarometer stieg auf 101.3 Punkte und damit wieder über seinen mittelfristigen Durchschnittswert. Die positiven Entwicklungen spiegeln sich denn auch in der Mehrheit der Indikatoren wider. Besonders stark zeigt sich die positive Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern. Unter Druck gerieten hingegen die Indikatoren der Konsumnachfrage.

Patrick Häfeli

Portraitfoto von Patrick Häfeli, Senior Strategieanalyst Fixed Income bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Portraitfoto von Angela Truniger, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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