15. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Erholung zum Wochenauftakt

Die erratische Zollpolitik der USA beschäftigt die Märkte weiterhin. Die angekündigte Ausnahmeregel auf bestimmte elektronische Produkte sorgte gestern für gewisse Erleichterung. Heute stehen die Quartalszahlen von Sika und Sulzer im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +2.31%, SPI: +2.25%, SMIM: +1.72%

Der Schweizer Aktienmarkt ist freundlich in die Woche gestartet, nachdem sich am Wochenende eine leichte Entspannung im US-Zollstreit abzeichnete. Die US-Regierung will Sonderzölle auf bestimmte Elektronikprodukte wie Smartphones und Laptops für eine gewisse Zeit aussetzen, was für Erleichterung an den Börsen sorgte. Die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump setzt sich damit fort und wird die Märkte weiter in Atem halten. In dieser Woche stehen am Donnerstag der EZB-Zinsentscheid sowie einige wichtige Konjunkturzahlen im Wochenverlauf auf der Agenda. Der Schweizer Leitindex SMI startete gestern mit Kursgewinnen in den Tag und konnte diese im Laufe des Tages weiter ausbauen. Bei Handelsschluss notierte dieser 2.3% höher. Der SMIM, welcher die mittelkapitalisierten Unternehmen umfasst, avancierte um 1.7%. Alle 20 SMI-Titel notierten in der Gewinnzone. Mit einem Plus von 6.6% war der PC-Zubehörhersteller Logitech der Spitzenreiter, welcher sich dank der zumindest vorläufigen Aussetzung der Sonderzölle auf Smartphones und Computer durch die US-Regierung von den jüngsten Verlusten erholte. Auf dem Einkaufszettel standen auch Finanzwerte wie Partners Group (+3.4%), UBS (+2.9%) und Swiss Re (+2.8%). Unterstützung erhielt der SMI von den beiden Pharmariesen Roche (+3.2%) und Novartis (+3.1%). Roche erhielt gestern die EU-Zulassung für ein Krebsmedikament, was zusätzlich für Auftrieb sorgte. Das dritte Schwergewicht Nestlé (+1.3%) notierte hingegen auf den hinteren Rängen. Das Schlusslicht bildete der Aromen- und Riechstoffhersteller Givaudan, welcher noch Ende vergangener Woche nach der Veröffentlichung erfreulicher Quartalszahlen klar zulegen konnte. Auch auf dem breiten Markt konnten sich die Technologiewerte wie ams-Osram (+7.9%), Inficon (+3.5%), VAT (+3.4%) und Comet (+2.4%) etwas von den jüngsten Verlusten erholen. Gegen den Trend notierte hingegen Julius Bär (-2.0% resp. CHF 0.99). Allerdings handelte die Aktie gestern ohne Dividende von CHF 2.60, womit der Verlust nur optischer Natur war.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +2.59%, DAX: +2.85%

Nach der Ankündigung der US-Regierung, die Zölle auf bestimmte Elektronikprodukte auch aus China vorübergehend auszusetzen, starteten die europäischen Aktienmärkte mit Schwung in die neue Handelswoche. Der italienische FTSE MIB und der deutsche DAX avancierten je um 2.9%, während der französische CAC40 und der britische FTSE100 2.4% bzw. 2.1% höher notierten. Aus Branchensicht schlossen alle Sektoren in der Gewinnzone. Die stärksten Avancen verzeichneten die Bereiche Finanzen, Gesundheit und Industrie, welche zuletzt deutlich unter Abgabedruck litten. Unterdurchschnittlich zeigten sich hingegen die defensiven Sektoren Basiskonsum, Versorger und Immobilien.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.78%, S&P 500: +0.79%, Nasdaq: +0.64%

Die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgte auch zum Auftakt in die neue Woche für Verunsicherung. Erfreulich zeigten sich die Anleger auf die am Samstag angekündigte Ausnahmeregelung auf bestimmte Elektronik-Produkte. Gestern teilte Trump zudem mit, dass es mögliche Ausnahmen für Autohersteller geben könnte, während bald Zölle auf Pharmaprodukte eingeführt werden sollen. Das Wechselbad der Gefühle geht also weiter. Der US-Leitindex Dow Jones notierte bei Handelsschluss 0.8% höher, womit er einen Teil der im Tagesverlauf erzielten Gewinne wieder abgeben musste. Der marktbreite S&P500 schloss ebenfalls 0.8% höher, während die Avancen beim technologielastigen Nasdaq (+0.6%) leicht tiefer ausfielen. Auf Sektorenebene standen die Branchen Immobilien, Versorger und Basiskonsum auf dem Podest. Unter Abgabedruck stand lediglich der Sektor Zyklischer Konsum. Insbesondere Technologiewerte standen nach der Ankündigung der Ausnahmeregelung im Fokus. Intel (+2.9%), Apple (+2.2%), Micron (+2.1%) und AMD (+1.2%) konnten sich positiv in Szene setzen, während Nvidia (-0.2%) ins Minus drehte. Für die Autohersteller Ford (+4.1%) und General Motors (+3.5%) ging es nach den Äusserungen von Donald Trump ebenfalls nach oben. Zulegen konnte auch Goldman Sachs (+1.9%). Das Finanzinstitut publizierte gestern erfreuliche Quartalszahlen.

Unternehmensberichte

Sika publizierte heute Morgen die Umsatzzahlen zum 1. Quartal 2025. Der Bauchemiespezialist erzielte einen Umsatz von CHF 2.68 Mrd., was einem Anstieg von 1.1% entspricht. Bereinigt um Fremdwährungseinflüsse lag der Anstieg bei 1.9%, wobei Sika ein organisches Wachstum von 0.9% erzielte. Damit gelang es Sika in einem rückläufigen Gesamtmarkt Marktanteile zu gewinnen. Das Management teilte mit, dass Sika nicht direkt von den US-Zolltarifen betroffen ist, da nahezu 100% der Produkte für den US-Markt vor Ort hergestellt werden. Aus regionaler Sicht erzielte Sika das beste Ergebnis in Americas, wobei der Umsatz dort um 3.5% auf CHF 934.7 Mio. gesteigert werden konnte. Nach einem guten Start in das neue Geschäftsjahr zeigte sich gemäss dem Management im März allerdings die Verunsicherung. Als Folge hat sich in Nordamerika das Wachstum für Sika abgeschwächt. Dies im Gegensatz zu Lateinamerika, wo sich die Wachstumsdynamik des Vorjahres fortsetzte. In der Region Asien/Pazifik stieg der Umsatz leicht um 1.0% auf CHF 539.5 Mio., während Sika in der Region EMEA einen Umsatzrückgang von 0.5% auf CHF 1.20 Mrd. hinnehmen musste. Sika bestätigt den Ausblick für das Gesamtjahr 2025, weist aber auf die zunehmenden Marktunsicherheiten hin. Sika peilt eine Umsatzsteigerung in Lokalwährungen zwischen 3% und 6% an. Zudem geht das Unternehmen von einer überproportionalen EBITDA-Steigerung aus. Die EBITDA-Marge soll im Bereich von 19.5% bis 19.8% liegen. Mit dem Zahlenset verfehlt Sika die Markterwartungen knapp. Einzig in der Region Asien/Pazifik lagen die Verkäufe über den Schätzungen.

Der Industriekonzern Sulzer vermeldete heute Morgen die Zahlen zum Bestellungseingang im 1. Quartal 2025, welcher im Vergleich zur Vorjahresperiode bei CHF 1.02 Mrd. stabil gehalten werden konnten. Die Segmente Flow und Services verzeichneten mit Anstiegen von 4% bzw. 8% ein gutes Wachstum, während der Geschäftsbereich Chemtech ein Rückgang von 18% erlitt. Dies lag insbesondere daran, dass chinesische Grossaufträge ausblieben. Der Bestellungseingang von Sulzer in Europa, dem Nahen Osten und Afrika stieg um 33%, während er in Nord- und Südamerika um 1% sowie in der Region Asien-Pazifik um 33% zurückging. Der Auftragsbestand nahm weiter zu auf CHF 2.5 Mrd., was einem Anstieg von CHF 0.2 Mrd. seit Jahresbeginn entspricht. Trotz der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten bestätigt das Management die Prognosen für das Gesamtjahr 2025. Sulzer peilt gegenüber dem Vorjahr ein organisches Wachstum von 2% bis 5% beim Bestellungseingang und von 5% bis 8% beim Umsatz an. Die EBITDA-Marge soll auf über 15% steigen. Der Analystenkonsens hatte mit einem leicht höheren Bestellungseingang gerechnet.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.36%; DE: 2.51%; CH: 0.44%

Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Anleihe sank gestern um 12 Basispunkte auf unter 4.40%. Die am Wochenende verkündeten Ausnahmen in der US-Zollpolitik sorgten für eine leichte Entspannung an den Kapitalmärkten. Die Unsicherheit bleibt aber weiter hoch. Auch in Europa sanken die Zinsen gestern. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe schloss um 6 Basispunkte tiefer als am Freitag. Jene der Schweizer Eidgenossenanleihe mit gleicher Laufzeit schloss hingegen unverändert.

Währungen

Euro in Franken: 0.9265
US-Dollar in Franken: 0.8163
Euro in US-Dollar: 1.1350

Der Schweizer Franken war gestern zunächst wenig gefragt und büsste gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert ein. Am Nachmittag drehte jedoch die Stimmung und der Franken war wieder stärker gesucht. In einem Umfeld hoher Marktschwankungen notierte gestern zum Tagesende sowohl das EUR/CHF-Währungspaar als auch das USD/CHF-Währungspaar unverändert.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 61.67 pro Fass
Goldpreis: USD 3'223.61 pro Unze

Nachdem der Goldpreis am Freitag erstmals über die Marke von 3'200 US-Dollar pro Unze stieg, erreichte er gestern zeitweise erneut ein neues Rekordhoch. Im Tagesverlauf gab er die Gewinne jedoch wieder ab und schloss schlussendlich leicht tiefer als am Freitag. Der Ölpreis reagierte gestern zunächst mit einem Anstieg auf die am Wochenende verkündete Ausnahmen bei der US-Zollpolitik. Am Nachmittag gab er jedoch wieder nach. Die OPEC senkte ihre Prognose für das Wachstum der globalen Nachfrage für die Jahre 2025 und 2026 um durchschnittlich 100'000 Barrel pro Tag.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine relevanten Wirtschaftszahlen publiziert. Diese Woche steht der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank im Fokus. Die Marktteilnehmenden erwarten eine weitere Zinssenkung. Mit Spannung wird die Einschätzung erwartet, wie sich die US-Zollpolitik auf das Wachstum in der Eurozone auswirken wird.

Céline Koster

Portraitfoto von Céline Koster, Strategieanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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