
01. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Einigung auf Budget-Haushalt vorerst gescheitert
Nach dem Scheitern einer Übergangsfinanzierung ist in den USA ein «Shutdown» eingetreten. Die Auswirkungen auf die Märkte sind in einer ersten Reaktion jedoch gering.
Im Fokus
Seit heute Morgen ist in den USA ein Shutdown der Bundesregierung in Kraft. Republikanern und Demokraten ist es nicht gelungen, sich auf einen Haushalt für das neue Fiskaljahr zu einigen. Mit dem Shutdown werden bis auf Weiteres sämtliche nicht zwingenden Bundesausgaben eingefroren. Die Regierung stellt auf Notbetrieb um. Nicht-essenzielle Behörden und Ämter bleiben geschlossen und die Angestellten werden in den Zwangsurlaub geschickt. Die Mitarbeitenden der übrigen Institutionen, wie zum Beispiel dem Grenzschutz, der Strafverfolgung oder der Flugsicherung müssen weiterhin bei der Arbeit erscheinen, allerdings ohne Bezahlung.
Geringe wirtschaftliche Auswirkungen erwartet
Die eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Bundesregierung dürfte im Alltag von Amerikanerinnen und Amerikanern teilweise spürbar sein. Wirtschaftlich werden die Auswirkungen jedoch begrenzt bleiben. Seit 1981 gab es in den USA 14 Shutdowns. In den meisten Fällen dauerten diese nur wenige Tage. Der längste Regierungsstillstand ereignete sich während Trumps erster Amtszeit: Im Dezember 2018 und Januar 2019 dauerte es 34 Tage, bis sich die beiden Parteien auf einen Haushalt einigen konnten. Wirtschaftliche Auswirkungen hatte die Shutdowns jedoch auch damals nur kurzzeitig. Die Gehälter der Bundesangestellten wurden bisher jeweils nachträglich ausbezahlt, sobald ein Haushalt vorlag. Temporär aufgeschobener Konsum wurde dabei nachgeholt. Donald Trump droht dieses Mal zwar mit der definitiven Entlassung von Mitarbeitenden diverser Bundesbehörden. Dies könnte aber auch als Drohgebärde in politischen Verhandlungen dienen.
Märkte warten auf Arbeitsmarktbericht
Je nach Dauer des Shutdowns betrifft dieser auch die Publikation von Konjunkturdaten. Der von den Finanzmärkten mit Spannung erwartete Bericht zum US-Arbeitsmarkt könnte nicht wie geplant am Freitag veröffentlicht werden. Von diesem Bericht erhofften sich die Marktteilnehmenden neue Hinweise zum Zustand des US-Arbeitsmarkts und damit zum Zinspfad der US-Notenbank. Zuletzt hat sich der Arbeitsmarkt in den USA merklich abgekühlt. Insbesondere wurden in den letzten Monaten deutlich weniger neue Stellen geschaffen. Ob sich dieser Trend auch im September fortgesetzt hat, könnte nun erst klar werden, wenn sich die beiden Parteien auf einen neuen Haushalt geeinigt haben. Sofern der Shutdown länger dauert, dürften auch weitere Konjunkturdaten betroffen sein – möglicherweise zum Teil sogar die Datenerhebung.
Finanzmärkte zeigen sich entspannt
Die Finanzmärkte haben in der Vergangenheit jeweils nur kurzfristig auf das politische Schauspiel reagiert. In einzelnen Fällen kam im Vorfeld Nervosität auf, die sich jedoch rasch legte und Kursrückgänge wurden wettgemacht. Auch diesmal zeigten sich die Finanzmärkte bislang gelassen und reagierten kaum auf den drohenden Regierungsstillstand. Wirtschaftlich dürfte der Stillstand somit bald vergessen sein. Doch auch wenn die Märkte gelassen bleiben, wirft der Shutdown ein Schlaglicht auf die Machtspiele in Washington und die wachsende politische Polarisierung – hilfreich für das Vertrauen in die USA ist dieses Schauspiel kaum.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.86%, SPI: +0.70%, SMIM: +0.06%
Der Schweizer Aktienmarkt legte am Dienstag trotz verhaltenem Start deutlich zu, verlor zum Handelsschluss jedoch etwas an Schwung. Die Anleger agierten aufgrund der Unsicherheit rund um den US-Haushalt und einen möglichen Regierungs-Shutdown vorsichtig. Eine Verzögerung bei der Publikation des US-Arbeitsmarktberichts könnte die Erwartungen an die Zinspolitik der Fed zusätzlich belasten. Der Leitindex SMI schloss knapp 0.9% höher. Unter den 20 Blue Chips gab es 16 Gewinner-Aktien und vier Verlierer. Nach einem zunächst freundlichen Handelsstart fielen die Aktien von UBS (-0.1%) minim in die Verlustzone. Die geplanten zusätzlichen Kapitalvorschriften könnten von derzeit rund USD 24 Mrd. auf 15 Mrd. gesenkt werden. CEO Sergio Ermotti zeigte sich bei einer Analystenkonferenz zuversichtlich, dass eine «gute Lösung» in Sicht ist. Nennenswerte Verluste gab es bei Kühne + Nagel mit einem Minus von 2.2%. Die Titel des Frachtlogistikers befinden sich nach wie vor in einem Abwärtstrend. Ein Überangebot an Containerschiffen und die schwache Konsumentennachfrage in den USA haben die Frachtraten auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gedrückt. Die Kosten für den Transport eines Containers über den Pazifik sind in der letzten Woche um etwa 10% gefallen, den tiefsten Wert seit Juli 2023. Zu der Vielzahl an Gewinnern gehörten Geberit (+1.4%), Nestlé (+1.4%), Lonza (+1.4%), Roche (+1.5%) und Amrize (+1.8%). Die Pharmaaktien profitierten von Spekulationen über einen baldigen Pharma-Deal des US-Präsidenten Donald Trump. Am breiten Markt waren die Titel von Swissquote (+3.4%), Kuros (+5.4%) und Rieter (+8.1%) stark gefragt. Unter Verkaufsdruck standen gestern Straumann (-2.7%), Huber + Suhner (-3.7%), Arbonia (-3.7%) und Avolta (-4.3%). Gestern wurde nachbörslich bekannt, dass Novartis von der US-Behörde FDA die Zulassung für Rhapsido erhalten hat. Das Medikament darf bei Erwachsenen mit chronischer spontaner Urtikaria (Nesselsucht) eingesetzt werden, wovon in den USA rund 1.7 Millionen Menschen betroffen sind. Zulassungsanträge laufen auch in der EU, Japan und China.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.42%, DAX: +0.57%
Die europäischen Aktienmärkte starteten am Dienstag schwach, schlossen dann aber überwiegend auf dem Tageshoch. Die Anlegerinnen und Anleger setzten weiterhin auf eine kurzfristige Einigung zwischen Republikanern und Demokraten im Haushaltsstreit. Der EuroStoxx50 stieg um 0.4% und der deutsche DAX um 0.6%. Der britische FTSE 100 legte 0.5% zu, der französische CAC40 gewann 0.2% hinzu. Auf Sektorenstufe legten sämtliche Bereiche ausser Zyklischer Konsum und Energie zu. Gefragte Sektoren waren Industrie, Nichtzyklischer Konsum, Kommunikationsdienste und Gesundheit.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.18%, S&P500: +0.41%, Nasdaq: +0.30%
Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten am Dienstag gelassen auf die drohende Gefahr eines «Shutdowns». In einem ruhigen Handelstag zeigten sich die Leitindizes in New York leicht im Plus und blieben damit knapp unter den Rekordständen der Vorwoche. Der DowJones schloss 0.2% im Plus, während der marktbreite S&P500 0.4% und der technologielastige Nasdaq 0.3% zulegten. Gegen Handelsende zogen die US-Pharmawerte stark an. Zu den grössten Gewinnern zählten Pfizer (+6.8%), Merck & Co (+6.8%) und Eli Lilly (+5.0%). Pfizer wird im Rahmen des staatlichen Medicaid-Programms Medikamente zu deutlich niedrigeren Preisen anbieten. Präsident Trump stellte zudem ähnliche Abkommen mit weiteren Pharmakonzernen in Aussicht. Diese Unternehmen werden voraussichtlich nächste Woche in das Weisse Haus eingeladen. Weitere Einzeltitel mit grösseren Kursbewegungen waren Amgen (+3.0%), Nvidia (+2.6%) und Salesforce (-3.3%). Auf Sektorenebene waren die Bereiche Industrie, Technologie und Gesundheit gefragt. Rückläufige Sektoren waren Kommunikationsdienste, Zyklischer Konsum und Energie.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.15%; DE: 2.71%; CH: 0.22%
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe legte gestern um 2 Basispunkte zu und notiert mit 4.15% in der Mitte des Handelsbandes vom September. Die ausgebliebene Last-Minute-Einigung im Haushaltsstreit könnte – je nach Dauer des Shutdowns – die Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten verzögern. Der vielbeachtete Bericht zum US-Arbeitsmarkt am Freitag wäre davon betroffen. Von ihm erhoffen sich die Marktakteure Hinweise zum Zustand des Arbeitsmarkts und zum weiteren Zinspfad der US-Notenbank.
Währungen
Euro in Franken: 0.9343
US-Dollar in Franken: 0.7949
Euro in US-Dollar: 1.1754
Im gestrigen Handelsverlauf sorgten die neusten Konjunkturdaten nicht für Impulse am Devisenmarkt. Der in den USA wegen des Haushaltsstreits heute Morgen um 6 Uhr in Kraft getretene «Shutdown der Bundesregierung» setzte den US-Dollar in einer ersten Reaktion leicht unter Abwertungsdruck, jedoch nur in begrenztem Ausmass.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 62.54 pro Fass
Goldpreis: USD 3'863.45 pro Unze
Die Aussicht auf ein höheres globales Angebot wirkt sich dämpfend auf die Preise am Ölmarkt aus, die US-Sorte WTI tendierte im September jedoch seitwärts. Die OPEC+ könnte für November eine weitere Fördererhöhung beschliessen. Die Erwartung ist gestiegen, dass beim Treffen am Sonntag eine Anhebung der täglichen Fördermenge um weitere 137’000 Fass beschlossen wird.
Gold hat im September seine Bestmarke mehrfach nach oben verbessert. Daraus resultierte ein Monatsplus in US-Dollar von 12%. Mit Blick auf die börsenkotierten Gold-ETFs war die Nachfrage von Anlegern als Absicherung und Diversifikation ungebrochen hoch.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Conference Board Konsumentenstimmung (September)
letzter: 97.8; erwartet: 96.0; aktuell: 94.2
Die Konsumentenstimmung in den USA hat sich eingetrübt – der Index des Conference Board fiel auf ein Fünf-Monats-Tief. Zwar zeigten sich die Konsumausgaben im dritten Quartal robust, doch in der jüngsten Umfrage bewerteten die Verbraucher die Geschäftsbedingungen weniger positiv und äusserten zunehmende Sorgen über den Arbeitsmarkt.
Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (September)
letzter: 96.2; erwartet: 97.0; aktuell: 98.0
Die Konjunkturaussichten in der Schweiz bleiben gedämpft. Das KOF-Konjunkturbarometer legte im September zwar auf 98.0 Punkte zu, jedoch von einer niedrigen Basis. Im August war der Index wegen der 39%-Zölle der USA auf den tiefsten Stand seit Oktober 2023 zurückgefallen. Bei den Unterkategorien zeigte sich ein gemischtes Bild: Die Indikatoren für die Auslandsnachfrage blieben insgesamt schwach, während die Konsumnachfrage unverändert verharrte.
Daniel Wachter

8021 Zürich

Roman Elbel

8021 Zürich

Florian Hiltpold

8021 Zürich

Céline Koster

8021 Zürich

Ihr nächster Schritt
Möchten Sie unsere Research-Berichte als Newsletter erhalten? Abonnieren Sie die Themen-Newsletter unseres Investment Centers oder verschaffen Sie sich mit unserem kompakten Anlagemagazin /sicht einen Gesamtüberblick.