
27. August 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Der US-Präsident verunsichert die Märkte
Die hiesigen Aktienmärkte reagierten moderat auf die neusten Drohungen Trumps. Heute stehen die Halbjahreszahlen von Accelleron und Stadler Rail sowie der Investorentag von Givaudan im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.37%, SPI: -0.41%, SMIM: -0.53%
Der Schweizer Aktienmarkt beendete den Dienstag moderat im Minus. Ein kurzer Mittagsaufschwung, getragen von Novartis, Roche und Nestlé, war nur von kurzer Dauer. Ein Unsicherheitsfaktor war die jüngste Drohkulisse von US-Präsident Donald Trump. Dieser stellte im Handelsstreit mit China neue Strafzölle in Aussicht, sollte die USA nicht ausreichend mit seltenen Erden beliefert werden. Zudem verschärften neue Angriffe Trumps auf die US-Notenbank die Sorgen um deren Unabhängigkeit. Besonders für Wirbel sorgte sein Vorhaben, Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung zu entlassen. Der SMI notierte zu Handelsschluss 0.4% tiefer als am Montag. Bei den 21 SMI-Werten standen sich am Ende des Börsentages 14 Verlierer sieben Gewinner gegenüber. Höhere Kurse verbuchten unter anderem Logitech (+0.3%), ABB (+0.4%) und Lonza (+0.9%). Die Holcim-Abspaltung Amrize gewann 1.0% hinzu und profitierte von einer Kurszielerhöhung eines Brokers. In die andere Richtung zeigte es gestern unter anderem für die Finanzwerte und Versicherer. Swiss Re verlor 0.9%, gefolgt von Sika (-1.0%), Sonova (-1.3%), Zurich Insurance (-1.7%), Partners Group (-1.9%) und Swiss Life (-2.0%). Am breiten Markt fielen Titel von Arbonia (+1.9%) und Flughafen Zürich (+2.3%) nach den gestrigen Zahlenvorlagen positiv auf. Rückläufig entwickelten sich die Aktien von Implenia (-5.0%), Vetropack (-9.3%) und TX Group (-9.6%). Die letzten beiden wurden von enttäuschenden Quartalszahlen belastet.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.11%, DAX: -0.50%
Die europäischen Aktienmärkte standen am Dienstag stärker unter Druck. Politische Unsicherheit in Frankreich, Zweifel an der Unabhängigkeit der US-Notenbank sowie neue Zolldrohungen der USA gegenüber China sorgten für Zurückhaltung bei den Anlegern. Der länderübergreifende Eurozonenleitindex EuroStoxx50 verlor 1.1%. Deutlichere Verluste musste der CAC40 hinnehmen, mit einem Kursrückgang von 1.7%. Die innenpolitische Krise rund um den Streit über den geplanten Sparhaushalt und der Vertrauensfrage geht in die nächste Runde. In London ging der FTSE100 nach dem verlängerten Wochenende um 0.6% zurück. Der deutsche DAX schloss 0.5% tiefer. Auf Sektorenebene befanden sich gestern sämtliche Bereich in der Verlustzone. Am meisten wurden die Sektoren Zyklischer Konsum, Gesundheit, Nichtzyklischer Konsum und Finanzwerte abgestraft.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.30%, S&P 500: +0.41%, Nasdaq: +0.44%
Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich am Dienstag trotz politischer Unsicherheiten robust. Nach einem zögerlichen Handelsauftakt wegen neuer Zollandrohungen und Zweifeln an der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed drehten die wichtigsten Indizes gegen Ende ins Plus. Der DowJones stieg um 0.3%, der S&P500 legte um 0.4% zu und der Nasdaq gewann ebenfalls 0.4% hinzu. Aus dem Technologiesektor kam positive Unterstützung für die US-Indizes, unter anderem von Chipdesigner Nvidia mit einem Kursanstieg von 1.1%. Die Anleger zeigen sich optimistisch angesichts der heute in der Nachbörse bevorstehenden Quartalszahlen. Deutlichere Kursgewinne verbuchte der Pharmakonzern Eli Lilly (+5.9%). Die Aktien reagierten nach positiven Ergebnissen aus einer späten Phase-3-Studie zu Orforglipron, einer Abnehmpille, klar positiv. In der Sektorenbetrachtung legten die Bereiche Gesundheit, Finanzwerte und Industrie zu, während Kommunikationsdienste, Immobilien und Nichtzyklischer Konsum rückläufig waren.
Unternehmensberichte
Accelleron verzeichnete im 1. Halbjahr 2025 einen Umsatzanstieg im Jahresvergleich von 20.3% auf USD 608 Mio. Der operative EBITA kletterte um 20.8% auf USD 154.9 Mio. Die EBITA-Marge verbesserte sich leicht auf 25.5%. Der Nettogewinn legte um 29.5% auf USD 114.7 Mio. zu. Die gesteigerten Umsätze basieren unter anderem auf Marktanteilsgewinnen im Bereich Turbolader, hoher Nachfrage im maritimen Servicegeschäft, inklusive Nachrüstungen, sowie einer starken Nachfrage nach Notstrom-, Ausgleichs- und Primärenergieanwendungen. Auch das Geschäft mit Einspritzsystemen und im Schienenverkehr entwickelte sich überdurchschnittlich. Accelleron bleibt trotz positiver Aussichten für die Marine- und Energiemärkte von den neuen US-Zöllen auf Schweizer Waren betroffen, die mit 39% angesetzt sind. Das Unternehmen reagiert darauf mit Anpassungen seiner Preisstrategie, der Neuausrichtung von Wertschöpfungsketten und der Steigerung der Betriebseffizienz. Accelleron bestätigt seinen im Juli gegebenen Ausblick für 2025 mit einem erwarteten Umsatzwachstum von 16% bis 19%. Aufgrund der aktuellen Zollsituation wird die Prognose für die operative EBITA-Marge um einen Prozentpunkt um ein Prozent auf 24% bis 25% gesenkt. Die ausgewiesenen Zahlen erfüllen die Analystenerwartungen, abgesehen vom gesenkten Ausblick.
Stadler Rail konnte im 1. Halbjahr 2025 Umsatz und Profitabilität steigern. Der Umsatz erreichte CHF 1.4 Mrd. (Vorjahr: CHF 1.3 Mrd.), der EBIT stieg auf CHF 36.9 Mio. (Vorjahr: CHF 28.2 Mio.). Die EBIT-Marge verbesserte sich auf 2.6%, 0.4% höher als im Vorjahr. Der Auftragseingang belief sich auf CHF 1.7 Mrd. Der Auftragsbestand blieb damit mit CHF 29.4 Mrd. auf einem hohen Niveau. Das Unternehmen bestätigt den Ausblick für 2025 und erwartet dank des Auftragsbestands und einer deutlich erhöhten Produktion einen Umsatzsprung auf über CHF 5 Mrd. im Jahr 2026. Bei stabilen Lieferketten und erfolgreicher Umsetzung der Massnahmen wird für 2025 ein Umsatzwachstum von über 10% und eine EBIT-Marge zwischen 4% und 5% erwartet. Mittelfristig hält Stadler eine EBIT-Marge von 6% bis 8% bei stabilem Umsatz für realistisch. Stadler Rail legte insgesamt ein gemischtes Zahlenset vor und verfehlte die Analystenerwartungen auf Stufe EBIT.
Givaudan hat seine Strategie für die Jahre bis 2030 vorgestellt und legt einen stärkeren Fokus auf organisches Wachstum, das nun jährlich zwischen 4% und 6% liegen soll. Der freie Cashflow soll dabei weiterhin mehr als 12% des Umsatzes ausmachen. Zudem plant das Unternehmen, gezielt passende Akquisitionen durchzuführen. Die neue Strategie setzt auf drei wesentliche Wachstumstreiber, die aus engeren Kundenbeziehungen, eine stärkere Präsenz in schnell wachsenden Märkten sowie eine Erweiterung des Produktportfolios zusammengesetzt sind. Ein zentraler Pfeiler der Unternehmensentwicklung sind Investitionen von rund 8% des Umsatzes in Innovationen. Im Fokus stehen dabei Themen wie grüne Chemie, Biotechnologie sowie Daten- und KI-Technologien.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.27%; DE: 2.72%; CH: 0.32%
Gemischt ausgefallene US-Konjunkturdaten gerieten gestern angesichts der Querelen um die US-Notenbank in den Hintergrund. Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen blieben insgesamt nahezu unverändert. An den europäischen Kapitalmärkten rückte Premierminister François Bayrou mit der Ankündigung eines Vertrauensvotums wegen des Haushaltsstreits in den Fokus. Da Oppositionsparteien bereits Widerstand signalisierten, droht eine Regierungskrise. Entsprechend legte der Risikoaufschlag französischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen leicht zu.
Währungen
Euro in Franken: 0.9350
US-Dollar in Franken: 0.8052
Euro in US-Dollar: 1.1614
Der US-Dollar stand gestern leicht unter Druck, behauptete sich aber über 0.80 Franken pro Dollar. Mit der anhaltenden politischen Einmischung in Personalentscheide der US-Notenbank bleibt das Vertrauen in den Greenback angekratzt. Auch der Euro gab seit Wochenbeginn zum Franken nach und fiel auf ein Dreiwochentief. Frankreichs Premierminister François Bayrou hat für den 8. September ein Vertrauensvotum über kritische Sparmassnahmen angesetzt, was die hohe Staatsverschuldung Frankreichs wieder stärker in den Anlegerfokus rückt.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 63.25 pro Fass
Goldpreis: USD 3'374.77 pro Unze
Der Goldpreis hält den Anstieg vom Freitag und steuert im August auf eine positive Monatsbilanz zu. Gegenüber Anfang Monat liegt das Edelmetall in US-Dollar aktuell rund 2.7% im Plus. Seit dem Allzeithoch im April bewegt sich der Goldpreis jedoch weiterhin in einem Seitwärtstrend.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Conference Board Konsumentenstimmung (August)
letzter: 98.7; erwartet: 96.5; aktuell: 97.4
Die Konsumentenstimmung in den USA hat sich im August wieder eingetrübt, jedoch weniger stark als erwartet. Der Index des Conference Board notiert weiterhin klar über dem Wert vom April, als das Vertrauen deutlich zurückging, liegt aber nach wie vor unter dem Niveau des Vorjahres. Die Umfrage verdeutlicht, dass Verbraucher die Auswirkungen der Zölle auf die Preise weiterhin aufmerksam verfolgen. So nahm in den schriftlichen Antworten die Erwähnung hoher Preise und Inflation, auch bei Lebensmitteln, wieder zu.
Florian Hiltpold

8021 Zürich

Daniel Wachter

8021 Zürich

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