
04. August 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Der Franken wird den Zöllen trotzen
Welche Auswirkungen der von den USA verhängte Zoll von 39% auf Schweizer Produkten auf die Aktien der Schweizer Firmen und auf die Zinsen in der Schweiz haben werden, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen.
Im Fokus
Welche Auswirkungen der von den USA verhängte Zoll von 39% auf Schweizer Produkten auf die Aktien der Schweizer Firmen und auf die Zinsen in der Schweiz haben werden, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Das einzige Schweizer Finanzinstrument, welches am Nationalfeiertag gehandelt wurde, ist der Franken. Der liess sich nicht viel anmerken. Gegenüber dem Euro wurde er etwas billiger, wobei lediglich die Preisbewegung des Vortages kompensiert wurde. Gegenüber dem US-Dollar legte er markant zu, als die Arbeitsmarktzahlen in den USA die Erwartungen nicht erfüllten. Für die weitere Entwicklung des Frankens wird wichtig sein, ob und wie die wirtschaftliche Stabilität der Schweiz in Frage gestellt wird und wie die SNB reagiert.
Wirtschaftliche Abschwächung ja, aber wie stark?
Dass sich die Zölle negativ auf die Wirtschaft auswirken werden, ist unbestritten. Wird sich das BIP um 0.3% reduzieren oder um 0.7% oder ist gar eine Rezession unausweichlich? Diese Schätzungen basieren alle auf Annahmen, die unklar und unsicher sind. Wichtig wird auch sein, wie sich die betroffenen Unternehmen an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Zudem laufen wirtschaftliche Prozesse langsam ab. Vergleiche mit der Pandemie, als mehr oder weniger die gesamte Wirtschaft per Dekret sofort stillgelegt wurde, sind reichlich übertrieben. Auf den Franken hat die Konjunktur in der Schweiz nur einen geringen Einfluss. Die ausländischen Akteure, die den Franken aus Portfoliosicht handeln, interessieren sich nicht für das Schweizer BIP-Wachstum. Investitionsbedingte Devisengeschäfte im Franken sind im Vergleich zum Gesamtvolumen überschaubar und für die Kursentwicklung nicht entscheidend.
Wie reagiert die SNB?
Relevanter ist, wie die SNB auf die zu erwartende Abschwächung der Konjunktur reagieren wird. Wird sie den Leitzins senken und Negativzinsen in Kauf nehmen? Zinssenkungen nützen den betroffenen Unternehmen nicht viel. Geholfen wird damit vor allem dem Immobilienmarkt, der die Hilfe als lokaler Markt nicht benötigt. Daher rückt die Haltung der SNB gegenüber dem Franken in den Vordergrund. Dass sie den Franken massiv und über eine längere Zeit schwächen wird, ist unwahrscheinlich. Dazu müsste sie bereit sein, unbeschränkt Devisenreserven aufzubauen und den Zorn der Amerikaner auf sich zu ziehen. Sie wird sich jedoch gegen eine Aufwertung des Frankens wehren, wobei das nicht einfach sein wird, wenn die Amerikaner das Vertrauen in den US-Dollar weiter untergraben. Punktuelle Interventionen seitens der SNB werden aber zahlreicher werden.
Der Franken bleibt ein sicherer Hafen
Der Mythos des Frankens als sicherer Hafen wird durch den Zoll von Trump nicht an Strahlkraft verlieren. Sollte die US-Wirtschaft stärker auf die Handelspolitik der Regierung reagieren oder die politischen Rundumschläge der Amerikaner noch an Willkür und Stärke zulegen, wird die Unsicherheit an den Finanzmärkten zunehmen. In einem solchen Umfeld wird der Franken gesucht sein, tiefen Zinsen und hohen US-Zöllen zum Trotz. Auf eine Abschwächung des Frankens zu spekulieren, weil die US-Zölle die Schweizer Wirtschaft belasten, ist kein erfolgsversprechender Trade.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte
Dow Jones: -1.23%, S&P500: -1.60%, Nasdaq: -2.24%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -2.90%, DAX: -2.66%, SMI: geschlossen
Asiatische Märkte
Nikkei 225: -1.46%, HangSeng: +0.49%, S&P/ASX 200: -0.12%
Es war kein einfacher Wochenabschluss für die Aktienmärkte. Donald Trump warf einmal mehr mit seinen Zöllen um sich. Da die Schweizer Börse am Freitag geschlossen war, werden sich die Auswirkungen des Zolls für die Schweizer Firmen erst heute in den Aktienkursen zeigen. Zudem nährten die nach unten korrigierten Arbeitsmarktzahlen der letzten beiden Monate die Zweifel, ob die US-Wirtschaft sich nicht doch stärker abschwächen wird. Der S&P 500 verlor letzte Woche 2.36%. Die europäischen Aktien sanken 3.49%, während der Swiss Performance Index die verkürzte Woche mit einem Minus von 1.12% abschloss.
Die Aktienmärkte zeigten sich bislang gegenüber den amerikanischen Zolldrohungen erstaunlich gelassen. Unter den Marktteilnehmern ist die Annahme verbreitet, dass Trump seine Drohungen am Ende doch nicht vollumfänglich umsetzen und viele Ausnahme zubilligen wird. Ein stabilisierender Faktor bleibt zudem der weltweite KI-Boom und die starke Chip-Nachfrage. In Europa wirken Infrastruktur- und Rüstungsinvestitionen unterstützend. Die US-Konjunktur bleibt vorderhand auch robust. Die Dynamik am Arbeitsmarkt schwächt sich zwar ab, aber insgesamt ist die Lage weiterhin gut. Von Rezession ist derzeit keine Rede. Die ökonomischen Folgen vieler Zollmassnahmen treten allerdings erst zeitverzögert ein. Der Aufschwung an den Aktienmärkten beruht jedoch zunehmend auf wenigen Titeln, was die Anfälligkeit für Korrekturen erhöht. In diesem Umfeld muss man sich zurückhaltend positionieren und die Lage aufmerksam beobachten. Der Fokus liegt auf einer konsequenten Diversifikation des Portfolios.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J: USA: 4.243%; DE: 2.679%; CH: 0.364%
Die schwachen Arbeitsmarktzahlen in den USA haben die Erwartungen gestärkt, dass die Fed im September den Leitzins senken wird. Die starke Bewegung nach untern bei den US-Renditen hat aber auch damit zu tun, dass spekulative Positionen, die auf höhere Zinsen setzten, aufgelöst wurden. Wichtiger wird sein, wie der Kapitalmarkt die schon fast pausenlosen Angriffe Trumps auf die Unabhängigkeit der Fed werten wird.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8052
Euro in US-Dollar: 1.1579
Euro in Franken: 0.9324
Der Höhenflug des US-Dollar auf über 81 Rappen zum Franken war nur ein kurzes Strohfeuer. Die Zweifel, dass die US-Wirtschaft das Zoll-Gewitter Trumps doch nicht unbeschadet überstehen wird, haben das Vertrauen in den Greenback wieder angeknackst.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 67.16 pro Fass
Goldpreis: USD 3'361.45 pro Unze
Die Nachfrage nach Gold ist ungebrochen. Daran wird sich so schnell nicht viel ändern. Das Gold wird seine Funktion als sicherer Hafen und als stabilisierendes Element im Portfolio weiterhin behalten.
Wirtschaft
USA: Non Farm Payrolls (Juli) letzte: 14’000; erwartet: 104’000; aktuell: 74’000
USA: Arbeitslosenrate (Juli) letzte: 4.1%; erwartet: 4.2%; aktuell: 4.2%
Der US-Arbeitsmarkt hat sich deutlich abgekühlt. Auffallend ist die starke Revision der Zahlen für den Mai und den Juni um 258'000 Stellen nach unten. Der Hauptgrund liegt einerseits in einer Anpassung des Samples im Ausbildungsbereich. Zudem melden die Unternehmen ihre Daten weniger schnell als früher, was generell zu grösseren nachträglichen Korrekturen führt. Die Arbeitslosenrate liegt mit 4.2% trotz eines leichten Anstiegs aber immer noch auf einem tiefen Niveau.
Thomas Stucki

8021 Zürich

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