19. Mai 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Der Euro präsentiert sich als Alternative zum Dollar

Während den turbulenten letzten Wochen hat sich der Euro gut gehalten. Gegenüber dem Franken hat er nur in den Tagen unmittelbar nach den Zollankündigungen von Trump etwas verloren und handelt ungefähr auf dem Niveau von Anfang Jahr. Gegenüber dem US-Dollar hat er rund 8% an Wert zugelegt.

Im Fokus

Die regelmässigen Leserinnen und Leser unseres Marktkommentars wissen, dass wir nicht zu den glühenden Anhängern des Euro zählen und seine Zukunft kritisch sehen, auch und vor allem im Verhältnis zum Franken. Während den turbulenten letzten Wochen hat sich der Euro aber gut gehalten. Gegenüber dem Franken hat er nur in den Tagen unmittelbar nach den Zollankündigungen von Trump etwas verloren und handelt ungefähr auf dem Niveau von Anfang Jahr. Gegenüber dem US-Dollar hat er rund 8% an Wert zugelegt. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Euroländern, die schwierigen Entscheidungsmechanismen in Europa und die schwächelnde Konjunktur sind genau so wenig verschwunden wie die zahnlosen Sanktionsmechanismen bei der fehlenden Finanzdisziplin der Euroländer. Dennoch kann sich der Euro gegenüber grossen Investoren wie den Zentralbanken als mögliche Alternative zum US-Dollar positionieren.

Euro wird für Zentralbanken interessant

Vor der Finanzkrise 2008 waren rund 25% der bekannten Devisenreserven der Zentralbanken in Euro investiert. Im Zuge der Eurokrise wurde dessen Anteil auf 20% reduziert. Der Anteil des US-Dollars an den Devisenreserven nimmt schon seit längerem langsam ab, beträgt aber immer noch 60%. Die erratische und impulsive Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung hat das Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA als Schuldner und in den US-Dollar als stabile Währung aber beschädigt. Viele Zentralbanken werden ihre Abhängigkeit vom Dollar weiter reduzieren wollen. Neben dem Gold wird auch der Euro davon profitieren. Deutsche Bundesanleihen sind für die Zentralbanken dank ihrer Liquidität und Solidität eine gesuchte Anlagemöglichkeit. Das gleiche gilt für die geplanten Emissionen von gemeinschaftlich garantierten Anleihen der EU für die Finanzierung der Aufrüstung in Europa. Die Nachfrage nach diesen Anleihen wird riesig sein. Alternativen zum US-Dollar oder zum Euro gibt es für die Zentralbanken nicht. Entweder ist der Markt in den anderen Währungen zu klein und zu wenig liquid, das Vertrauen in das Land zu gering oder die Währung ist nicht frei handelbar oder stabil genug.

Ersetzen des US-Dollar ist nicht möglich

Der US-Dollar wird seine Position als grösste Reservewährung nicht verlieren. Dazu ist die Differenz zum Euro zu gross. Wenn aber nur ein paar Prozentpunkte der insgesamt über 12'000 Milliarden US-Dollar an globalen Devisenreserven umgeschichtet werden, bedeutet das einen markanten Fluss von Geldern aus den USA in Richtung Europa. Ähnlich wie das Gold wird der Euro durch die zunehmende Nachfrage seitens der öffentlichen Investoren gut abgestützt.

Euro zum Franken stabil

Der Eurokurs zum Franken wird sich stabil entwickeln, solange die Politik der Amerikaner nicht verlässlicher wird. Das ist positiv für die Schweizer Exporte in den Euroraum. Positiv ist es aber auch für die SNB, die bei einer wahrscheinlichen weiteren Abschwächung des US-Dollars weniger unter Druck gerät, etwas gegen den starken Franken zu tun. Die grundlegenden Probleme des Euro werden dadurch jedoch nicht gelöst, sondern lediglich in den Hintergrund gedrängt.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.78%, S&P500: +0.70%, Nasdaq: +0.52%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.29%, DAX: +0.30%, SMI: +0.88%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.73%, HangSeng: -0.47%, S&P/ASX 200: -0.63%

Die positive Stimmung an den Aktienmärkten nach dem handelspolitischen Waffenstillstand zwischen den USA und China hält an. Wie lange dieser Burgfrieden dauern wird, ist aber offen. Der S&P 500 legte letzte Woche 5.27% zu. Die europäischen Aktien stiegen 2.22%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 2.16% abschloss.

Der erste Schock an den Aktienmärkten nach den Zollankündigungen von Donald Trump ist verdaut. Zuletzt zeigten sich Erholungstendenzen. Die zwischenzeitlich starken Tagesschwankungen haben spürbar nachgelassen, was positiv ist. Dennoch bleibt die Frage, wie stark die Zölle die Konjunktur belasten werden. Je länger die Unsicherheit anhält, desto stärker fallen die wirtschaftlichen Schäden aus. Mit starken Kursschwankungen ist deshalb weiterhin zu rechnen. In diesem Umfeld muss man sich zurückhaltend positionieren und die Lage aufmerksam beobachten. Der Fokus muss auf einer konsequenten Diversifikation des Portfolios liegen.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.507%; DE: 2.590%; CH: 0.329%

An den Obligationenmärkten ist es ruhiger geworden. Die US-Zölle zeigen sich bisher nur punktuell in höheren Preisen, da zuerst die vorausschauend aufgefüllten Lagerbestände abgebaut werden. Daher lässt sich die Fed Zeit und verzichtet auf verlässliche Hinweise zu ihrer Zinspolitik.           

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8363
Euro in US-Dollar: 1.1184
Euro in Franken: 0.9352

An den Devisenmärkten ist es ebenfalls ruhiger geworden. Trotz der momentanen Ruhe rund um die Zölle gelingt es dem US-Dollar jedoch nicht, seinen Wertverlust vom April zu kompensieren. Daran dürfte sich nichts ändern, solange jederzeit wieder mit einer negativen Überraschung aus dem Weissen Haus gerechnet werden muss.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 62.23 pro Fass
Goldpreis: USD 3'218.27 pro Unze

Die Preisschwankungen beim Gold nehmen zu. Der starke Anstieg des Goldes hat auch viel spekulatives Geld angelockt, das nun entsprechend nervös ist. Ist es rund um Trump ruhig, sinkt der Goldpreis und umgekehrt.

Wirtschaft

USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (Mai) letztes: 52.2; erwartet: 53.4; aktuell: 50.2

Die Stimmung bei den amerikanischen Konsumenten ist auf den tiefsten Stand seit dem Höhepunkt der Inflation von 2022 gesunken. Die Leute erwarten für die nächsten Monate stark steigende Preise und beurteilen ihre finanzielle Situation als schlecht. Das Ergebnis der Umfrage darf jedoch nicht überinterpretiert werden. Die Konsumenten, die sich als Republikaner bezeichnen, beurteilen die Lage immer noch als gut, während die den Demokraten zugeneigten Konsumenten in der Tristesse versinken.

Thomas Stucki

Portraitfoto von Thomas Stucki, Leiter Investment Center bei der St.Galler Kantonalbank
Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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