
11. April 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
CH-Aktienmarkt durch US-Zollpolitik dominiert
Die Zollpolitik von US-Präsident Trump bewegt die Märkte weiterhin. Die Ankündigung der 90-tägigen Zollpause sorgte gestern für eine positive Reaktion am Schweizer Aktienmarkt. In der Schweiz steht heute der Zwischenbericht von Bossard im Mittelpunkt.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +3.28%, SPI: +3.14%, SMIM: +2.49%
Die von US-Präsident Trump angekündigte 90-tägige Zollpause sorgte auch beim Schweizer Aktienmarkt für Kursgewinne. In diesen 90 Tagen sollen weitere Verhandlungen stattfinden, wobei während diesem Zeitraum ein reduzierter Zollsatz von 10% gilt. Einzig China ist davon ausgenommen und die Zölle von 125% bzw. die am gestrigen Abend revidierten 145% bleiben bestehen. Die Aktienmärkte bleiben darum weiter von der Zollpolitik Trumps sowie den damit einhergehenden Sorgen um die weitere Entwicklung der Weltkonjunktur dominiert. Die Kursgewinne waren zunächst deutlich im Plus, bröckelten danach aber ab und schlossen teilweise deutlich unter dem Tageshöchststand. Der Schweizer Leitindex SMI ging mit einem Plus von 3.3% am stärksten aus dem Handel. Der marktbreite SPI gewann währenddessen 3.1% hinzu, dahinter reihte sich der klein- und mittelkapitalisierte SMIM (+2.5%) ein. Zu Handelsbeginn lagen die Kursgewinne bei einigen Werten wie Sandoz, Straumann oder auch Partner Group bei mehr als 15%. Diese konnten aber nicht bis Handelsschluss gehalten werden. Alle 20 Blue Chips im SMI notierten in der Gewinnzone. Dabei gehörten die Werte, die zuletzt deutlich unter Abgaben litten, zu den stärksten Gewinnern, während die defensiven Werte, die sich in den letzten Tagen relativ stabil entwickelten, auf den hinteren Rängen zu finden waren. Swiss Re stand mit einem Plus von 6.5% an der Spitze des SMI. Dahinter folgten Partners Group (+6.0%), ABB (+5.2%) und Richemont (+5.2%). Am Tabellenende waren der Telekomkonzern Swisscom (+0.7%) zu finden, der sich über die letzten Tage sehr stabil halten konnte. Auch die Indexschwergewichte Nestlé (+1.3%) und Novartis (+2.1%) schnitten eher etwas unterdurchschnittlich ab. Konkurrentin Roche (+3.2%) konnte sich indes etwas besser halten. Givaudan konnte gestern mit den Umsatzzahlen zum 1. Quartal die Analystenerwartungen übertreffen. Die Aktie legte um 3.3% zu. Auch der Spezialist für Röntgen- und Hochfrequenztechnologie Comet (+8.3%) überzeugte mit den 1. Quartalszahlen und übertraf die Analystenerwartungen. In Bezug auf die US-Zölle sieht sich Comet aufgrund der starken Marktstellung gut positioniert. Auf dem falschen Fuss wurden die Marktteilnehmer gestern hingegen beim Schokoladenproduzenten Barry Callebaut erwischt. Das 1. Halbjahresergebnis 2024/25 des verschobenen Geschäftsjahres fiel schwächer aus als antizipiert. Barry Callebaut musste einen stärkeren Volumenrückgang als erwartet ausweisen und verlor somit Marktanteile. Aufgrund der laufenden Restrukturierung und des volatilen Kakaopreises rechnet das Management neu mit einem Rückgang der Verkaufsvolumen im mittleren, einstelligen Prozentbereich. Die Aktie wurde auf Talfahrt geschickt und verlor 21.5%.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +4.26%, DAX: +4.53%
Die europäischen Aktienmärkte reagierten auf die von Präsident Trump angekündigte 90-tägige Zollpause mit Euphorie. In dieser Zeit wird ein Zollsatz von 10% eingeführt, einzig für China belaufen sich die Importzölle insgesamt auf 145%. Die Aktienmärkte werden weiterhin von der erratischen Zollpolitik und den möglichen Folgen für die Weltkonjunktur getrieben. In diesem Umfeld gewann der italienische FTSE MIB mit einem Plus von 4.7% am stärksten hinzu, gefolgt vom deutschen DAX, der 4.5% avancierte. Aus Branchensicht gab es keine Verlierer. Die stärksten Avancen verzeichneten die Sektoren Technologie, Finanzen und Industrie, welche zuletzt deutlich unter Abgabedruck litten. Der Softwarekonzern SAP führte mit einem Plus von 7.3% den DAX an.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -2.50%, S&P 500: -3.46%, Nasdaq: -4.31%
Nach den starken Avancen am Mittwoch gaben die US-Aktienmärkte gestern wieder deutlich nach. Die Ankündigung, dass die Zölle auf chinesische Güter nun bei 145% und nicht wie angekündigt bei 125% liegen werden, sorgte für Abgabedruck. Somit bleibt die Zollpolitik des US-Präsidenten weiterhin das Hauptthema der Marktteilnehmer. Insbesondere der technologielastige Nasdaq verlor mit einem Minus von 4.3% am stärksten. Der marktbreite S&P500 verlor 3.5%, während der DowJones um 2.5% tiefer schloss. Auf Sektorensicht schwang einzig der defensive Bereich Nichtzyklischer Konsum obenauf, während die zyklischen Sektoren Energie, Technologie und Kommunikationsdienste deutliche Verluste verzeichnen mussten. Nachdem die «Glorreichen Sieben» am Mittwoch noch teils zweistellige Kursgewinne auf die angekündigte Zollpause verbuchten, ging es gestern wieder abwärts. Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla gaben zwischen 2.3% und 7.3% nach. Der Sportartikelhersteller Nike gehörte mit einem Minus von 8.3% zu den schwächsten Werten im DowJones Index. Nike, der von den Zöllen auf chinesische Güter besonders stark betroffen ist, da sich ein Grossteil der Produktion in China befindet, sackte damit auf den niedrigsten Stand seit Ende 2017 ab.
Unternehmensberichte
Der Computerzubehörhersteller Logitech gab gestern Abend bekannt, die Jahresziele 2025/26 aufgrund der zunehmenden Unsicherheiten wegen der US-Zollpolitik auszusetzen. Logitech produziert rund zwei Fünftel der Produkte in China. Die Zielsetzung bis Ende März 2024/25 wurde hingegen erreicht. Logitech strebte einen Umsatz zwischen USD 4.54 und 4.57 Mrd. sowie einen EBIT zwischen USD 755 und 770 Mio. an.
Der industrielle Beschaffungspartner Bossard legte heute Morgen die Umsatzzahlen zum 1. Quartal 2025 vor. Der Umsatz konnte um 10.3% auf CHF 283.9 Mio. gesteigert werden, was vor allem auf Akquisitionen zurückzuführen war. Organisch hätte hingegen ein Rückgang von 1.6% resultiert. Der wichtigste Markt Europa wuchs um 18.5% auf CHF 177.7 Mio., während die Verkaufserlöse in Asien um 11.8% auf CHF 46.5 Mio. anstiegen. Die Abkühlung in China wurde von zweistelligen Wachstumsraten in Indien und Malaysia überkompensiert. Einzig die Region America war um 9.3% auf CHF 59.7 Mio. rückläufig, was auf eine schwache Nachfrage des US-Industriesektors im Bereich Elektrofahrzeuge und Landwirtschaft zurückzuführen war. Aufgrund des aktuellen Handelskonflikts und der Zollpolitik kann Bossard nicht absehen, wie sich die Wirtschaft in den kommenden Quartalen entwickeln wird. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen rechnet das Unternehmen mit einer gedämpften Wirtschaftsnachfrage im 1. Halbjahr 2025. Die Mittelfristziele und die Umsetzung der Strategie 200 werden bestätigt. Der Umsatz liegt über den Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.43%; DE: 2.58%; CH: 0.47%
Nach der Ankündigung der 90-tägigen Zollpause bleibt die Bewegung im US-Zinsgefüge hoch. Besonders die langfristigen US-Renditen legten gestern erneut zu: Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Anleihe stieg um 10 Basispunkte auf über 4.40%, während der 30-jährige Treasury knapp unter 5% notiert. Die US-Notenbank (Fed) steht vor der Herausforderung, die wirtschaftlichen und inflationären Folgen der US-Handelspolitik einzuordnen. Zwar zeigten die Inflationsdaten für März einen Rückgang, doch dürften sich die Effekte der Zollpolitik erst mit Verzögerung in den Daten niederschlagen.
Währungen
Euro in Franken: 0.9269
US-Dollar in Franken: 0.8220
Euro in US-Dollar: 1.1272
Von der US-Zollwende am Mittwoch konnte der US-Dollar nicht nachhaltig profitieren und steht seither unter Abgabedruck. Der Dollar-Index, der die Entwicklung gegenüber einem Korb wichtiger Handelswährungen abbildet, verlor gestern 2%. Zum Franken gab der Dollar 3.8% nach – ein Ausdruck sowohl der Dollar-Schwäche als auch der Franken-Stärke.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 60.59 pro Fass
Goldpreis: USD 3'199.03 pro Unze
Der Ölpreis der Sorte WTI bewegt sich weiterhin um die Marke von 60 US-Dollar pro Fass. Die Ausweitung der Opec-Förderquoten sowie eine vorsichtigere Einschätzung der globalen Konjunktur halten den Preis in der Nähe des Jahrestiefs. Zusätzliche Verunsicherung bringt die US-Zollpolitik gegenüber China – mit kumulierten Zöllen von nun 145%.
Neben dem Schweizer Franken suchen Anleger verstärkt nach weiteren sicheren Häfen: Der Goldpreis stieg gestern – wie bereits am Vortag – um 3% auf ein neues Rekordhoch. Trotz des hohen Preisniveaus bleibt die Nachfrage seitens Zentralbanken und Investoren robust.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: CPI-Inflationsrate (März)
letzte: 2.8%; erwartet: 2.5%; aktuell: 2.4%
In den USA hat sich die Inflation im März unter anderem aufgrund niedrigerer Energiepreise abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresvergleich um 2.4%, nachdem die Inflationsrate im Februar noch bei 2.8% gelegen hatte. Die Kerninflationsrate, die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, sank auf 2.8% und lag damit ebenfalls unter dem Vormonatswert. Der Rückgang der Inflation ist grundsätzlich positiv, bringt jedoch vorerst nur begrenzte Entlastung für US-Konsumenten, Unternehmen und die Notenbank. Die Auswirkungen der US-Zollpolitik werden sich in den kommenden Monaten mit Verzögerung in den Daten niederschlagen.
Daniel Wachter

8021 Zürich

Angela Truniger

8021 Zürich

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